Im allumfassenden Patriarchat des Feminismus gibt es keine individuell handelnden Menschen

LoMi führt auf Geschlechterallerlei in den Kommentaren etwas interessantes dazu aus, dass es im Feminismus dank der umfassenden Patriarchatstheorie bzw. den Geschlechterrollen, aus denen man nicht ausbrechen kann, keine Individualität gibt:

Der Feminismus ist nur gerecht vor dem Hintergrund der Patriarchatsthese. Allein die Annahme übermächtiger und umfassender Herrschaft rechtfertigt alles das, was Feministen tun und Männern an-tun. Ohne diese These hat die feministische Moral keinen Boden mehr.

Ein weiteres Gerechtigkeitsproblem entspringt dem Menschenbild des Feminismus. Genau dieses Menschenbild führt zur hypoagency. Im allumfassenden Patriarchat gibt es keine individuell handelnden Menschen. Frauen sind allesamt bis tief in ihre Psyche hinein strukturiert durch das System und damit unterdrückt. Alles was sie tun und sogar denken, ist Ausdruck der Herrschaft. Diese Frauen können folglich keine Eigenverantwortung haben, denn sie sind ja gewissermaßen programmiert durchs Patriarchat.

Bei Männern ebenso: sie sind zwar handlungsmächtig, weil Herrscher, aber sie agieren als vollkommene Automaten im Dienste der Aufrechterhaltung der Männerherrschaft.

Beiden Geschlechtern wird keinerlei Fähigkeit einer kreativen Auslegung und Nutzung gesellschaftlicher Strukturen zugestanden. Deshalb zählen auch individuelle Handlungserklärungen auch nicht: Bei Frauen nicht, weil sie ja doch nur vollziehen, was ihnen die Männer eingeimpft haben. Sie können also nicht wirklich Spaß am Sex mit Männern haben. Bei Männern nicht, weil diese gar nicht bemerken, dass die von ihnen als harmlos eingestuften Handlungen (“hallo” auf der Straße) massive Unterdrückungshandlungen sind.

Insofern gibt es im Feminismus überhaupt keine Abwägung, die ein Tun individualisiert und das die dahinterliegenden Absichten miteinbezieht in das Urteil.

Man fragt sich nur, wie es den Feministinnen gelungen sein soll, sich quasi zu einem göttlichen Beobachterstandpunkt außerhalb des Systems aufzuschwingen.

Das hatte ich auch schon einmal in einem Artikel geschrieben:

An diesem Beispiel wird auch deutlich, dass Sozialisierungs-Theorien gegen biologischen Modellen mit fließenden Geschlechtergrenzen und lediglich Häufungen bei bestimmten Mittelwerten wesentlich essentialistischer und determinierter sein können.

Danach unterliegen dann eben ALLE Frauen einer bestimmten Sozialisierung, weil die gesellschaftlichen Normen, die weiblichen Identitäten, die Geschlechterrollen jeder einzelnen Frau kraft Phänoptyp zugewiesen werden und Druck auf sie in diese Richtung ausgeübt wird.

  • Wer von einer starken Sozialisation ausgeht, die Frauen und Männer betrifft, der muss auch gleichzeitig davon ausgehen, dass es eine geringere Individualität bezüglich dieses Sozialisationsaspektes gibt.
  • Wer von einer schwachen Sozialisation ausgeht, dem fehlt das Argument, warum Frauen sich nicht so leicht von dieser frei machen können.

Der Nachweis, dass es erhebliche Abweichungen gibt, würde damit bedeuten, dass Geschlechterrollen nicht stark sind, und damit dem Feminismus ein wesentliches Element seiner Theorien nehmen, der Nachweis, dass sie stark sind und Frauen hindern, würde hingegen Frauen gleichzeitig ungeeignet für andere Bereiche machen, die entgegen ihrer Rollen bestehen.

Da der Feminismus von starken Rollen ausgeht, müssen Menschen alle gleich sein, wie Marionetten an den Fäden ihrer Geschlechterrollen etc hängen und von diesen kaum abweichen können. Denn anscheinend erkennen beispielsweise Frauen noch nicht einmal, wie nachteilig die Gesellschaft für sie ist und das sie dies in einer Demokratie ändern können, da sie die Mehrheit haben. Ein weitergehendes Denken beider Geschlechter, jedenfalls aber der Frauen, ist mit dem feministischen System nicht vereinbar. Individualität dürfte es nur in den engen Grenzen der Geschlechterrolle geben.