Warum wir altern

Eine interessante Passage dazu, warum wir altern:

Es bestätigt mal wieder, dass Fortpflanzung das wesentliche Element der Evolution ist. Denn ein langes Leben an sich oder auch ein Überleben an sich bringt nichts, weil Gene dadurch nicht in die nächste Generation kommen. Und wenn Gene nicht in die nächste Generation kommen, dann haben sie eben zukünftig keinen Einfluss in der Spezies.

Gene, die später im Leben auftretende Schäden reparieren, haben einen immer geringeren Wert im Vergleich zu Genen, die die Wahrscheinlichkeit der Fortpflanzung erhöhen. Denn wir können schon am nächsten Tag eines unnatürlichen Todes sterben, zB von einem wilden Tier gefressen werden oder von einem Baum erschlagen werden oder von einem Feind erschlagen werden (insbesondere in der evolutionär relevanten Zeit).  Damit kann jede Maßnahme, die einen in früheren Zeiten, sagen wir mit 20, zusätzliche Energie kostet (etwa für zB den Aufbau hochwertigerer Knie), sich dafür aber mit 80 erst auswirkt, verschwendet sein und ihr Nutzen muss mit dem Nutzen verglichen werden, den es bringt, die gleiche Energie für andere Sachen zur Verfügung zu haben.

Wir leben lang, weil wir insgesamt eine Spezies sind, die auf „Qualität“ beim Nachwuchs setzt, also Kinder, die in einer geringen Zahl zur Welt kommen, lange betreut werden müssen und die spät selbständig sind. Auch die Betreuung der Großkinder hat den Nutzen eines langen Lebens sicherlich vermehrt.

Andere Tiere, die beispielsweise enorme Kosten hätten, um in kalten Gegenden durch den Winter zu kommen, wie beispielsweise viele Insekten, leben gerade deswegen nur einen Sommer und sichern mit der vorhandenen Energie eher ab, dass der Nachwuchs über den Winter kommt.  Bei einer Selektion darauf, dass ein Tier vielleicht den Winter überlebt, der Nachwuchs dann aber vielleicht nicht, kann schnell eine Selektion gegen das Tier und zugunsten des Nachwuchs erfolgen.

Bei jeder Alterserscheinung bleibt damit die Frage: Wie hoch sind die Kosten sie zu beheben und lohnt es sich, sie aufzubringen und dafür anderes zu vernachlässigen. Und das führt natürlich auch dazu, dass ähnlich wie bei einem alten Auto irgendwann die Gesamtkosten einer „Reparatur“ einzuplanen sind und der dann noch bestehende Nutzen: Wenn ein Auto noch jung ist, dann lohnt es sich bestimmte Reparaturen durchzuführen, muss man aber befürchten, dass bald noch weitere Teile den Geist aufgeben, dann kann es sich eher lohnen, das Geld statt für eine Reparatur für den „Nachfolger“ anzusparen uns zu hoffen, dass das alte Auto lang genug durchhält.