Axiomische Antihaltungen im Feminismus

Teardown zählt nach seiner Auffassung im Feminismus aufzutreffende Antihaltungen auf:

Also nach dem was ich so von Feministinnen lese und höre, würde ich vier Antihaltungen im Feminismus als axiomisch erkennen:

Zu den Antihaltungen zählen der Antikapitalismus, Antinaturalismus, Antisubjektivismus und Antiindividualismus.

  • Als kapitalistisch gilt die männliche Welt, hierunter lassen sich z.B. die Sünden der Menschheit subsumieren: Gier, gnadenlose Konkurrenz und Ausbeutung, Umweltzerstörung etc. Alles Dinge die immer wieder einer Hälfte der Bevölkerung vorgeworfen werden.
  • Als naturwissenschaftlich und mit Hilfe der Evolutionstheorie gilt die einzig angemessene Herangehensweise an die Existenz der Geschlechter. Da aber alles konstruiert ist, ist alles nurtured by culture und nicht by nature. Hieraus ergibt sich ein starker Antinaturalismus, der alle bisherigen wissenschaftlichen Standards, sowie logische und induktive Schlüsse als Ausdruck männlichen Hegemonialdenkens ablehnt (feministische Wissenschaftskritik).
  • Nur der Feminismus hat die Definitionsmacht, nur Feministinnen bestimmen wie Männer und Frauen „richtig“ oder „falsch“ denken, fühlen, sehen, handeln ect. Frauen und Männer werden durch diesen Antisubjektivismus zu Objekten, die nur vollkommenes Subjekt sind, wenn sie so handeln wie vom Feminismus erwünscht.
  • Das führt direkt in den Antiindividualismus, jeder soll gleich sein, alles muss gleichgestellt sein, Unterschiede werden rigoros abgelehnt und nivelliert. Die Aufgabe der freiheitlichen Individualität mit ihren individuellen Risiken ist der Preis für das kollektivistische feministische Paradies.

Diese vier Antihaltungen fußen auf einem allen Femistinnen gemeinsamen Fundament, die Ablehnung, Geringschätzung oder Haß auf alles Männliche und oder die Zustimmung, Wertschätzung oder Liebe alles Weiblichen in der ein oder anderen ausgeprägteren Form. Beides muss nicht gleichzeitig in einer Feministin vorhanden sein, und auch ohne Männerhaß kann sie durch weibliches Anspruchsdenken durchaus feministisch sein, indem sie ein Surplus einfordert, das IHR zusteht. Letztere sind meiner Meinung nach die absolute Mehrzahl der feministischen Mitläuferinnen….

Beim Kapitalismus wird Leszek sicherlich etwas schreiben, allerdings scheint vieles aus dem Bereich in der Tat schnell als patriarchisch abgewertet zu werden.

Das der Feminismus antidarwinistisch ist, hatte ich hier bereits behandelt und ist eh ständiges Thema dieses Blogs. Auch sonst werden Naturwissenschaften gerne abgewertet („rape manual“ ist ein extremes Beispiel) weil sie bei einer poststrukturalistischen Betrachtung zu „fest“ sind und häufig einer Darstellung als reiner Konstruktion entgegenstehen.

Die Frage, wie viel Subjektivität Feminismus zuläßt ist schon deswegen interessant, weil Feministinnen sagen werden, dass sie gerade sehr individuell sind und jeder so sein kann wie er will… außer er ist männlich und verhält sich klassisch männlich… oder sie möchte Hausfrau sein …oder den Namen des Mannes annehmen… oder sich prostituieren oder oder oder. Es gibt in den „genehmen Bereichen“ viele Freiheiten, aber es gibt eben auch nicht genehme Bereiche.

Das geht dann in der Tat fließend in die Individualität über. Wenn man sich individuell für einen Massengeschmack entscheiden will, dann ist dies eben Falsch und nur eingeredet, entscheidet man sich gegen den Maßengeschmack und „feministisch richtig“, dann hat man sich als freies Individuum entschieden.

39 Gedanken zu “Axiomische Antihaltungen im Feminismus

  1. „Beim Kapitalismus wird Leszek sicherlich etwas schreiben,“

    Ich hatte ja bereits etwas dazu geschrieben und hole die bisherige Diskussion mal einfach hier rüber.

    Ich schrieb:

    @ Teardown

    “Zu den Antihaltungen zählen der Antikapitalismus, Antinaturalismus, Antisubjektivismus und Antiindividualismus.

    Ich bin Antikapitalist und halte den zeitgenössischen Feminismus nicht für besonders kapitalismuskritisch, sondern für neoliberalismus-kompatibel.

    Die Hauptströmungen des zeitgenössischen Feminismus in westlichen Gesellschaften sind der klassische Radikalfeminismus und der (vulgär-)poststrukturalistische Gender-Feminismus.

    Der Radikalfeminismus knüpfte in den 70er Jahren oberflächlich auch an kapitalismuskritische Diskurse an, ohne dass diese freilich jemals für die radikalfeministische Theoriebildung besonders zentral gewesen wären. Davon ist heute allerdings nicht mehr viel übrig.
    Wo ist der Alice Schwarzer/Emma-Feminismus, der in radikalfeministischer Tradition steht, denn bitte antikapitalistisch?

    Und der Gender-Feminismus beruht auf poststrukturalistischen theoretischen Grundlagen und Kapitalismuskritik kommt, wenn überhaupt, nur als Nebenthema vor.

    Dass der Gender-Feminismus nicht antikapitalistisch ist, sondern neoliberalismus-kompatibel hat sich auch in Kreisen marxistischer Feministinnen längst rumgesprochen, die eben dies kritisieren. Zwei lesenswerte Texte dazu:

    Nancy Fraser – Neoliberalismus und Feminismus:
    Eine gefährliche Liaison

    Klicke, um auf fras1312.pdf zuzugreifen

    Nancy Fraser – Feminismus, Kapitalismus
    und die List der Geschichte

    http://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2009/august/feminismus-kapitalismus-und-die-list-der-geschichte

    “Als kapitalistisch gilt die männliche Welt, hierunter lassen sich z.B. die Sünden der Menschheit subsumieren: Gier, gnadenlose Konkurrenz und Ausbeutung, Umweltzerstörung etc. Alles Dinge die immer wieder einer Hälfte der Bevölkerung vorgeworfen werden.”

    Diese Sichtweise gab es im klassischen Radikalfeminismus der 70er und 80er Jahre und sie ist insbesondere typisch für manche differenzfeministischen Strömungen wie Matriarchats-/Öko- und esoterischer Feminismus.
    Aber speziell im Gender-Feminismus habe ich dergleichen bisher nicht gelesen. Dieser scheint mir mehr damit beschäftigt zu sein Frauen in Aufsichtsräte und Vorstände zu bringen als mit Konstruktionen eines Zusammenhangs zwischen Männlichkeit und Kapitalismus.

    Teardown antwortete darauf mit folgendem Kommentar:

    @Leszek

    Ich bin da wirklich noch nicht tief in die Theorien eingestiegen, und lese erst gar nicht eure Debatten über kulturmarxismus etc., ich berichte eben hier bei meinen vier Annahmen über meinen Eindruck von dem was ich lese und höre.

    Ich sehe auch nicht in dem hereinbringen von Frauen in Führungspositionen ein großes kapitalistisches Element. Es geht eher um einen anderen Kapitalismus, vielleicht hängt das auch mit dem Zusammenbruch des Ostblocks zusammen, einen wissensvorsprung den Feministinnen gegenüber damals haben. Es ist also ein arrangieren, und ein verändern von innen. Und hier sehe ich nicht deine harten grenzziehungen, die Übergänge zwischen Poststrukturalistischen gender feminismus und Differenzfeminismus. Es ist ein buntes Potpourri aus denen sich Feministinnen hier ihre Argumente zusammenlegen. Da wird die gender Feministin schnell zur differenzfeministin, indem sie sagt, frauen müssen in die unternehmen, weil die dann sozialer und gerechter werden. Dass man auch hört, dass Unternehmen durch die magie der vagina plötzlich effektiver und effizienter sind und höhere gewinne machen, verstehe ich das als ein anbiedern an kapitalistische Koordinatensysteme. Ich sage eben das, was andere wohl hören wollen. Da erkenne ich nichts neoliberales.

    überhaupt sind beim Thema Wirtschaft die feminismen sehr beliebig. Das zeigen ja auch deine links. Ich würde sagen, sie sind kapitalistisch in dem sinne, als das sie die unmittelbare Teilhabe von Frauen erhöhen wollen, ohne die Spielregeln zu ändern (per quote) gleichzeitig aber den Leistungsgedanken abmildern wollen, eben einen anderen Kapitalismus, einen nicht so männlichen. Einer der irgendwie besser ist. Ein Kapitalismus, der staatlicherseits die Unwägbarkeiten und Risiken der weiblichen lebensentwürfe abfedert (care, grundeinkommen) gleichzeitig aber den guten karrierefrauen den Aufstieg ermöglicht. Ein buntes Potpourri an unterschiedlichen Argumenten eben. Keine Konsistenz, aber im kern antikapitalistisch, weil der realexistierende eben ausdruck patriarchaler Herrschaft ist und damit lässt sich super werben, gerade auch bei Männern die folgen eher leistungsscheu sind.

    aber vielleicht bin ich da theoretisch auch nicht gefestigt genug….

    Ich antwortete darauf mit folgendem Kommentar:

    @ Teardown

    “Ich sehe auch nicht in dem hereinbringen von Frauen in Führungspositionen ein großes kapitalistisches Element.”

    Doch. Bei keiner ernsthaft antikapitalistischen Strömung würde so etwas im Zentrum stehen. Das impliziert nämlich bereits die Anerkennung des kapitalistischen Systems sowie die Vergeudung von Energie und Engagement für Zwecke, die für antikapitalistische Ziele untauglich sind.

    “Es geht eher um einen anderen Kapitalismus, vielleicht hängt das auch mit dem Zusammenbruch des Ostblocks zusammen, einen wissensvorsprung den Feministinnen gegenüber damals haben.”

    Gender-Feministinnen argumentieren im Zusammenhang mit Frauenquoten im Allgemeinen nicht mit einem “anderen Kapitalismus”. Vielleicht finden sich solche Argumentationen bei Differenzfeministinnen, aber dann ginge es auch diesen nicht wirklich um die Abschaffung des Kapitalismus.

    “Es ist also ein arrangieren, und ein verändern von innen.”

    Ein Verändern des Kapitalismus von innen ist nach klassisch marxistischer Kapitalismusanalyse nicht bzw. nur in geringem Maße möglich. Das ist eine Idee, die in realen antikapitalistischen Kreisen abgelehnt wird.

    “Und hier sehe ich nicht deine harten grenzziehungen, die Übergänge zwischen Poststrukturalistischen gender feminismus und Differenzfeminismus. Es ist ein buntes Potpourri aus denen sich Feministinnen hier ihre Argumente zusammenlegen.”

    Verschiedene feministische Strömungen haben im Allgemeinen ihre spezifischen weltanschaulichen Grundlagen, von denen sie ausgehen und streiten auch innerhalb des Feminismus um diese.

    Klicke, um auf GENDER-Statement-InterActive-930.pdf zuzugreifen

    http://www.aliceschwarzer.de/artikel/femen-aufschrei-und-die-neofeministinnen-154451

    http://www.emma.de/artikel/chronik-eines-shitstorms-318027

    “Da wird die gender Feministin schnell zur differenzfeministin, indem sie sagt, frauen müssen in die unternehmen, weil die dann sozialer und gerechter werden.”

    Es gibt zwar auch im radikalen Gleichheitsfeminismus einen verdeckten Essentialismus und Biologismus, aber so würde zumindest eine theoretisch informierte Gender-Feministin nicht argumentieren. Das würde in gender-feministischer Theorie in der Regel als “essentialistisch” zurückgewiesen.

    “Dass man auch hört, dass Unternehmen durch die magie der vagina plötzlich effektiver und effizienter sind und höhere gewinne machen, verstehe ich das als ein anbiedern an kapitalistische Koordinatensysteme. Ich sage eben das, was andere wohl hören wollen. Da erkenne ich nichts neoliberales.”

    Eine antikapitalistische Strömung, die ihren Antikapitalismus mit der Möglichkeit höherer Gewinne im neoliberalen Kapitalismus begründet, wirst du nicht finden. 🙂

    “überhaupt sind beim Thema Wirtschaft die feminismen sehr beliebig. Das zeigen ja auch deine links.”

    Es ist sicherlich nicht beliebig, wenn marxistische Feministinnen (heutzutage eine Minderheitenströmung), den Kapitalismus ablehnen.

    „Ich würde sagen, sie sind kapitalistisch in dem sinne, als das sie die unmittelbare Teilhabe von Frauen erhöhen wollen, ohne die Spielregeln zu ändern (per quote) gleichzeitig aber den Leistungsgedanken abmildern wollen, eben einen anderen Kapitalismus, einen nicht so männlichen.”

    Solche Feministinnen, die das wollen, sind aber nicht kapitalismuskritisch motiviert, sondern zielen auf Frauenförderung und Frauenschutz ab.

    “Einer der irgendwie besser ist. Ein Kapitalismus, der staatlicherseits die Unwägbarkeiten und Risiken der weiblichen lebensentwürfe abfedert (care, grundeinkommen) gleichzeitig aber den guten karrierefrauen den Aufstieg ermöglicht. Ein buntes Potpourri an unterschiedlichen Argumenten eben. Keine Konsistenz, aber im kern antikapitalistisch,”

    Also unter “antikapitalistisch” verstehen wir Antikapitalisten eigentlich Bestrebungen zur Abschaffung des Kapitalismus und nicht Bestrebungen bestimmte Gruppen möglichst bequem an diesem teilhaben zu lassen. 🙂

    • Was ist an Kapitalismus so schlimm? Es ist doch nichts Schlimmes, Geld zu verdienen.

      Möchte nur mal dazu anregen, diese Begriffsschimäre zu hinterfragen. Das Problem ist nicht der Kapitalismus, sondern Individuen, die auf skrupellose Weise Geld verdienen wollen, welches wir alle durch unseren Konsum verhindern können – und welches durch eine möglichst humane Regulierung der Marktwirtschaft vonstatten gehen kann.

      Dieses Gewettere gegen Kapitalismus stört mich, da überhaupt nicht klar ist, was mit Kapitalismus eigentlich gemeint sein soll.

      Zumal hier immer wieder solch ein Blödsinn konstruiert wird, wie daß finstere Konzerne uns entindividualisieren und Konsumverhalten aufzwingen.

      Dieses Geraune hat jedenfalls ähnliche Züge wie alle Ideologien oder das Geraune vom Weltjudentum etc.

      Letztlich geht es immer darum, ein abstraktes Böses zu konstruieren, statt mal auf die konkrete Ebene zu gehen. Und dort machen wir alle bei vollem Bewußtsein „Kapitalismus“. 🙂

      Es liegt jedenfalls am einzelnen Bürger, Ausbeutungsverhältnisse durch seinen Konsum und durch seinen Lebenswandel nicht zu unterstützen.

      Da muß man sich auch keine grandiosen Theorien ausdenken, die dann nach der Revolution zum absolut idealen politischen System führen, wo alle Probleme ausgemerzt sind.

      Ich will nur darauf aufmerksam machen, daß viele Linke ein Rad ab haben und sich in krude Theorien flüchten. Die Probleme liegen auf einer individuellen und emotionalen Ebene.

      Ein Mensch, der die Inhumanität, die er als Kind erfahren hat, eindeutig verurteilt und sich darüber empört, wird diese Inhumanität auch nicht in anderer Form reproduzieren.

      … aber warum solle es nicht eine Chance für eine ganze Kultur sein, wenn es möglichst viele ihrer Mitglieder wagen können, der eigenen Wahrheit ohne Angst ins Gesicht zu sehen?
      Christa Wolf

      Perversion und Gesellschaft

      • Was ist an Kapitalismus so schlimm? Es ist doch nichts Schlimmes, Geld zu verdienen.

        Was sollte auch Schlimm daran sein Geld zu verdienen? Schlimm wird es erst wenn das Interesse des Kapitaleigners das eigene Kapital zu vergrößern alle anderen Interessen überwiegt. Dann nämlich werden schwächere Marktteilnehmer, also Arbeitnehmer, nicht mehr fair an der Wertschöpfung beteiligt. Und das obwohl sie ebenfalls, und nicht unerheblich, zum Unternehmenserfolg beigetragen haben.

        Es liegt jedenfalls am einzelnen Bürger, Ausbeutungsverhältnisse durch seinen Konsum und durch seinen Lebenswandel nicht zu unterstützen.

        Das halte ich für einen klassischen Zirkelschluss. Natürlich habe ich als Konsument grundsätzlich die Wahl im teuren Modefachgeschäft oder im billigen Discounter einzukaufen. Allerdings habe ich als Arbeitnehmer nicht die Wahl die Stelle im Discounter abzulehnen.

        Letztendlich ist es für den schlecht bezahlten Arbeitnehmer dann nur noch eine wirtschaftliche Überlegung ob er sich den Besuch des Fachgeschäftes leisten kann oder sein Geld doch zum Discounter trägt.

        Und dort machen wir alle bei vollem Bewußtsein “Kapitalismus”.

        Ist das so? Kaufst du wirklich zum Beispiel lieber den abgepackten Pressformschinken als einen geschmacklich deutlich besseren beim Metzger wenn du ihn dir leisten kannst?

        Das sozial in »Soziale Marktwirtschaft« sollte der Überzeugung Ausdruck verleihen, dass schwächere Marktteilnehmer geschützt und stärkere in ihre Schranken verwiesen werden. Villa, Yacht und Pferd darf sich ja trotzdem jeder leisten der es unter fairen Bedingungen fertig bringt mehr Geld als alle anderen zu erwirtschaften.

        • „Dann nämlich werden schwächere Marktteilnehmer, also Arbeitnehmer, nicht mehr fair an der Wertschöpfung beteiligt.“

          ist eine leere Behauptung. Freie Märkte sind fair.

          “ Allerdings habe ich als Arbeitnehmer nicht die Wahl die Stelle im Discounter abzulehnen.“

          Abgesehen davon, dass die Discounter ihre Arbeitnehmer besser bezahlen als die „Fachgeschäfte“ ist auch das nur eine leere Behauptung.

          „Letztendlich ist es für den schlecht bezahlten Arbeitnehmer dann nur noch eine wirtschaftliche Überlegung ob er sich den Besuch des Fachgeschäftes leisten kann oder sein Geld doch zum Discounter trägt.“

          Ja und? Das heißt ja nun mal gar nichts.

          „Villa, Yacht und Pferd darf sich ja trotzdem jeder leisten der es unter fairen Bedingungen fertig bringt mehr Geld als alle anderen zu erwirtschaften.“

          Mich widern Kommunisten wie du an, die es als „fair“ bezeichnen, dass ich von allem Geld, was ich verdiene, erstmal fast die Hälfte an den Staat abgeben „darf“ und vom Rest dann wieder 19%.

        • Freie Märkte sind fair.

          Sind sie absolut! Auf freien Märkten wären fast alle Banken vor einigen Jahren gnadenlos den Bach runter gegangen. Es gäbe kein EEG und damit keine Umlage von der man befreien müsste. Und Subventionen, egal welcher Art, gäbe es auch nicht.

          Allerdings müssen unrentable Unternehmungen auf einem freien Markt auch konsequent den Betrieb einstellen. Am Schluss hat man dann die Wahl ob man von der Brücke springen will oder lieber verhungern.

          Abgesehen davon, dass die Discounter ihre Arbeitnehmer besser bezahlen als die “Fachgeschäfte” ist auch das nur eine leere Behauptung.

          Na dann sterben die »Fachgeschäfte« ja zurecht. Auf einem freien Markt gäbe es natürlich auch kein SGB II.

          Ja und? Das heißt ja nun mal gar nichts.

          Das ist sogar essentiell! Nur wenn ich tatsächlich die Wahl habe kann ich den Markt über meinen Konsum beeinflussen.

          Mich widern Kommunisten wie du an, die es als “fair” bezeichnen, dass ich von allem Geld, was ich verdiene, erstmal fast die Hälfte an den Staat abgeben “darf” und vom Rest dann wieder 19%.

          Bist der Einzige der Abgaben und Steuern leisten muss? Schlimm sowas! Mir war auch nicht bewusst, dass Löhne und Gehälter neuerdings vom Staat gezahlt werden. Von Aufstockern vielleicht einmal abgesehen…

        • „Allerdings müssen unrentable Unternehmungen auf einem freien Markt auch konsequent den Betrieb einstellen.“

          Wie schlimm.

          „Am Schluss hat man dann die Wahl ob man von der Brücke springen will oder lieber verhungern.“

          Oder vielleicht was rentables machen, wenn man nicht so Lust auf sterben hat.

          „Nur wenn ich tatsächlich die Wahl habe kann ich den Markt über meinen Konsum beeinflussen.“

          Das ist das schöne am Markt: Du hast tatsächlich die Wahl, wofür du dein Geld ausgibst. Wenn du findest, dass du zu wenig davon hast, ist das nicht die Schuld des Marktes, sondern deine.

          „Bist der Einzige der Abgaben und Steuern leisten muss? Schlimm sowas!“

          Nein. Und ich finde Steuern und Abgaben per se nicht schlimm; ich finde nur, dass es deutlich zu exzessiv ist. Vor 150 Jahren gab es Revolutionen wegen einer 20%-Abgabenlast.

          „Mir war auch nicht bewusst, dass Löhne und Gehälter neuerdings vom Staat gezahlt werden. Von Aufstockern vielleicht einmal abgesehen…“

          Die Staatsquote in Deutschland liegt bei 45%. So ganz grob heißt das, dass 45% der Löhne und Gehälter (betragsmäßig) vom Staat gezahlt werden. Der Staat bezahlt nicht nur die Aufstocker, sondern auch die Leute, die den Aufstockern Geld auszahlen, und die Leute, die diesen Leuten das Geld auszahlen. Und dann wären da noch Leute, die der Staat wirklich bezahlen sollte, Polizisten zum Beispiel. Und, und und. Ich weiß aber nicht, wieso du das schreibst, ich habe nichts in der Richtung geschrieben.

        • Oder vielleicht was rentables machen, wenn man nicht so Lust auf sterben hat.

          Das wäre die logische Konsequenz. Zumindest unter der Annahme, dass absolut jeder Marktteilnehmer die Möglichkeit hätte das auch zu tun. Aber genau hier habe ich so meine Zweifel.

          Wenn du findest, dass du zu wenig davon hast, ist das nicht die Schuld des Marktes, sondern deine.

          Stimmt. Eine gute Ausbildung hilft hier sicherlich. Aber welche Voraussetzungen müssten gelten, dass jeder Einzelne seine Situation auch später noch nachhaltig beeinflussen kann?

          Wenn ich die Wahl zwischen sterben und Kriminalität hätte wäre die Wahl einfach. Aber ich bin mir sicher, dass du das mit einer rentablen Tätigkeit nicht im Auge hattest.

          Nein. Und ich finde Steuern und Abgaben per se nicht schlimm; ich finde nur, dass es deutlich zu exzessiv ist.

          Da sind wir einer Meinung.

          Ich weiß aber nicht, wieso du das schreibst, ich habe nichts in der Richtung geschrieben.

          Ich habe auch nichts von Steuern sondern von fairen Löhnen und Gehältern für am Unternehmenserfolg beteiligte Arbeitnehmer geschrieben. Du hast mich als Kommunist aufgrund deiner Steuerlast bezeichnet.

          Ich halte überhaupt nichts von der hohen Staatsquote. Von mir aus können gescheiterte Menschen tief und hart fallen. Allerdings muss auch sichergestellt werden, dass es dann auch einen Ausweg gibt und der Status nicht zementiert wird.

        • Mehr als ein persönlicher Angriff fällt dir nicht ein? Auf so etwas stehe ich eigentlich gar nicht. Aber nachdem du angefangen hast mögen die Spiele beginnen.

          Was schreibst du den? Linke Spinner tragen Kritik am Kapitalismus wie eine Monstranz vor sich her und finden im alles überragenden Klassenfeind das abgrundtief böse der Welt. Da muss ich dir sogar Recht geben. Mehr als ein bisschen Kritik am Kritiker ist das aber trotzdem nicht.

          Um die, zugegeben, teilweise reichlich weltfremde Sicht der Dinge weiter zu diskreditieren untermauerst du deine Aussagen mit belanglosen und widerlegbaren Binsenweisheiten. Zur Untermauerung sollen rhetorische Fragen dienen.

          Um anschließend noch deine Überlegenheit zu demonstrieren greifst du auf philosophische Gemeinplätze zurück um neben den sonstigen Belanglosigkeiten ein nicht vorhandenes Niveau zu simulieren.

          So wie ich das sehe wolltest du einfach mal auf die Kacke haun.

        • Du hast den Sinn meines Postings deshalb nicht verstanden, weil wir im Grunde genommen beide ähnliche Ansichten haben, du mir aber teils vehement widersprichst.

          Du solltest einfach noch mal genau lesen.

          Ich kaufe übrigens keinen Schinken, weil ich Vegetarier bin. Durch diese Lebensweise trage ich z.B. dazu bei, daß weniger Tiere gequält werden, weniger Regenwald abgeholzt wird, weniger wertvolle Fläche für die Welternährung verschwendet wird und weniger Antibiotikaresistenzen entstehen.

          Ich kaufe auch nicht bei KiK. Man kann viel tun, um Unrechtsstrukturen auf dieser Welt nicht zu unterstützen.

          Ich habe etwas dagegen, einen numinosen bösen Kapitalismus zu konstruieren, wenn die Dinge viel einfacher zu fassen sind.

  2. „Als naturwissenschaftlich und mit Hilfe der Evolutionstheorie gilt die einzig angemessene Herangehensweise an die Existenz der Geschlechter. Da aber alles konstruiert ist, ist alles nurtured by culture und nicht by nature. Hieraus ergibt sich ein starker Antinaturalismus, der alle bisherigen wissenschaftlichen Standards, sowie logische und induktive Schlüsse als Ausdruck männlichen Hegemonialdenkens ablehnt (feministische Wissenschaftskritik).“

    Bezüglich Radikal- und Genderfeminismus (den beiden einflussreichsten feministischen Strömungen in heutigen westlichen Gesellschaften) ist das Gesagte m.E. zutreffend.
    Es gilt so nicht für differenzfeministische Strömungen, die zwar auch oft wissenschaftlichsfeindlich sind – eine Ausnahme ist hier der Darwinian/Evolutionary Feminism – für die aber nicht alles sozial konstruiert ist.
    Es gilt auch nicht für klassische liberale und klassische anarchistische Feministinnen, die zwar sowohl Gleichheits- als auch Differenzfeministinnen sein können, aber das radikal- und gender-feministische Wissenschaftsverständnis oft ablehnen.

    „Nur der Feminismus hat die Definitionsmacht, nur Feministinnen bestimmen wie Männer und Frauen „richtig“ oder „falsch“ denken, fühlen, sehen, handeln ect. Frauen und Männer werden durch diesen Antisubjektivismus zu Objekten, die nur vollkommenes Subjekt sind, wenn sie so handeln wie vom Feminismus erwünscht.“

    Dass alle radikalen feministischen Strömungen sehr dogmatisch sind, ist zweifellos zutreffend.
    Es gibt hier aber einen wichtigen Unterschied zwischen klassischem Radikalfeminismus und postmodernem Gender-Feminismus zu berücksichtigen.
    Beide neigen zwar im Allgemeinen dazu Frauen und Männern vorzuschreiben wie sie zu denken und zu leben haben, aber davon abgesehen, lehnt es der Gender-Feminismus von seinen poststrukturalistischen theoretischen Grundlagen her ab, sich bei anderen Gruppen, die in gender-feministischer Perspektive als diskriminiert gelten, über die Sichtweise von Angehörigen dieser jeweiligen Gruppen hinwegzusetzen.

    Daraus resultiert die unterschiedliche Perspektive der beiden feministischen Strömungen bei Themen wie zum Beispiel Sexarbeit, BDSM oder Islam.
    Dass der Gender-Feminismus die Sexarbeiterbewegung unterstützt, während der klassische Radikalfeminismus Pornographie und Prostitution verbieten will, dass der Gender-Feminismus Diskriminierung von Menschen mit BDSM-Neigungen kritisiert während der klassische Radikalfeminismus BDSM oft als „patriarchalisch“ zu denunzieren versucht und dass der Gender-Feminismus eine unkritische Haltung zum Kopftuch, manchmal sogar zur Burka hat, der klassische Radikalfeminismus hingegen eine kritische, ist Resultat dieses Unterschieds in den theoretischen Grundlagen.

    Des Weiteren würde ich noch ergänzen, dass der Dogmatismus (Anti-Subjektivismus) radikaler Feminismen mit einer bestimmten Form von Subjektivismus korrelliert. Das feministische Verständnis von Definitionsmacht bei sexueller Gewalt besagt ja, dass jede Frau gemäß ihrer subjektiven Sichtweise entscheiden kann, ob sexuelle Gewalt vorliegt und fordert für die entsprechende subjektive Sichtweise allgemeine Anerkennung.

    Im Gender-Feminismus wird das Definitionsmachtkonzept zudem auch noch auf andere (vermeintlich oder tatsächlich) diskriminierte Gruppen übertragen.

    „Das führt direkt in den Antiindividualismus, jeder soll gleich sein, alles muss gleichgestellt sein, Unterschiede werden rigoros abgelehnt und nivelliert. Die Aufgabe der freiheitlichen Individualität mit ihren individuellen Risiken ist der Preis für das kollektivistische feministische Paradies.“

    Ist wiederum für Radikal-und Genderfeministinnen zutreffend.
    Der Aspekt der geschlechtsbezogenen Gleichheitsforderung gilt für differenzfeministische Strömungen so natürlich nicht, wobei radikale differenzfeministische Strömungen allerdings trotzdem freiheitsfeindlich sind.
    Es gibt aber auch klassische liberale oder klassische anarchistische Feministinnen, die nicht anti-individualistisch sind.

    Der Individual-Feminismus von Wendy McElroy – liberale Equity-Feministin und Unterstützerin der Männerrechtsbewegung und somit dissidente Feministin – stellt z.B. im Gegensatz zum vorherrschenden Gender- und Radikalfeminismus die Individualität in den Mittelpunkt seiner Theorie:

    “Self-ownership is the defining term of Individualist Feminism. It is the conviction that every human being has moral jurisdirection over his or her own body. Women, as human beings, have exactly the same rights and political interests as men do. The right is self-ownership, the political interest is freedom. And the most fundamental of these shared rights is the ability to control one´s own body and peaceful actions. To claim that someone else has jurisdirection over one´s body is to argue for slavery. The goal of self-ownership is equality under laws that embody individual rights.
    The nineteenth-century individualist feminist Voltairine de Cleyre expressed the ideology well when she wrote, “To me, any dependence, any thing which destroys the complete selfhood of the individual, is in the line of slavery.””

    (aus: Wendy McElroy – Sexual Correctness. The Gender-Feminist Attack on Women, 1996, S. 16)

  3. Wie ich sehe ist der „antifeministische“ Mob schon dabei meine Kommentare downzuvoten, da sie ihm wohl mal wieder zu fundiert ausgefallen sind.
    Der durchschnittliche „Antifeminist“ hat ja lieber wenig Ahnung von dem, was er eigentlich kritisiert, mit dem Resultat dass seine Feminismuskritik wenig ernst genommen wird, was ich mit meiner Feminismuskritik doch lieber vermeiden möchte.
    Ich sage dann mal: Fuck off! – und werde jetzt mal frühstücken gehen. 🙂

    • Das eigentlich Peinliche an deinen Kommentaren ist, daß du Scheiße in 20 Untersorten von Scheiße differenzierst und dir dabei unglaublich klug vorkommst.

      Wir wissen bereits, daß es 20 Untersorten von Scheiße gibt.

      Und wir wissen auch, daß der Begriff des Antifeminismus nicht derartig tunnelblickartig und ideologisch interpretiert werden muß, wie du dies tust.

      • @ Kirk

        „Das eigentlich Peinliche an deinen Kommentaren ist, daß du Scheiße in 20 Untersorten von Scheiße differenzierst und dir dabei unglaublich klug vorkommst.“

        Dann lernst du wohl besser damit zu leben, dass ich den Anspruch habe um Objektivität bemüht zu sein, ich werde es nämlich nicht ändern.

        „Und wir wissen auch, daß der Begriff des Antifeminismus nicht derartig tunnelblickartig und ideologisch interpretiert werden muß, wie du dies tust.“

        Diese Aussage widerspricht zwar deiner ersteren, aber egal. Meine Meinung zu „Antifeministen“ kannst du übrigens hier nachlesen:

        http://suwasu.wordpress.com/2014/10/06/worum-es-geht-selbstbestimmung/comment-page-1/#comment-1281

        • @ Leszek

          Jemandem der Feminismus ohne und Antifeminismus mit kindlichen Gänsefüßchen gebraucht, dem nehme ich seinen angebliches Bemühen um Objektivität nicht ab. Sollte man in dem Zusammenhang nicht lieber „Objektivität“ schreiben? 🙂

        • Ich habe Leszek übrigens schon hundertmal erklärt, wie man den Begriff des Antifeminismus verstehen kann. Er stellt sich immer noch frappierend dumm.

          Das ist das eigentlich Interessante. Auf meinem Blog habe ich ihm schon zehnmal erläutert, daß wir Antifeministen nichts dagegen haben, wenn Feministinnen auch mal etwas Richtiges haben oder sich für Männer einsetzen.

          Er kapiert es einfach nicht. Er lebt in einem Universum aus Begriffen und formalistischen Selbstbefriedigungsorgien. Keinerlei Fähigkeit zu pragmatischem und metaphorischem Denken. Es geht ja um sein Heiligtum, den irgendwie doch guten Feminismus, der bestimmt irgendwann mal eine Rolle spielen und uns alle erlösen wird. 🙂

          Leszek ist genau deshalb interessant. Ratloser hat hierzu schon einige treffende Statements abgegeben.

          Ich bezeichne dieses Phänomen auch als Waschzwangmaskulismus. 🙂

        • @ Kirk

          „Keinerlei Fähigkeit zu pragmatischem und metaphorischem Denken“

          Jetzt heißt es also „pragmatisches und metaphorisches Denken“, wenn du mal wieder Blödsinn erzählst. 🙂

          „Es geht ja um sein Heiligtum, den irgendwie doch guten Feminismus, der bestimmt irgendwann mal eine Rolle spielen und uns alle erlösen wird.“

          Diejenige frauenrechtliche Tradition, die dem frauenrechtlichen Teil meines Weltbildes am nächsten steht – nämlich die klassische frauenrechtliche Tradition des Anarchismus der ersten Welle der Frauenbewegung bezeichnete sich ursprünglich übrigens selbst noch nicht einmal als „feministisch“.

          Dazu eine Passage aus einem Buch über die Mujeres Libres, die Frauenorganisation der Anarchisten im Spanischen Bürgerkrieg. Zwar ist im Titel des Buches von Feministinnen die Rede, aber im Text heißt es dann:

          „Die Mujeres Libres bezeichneten sich nie als Feministinnen, da der Begriff im allgemeinen Sprachgebrauch mit der bürgerlichen Frauenbewegung, die für das Frauenwahlrecht kämpfte, assoziiert wurde. Dadurch war dieses Wort für sie negativ belegt mit bürgerlichen Frauen, die für sich selbst die gleichen Privilegien wie die bürgerlichen Männer beanspruchen, d.h. Feminismus als Gleichberechtigung der Geschlechter innerhalb der bestehenden kapitalistischen Gesellschaft. Da die Mujeres Libres kein Interesse an einem nicht-emanzipatorischen Feminismus hatten, wollten sie ihre Gruppe nicht mit dem gleichen Begriff bezeichnen.
          In ihrer ersten Ausgabe der Zeitschrift „Mujeres Libres“ erklärten sie diesen Standpunkt:

          „Auferstehtung des Feminismus? Bah! Den Feminismus tötete der Krieg, indem er der Frau mehr gab, als sie forderte, indem er sie brutal zu einem Ersatz der Männer zwang. Ein Feminismus, der seinen Ausdruck außerhalb des Weiblichen suchte, indem er versuchte, sich fremden Tugenden und Werten anzupassen, interessiert uns nicht. (…)
          Vielleicht eine Kriegserklärung? Nein, nein. Verschmelzung von Interessen, Verschmelzung der Ängste, Streben nach Herzlichkeitauf der Suche nach gemeinsamen Schicksal. Der Wunsch, dem Leben den Gleichgewichtssinn zu geben, der ihm fehlt, woraus all sein Übel kommt.
          Aber das ist schon mehr als Feminismus. Feminismus und Maskulinismus sind zwei Begriffe eines einzigen Verhältnisses; vor einigen Jahren fand ein französischer Journalist, Leopold Lacour, den exakten Ausdruck: vollkommener Humanismus.“

          (aus: Mujeres Libres Nr.1, Mai 1936, S. 2, in: Vera Bianchi – Feministinnen in der Revolution. Die Gruppe Mujeres Libres im Spanischen Bürgerkrieg, S. 91 f.)

          Also im Klartext: In diesem Text aus dem Jahre 1936 lehnten die spanischen anarchistischen Frauenrechtlerinnen den Begriff „Feminismus“ u.a. deshalb ab, weil er ihnen nicht als humanistisch genug erschien.

    • @ Leszek
      Ich hoffe, das Frühstück hat dich gestärkt! Du unterschätzt den antifeministischen Mob, wenn du glaubst, er interessiere sich nicht für die gelehrte Diskriminierung der unterschiedlichen Strömungen innerhalb des Feminismus. Ich, zum Beispiel, lese sie mit großem Interesse. Nachteilig ist lediglich, dass deine Betrachtung des Gegenstands sich kaum weiter entwickelt. Die downvotes interpretiere mal als Ausdruck der Unzufriedenheit, nicht eine synthetisierende Behandlung des Feminismus geliefert zu bekommen. Nach deiner Analyse ist der Feminismus alles und nichts. Doch das wird wohl kaum stimmen, wenn die institutionelle Verankerung als Maßstab genommen wird. Sowohl der Genderismus, der die Prostitution schützt, als auch der Radikalfeminismus, der sie verbannt, sind für Männer toxisch. Es ist also das Gemeinsame herauszuheben und in einem „Narrativ“ einzubetten. Übrigens, wenn der Kapitalismus abgeschafft würde, wäre die dann eintretende Organisationsform das Matriarchat? Das wesentliche Merkmal des Anarchismus ist Herrschaftsfreiheit. Es ist doch müßig, überhaupt zu erwähnen, dass eine Feministin, die auf einen permissiven Kontext stößt, trotzdem patriarchalische Strukturen wittert und durch die Abwesenheit von Macht sofort mit der vaginalen Inquisition beginnen kann und Erfolg erzielt (siehe Piratenpartei). In einer Postanarchie wäre der Mann dann vollkommen und unrettbar verloren. Oder wie sieht das der Gelehrte?

      • @ Quellwerk

        „Es ist also das Gemeinsame herauszuheben und in einem “Narrativ” einzubetten.“

        Wurde von mir durchaus getan. Ich bezeichne das Gemeinsame aller männerfeindlichen feministischen Strömungen mit dem Begriff „Paradigma des Radikalfeminismus“:

        https://allesevolution.wordpress.com/2014/03/30/das-paradigma-des-radikalfeminismus/

        „Übrigens, wenn der Kapitalismus abgeschafft würde, wäre die dann eintretende Organisationsform das Matriarchat?“

        In marxistischer oder klassisch-anarchistischer Perspektive eindeutig Nein, da besteht keine Sympathie für Matriarchate.
        (Die anarchistische Feministin Janet Biehl war übrigens eine der schärfsten innerfeministischen Kritikerinnen des Matriarchats-Feminismus.)

        „Es ist doch müßig, überhaupt zu erwähnen, dass eine Feministin, die auf einen permissiven Kontext stößt, trotzdem patriarchalische Strukturen wittert und durch die Abwesenheit von Macht sofort mit der vaginalen Inquisition beginnen kann und Erfolg erzielt (siehe Piratenpartei).“

        Eine Radikal- oder Genderfeministin oder sonstige Anhängerin eines radikalen männerfeindlichen Feminismus sicherlich – weshalb ich diese Richtungen ja auch kritisiere.

        „In einer Postanarchie wäre der Mann dann vollkommen und unrettbar verloren. Oder wie sieht das der Gelehrte?“

        Das traditionelle anarchistische Wertesystem ist eigentlich sehr gut dafür geeignet, männerfeindliche feministische Strömungen zu erkennen und zu kritisieren. Ich kritisiere ja grundsätzlich von diesem Standpunkt aus.

        Zudem beruht eine anarchistische Gesellschaft aber ohnehin nicht auf der Abwesenheit von Macht, sondern auf direkt- demokratischen und föderalistischen Organisationsstrukturen basierend auf einem auf Aufklärung, Menschenrechten und individuellen Freiheitsrechten beruhenden kulturellen Wertesystem und einer entsprechenden Rechtsordnung.

        • Wenn die gedankliche Grundlage Aufklärung, Menschenrechte und individuelle Freiheitsrechte sind, dann ist dieser Anarchismus nicht in der Lage, den Radikalfeminismus abzuwenden:

          Aufklärung ist rationales Denken. Das Konzept des rationalen Subjekts einer Genderfeministin vor die Füße zu werfen, entlockt ihr nur einen müden Furz. Rationalität ist das Herrschaftsmittel des WHM par excellence.

          Menschenrechte:“Zugleich sind Menschenrechte auch in innerfeministischen Debatten umstritten, was sich besonders in den Kontroversen um die Vereinbarkeit von Frauenrechten und kulturellen Minderheitenrechten, in der postkolonialen Kritik oder auch bei der Frage von Quotenregelungen und
          in der Gleichstellungspolitik zeigt. Dabei wird deutlich, dass die Menschenrechte sich nicht nur in einem fortwährenden Entwicklungsprozess befinden,sondern zugleich stets einer kritischenÜberprüfung unterzogen werden. http://www2.gender.hu-berlin.de/ztg-blog/wp-content/uploads/2013/03/CfP_Feministische-Kritik-und-Menschenrechte.pdf

          Freiheitsrechte: ein weiteres Konzept das den Subjektbegriff voraussetzt. Ein Blick in gendertrouble von Judith Butler zeigt die die Unmaßgeblichkeit der Freiheit.

          Offenbar holt sich der Anarchismus seine Legitimation vom Humanismus, welcher in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts von den Marxisten und Strukturalisten der Lächerlichkeit überführt wurde. Ich glaube nicht, dass mit diesen Ladenhütern radikalfeministisches Denken in Schranken gewiesen werden kann.+6

        • „Zudem beruht eine anarchistische Gesellschaft aber ohnehin nicht auf der Abwesenheit von Macht, sondern auf direkt- demokratischen und föderalistischen Organisationsstrukturen basierend auf einem auf Aufklärung, Menschenrechten und individuellen Freiheitsrechten beruhenden kulturellen Wertesystem und einer entsprechenden Rechtsordnung.“

          Aha, die Schweiz und die USA sind also anarchistisch.

        • @ Quellwerk

          „Offenbar holt sich der Anarchismus seine Legitimation vom Humanismus,“

          Richtig.
          Ich persönlich setze eine Verteidigung von Aufklärung und Humanismus gegen poststrukturalistische Aufklärungskritik und theoretischen Anti-Humanismus, in erkenntnistheoretischer Hinsicht setze ich Fallibilismus gegen Wahrheitsrelativismus, in ethischer Hinsicht moralischen Universalismus gegen Moral- und Kulturrelativismus und in anthropologischer Hinsicht ein Menschenbild, dass sowohl biologische wie soziologische Elemente integriert (etwa wie bei Noam Chomsky, Erich Fromm oder in Peter Singers „A Darwinian Left“) gegen anthropologischen Relativismus.
          Das entspricht meinen philosophischen Überzeugungen.
          Die Gender- oder Radikalfeministin werde ich damit in der Regel nicht überzeugen, da hast du natürlich Recht, aber um deren Ideologie(n) zu kritisieren und (langfristig) aus den zeitgenössischen Diskursen zu verdrängen eignet sich dieses Rüstzeug m.E. ganz gut.

          „Ich glaube nicht, dass mit diesen Ladenhütern radikalfeministisches Denken in Schranken gewiesen werden kann.“

          Ich habe gegen Kritik an misandrischen Formen des Feminismus von anderen philosophischen Standpunkten aus nichts einzuwenden.
          Da du offenbar von einem anderen Standpunkt aus argumentierst: Wie sieht denn deine Alternative für die Grundlagen einer deiner Ansicht nach zeitgemäßen Feminismuskritik aus?

        • Diese offene Intellektualansicht der Wirklichkeit hätte ich bei dir gar nicht vermutet: wo ist der Materialismus, der Marxismus und wo sind die Kräfte, die uns determinieren? Lästerei beiseite.

          Ich verstehe den Maskulismus als einen Zusammenschluss von Männern und Frauen, die selbstbestimmt denken und Widersprüche integrieren und aushalten können. Außerdem binden sie sich an ihren Aussagen. Vor diesem Hintergrund muss eine ehrliche Bestandsaufnahme der feministischen Erscheinung, deren Wirkung mächtig ist, zu einer Integration des feministischen Paradigmas in das eigene Denken führen.

          Ich hätte, bevor ich vor einem Jahr mit dem Feminismus bekannt wurde (über den Blog von Gabriele Wolff), den Humanismus als ausreichendes Gegengift zum Radikalfeminismus eingeschätzt. Jetzt nicht mehr.

          Die Tatsache, dass der Feminismus soviel Raum gewinnen konnte, liegt darin begründet, dass die Quellen aus denen sich der Feminismus nährt, der Männerrechtsbewegung, der einzige Gegner des Radikalfeminismus, verwehrt erscheinen. Dies ist meiner Meinung nach eine Täuschung.

          Der Femininsmus hat mit dem Poststrukturalismus Fahrt aufgenommen. Während du sagst, die poststrukturalistische Feministin ist eine Verirrung, sage ich, sie ist die Wahrheit des Radikalfeminismus.

          Daher ist die Frage nach den Quellen des Poststrukturalismus zu stellen. Diese Quellen sind handfest, sie graben ganz tief im Unbewussten des Menschen: Herrschaft, Sex, Macht, Wille, Sadismus, Masochismus. Die Männerrechtsbewegung schreckt vor diesen Irrationalitäten zurück. Sie sollte es nicht tun: sie sollte sie als Moment in ihrer Weltsicht integrieren. Sie muss diese Kategorien zum Spielball ihrer Argumentation machen. Dadurch verlieren sie ihre magische Macht. Dann verliert sich der Opferstatus der Frau, usw.

          Also: nicht Abweisen des Poststrukturalismus, sondern Verarbeitung, Widerlegung und Integration desselben und dem Radikalfeminismus geht von selbst die Luft aus.

        • @ quellwerk

          „Diese offene Intellektualansicht der Wirklichkeit hätte ich bei dir gar nicht vermutet: wo ist der Materialismus, der Marxismus“

          Ich bin nunmal kein Marxist. 🙂

          „und wo sind die Kräfte, die uns determinieren? Lästerei beiseite.“

          Es gibt im Sozial-Anarchismus kein Primat der Ökonomie (wie im Historischen Materialismus) oder Primat der Kultur (wie z.T. im Poststrukturalismus) oder was auch immer. Wir gehen eher so vor, dass wir Wechselwirkungen analysieren ohne bei jeder Fragestellung von Vornherein ein bestimmtes Primat voraus zu setzen.

          „Die Tatsache, dass der Feminismus soviel Raum gewinnen konnte, liegt darin begründet, dass die Quellen aus denen sich der Feminismus nährt, der Männerrechtsbewegung, der einzige Gegner des Radikalfeminismus, verwehrt erscheinen. Dies ist meiner Meinung nach eine Täuschung.
          Der Femininsmus hat mit dem Poststrukturalismus Fahrt aufgenommen. Während du sagst, die poststrukturalistische Feministin ist eine Verirrung, sage ich, sie ist die Wahrheit des Radikalfeminismus.“

          Es ist nicht so, dass ich dem Poststrukturalismus per se keine Teilwahrheiten zugestehen würde.
          Was ich am Poststrukturalismus vor allem kritisiere, sind die oben genannten Aspekte (Wahrheits-, ethischer und anthropologischer Relativismus).

          Es gab auf diesem Blog mal einen klugen Kommentator, der sich Itsme nannte und der partiell etwas vertrat, was man als eine reifere Form von Poststrukturalismus bezeichnen könnte. Er kritisierte den vorherrschenden Feminismus u.a. aus einer von Foucault und Lacan geprägten theoretischen Perspektive und schien der Ansicht zu sein, dass quasi eine immanente Kritik des poststrukturalistischen Feminismus aus poststrukturalistischer Perspektive möglich sei.
          Ich weiß natürlich nicht genau, ob du auf etwas Ähnliches abzielst.

          „Daher ist die Frage nach den Quellen des Poststrukturalismus zu stellen. Diese Quellen sind handfest, sie graben ganz tief im Unbewussten des Menschen: Herrschaft, Sex, Macht, Wille, Sadismus, Masochismus. Die Männerrechtsbewegung schreckt vor diesen Irrationalitäten zurück. Sie sollte es nicht tun: sie sollte sie als Moment in ihrer Weltsicht integrieren. Sie muss diese Kategorien zum Spielball ihrer Argumentation machen. Dadurch verlieren sie ihre magische Macht. Dann verliert sich der Opferstatus der Frau, usw.
          Also: nicht Abweisen des Poststrukturalismus, sondern Verarbeitung, Widerlegung und Integration desselben und dem Radikalfeminismus geht von selbst die Luft aus.“

          Ich habe wie gesagt gegen eine Kritik an misandrischen feministischen Strömungen von verschiedenen philosophischen Standpunkten aus nichts einzuwenden. Im Gegenteil bin ich der Ansicht, dass dies von Vorteil ist, weil unterschiedliche Leute dadurch angesprochen werden können.
          Ich habe von dir bisher nur Texte zu Judith Butler gelesen, in deren Werk du dich sicherlich tiefer eingearbeitet hast als ich.
          Einen Text, der die Grundlagen deiner Feminismuskritik genauer erklärt bzw. ausarbeitet ist mir bisher noch nicht bekannt.
          Wenn es einen gibt, werde ich ihn sicherlich mit Interesse lesen und prüfen wo ich die Teilwahrheiten sehe.

        • Überschätze nicht die mir zur Verfügung stehende Zeit zum Lesen feminismuskritischer Texte. Mein Hinweis auf gender trouble war irreführend: ich bin mir lediglich sicher, dass Freiheit dort kein bestimmendes Thema ist. Ich habe von Judith Butler nicht mehr gelesen, als ich auf nicht-feminist.de veröffentlicht habe.

          Ich reisse hier kurz an, womit ich mich beschäftige. Allerdings muss ich danach gleich weg und kann nicht mehr auf eine Reaktion von dir antworten 🙂

          Judith Butler macht eine Dissertation über Hegel.
          Michel Foucault schreibt sein Diplom über Hegel.

          -> Idealismus als formgebend für das Denken des Poststrukturalismus

          Diskurstheorie begann schon mindestens 20 Jahre früher. Ich lese das Buch:

          language and reality von Wilbur Marshal Urban, Yale University 1939

          Vor Diskurstheorie gab es den Positivismus in der Sprachphilosophie (Wiener Schule): war nicht ergiebig genug, daher den einsickernden Idealismus in Sprachforschung

          Noch früher gibt es Saussure, der strukturelle Komponenten in der Sprache nachweist: Schlußfolgerung – > das Denken ist durch Strukturen bedingt. Wird von Althusser (Marxist und Lehrer von Foucault) für den Poststrukturalismus entdeckt. Derridas Sprachphilosophie zerstört das Sprachsubjekt. Foucault zerstört das geschichtliche Subjekt.

          Der Beginn des 20. Jahrhunderts (vor und nach dem zweiten Weltkrieg) ist durch Sinnleere charakterisiert. Hineinblicken in sich. Taumel. Wahnsinn. Experimentierfreude. Sex, Traum. Sartre gibt dem Humanismus wieder Bedeutung. Foucault, der nach ihm kommt, lehnt das alles ab. Auch hier: Wahnsinn, SM, Drogen, Risiko. Nietsche ist wichtig (und damit Schopenhauer) als auch Heidegger, der Nazianhänger. Foucault ist Sadomasochist. Er ist wahrscheinlich gefährdet von Geisteskrankheit. Viele wichtige Leute von damals waren in diesem Schattenbereich. Suche nach sich selbst, obwohl es kein Subjekt geben soll. Verheissung von einer wilden inneren Kraft, die nach aussen brechen soll und der man nur Form geben muss. Zutiefster Irrationalismus. Gleichzeitig zutiefst rationalistisch. Konstruktivistisch und positivistisch gleichzeitig. Foucault rationalisiert den Wahnsinn in seinen Werken – gibt ihn Methode und Form. Wirkt magisch und zieht ein großes Publikum an, aber nur weil Sade den Grundstoff dafür bietet. Der Feminismus, auch von Leidenschaften getrieben, springt hier auf. Gibt sich eine rationales Gewand mit Hilfe von Judith Butler, die die Ergebnisse von Lacan, Deleuze, Derrida und Foucault lediglich zusammenführt. Judith Butler ist eine Enttäuschung für die erste publikumswirksame Philosophin für Frauen. Ich halte sie für eine Verbrecherin, weil sie eitel Dinge verkündigt, an die sie selbst nicht glaubt, nur wegen Beifall. Selbstverliebt. Verachtenswert. Geldgierig.

          Außerdem lese ich:

          Foucault 2.0. Eric Paras
          Die Leidenschaften des Michel Foucault. James Miller.
          Widerstand denken. Daniel Hechler
          Hegel: zur Sprache. Beiträge zum europäischen Sprachdenken
          Feministische Theorie. Regina Becker-Schmidt
          Was ist Macht? Byung-Chul Han
          Saussure und Derrida. Simone Roggenbuck

          Diese Auswahl ist rein zufällig (wirklich). Ich gehe meistens so vor. Ich nähere mich von den Rändern dem Zentrum. Deswegen sage ich nicht, dass sie wichtig wären. Es gibt wahrscheinlich bessere. Aber die Schlussfolgerungen mache ich sowieso immer selbst.

          Gruß

        • @ quellwerk

          O.k., ich bin gespannt auf deine kommenden Texte.

          Noch ein paar Anmerkungen:

          „Judith Butler macht eine Dissertation über Hegel.
          Michel Foucault schreibt sein Diplom über Hegel.
          -> Idealismus als formgebend für das Denken des Poststrukturalismus“

          Ja, aber letztendlich auch wesentlich im Sinne einer Gegenreaktion. Der Poststrukturalismus ist ja in vielerlei Hinsicht anti-platonisch und anti-hegelianisch.
          Hier wäre also drauf zu achten, was von Hegel übernommen wurde und was abgelehnt wurde.

          „Der Beginn des 20. Jahrhunderts (vor und nach dem zweiten Weltkrieg) ist durch Sinnleere charakterisiert. Hineinblicken in sich. Taumel. Wahnsinn. Experimentierfreude. Sex, Traum. Sartre gibt dem Humanismus wieder Bedeutung. Foucault, der nach ihm kommt, lehnt das alles ab. Auch hier: Wahnsinn, SM, Drogen, Risiko. Nietsche ist wichtig (und damit Schopenhauer) als auch Heidegger, der Nazianhänger.“

          Hier wäre m.E. auch Georges Batailles als nietzscheanischer Vorläufer des Poststrukturalismus wichtig. Sein Hauptwerk „Die Aufhebung der Ökonomie“ fand ich übrigens sehr interessant.

          „Foucault ist Sadomasochist. Er ist wahrscheinlich gefährdet von Geisteskrankheit. Viele wichtige Leute von damals waren in diesem Schattenbereich. Suche nach sich selbst, obwohl es kein Subjekt geben soll. Verheissung von einer wilden inneren Kraft, die nach aussen brechen soll und der man nur Form geben muss.“

          Ja, das sind die dionysisch-nietzscheanischen Elemente im Postrukturalismus.

          „Der Feminismus, auch von Leidenschaften getrieben, springt hier auf.“

          Wobei hier m.E. auch noch die spezifische Situation des klassischen Radikalfeminismus nach den „Feminist Sex Wars“ zu berücksichtigen ist. Der klassische Radikalfeminismus hat zwar ziemlich erfolgreich seine wissenschaftlich falschen Behauptungen (z.B. zur Verteilung sexueller und häuslicher Gewalt, gläserne Decken, Gender Pay Gap etc.) in die Linke und die Gesellschaft eingebracht, aber davon abgesehen war der klassische Radikalfeminismus von seinen theoretischen Grundlagen her innerhalb der Linken nie besonders beliebt und eher wenig anschlussfähig. Nach den „Feminist Sex Wars“ war er zudem deutlich angeschlagen.

          Als es nach dem Zusammenbruch des sogenannten real existierenden Sozialismus zu einem Aufstieg des Poststrukturalismus in der Academia kam, war es auch pragmatisch vorteilhaft für radikale Feministinen eine Transformation hin zu einem poststrukturalistischen philosophischen Paradigma zu vollziehen um überhaupt wieder stärker theoretisch anschlussfähig an die Linke zu werden.
          Dabei wurden einige Forderungen des sex-positiven Feminismus, z.B. zu Sexarbeit und BDSM mitintegriert, während davon abgesehen die radikalfemistische Sexualfeindlichkeit erhalten blieb.
          Ich persönlich glaube, ohne diese Transformation hin zu einem poststrukturalistischen Feminismus wäre der radikale Feminismus heute weitgehend akademisch tot.

          „Gibt sich eine rationales Gewand mit Hilfe von Judith Butler, die die Ergebnisse von Lacan, Deleuze, Derrida und Foucault lediglich zusammenführt. Judith Butler ist eine Enttäuschung für die erste publikumswirksame Philosophin für Frauen. Ich halte sie für eine Verbrecherin, weil sie eitel Dinge verkündigt, an die sie selbst nicht glaubt, nur wegen Beifall. Selbstverliebt. Verachtenswert. Geldgierig.“

          Ich habe Judith Butler bisher in persönlicher Hinsicht nicht als so negativ wahrgenommen.
          Aber eine systematische Kritik ihres feministischen Ansatzes ist sicherlich eine gute Sache.

          Außerdem lese ich:

          „Feministische Theorie. Regina Becker-Schmidt“

          Das habe ich auch gelesen. Gibt m.E. einen guten Überblick.
          Im Allgemeinen würde ich dir empfehlen vielleicht auch noch ein Lehrbuch zu den Gender Studies zu lesen. Für mich war z.B. das Buch „Gender/Queer Studies“ von Nina Degele hier als Einführung brauchbar, aber es gibt noch mehrere andere.

          „Diese Auswahl ist rein zufällig (wirklich). Ich gehe meistens so vor. Ich nähere mich von den Rändern dem Zentrum. Deswegen sage ich nicht, dass sie wichtig wären. Es gibt wahrscheinlich bessere. Aber die Schlussfolgerungen mache ich sowieso immer selbst.“

          Wenn die Vorgehensweise für dich gut funktioniert, ist ja alles in Ordnung.

        • Dafür erstmal Daumen hoch für Elmar 😀

          Wobei die Daumen zumindest ganz interessant sind als Anhaltspunkt, ob der Kommentar, den man schriebt, überhaupt gelesen wird.

          Dennoch beeinflusst die Bewertungsmöglichkeit sicher die Art, wie hierüberhaupt diskutiert wird. Man weiß ja, was man ungefähr schreiben muss, um viele Daumen hoch zu bekommen, und das ist idR keine längere Ausführung, die auch noch irgendwas von zwei Seiten beleuchtet, sondern eher der griffige und einfache Spruch, mit dem sich möglichst viele identifizieren können (Konsensprinzip). Diskussionskultur wird auf jeden Fall oberflächlicher.

  4. Und inwiefern treffen diese Axiome auf bspw. #shirtgate ode r#gamergate zu? Meines Erachtens ist das hervorstechenste Axion des Feminismus die Männerfeindlichkeit. Und speziell die Feindlichkeit gegenüber männlicher Sexualität.

    • Naja wir haben den Umstand, dass sich hier ein Mensch entschieden hat, ein rockabilly (?) fifties Shirt zu tragen, was seinem Style auch entspricht.
      Statt dies erstmal so hinzunehmen wird heruminterpretiert:

      – Das Shirt zeigt halbnackte Frauen.
      – Ein Shirt mit halbnackten Frauen ist sexistisch.
      – Ein Shirt mit halbnackten Frauen ist sexistisch und hält Frauen ab in Wissenschaftlichen Berufen zu gehen, wenn es ein Wissenschaftler trägt.
      -Ein Shirt mit halbnackten Frauen ist sexsitisch und hält Frauen ab in wissenschaftlichen Berufen zu gehen, wenn es ein Wissenschaftler trägt, daher ist es Ausdruck des patriarchaler Macht- und Unterdrückungssysteme.

      Wie gesagt, das Shirt an sich ist in dieser Konstellation der Auslöser für die feministische Empörung. Aber diese Empörung wird nicht individuell geframt (ICH als FEMINISTIN fühle mich davon genervt), sondern kollektiv. Wir alle sollen uns davon genervt fühlen. Dieses Shirt ist ein Angriff auf uns alle. Hier zeigen sich deutlich zwei der Antihaltungen:

      – Dieses Shirt müssen Menschen ablehnen, weil Feministinnen es ablehnen. Ablehnung ist die einzig richtige Verhaltensweise, von Feministinnen vorgegeben.
      – Niemand soll die Freiheit haben, ein Shirt zu tragen wie es ihm gefällt. Aufgabe von Individualität.

      Ich halte auch nicht viel von Hawaiishirts, aber dieser Typ hat seinen Style und das ist okay. Auch sind die Frauen Phastasiewesen, niemand kann sich persönlich angegriffen fühlen. Es sind auch keine anstößigen Posen. Auf einer Party würde keine der sich erregenden Feministinnen ihn deshalb so runtermachen.
      Aber in dieser Globalkonstellation geht das sehr gut, da wird ein Shirt zum Symbol von Unterdrückung, während sich zB. in der Verteilung von Ampelsymbolen der Kampf um Gleichstellung entscheidet. Das ist so lächerlich, welcher gesunde Geist sieht denn in stilisierten Ampelsymbolen echte Menschen? Wer fühlt sich von einem Shirt abgehalten in wissenschaftliche Berufe zu gehen? Das ist so gaga….

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