Der Autor des Blogs „Medienland“ nimmt zur Frauenquote Stellung. Einige Passagen dabei finde ich sehr interessant:
Ich habe in meinem Freundeskreis ausnahmslos emanzipierte Frauen. Zum Teil so emanzipiert, dass sie ihren Männern ständig sagen, wo der Hammer hängt. Samstags Fußballtag mit den Jungs? No way, du bleibst daheim oder kommst direkt nach dem Bayern-Spiel wieder nach Hause. Weiter noch: Auch meine Mutter, Mitte 50 mittlerweile, ist durch und durch emanzipiert. Sogar meine Großmutter ist eine emanzipierte Frau, die niemals – nie, nie, niemals – eine Quote fordern würde. Erstens hat sie zu viel Respekt davor, dass mein Großvater sich über Jahrzehnte den Arsch für Familie, Frau und Töchter aufgerissen hat. Zweitens würde sie sagen: Wenn du etwas erreichen willst, dann musst du hart dafür arbeiten. Ein Grundsatz, der plötzlich nicht mehr gelten soll? La Vida Loca.
Das ist auch etwas, was ich häufig beobachte: Frauen sind keineswegs so machtlos, wie es der Feminismus anscheinend glaubt. Sie haben oft erhebliche „Macht“ über Männer in ihrem Umfeld, sei es den Freund oder den Ehemann. Eine Macht, die im Feminismus entweder nicht erkannt wird oder nicht als tatsächliche Macht gewertet wird, weil sie nur abgeleitet ist vom Mann und insoweit eine Macht „zweiter Klasse“ ist. Aber nichts desto trotz ist es eine Macht, auf der man einiges aufbauen kann, weil man dadurch eben auch erheblich mitbestimmt, wie beispielsweise Geld ausgegeben wird und wie gelebt wird.
„Beziehungsmacht“ ist aus meiner Sicht keine unwesentliche Macht. Gerade wenn sie in der Ehe noch erheblich durch entsprechende Vorschriften abgesichert wird.
Eine andere interessante Passage:
Wir haben kein Sexismus-Problem, weder in der Wirtschaft noch in der Gesellschaft, sondern ein Empörungs-Problem. Und Empörung ist seit jeher die Debatte des kleinen Mannes / der kleinen Frau. Ein guter Rat: Sucht Euch ein wahres, tatsächliches Thema, wenn ihr schon über die Ungleichbehandlung der Geschlechter diskutieren wollt: Die Sorgerechts-Frage zum Beispiel. Oder die traurige Tatsache, dass kein Mann mehr weiß, was er eigentlich sagen, machen, denken darf, ohne als Sexist, Weichei oder Macho abgestempelt zu werden. Eine Debatte über die totgeschwiegene Gewalt von Frauen gegen Männer wäre noch so ein Thema. Und warum werden Väter, die sich für Erziehungsmonate entscheiden als Helden der Moderne zelebriert, während die feministische Bewegung Frauen, die sich gegen Karriere und für Kinder und Haushalt entscheiden, ins Abseits katapultiert und als Verräterinnen an der Emanzipation geiselt? Wo bleibt hier die Empörung der Empörten?
Wir brauchen nicht noch mehr selbsternannte Frauenbeauftragte, sondern solche, die uns Männer davon abhalten von der Brücke zu springen vor lauter Unsicherheit, vor lauter Angst davor, irgendwas Falsches zu sagen, vor lauter Angst, dass die Diskriminierung künftig andersrum und mit dem Segen der Masse funktioniert. Das nur am Rande.
Das finde ich eine schöne Zusammenfassung. Und in der Tat entscheidet sich vieles an der Frage, womit man Empörung hervorrufen kann: Mit Frauendiskriminierung immer, mit Männerdiskriminierung weit aus seltener.
Und auch das Schlußwort finde ich nicht schlecht:
Ich für meinen Teil weiß: Ich habe meine Freundin in ihren beruflichen Zielen immer unterstützt – genauso wie alle anderen Männer meiner Generation, die ich kenne – und freue mich jedes Mal auf’s Neue, wenn sie einen guten Artikel publiziert oder Anerkennung für ihre Arbeit – nich für ihre Arbeit als Frau – bekommt. Überhaupt: Warum verdrängt eine ganze Bewegung eigentlich, dass dieses Land von einer Frau regiert wird, eine Frau Verteidigungsministerin ist und #bockaufquote tatsächlich von einer Manuela Schwesig initiiert wird, die sich ja ganz offensichtlich – zumindest beruflich – nicht beklagen kann. Das Absurde: Sie geringschätzt ihre eigene Leistung. Auf so eine Idee muss man erst einmal kommen. Denn: Wer Talent hat, braucht keine Quote. Wer Leistung zeigt, braucht keine Quote. Und wer gut ist in seinem Job, der wird Chef, wenn er will. Auch ohne Penis.
Das beleuchtet auch noch einmal ein klassisches Argument: Es gibt im Geschlechterbereich weit weniger klare Lager als der radikale Feminismus oder der radikale Maskulismus einen dies glauben lassen wollen: Ein Mann wird seine Freundin/Frau/Schwester/Tochter unterstützen und ihre Arbeit anerkennen, eine Frau ihren Freund/Mann/Bruder/Sohn. Die meisten von uns (Männer und Frauen) kommen aus „Familien mit geteilten Lagern“, haben also einen Vater und eine Mutter und sind auf ihrer Heterosexualität an dem anderen Geschlecht interessiert und ihm meist freundlich gesonnen. Dennoch sind die Geschlechter eben verschieden und haben auch unterschiedliche Vorstellungen davon, was sie erreichen wollen und was sie dafür machen wollen. Bereits daran machen sich viele Unterschiede fest.
Der Penis ist nicht das wesentliche.