Selbermach Samstag VI

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Piraten, die Frauenquote und Frauen in der Politik

Vielleicht ist es noch ein Nachklang meines eigenen offenen Briefs an die Piraten, aber wenn aus dieser Ecke Kritik am Genderfeminismus und dessen unsubstantiierten Diskriminierungsvorwurf kommt, dann freut mich das immer besonders.

Hier schreibt Alyama etwas in diese Richtung:

In letzter Zeit häufen sich allerdings die Leute, die äussern, dass Frauen bei den Piraten systematisch benachteiligt und diskriminiert würden. Ich entgegne dann, dass das schon auf manche Frauen zutreffen könnte, dass ich mich aber ganz und gar nicht benachteiligt und diskriminiert fühle. Die Standard-Antwort in dem Fall ist dann, dass ich das halt eben nur nicht merke

Ich merke das nicht? Seriously? Ich habe ALLES was ich je angepackt habe innerhalb der Piraten, auch erreicht. Siehe oben. Wollt ihr mir wirklich einreden, ich hätte als Mann einen besseren Listenplatz bekommen? Wollt ihr wirklich behaupten dass z.B. Anke Domscheidt-Berg, wäre sie ein Mann, auf Listenplatz 1, statt Listenplatz 2, gewählt worden wäre?

Mich würde als Frau auch dieses frauenfeindliche „Du bist halt zu doof, deine eigene Diskriminierung zu sehen“ stören. Gerade wenn man in einem bestimmten Bereich einen guten Einblick in die Vorgänge hat und daher die Strukturen eigentlich besser einschätzen kann. Und gerade in der Politik ist es eben nicht die Diskriminierung innerhalb der Partei, im Gegenteil die meisten Frauen suchen händeringend nach Frauen, die entsprechende Posten übernehmen wollen.

as ist nicht so, weil die bösen Männer in der Partei uns Frauen den Erfolg nicht gönnen. Da steckt kein System dahinter. Wir haben wenige Frauen auf aussichtsreichen Listenplätzen, weil wenige Frauen kandidiert haben. Es haben wenige Frauen kandidiert, weil wir wesentlich weniger Frauen als Männer in der Partei haben. Nehmen wir BaWü als Beispiel: Auf der Landesliste 1-10 befinden sich zwei Frauen. Auf den weiteren Listenplätzen sind nochmal zwei Frauen vertreten, sind also insgesamt 4 von 30. Zehn Frauen haben im Wiki ihre Kandidatur für die Landesliste bekannt gegeben, auf der Aufstellungsversammlung selbst waren (soweit ich das gerade noch nachvollziehen kann) davon nur sechs anwesend um ihre Kandidatur aufrecht zu erhalten. Darunter einige, die man vorher nie gesehen hatte und deren Vorstellungen mitunter auch sehr fraglich waren. Hätte man die nun wählen müssen, damit man ein reines Gewissen hat und sagen kann, es seien total viele Frauen auf die Liste gekommen? Ne, find ich nicht. Ich möchte nach Kompetenz wählen und das habe ich getan. Und ja, die meisten Leute die ich für kompetent erachtet habe (und das auch immer noch tue) waren nunmal Männer. Nicht weil sie Männer sind, sondern weil sie viel für die Piraten getan haben, weil sie mit Leidenschaft bei der Sache sind und weil ich ihnen vertraue.

Ich denke, dass das ein wichtiger Punkt ist: Die Männer, die gewählt werden sind meist kompetent und man wählt sie gerne. Die weiblichen Kandidaten, die tatsächlich aktiv sind sind häufig auch kompetent und man wählt sie gerne. Es sind aber weniger. Und dann kommen noch welche hinzu, die einfach nur kandidieren, weil sie meinen, dass mehr Frauen vorhanden sein sollten, aber eigentlich gar nicht kandidieren wollen. Die wählt man nicht gerne.

Was verständlich ist. Gerade die Piraten leben eben von persönlichen Beziehungen und einem durch Einsatz im Internet oder in passenden Diskussionsrunden erarbeiteten Status. Den scheinen sich aber weitaus weniger Frauen erarbeiten zu wollen. Das dann als Diskriminierung anzusehen und auf eine Frauenquote abzustellen, bringt dann wenig.

Alyama fasst die Gründe für wenig Frauen noch einmal zusammen:

Und warum gibts bei den Piraten so wenige Frauen? Vielleicht weil die Piraten mal als “Internetpartei” angefangen haben und noch nicht bei allen Frauen angekommen ist, dass es auch andere Themen gibt. Die Mitglieder sind einfach nach wie vor sehr IT-lastig und das sind traditionell (noch) eher seltener Frauen. Vielleicht liegts aber auch daran, dass Frauen sich oft nicht für Politik interessieren, u.a. weil sie anders erzogen werden, als Männer. Und selbst die Frauen, die sich für Politik interessieren, haben eine extrem hohe Hemmschwelle, selber Politik zu machen.

Es liegt nicht nur an der Erziehung, sondern auch an biologischen Grundlagen. Aber selbst wenn es an der Erziehung liegen würde, dann würde das die Kandidatinnen eben dennoch schlechter machen, eben wegen dieser Erziehung.

Ich bin gespannt, wie die Piraten langfristig mit dem Genderfeminismus umgehen.