Selbermach Samstag 255 (16.09.2017)

Welche Themen interessieren euch, welche Studien fandet ihr besonders interessant in der Woche, welche Neuigkeiten gibt es, die interessant für eine Diskussion wären und was beschäftigt euch gerade?

Welche interessanten Artikel gibt es auf euren Blogs? (Schamlose Eigenwerbung ist gerne gesehen!)

Welche Artikel fandet ihr in anderen Blogs besonders lesenswert?

Welches Thema sollte noch im Blog diskutiert werden?

Für das Flüchtlingsthema gibt es andere Blogs

Ich erinnere auch noch mal an Alles Evolution auf Twitter und auf Facebook.

Es wäre nett, wenn ihr Artikel auf den sozialen Netzwerken verbreiten würdet.

Wer mal einen Gastartikel schreiben möchte, der ist dazu herzlich eingeladen.

„Selber denken“

Eine Figur, die ich in Diskussionen bereits häufiger getroffen habe ist der „ich denke selbst“ Ansatz.
Leider ist er nicht darauf ausgerichtet, dass derjenige das bestehende Wissen und die diesbezüglichen Theorien kritisch durchdenkt und die Pros und Cons abwägt, sondern es ist dann leider eher der Grundsatz, dass man bei Null anfängt und auf der Basis eigene Theorien entwickelt.
Das ist meist schon deswegen ein Ansatz, der zum Scheitern verurteilt ist, weil man, wenn man ganz am Anfang anfängt, schlicht einen Großteil an Informationen ausblendet, die man eigentlich berücksichtigen müsste.
Es ist zudem eine sehr anmaßende Klausel:
Man verweigert sich häufig dem vorher angesammelten Wissen und verkennt, dass die meisten Fortschritte entstanden sind, weil die passenden Entwickler auf dem Vorwissen der anderen Forscher aufbauten
Wenn ich weiter geblickt habe, so deshalb, weil ich auf den Schultern von Riesen stehe
„Selber denken“ wird als Floskel so gerne missbraucht. Es ist häufig nur ein Vorwand um sich nicht mit dem, was andere schon gedacht haben und was, weil sehr viele gedacht haben und viele Argumente gewertet haben, meist eine gewisse Tiefe erreicht hat, nicht beschäftigen zu müssen.
Mit der Angabe  man  „denke selbst“ will man daher meist nur unliebsame Informationen ausblenden.
Natürlich kann es auch für das Verständnis sehr wichtig sein, einen Gedanken nachzuvollziehen und mit eigenen Gedanken abzugleichen. Es kann auch interessant sein, erst einmal für sich selbst zu denken und dann zu schauen, was andere bereits dazu entwickelt haben. Und Theorien oder Meinungsstreitigkeiten von allen Seiten selbst zu durchdenken ist etwas ganz wichtiges. Einer Abwertung eigenen Durchdenkens soll hier nicht das Wort geredet werden. Es soll eigentlich nur davor gewarnt werden, dass man sich die Informationen nicht entgehen lassen sollte, die bereits vorhanden sind und insbesondere tunlichst vermeiden sollte, diese auszublenden.
Das ist im Geschlechterbereich bereits ein Problem, wo man eine Vielzahl von Daten und Gegebenheiten kennen muss, bevor man sich eine Meinung bilden kann. Beispielsweise wird man sich durch eigenes Nachdenken kaum die Informationen zu CAH-Mädchen oder anderen Studien zu pränatalen Testosteron erschließen können. Solange man die Fallgruppen, unter denen dort bestimmte Theorien diskutiert werden, nicht kennt, bringt alles Denken nichts. Weil man die passenden Argumente und Theorien dann schlicht nicht entwickeln kann.
Ein anderer Bereich ist aus meiner Sicht auch das Recht. Es gibt immer wieder in Diskussionen Leute, die meinen, dass sie mit der Lektüre des Gesetzes und „Selber Denken“ durchkommen können. Auch im juristischen gibt es Vorwissen und Zusatzwissen, welches man durch bloßes Nachdenken nicht erlangen kann. Das fängt bei der Gesetzesbegründung an, betrifft aber auch häufig ein fehlendes Wissen aus dem System, Definitionen, eine gewisse Rechtstradition etc. Es bringt wenig seine eigenen Vorstellungen zu entwickeln, diese dann absolut zu setzen und sich dann darüber aufzuregen, dass ein Richter, der dieses Zusatzwissen hat, diese Vorstellung nicht teilt.
In den meisten Fällen ist das, was man entwickelt hat, bereits einmal gedacht worden, Gegenstand wissenschaftlicher Auseinandersetzung gewesen, die Argumente sind gewichtet worden und aus bestimmten Gründen für nicht überzeugend gehalten worden. In den meisten Fällen entwickelt jemand, der neu auf diese Theorie stößt, dann nichts wirklich neues, er steigt eher auf einem Einsteigerniveau in die Diskussion ein und wundert sich, wenn alle die Augen rollen.
Auch hier natürlich wieder: Es kann gut sein alles einmal selbst zu durchdenken. Und vielleicht findet man eine eigene Lösung, die tatsächlich besser ist. In den meisten Fällen übersieht man aber eher etwas wesentliches und sollte sich eher mit dem Wissenstand der Forschung/Theorien befassen. und Bücher/Kommentare dazu lesen.
Es macht Sinn auf dem Schulter von Giganten zu stehen um weiter zu sehen. Selbst dann, wenn man hofft, dass man damit auch deren Fehler sieht.