Wir müssen uns den männlichen Feministen als glücklichen Menschen vorstellen. Er hat ein hohes Ideal, welches er erreichen will und rollt beständig den Stein der Anständigkeit den Hügel hinauf. Beständig kommt auch eine Feministin und stößt ihn wieder hinunter, so dass er sich weiter verbessern kann. Beschwingt kann er den Hügel hinuntergehen und sich sagen, dass er wieder etwas klüger geworden ist, etwas weniger sexistisch. Und beim nächsten Versuch klappt es bestimmt.
Ein solcher Feminist ist Robin Detje, der über den anschwellenden Ekelfaktor berichtet, der sich angesichts antifeministischer Kritik regt. Dabei bringt er zwar keine Argumente, aber viel wichtiger Stimmungen:
Ulf und Harald, Jan und Matthias wollen wir die Dorfhelden nennen, weil sie das auch gerne so halten: Wenn irgendwo Frauen aufmucken, werden diese in ihren Glossen oder auf ihren Facebook-Seiten öffentlich zur Minna gemacht, mit Vornamen angekumpelt und hochschnöslig abgemeiert. Nach dem Motto: Wie können diese Mädchen es wagen? Haben sie denn in der Schule nichts gelernt? Ja, die Herren treten gerne nach unten. Und zwar von ganz oben.
(…)
Mit dem Schmähbegriff der Political Correctness wird Anstand dann belegt, wenn Menschen sich über ihn stellen wollen – einfach deshalb, weil sie Männer sind, weiß oder alt oder alles zusammen
Wenn sie das Recht für sich in Anspruch nehmen wollen, alles, was Minderheiten vorbringen, als nerviges Gezeter abzutun, das ihre Freiheit bedroht. Anstatt zuzuhören, wie es sich unter zivilisierten Menschen gehört. Nein, es ist nicht okay, ein Spaß-Terrorregime aus Kolumnen zu errichten, die Schwächeren den Mund verbieten wollen. Nein, Frauen, die in den Geschlechterbeziehungen ein Machtgefälle erkennen, wollen euch weißen Männern nicht die Schwänze abschneiden. Und nein, Randgruppen, die ihre Verletzlichkeit offenbaren und mehr Schutz möchten, wollen euch nicht die Weltherrschaft wegnehmen. Obwohl – schöner Gedanke eigentlich …
Nein, es gibt in Deutschland niemanden, der diktatorisch-gouvernantenhaft politische Korrektheit durchsetzen möchte. S
Der WHM hat die Weltherrschaft und bangt um sie, die Frauen sind Opfer und wollen nicht „die Schwänze abschneiden“. Sie wollen nur etwas Freiheit – weitergehen, hier gibt es nichts zu kritisieren. Wer Freiheit will, der darf eben ruhig ein Geschlecht pauschal zum Täter abstempeln, ihm die Errichtung einer Rape Culture vorhalten, alle Schlechtigkeiten der Welt auf ihn übertragen und in seinen Tränen baden. Gut, dass Feministinnen niemanden den Mund verbieten wollen, nicht im #Gamergate oder auf Twitter, nicht in sonstigen Debatten, nicht generell in der Geschlechterdebatte, auf so etwas können ja nur AntiFeministen kommen. Es gab keine Aufschreie wegen T-Shirts oder heterosexuellem Küssen oder Babies oder heterosexuellem Sex. Der Feminismus möchte da gar nichts durchsetzen.
Soweit alles richtig gemacht. Aber der Stoß den Hügel hinab kommt gewiss, hier in Gestalt von Sanczny:
Robin Detje möchte nun also Stellung beziehen gegen diesen antifeministischen Backlash. Soweit sehr nett. Von da an geht’s bergab. Er schreibt:
[…] Professx Lann Hornscheidt, die keine Frau mehr, sondern nur noch X sein möchte. Die einen Weg öffnen möchte, aus dem Geschlechterrollenspiel auszusteigen, auch in der Anrede, um zu sehen, ob die damit verbundenen Machtgefüge dadurch sichtbarer werden. [Hervorhebung von mir.]
Äh? Detje hat offenbar seinen eigenen Satz nicht gelesen und gendert mal eben – ganz in guter Absicht natürlich – Profx Hornscheidt AUCH falsch. In einem Satz, in dem es genau darum geht. (Das nach eigenem Belieben mit einem falschen Geschlecht adressieren ist cis-sexistisch. Das ist so ziemlich der Punkt bei der ganzen Sache.)
Nicht. Gut. Genug! Und damit falsch. Aber es folgen schlimmere Verstöße
Detje zieht dann weiter gegen Ulf Poschardt, Harald Martenstein, Jan Fleischhauer und Matthias Matussek ab:
Wir können uns doch von den N****n das “N***r”-Sagen nicht verbieten lassen [im Original ist das N-Wort beide Male ausgeschrieben]! Das ist doch ein freies Land! Minderheitenphobiker sind diese vier, vom eigenen späten Übermut besoffen. Unangreifbar, weil sie ja die eigentlichen Verfolgten sind, weil immer noch irgendwo an einer Ecke ein Mädchen aufmuckt, eine T****e [diskriminierende Bezeichnung für transgeschlechtliche Menschen ist auch im Original ausgeschrieben], eine Lesbenzicke [?]. Da muss man dann einfach mit dem Porsche drüber.
Legt diesen anderen Typen diskriminierende Sprache in den Mund und lässt sich nicht nehmen, das alles auszuschreiben. Zwei mal das N-Wort unnötigerweise ausgeschrieben, zwei Mal eine diskriminierende Bezeichnung für transsexuelle Menschen unnötigerweise ausgeschrieben. Und dazu dann lauter tolle Distanzierungen von “alternden” WHM, Matussek “gaga” nennen, und die Abwertung dieser nach meinem Kenntnisstand alle in Großstädten lebenden älteren Herren als “Dorfhelden” (diese “es reicht nur fürs Dorf”-Attitüde ist klassistisch).
Lustigerweis hätte Robin hier von den WHMs lernen können. Martenstein hat die entsprechenden Vorwürfe ja bereits hinter sich. Es ist schon fast lustig, dass er hier in eine ähnliche Falle tappt, bei der er der Gegenseite bestimmte Worte in den Mund legt, die dann als unsagbare Äußerung ihm selbst angerechnet werden.
Sanczny weiter:
Was Robin Detje hier leistet ist symptomatisch für Typenfeminismus: Nichts können aber in die erste Reihe stellen für Kekse. Sich von anderen Typen distanzieren um das eigene Typ-Sein zu relativieren. Groß rauströten, was man für ein toll emanzipatorischer Dude ist, und dann mit einer Sparversion von Feminismus auflaufen, die den Namen nicht verdient hat. Und sich gerade deswegen für den sogenannten Mainstream so gut anfühlt: Man muss nur sagen, dass man dafür ist. Ansonsten muss man gar nichts ändern.
Robin Detje hat eben auch nur übersehen, dass er ein Typ ist. Er versteht nicht, dass er selbst Weltherrschaft hat, denn er ist ein Mann und nimmt Raum ein. Er hat als Mann Macht und ist kein Guter, weil er Feminist ist. Er soll lieber den Mund halten, denn er nimmt Frauen Raum weg. Und das auch noch schlecht. Er hat hat nicht bedacht, dass auch er nur die Luft verpestet.
Immerhin wird er nicht als Vergewaltiger bezeichnet.
Das ist doch immerhin ein Fortschritt