Selbermach Samstag VIII

Welche Themen interessieren euch, welche Studien fandet ihr besonders interessant in der Woche, welche Neuigkeiten gibt es, die interessant für eine Diskussion wären und was beschäftigt euch gerade?

Welche interessanten Artikel gibt es auf euren Blogs oder auf den Blogs anderer? Welches Thema sollte noch im Blog diskutiert werden?

„Der traurige Feminismus“

Helga Hansen ist der traurige Feminismus und wünscht sich die Revolution.

Sie zählt dabei einige Benachteiligungen auf, die sie erlitten hat und die sie als Unterdrückungsmechanismen sieht:

„Ihr Mann verdient doch gut, da brauchen wir sie nicht befördern.“

Mitunter habe ich ja den bösartigen Gedanken, dass gerade radikale Feministinnen so etwas häufiger hören als andere. Einfach weil man weiß, dass man sie damit trifft. Aber wenn es tatsächlich zu ihr gesagt wurde und auch so gemeint war, dann ist es natürlich schlecht.

„Die Leistungskriterien in unserer Firma haben nichts mit Leistung, aber mit männlich-besetzen Eigenschaften zu tun.“

Da Geschlechtszuweisungen an Eigenschaften eigentlich gerade in der feministischen Theorie weit verbreitet sind hat das eine gewisse Ironie: in anderen Zusammenhängen fände man bestimmt eine Feministin, die viele der Eigenschaften, um die es da vielleicht geht, als männlich oder patriarchalisch bezeichnen würde: vielleicht wären das Überstunden, wettbewerbsbezogenheit, sprich alles, was das patriarchal-kapitalistische System so stützt. Wenn man es essentialistisch meint in dem Sinne, dass diese Eigenschaften nur Männer haben können, dann wäre es natürlich um so falscher.

„Ich war die erste Frau in dem Institut und die sagten gleich, ich werde Probleme bekommen. Die haben mir die Probleme dann auch gemacht.“

Das eine radikale Feministin, die sich beständig unterdrückt fühlt und überall frauenfeindliche Strukturen sieht Probleme bekommt, wenn sie nur von Männern umgeben ist, das erstaunt mich jetzt wenig. Es ist eine recht einfache Vorhersage. Es wäre interessant, dass daraufhin zu untersuchen.

„Gute Mitarbeiter werden knapp, also müssen wir jetzt auch gut ausgebildete Frauen einstellen.“

Kein schöner Satz. Aber gerade gut ausgebildete Frauen haben eben auch den Nachteil in die Erziehungszeiten zu gehen. Das kann bei der einzelnen Frau anders sein, aber es ist für die Gruppe, der sie angehört jedenfalls der Fall. Was nachteilig für den Arbeitgeber ist.

„Pass auf Deinen Ruf auf, Du wechselst so oft den Freund.“

Meiner Meinung nach haben Männer, die pausenlos die Freundin wechseln auch nicht den besten Ruf, was Beziehungen angeht. Es ist zwar eine andere Abwertung, aber auch da wollen viele Frauen nicht die nächste für ein paar Wochen sein.

Ich habe sexualisierte Gewalt demütigend ertragen und mich nicht gewehrt. Ich habe mich gegen sexualisierte Gewalt gewehrt und bin demütigend ausgelacht worden. Ich habe mich gegen sexualisierte Gewalt gewehrt und bin dafür geschlagen worden.

Auch hier wären die Einzelfälle interessant. Gerade im feministischen kann sexualisierte Gewalt ja eine weite Bedeutung haben.

Männliche Raumeinnahme bedeutet nicht nur nervige Breitmachmacker, sondern auch Männer, die eine im Straßenverkehr lachend von der Fahrradspur verdrängen und in Gefahr bringen.

Breitmachmacker sind Leute, die zu breitbeinig sitzen, wenn ich richtig informiert bin. Meines Wissens werden allerdings nicht beständig Frauen von der Fahrradspur abgedrängt und auch die wenigsten Männer drängen Frauen von der Fahrradspur ab.

Selbst in ach-so-aufgeklärten Räumen vergeht kaum ein Abend, an dem einer Frau nicht „Ausziehen!“ oder „Was ist denn Deine Körbchengröße?“ hinterhergerufen wird.

Der selben Frau? Jeden Abend?

Was sind nun ihre Forderungen aus diesen Vorfällen:

Und immer noch läuft soviel falsch in diesem System. Sind die Nachteile für Frauen strukturell bedingt. Ist der Backlash real. Warum sind Feminist_innen und Frauen heute eigentlich nett? Wo bleibt der explizite hate speech auf das System und die realen Arschlöcher, die uns bedrohen und verletzen?

PS: Ich kann den nicht anstiften. Ich sitze zu Haus und habe keine Kraft dazu. Ich bin der traurige Feminismus.

Also der Aufruf nicht mehr nett zu sein. Zu mehr Hate speech. Wie sie mit dieser Einstellung nur Probleme bekommen? Wer würde sie da nicht befördern wollen? Wer würde da nicht mit ihr in einer Beziehung bleiben wollen? Schuld an allem muss die diskriminierende Struktur sein.