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Antje Schrupp: „Was sind schon wissenschaftliche Beweise gegen einen tiefen Glauben?“

Antje Schupp sieht Kritik an Gender Studies aus unterschiedlichen Lagern:

Die Angriffe gegen die Gender-Studies kommen von ganz unterschiedlichen Seiten.
Oft widersprechen sich die Vorwürfe sogar gegenseitig. Rechtspopulisten und Maskulinisten werfen dem Fach vor, eine feministische Agenda zu betreiben, also nicht wissenschaftlich objektiv zu sein, sondern eine Ideologie zu verfolgen.
Andere beschuldigen die Gender-Theoretikerinnen, nicht feministisch genug zu sein, sondern sich in akademischen Spitzfindigkeiten zu verheddern und die wirklichen Anliegen von Frauen aus dem Blick zu verlieren. Beide Argumente stehen einander zwar diametral entgegen, können im konkreten Fall aber Hand in Hand gehen.

Und sie hat recht, wenn sie sagt, dass diese wenig miteinander zu tun haben:

Der erste Vorwurf bezieht sich darauf, dass Gender Studies Axiome voraussetzen, die sie nicht mehr hinterfragen, die aber falsch sind. Ausgangspunkt aller Fragen ist eine „gefühlte Wahrheit“ der Unterdrückung, die absolut gesetzt wird, so wie in der Theologie die Existenz Gottes absolut gesetzt wird.  Sicherlich kann man auf dieser Aussage eine „Wissenschaft“ aufsetzen, genauso wie man auf Literatur eine Wissenschaft aufsetzen kann, die sich mit der Analyse eines fiktiven Geschehens beschäftigt. Das macht dieses nicht wahr, es bildet nur den Ausgangspunkt für weitere Überlegungen.

Und der zweite Vorwurf erfolgt üblicherweise aus einer anderen feministischen Richtung, es ist ein innerfeministischer Streit zwischen dem „alten“ und dem „Neuen Feminismus“, dem Feminismus, dem es an Beauvoir orientiert um den Kampf Männer gegen Frauen um Macht geht und dem intersektionalen Feminismus, der möglichst viele Gruppen von Privilegierten und Unterdrückten finden will unter denen Frauen nur eine unter vielen und auch nicht die wichtigste sind und die in eine Hierarchie und einen Ausgleich gebracht werden sollen damit man alle Diskriminierungen abbauen kann.

Schrupp schreibt:

Am Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit gegenüber den Gender-Studies wird deutlich, wie stark auch in unserer Kultur, die doch so stolz auf ihren Rationalismus ist, die Widerstände dagegen sind, sich von wissenschaftlicher Forschung von Vorurteilen abbringen zu lassen. Da mögen Myriaden von Studien mehr oder weniger zu dem Ergebnis kommen, dass es in der typischen Unternehmens- und Organisationskultur starke Verzerrungen in der Wahrnehmung von Frauen und Männern gibt und dass deshalb Männer strukturell bevorzugt werden und Frauen weniger Chancen haben: Die meisten Menschen sind trotzdem der felsenfesten Überzeugung, sie behandelten Frauen und Männer objektiv und unparteiisch gleich. Was sind schon wissenschaftliche Beweise gegen einen tiefen Glauben? Nichts. Daran hat sich seit den Zeiten Galileos leider nicht viel geändert.

Ein schöner Strohmann: Tatsächlich gibt es tausende Studien für das Gegenteil. Weswegen Schrupp auch vorsichtshalber gar keine für ihre Behauptung zitiert. Die meisten werden auch nicht unbedingt davon ausgehen, dass sie Leute gleich behandeln, weil sie davon ausgehen, dass Männer und Frauen im Schnitt anders sind und man daher auch im Schnitt anders auf sie reagiert. Die meisten Frauen wären empört, wenn man sie so wie Männer behandelt, nicht begeistert. Und sie verhalten sich auch nicht wie Männer und sind gerne Frauen. Es ist geradezu bizarr, dass Schrupp hier tatsächlich meint, dass die wissenschaftlichen Beweise für ihre Sicht sprechen. Welche denn Frau Schrupp?

Interessant ist noch der folgende Abschnitt:

Der Fokus auf „Gender“ hat die Akzeptanzprobleme des Feminismus keineswegs gelöst. Die allermeisten Männer interessieren sich für „Gender-Kram“ ganz genauso wenig wie für „Frauenkram“ – auch wenn es natürlich Ausnahmen gibt (und gar nicht mal so wenige), gerade unter jüngeren Männern.

Ein kleiner Erfolg mag also zu verbuchen sein, aber der Feminismus hat einen viel zu hohen Preis für die vermeintliche Einbeziehung aller Geschlechter in seine politische Agenda bezahlen müssen. Im Zuge dieses Paradigmenwechsels wurden Frauen nämlich von Subjekten des Handelns zu Objekten des Erforschtwerdens. „Frauenforschung“ hatte sich noch dafür interessiert, was Frauen taten und sagten. „Gender-Forschung“ hingegen erforscht, was über Geschlecht gesagt wird. „Frauenbeauftragte“ versuchten, der weiblichen Perspektive und den Wünschen von Frauen in traditionell männlich dominierten Institutionen Gehör zu verschaffen. „Gleichstellungsbeauftragte“ messen Frauen wieder am Maßstab von Männern oder zumindest an dem von Geschlechtlichkeit. Der Fokus auf „Gender“ hat dazu geführt, dass der Aspekt des Gender-Seins überdimensional aufgeblasen wurde, während die Originalität einzelner Frauen in den Hintergrund gedrängt wurde. In krassen Fällen hatte er sogar zur Folge, dass Gleichstellungsbeauftragte (m/w) die Interessen von Männern gegen den Willen und die Interessen von Frauen durchsetzen. Wenn Männerrechtler die Logik der Gleichstellung für ihre Interessen kapern, ist das nur folgerichtig.

Da spricht sie eigentlich recht offen aus, dass für sie zwei Sachen nicht richtig sind:

  • Frauen am Maßstab von Männern zu messen, obwohl sie oben angeführt hat, dass es ein Unding ist, dass Frauen anders behandelt werden
  • Das Interessen von Männer umgesetzt worden sind um mehr Gleichberechtigung zu erreichen statt nur auf Frauen abzustellen.

Sie hat meiner Meinung nach aber Unrecht, wenn sie das auf dem erstarken von „Gender statt Frauen“ herleitet. Es ist eine Folge davon, dass Gleichberechtigung eben abseits der Gender Studies tatsächlich häufig so verstanden wird, dass dann Nachteile für beide Geschlechter abgebaut werden. Es ist insbesondere eine Folge davon, dass Gesetze üblicherweise neutral formuliert werden und damit auch Männer sich bei Benachteiligung darauf berufen können.