Mendelsche Regeln der Vererbung

Leserin Breakpoint machte ein paar Themenvorschläge, was immer gut ist und ich gerne aufnehme. Hier also etwas zur mendelschen Vererbung:

Die mendelschen Regeln besagen im wesentlichen, wie bei geschlechtlicher Fortpflanzung die Gene kombiniert werden. Das war ein Rätsel, das beispielsweise Darwin stark verwirrte, welches aber durch die Entdeckungen Mendels aufgeklärt wurde.

Das Problem war, dass bei einer einfachen Vermischung der Eigenschaften eine „Zucht“ auf eine bestimmte Eigenschaft nur schwer möglich ist. Wenn eine besonders ausgeprägte Eigenschaft vorliegt (der Einfachheit halber mal einfach beschrieben als „Eigenschaft auf 130%“), dann würde sie im folgenden immer weiter verwässert werden. Wenn der Sexpartner eine Eigenschaft von 80% hat, dann hätten die Nachkommen 105%, was noch etwas besser wäre. Bereits in der nächsten Generation würde es aber noch weiter sinken, etwa bei einer Weiterung Paarung mit einem Partner mit 80% auf 92,5% und so weiter. Wenn aber keine Verbindung stattfindet, dann wäre wiederum die geschlechtliche Fortpflanzung relativ sinnlos. Es fehlte also der Mechanismus, der beides möglich machte, eine Vermischung der Anteile beides Sexualpartner und eine Nichtverwässerung.

Mendel fand nun durch seine sehr methodischen Versuche heraus, wie dieses Problem zu lösen ist, indem er Vererbungsregeln entdeckte, die deutlich machen, dass bestimmte Informationseinheiten (wir nennen sie heute Gene) nach bestimmten Regeln gemischt werden, so dass zum einen eine Mischung aus beiden Sexualpartnern besteht, gleichzeitig aber auch bestimmte Informationsblöcke intakt weitergeben werden können und so eine tatsächliche Selektion auf Eigenschaften stattfinden kann.

Gene und Chromosomen waren damals noch nicht als solche bekannt, aber die Vererbungsregeln an sich konnte Mendel dennoch ableiten.

Das Konzept ist, wenn man das Grundprinzip erst einmal erdacht hat, relativ einfach und sieht in seinen Grundzügen so aus:

Lebewesen erhalten von ihren Eltern jeweils einen Chromosomensatz. Wir haben also sowohl die Gene der Mutter als auch des Vaters.  Weitergegeben wird aber nur von jedem Elternteil eine Mischung dieser Gene, die dann mit den Genen des anderen Elternteils einen neuen doppelten Chromosomensatz ergeben.

(Exkurs: meines Erachtens ist noch nicht bekannt, wie genau dieser Mechanismus funktioniert, er scheint mir aber aus der Sicht egoistischer Gene eine verständliche Lösung, deren Zustandekommen aber interessant ist. Theoretisch böte sich hier bei einfacher Betrachtung ein Mechanismus an, der die eigenen Gene eher weitergibt als die Gene des Sexpartners. Denn ein Gen, welches dafür sorgt, würde zu einer Anreicherung der eigenen Gene im Genpool führen und damit würde erst einmal eine starke Selektion auf Gene dieser Art stattfinden. Es wäre also zu erwarten, dass einige Gene genau darauf abzielen und andere Gene darauf ausgerichtet sind, eine solche bevorzugte Wahl zu unterbinden. Es müsste also auf genetischer Ebene ein erbitterter „Krieg“ darum stattfinden, welche Gene in der zweiten Generation landen. Dies wird ausgebremst dadurch, dass auch für das egoistische Gen die sexuelle Fortpflanzung erhebliche Vorteile hat. Ansonsten wäre der Weg hin zu ungeschlechtlicher Fortflanzung der einfache, da diese nicht mit den doppelten Kosten des Sex belastet ist. Denn seine Gene mit anderen Genen zu kombinieren führt zwar kurzfristig dazu, dass diese in geringerer Zahl in die 1. Generation kommen, gleichzeitig sind sie bezüglich der weiteren Generation weniger anfällig gegen Parasiten und Viren mit schnelleren Fortpflanzungsraten, die sich daher schneller auf uns einstellen können als wir auf sie. Damit würden bei einer Kombination langfristig auf diesem Weg mehr Gene dauerhaft in nächste Generationen kommen. Zudem können ungünstige Gene eher aussortiert werden. Ein Vorteil dürfte dabei sein, dass die Vorteile für die Evolution eines Blockiermechanismus sprechen: Er muss einfach nur in Kombination mit dem anderen Mechanismus eine Blockade des entstehenden Lebens verursachen, also keinen neuen Entwicklungsschritt schaffen, sondern irgendwo in der Kette der Entwicklungen zu einer Unterbrechung führen. Exkurs Ende)

Für die Frage, welche Gene dann jeweils ausgeführt werden gibt es bestimmte Regeln: Es gibt Gene, bei denen es sozusagen schlichtes Glück ist, welches ausgeführt wird, und solche bei denen eine der Varianten immer vor der anderen ausgeführt werden. Wird ein Gen immer vor einem anderen ausgeführt, dann spricht man bei dem ausgeführten Gen von einem dominanten Gen, bei dem nicht ausgeführten von einem rezessiven Gen.

Eine gute Übersicht, wie diese funktionieren, gibt das folgende Bild:

Vererbung Mendel

Vererbung Mendel

Hier sieht man die Vererbung von zwei Merkmalen bei Katzen mit Unterschieden in der Schwanzlänge und in der Fellfarbe. Große Buchstaben zeigen ein dominantes Merkmal, kleine Buchstaben ein rezessives Merkmal. Beide Merkmale sind jeweils doppelt vorhanden, eines der Gene wird weitergeben. F1 ist die erste Generation, in der sich bei „reinen Eltern“, also solche, die jeweils gleiche Gene für das Merkmal haben, das dominante durchsetzt. Gleichzeitig bleiben aber die anderen Gene vorhanden, sie wirken sich nur nicht aus. In der zweiten Generation F2 können dann alle Mischungen zum tragen kommen, wobei sich, da der kurze Schwanz und das braune Fell dominant sind, Tiere mit diesen Eigenschaften am häufigsten zeigen.

Was würde dies auf der Ebene sexueller Selektion bedeuten?: Es wäre daraus abzuleiten, dass man an einer Person nicht unbedingt erkennen kann, welche genetische Informationen er an gemeinsame Kinder weitergeben wird, weil man bei ihm nur erkennen kann, welche Gene bei ihm aktiv sind (wenn überhaupt). Zusätzliche Informationen können hingegen erlangt werden, wenn man auch die Eltern eines potentiellen Partners kennt. Damit würde dem Kennenlernen der Eltern eine doppelte Bedeutung zukommen: Die Eltern bewerten, ob der potentielle Partner des Kindes aus ihrer Sicht geeignet ist, eine gute Hälfte der Gene für die Enkelkinder beizusteuern. Der neue Partner bewertet die Gene der Eltern, aus denen sich die Gene des Partners zusammensetzen.

Vielleicht der Grund, warum uns unsere Eltern oft peinlich sind und wir wollen, dass sie bei solchen Vorstellungen einen guten Eindruck hinterlassen. Wir wissen, dass es auch gewisse Aussagen über uns zulässt. Insofern wäre davon auszugehen, dass eine „gute Familie“ ein Attraktivitätsmerkmal sein könnte,welches einer sexuellen Selektion zugänglich ist. Insofern müsste man testen, ob die sexuelle Attraktivität einer Person steigt, wenn ihre Eltern einen hohen Status der andere „hochwertige Merkmale“ haben.

34 Gedanken zu “Mendelsche Regeln der Vererbung

  1. Gregor Mendel, armer Leute Kind (Kleinbauernsohn) war übrigens Augustinermönch im Kloster St.Thomas in Brünn. Die Vererbungsregeln entdeckte er durch Pflanzenkreuzung (Erbsen) im Klostergarten. Später wurde er zum Abt seines Klosters gewählt.

    Die Klostergebäude (eigentlich eine alte Zisterzienserinnenabtei, in die die Augustiner erst 1782 einzogen, weil Kaiser Joseph II. das Frauenkloster aufgelöst, den Augustinern ihr schönes Barockkloster in der Brünner Innenstadt genommen und als Gouverneurspalast requiriert hatte, das steht übrigens auch noch, samt Kirche, sehr sehenswert, falls mal jemand nach Brünn kommt) haben den 2. Weltkrieg und den Kommunismus leidlich unbeschadet überstanden.

    Auch wenn die schöne Klosteranlage, heute in einem Vorort von Brünn, arg bedrängt wurde vom Plattenbaubarack des sozialistischen Hyperrealismus.

    Sie hat überlebt.

    Der Sozialismus nicht.

    Mittlerweile leben auch wieder Augustinermönche in den alten Mauern der Zisterzienserinnen.

    1950 hatten die Kommunisten die Augustinereremiten vertrieben, 1989 kehrten sie mit dem Ende des Kommunismus zurück.

    Sic transit gloria mundi oder „Wie viele Divisionen hat der Papst?!“ (Josef Stalin).

    So viele, wie er braucht.

    Mendel war von 1868 bis zu seinem Tod 1884 Abt dieses Klosters.

    Der Klosterhof, in dem Mendel seine Erbsen zählte:

    Die Gebäude sind schlichter Barock – Nonnen bauen in der Regel nicht viel, haben nicht den Zug zur Größe, den Männerklöster oft zeigen.

    Eine wunderschöne kleine barocke Bibliothek haben sie sich aber doch geleistet:

    Unsere modernen Datenträger sind da erheblich schäbiger untergebracht – Fortschritt macht die Welt nicht schöner.

    Zur Zeit Mendels hat sie nicht anders ausgesehen.

    Die Klosterkirche ist feinste Spätgotik (erstes Drittel 14. Jhdt. mit schöner Spätbarockausstattung aus dem 18. Jhdt.), aufwändig für ein Frauenkloster, weil eine Königin das Kloster 1323 gestiftet hatte, Königin Elisabeth von Böhmen, eine gebürtige Polin, die sich dort auch 1332 als Witwe niederließ.

  2. @ christian

    Dein exkurs scheint mir sehr verwirrend. „Ein gen das dafür sorgt, würde zur anreicherung der eigenen gene sorgen“. Handelt es sich um ein egoistisches gen, das sich um seine eigenen „sub“gene „sorgt“, oder um ein egoistisches gen, das sich altruistisch um seine „mitgene“, die dem selben elternorganismus entstammen, sorgt? Ersteres ist offensichtlicher unsinn, zweiteres ein widerspruch. Vielleicht hilft hier eine sorgfältigere sprache, welche die möglichen selektionsebenen penibel unterscheidet, damit erst einmal das problem deutlich wird.
    Hat dein exkurs irgend etwas mit crossing-over zu tun, also der rekombination der chromosomen bei der gametenproduktion?

  3. Guter Artikel. Was mir hier allerdings noch fehlt, ist drauf aufmerksam zu machen, dass das nicht alles ist, dass das alles nicht immer so einfach ist.

    Es gibt gekoppelte Gene, die auf demselben Chromosom liegen, und bei denen Chrossing-over-Ereignisse die Genkopplung nicht vollständig aufheben. Wenn man es mit denen zu tun hat, gibt es andere Zahlenverhältnisse im Mendel-Experiment als bei ungekoppelten Genen.

    Und das Ganze ist noch viel komplizierter: Es gibt intermediäre und kodominante Allele. Dann gibt es additive und komplementäre Polygenie, und Kombinationen aus beidem.

    Dann können Gene durch mehrere Mechanismen (die „Epigenetik“ ist nur einer davon) in Abhängigkeit von Umwelteinflüssen an und ausgeschaltet werden. Bzw. in ihrer Transkriptionrate hoch- und runtergedimmt werden.

    Das alles kann zu Erbgängen führen, die hinterher von den Zahlenverhältnissen her nicht mehr so ganz den Mendelschen Regeln entsprechen.

    Ich gehe davon aus, dass Du das meiste oder alles davon kennst. Aber sicher nicht jeder, der hier mitliest.

      • @ DDBZ

        „Warum kann denn nicht mal was einfach sein. Wer soll sich da denn noch zurechtfinden?“

        Tja, wäre ja schön, wenn es einfach wäre. Und wenn sich jeder auch ohne Vorbildung leicht zurechtfünde.

        Nur: Gerade hier in diesem Blog fällt mir oft auf, dass gerade Femis & Gendersens die biologischen Grundlagen oft viel zu einfach nehmen. Entweder, weil sie wirklich glauben, es sei so einfach, oder weil sie absichtlich manipulieren wollen.

        Dazu kommt noch, dass solche Leute auch oft sehr voreilig Biologen, Medizinern und überhaupt diesbezüglichen Fachleuten widersprechen, und das, obwohl sie selbst die Grundlagen nicht kennen und verstehen, nicht wissen, wie kompliziert das alles ist usw. – dann unterstellen sie eher noch einem z.B. Biologen, er würde es sich zu einfach machen.

  4. Hat noch niemand erwähnt, dass Mendel höchstwahrscheinlich seine Daten gefälscht hat? Unser Erbsenzähler hat die natürliche Streuung runtergetrimmt, wie man statistisch im Nachhinein nachgewiesen hat.

    Ändert natürlich nichts an der Richtigkeit der mendelschen Regeln.

    • „…wie man statistisch im Nachhinein nachgewiesen hat.“

      Da bin ich neugierig. Wie kann man im Nachhinein statistisch eine Fälschung beweisen? Jedenfalls kann man es in diesem Fall vermuten aber beweisen … was man ja nach Deiner Aussage auch wohl nur gemacht hat …

      @david, mal eine Frage; War Mendel vielleicht auch ein Na … ach lassen wir das …

      • Da bin ich neugierig. Wie kann man im Nachhinein statistisch eine Fälschung beweisen?

        Natürlich kann man das beweisen. Die von Mendel erhobenen Daten haben eine natürliche statistische Streuung. Wenn z.B. in Tausenden von Experimenten immer exakt das erwünschte Verhältnis von 3:1 herauskommt, ist das mit Zufall nicht mehr zu erklären, sondern eine so signifikante Reduktion der Streuung, dass die Daten aufgehübscht sein müssen.

        Ganz so dramatisch ist es aber ja nicht. In den letzten Jahren haben wohl einige Statistiker Mendel ein Stück weit rehabilitiert. Fisher hat wohl damals etwas übertrieben.
        Das „Mendel’sche Paradox“ wird bis heute diskutiert. Die einen sagen so, die anderen so.

        Kannst dich ja mal hier durchkämpfen, wenn du was verstehst:

        http://andrewgelman.com/2012/08/08/gregor-mendels-suspicious-data/
        http://www.genetics.org/content/175/3/975.short
        http://nih.gov/about/director/ebiomed/mendel.htm

        @david, mal eine Frage; War Mendel vielleicht auch ein Na … ach lassen wir das …

        Mal ne andere Frage, die mir schon länger unter den Nägeln brennt:

        Bist du eigentlich ein bisschen doof? Oder erst 12?

    • @ David

      *Hat noch niemand erwähnt, dass Mendel höchstwahrscheinlich seine Daten gefälscht hat? Unser Erbsenzähler hat die natürliche Streuung runtergetrimmt, wie man statistisch im Nachhinein nachgewiesen hat.*

      Mendel hat nicht gefälscht, das hat ihm auch Fisher nicht unterstellt, sondern schlimmstenfalls durch unbewusste Auswahlfehler seiner Versuchspflanzen die Ergebnisse im Sinne seiner Vorerwartungen „voreingestellt“, vereindeutigt (oder ein Assistent hat das gemacht).

      Selbst wenn das der Fall gewesen sein sollte, änderte das nichts an der epochalen Erkenntnis, dass Vererbung einzelner Merkmale über stabile „Bausteine“ möglich ist, die in den Folgegenerationen neu kombiniert werden können.

      Vorher stellte man sich das Zusammenmischen von väterlichen und mütterlichen Erbanteilen wie das Mischen von Farben vor, die man zusammenrührt.

      Mit diesem Erbmodell war völlig unerklärlich, wie Darwinsche Selektion auf einzelne Merkmale hin möglic sein sollte, wenn man Ende doch alles zusammengerührt herauskommt.

      Für die Genetik ein ähnlich grundstürzend neues Paradigma wie Newtons Physik oder Lavoisiers Chemie für die dortigen Wissenschaften, eine neue Grundlage, die ein ganz neues Denken ermöglichte.

  5. Lebewesen erhalten von ihren Eltern jeweils einen Chromosomensatz. Wir haben also sowohl die Gene der Mutter als auch des Vaters. Weitergegeben wird aber nur von jedem Elternteil eine Mischung dieser Gene, die dann mit den Genen des anderen Elternteils einen neuen doppelten Chromosomensatz ergeben.

    (Exkurs: meines Erachtens ist noch nicht bekannt, wie genau dieser Mechanismus funktioniert, er scheint mir aber aus der Sicht egoistischer Gene eine verständliche Lösung, deren Zustandekommen aber interessant ist. Theoretisch böte sich hier bei einfacher Betrachtung ein Mechanismus an, der die eigenen Gene eher weitergibt als die Gene des Sexpartners

    Also Christian 🙂 Dein Wissen über Evolution ist ja immer wieder beeindruckend, aber bei den Grundlagen der Biologie in Klasse 11 hast du anscheinend tief geschlafen!

    Der Mechanismus, wie aus einem diploiden Satz ein haploider Satz in der Keimzelle wirkt, ist doch die Grundlage der sexuellen Fortpflanzung, das solltest du eigentlich schon wissen 😉

    http://de.wikipedia.org/wiki/Meiose

    Crossing-Over wurde ja auch schon erwähnt.

    Was ebenfalls noch in den Artikel gehört ist der Hinweis, dass es auch intermediäre und kodominante Erbgänge gibt, bei denen beide Allele Genprodukte (das sind immer Aminosäuren) bilden.
    Bei Heterozygoten ist das sogar der Normalfall glaube ich. Dadurch entstehen Mischformen, z.B. bei der Pigmentierung.

    • @ David

      Ich hatte es heute morgen nur überflogen. Und gedacht, Christian hätte es nur unglücklich ausgedrückt. Also:

      „Lebewesen erhalten von ihren Eltern jeweils einen Chromosomensatz. Wir haben also sowohl die Gene der Mutter als auch des Vaters. Weitergegeben wird aber nur von jedem Elternteil eine Mischung dieser Gene, die dann mit den Genen des anderen Elternteils einen neuen doppelten Chromosomensatz ergeben.“

      Lebewesen erhalten von ihren Eltern jeweils einen halben Chromosomensatz. Und diese beiden halben Chromosomensätze ergeben zusammen einen Ganzen.

      Eine Mischung der Gene wird von jedem Elternteil weitergegeben?

      Ja: Durch Crossing-over-Ereignisse wird in der Prophase Meiose I („Reduktionsteilung“) jedes Chromosom, das in eine Samen- oder Eizelle gepackt wird, neu zusammengesetzt aus den beiden homologen Chromosomen, die der Elter von seinen eigenen Eltern hat.

      Christian klingt aber hier leider nicht so, als hätte er das gemeint…

      …beim Überfliegen dachte erst, er hätte das gemeint.

      „(Exkurs: meines Erachtens ist noch nicht bekannt, wie genau dieser Mechanismus funktioniert,“

      Natürlich ist die Meiose bekannt.

      “ er scheint mir aber aus der Sicht egoistischer Gene eine verständliche Lösung, deren Zustandekommen aber interessant ist.“

      Die Meiose passt jedenfalls zu der Erklärung mitr den egoistischen Genen.

      “ Theoretisch böte sich hier bei einfacher Betrachtung ein Mechanismus an, der die eigenen Gene eher weitergibt als die Gene des Sexpartners.“

      Solche Mechanismen gibt es nicht. Es gibt zwar viele Bestrebungen beider Geschlechter, die eigene Darwin-Fitness auf Kosten des Partners /der Partner zu maximieren und damit auf dessen/deren Kosten die eigenen Gene weiterzugeben (z.B. Kuckuckskinder unterschieben). Aber auf der Ebene von Meiose und Neukombination von Genen bei der sexuellen Fortpflanzung gibt es sowas nicht.

      Bei bisexueller Fortpflanzung zwischen Männchen und Weibchen oder Zwitter und Zwitter gibt es fast immer ein Chromosom eines homologen Paares von einem Elter, das andere vom anderen.

      Ausnahme: Tierarten wie die Grünkröte in Pakistan. Diese Tiere sind triploid, ihre Keimzellen diploid bzw. tetraploid. Ob damit aber das eine Geschlecht gegen das andere gewinnt, ist eine andere Frage.

      Was auch diskutiert wird ist, dass einzelne Gene um einzelne Genloci konkurrieren. Das ist aber kein Geschlechterkonflikt.

      Wobei: Klar könnte es sein, dass z.B. transponierbare Gene alles daransetzen, im elterlichen Genom auf das jeweils andere Chromosom zu „springen“ und dort so einen Genort zu besetzen, ein anderes Gen dort zu ersetzen. Und damit schon rein theoretisch ein Kampf stattfinden könnte zwischen der DNA beider Eltern. Das wäre aber ein Kampf im vergleichsweise sehr Kleinen.

      „Denn ein Gen, welches dafür sorgt, würde zu einer Anreicherung der eigenen Gene im Genpool führen und damit würde erst einmal eine starke Selektion auf Gene dieser Art stattfinden. Es wäre also zu erwarten, dass einige Gene genau darauf abzielen und andere Gene darauf ausgerichtet sind, eine solche bevorzugte Wahl zu unterbinden. Es müsste also auf genetischer Ebene ein erbitterter “Krieg” darum stattfinden, welche Gene in der zweiten Generation landen.“

      Legitime Überlegung. Aber von großer Bedeutung kann das im Vergleich zur Meiose nicht sein. Im Grundsatz bleibt es dabei: Wir sind diploid, haben also Chromosomenpaare, und jedes einzelne davon von einem der beiden Eltern.

      „Dies wird ausgebremst dadurch, dass auch für das egoistische Gen die sexuelle Fortpflanzung erhebliche Vorteile hat.“

      Deshalb werden sich eukaryontische Lebensformen mit Meiose leicht durchgesetzt haben.

      „Ansonsten wäre der Weg hin zu ungeschlechtlicher Fortflanzung der einfache, da diese nicht mit den doppelten Kosten des Sex belastet ist.“

      Es gibt ja genug Lebewesen, die sich ungeschlechtlich (Achtung: nicht zu verwechseln mit eingeschlechtlich!) fortpflanzen. Es gibt auch Arten, die sich sowohl asexuell als auch sexuell fortpflanzen, um diese „Kosten der Rekombination“ und die „Kosten der Männchenproduktion“ zu verringern, um also in den Genuss der Vorteile der asexuellen Fortpflanzung und der sexuellen Fortpflanzung zu kommen. („Metagenese“)

      Die eingeschlechtliche Fortpflanzung, die vom genetischen Endergebnis der ungeschlechtlichen entsprechen KANN, aber nicht muss, gibt es bei vielen Arten auch in der Form, dass sich das Tier sowohl eingeschlechtlich als auch zweigeschlechtlich fortpflanzen kann. („Heterogonie“)

      „Denn seine Gene mit anderen Genen zu kombinieren führt zwar kurzfristig dazu, dass diese in geringerer Zahl in die 1. Generation kommen, gleichzeitig sind sie bezüglich der weiteren Generation weniger anfällig gegen Parasiten und Viren mit schnelleren Fortpflanzungsraten, die sich daher schneller auf uns einstellen können als wir auf sie. Damit würden bei einer Kombination langfristig auf diesem Weg mehr Gene dauerhaft in nächste Generationen kommen.“

      Ja. Deshalb Meiose.

      „Zudem können ungünstige Gene eher aussortiert werden.“

      Yepp.

      „Ein Vorteil dürfte dabei sein, dass die Vorteile für die Evolution eines Blockiermechanismus sprechen: Er muss einfach nur in Kombination mit dem anderen Mechanismus eine Blockade des entstehenden Lebens verursachen, also keinen neuen Entwicklungsschritt schaffen, sondern irgendwo in der Kette der Entwicklungen zu einer Unterbrechung führen. Exkurs Ende)“

      Und das verstehe ich jetzt nicht.

      „Für die Frage, welche Gene dann jeweils ausgeführt werden gibt es bestimmte Regeln:“

      „Ausgeführt“ = „transkribiert“? Ist das so gemeint?

      „Es gibt Gene, bei denen es sozusagen schlichtes Glück ist, welches ausgeführt wird, und solche bei denen eine der Varianten immer vor der anderen ausgeführt werden. Wird ein Gen immer vor einem anderen ausgeführt, dann spricht man bei dem ausgeführten Gen von einem dominanten Gen, bei dem nicht ausgeführten von einem rezessiven Gen.“

      Unglücklich ausgedrückt. Oft werden rezessvie Allele nicht transkribiert oder nicht so stark. Sie können aber genauso stark wie ein dominantes transkribiert werden, haben aber in einem Lebenwesen mit diesem dominanten Allel dann keinen phänotypischen Effekt, oder zumindest keinen sichtbare. Nach der Transkripition gibt es ja auch noch Vorgänge, die den Phänotyp beeinflussen (Spleißen, alternatives Spleißen, posttranslationale Modifikation von Proteinen usw.)

      „Also Christian 🙂 Dein Wissen über Evolution ist ja immer wieder beeindruckend, aber bei den Grundlagen der Biologie in Klasse 11 hast du anscheinend tief geschlafen!“

      Wenn er seinen Exkurs wirklich so gemeint hat, dass noch nicht bekannt ist, wie die Meiose funktioniert oder sie selbst nicht kennt, dann ja. Und leider sieht es danach aus.

      „Der Mechanismus, wie aus einem diploiden Satz ein haploider Satz in der Keimzelle wirkt, ist doch die Grundlage der sexuellen Fortpflanzung, das solltest du eigentlich schon wissen 😉

      http://de.wikipedia.org/wiki/Meiose

      Crossing-Over wurde ja auch schon erwähnt.“

      Yepp.

      „Was ebenfalls noch in den Artikel gehört ist der Hinweis, dass es auch intermediäre und kodominante Erbgänge gibt, bei denen beide Allele Genprodukte (das sind immer Aminosäuren) bilden.“

      Ja, aber wie gesagt: Selbst rezessive Allele bilden in einigen Fällen Genprodukte. Nur eben phänotypisch unwirksame bzw. unwirksame in Anwesenheit des dominanten Allels.

      „Bei Heterozygoten ist das sogar der Normalfall glaube ich.“

      Das ist bei denen genauso normal wie dass ein rezessives Allel wirklich nicht transkribiert wird.

      „Dadurch entstehen Mischformen, z.B. bei der Pigmentierung.“

      Können dadurch entstehen.

        • @matthias

          Du solltest entweder endlich aufhören, oder anfangen mit drogen. Auf jeden fall solltest du verdauen, was du an infos reingeschlungen hast.

          Nochmal: auf welcher ebene, auf welchen ebenen findet selektion statt, die evolutionär relevant ist. Hör auf, dein leerbuch zu zitieren!

        • @ Messi

          „Du solltest entweder endlich aufhören, oder anfangen mit drogen.“

          Ziemlich unhöflich – aber hier ist man ja bald nichts anderes gewohnt. Naja gut, beim Messi kann man verstehen, dass er sauer ist, wo er doch erst vor kurzem das WM-Finale gegen „uns“ verloren hat…

          „Auf jeden fall solltest du verdauen, was du an infos reingeschlungen hast.“

          Die Infos, die ich in meinem Leben in Bio reingeschlungen habe, sind gut verdaut. Sehr gut sogar.

          „Nochmal: auf welcher ebene, auf welchen ebenen findet selektion statt, die evolutionär relevant ist. Hör auf, dein leerbuch zu zitieren!“

          Wieso nochmal? Hatten wir darüber schon mal ein Gespräch? ich kann mich nicht erinnern!

          Auf welchen Ebenen Selektion stattfindet, weiß ich. Die evolutionär relevant ist? Wie? Es gibt Deiner Meinung nach eine Selektion, die evolutionär nicht relevant ist? Interessante These.

          Ich zitiere hier nicht mein Lehrbuch, sondern zig Lehrbücher und andere Materialien.

          Worum geht es Dir überhaupt? Ich habe zu viel in den Kommentar gepackt? Zu viele Informationen? Zu schwer verdaulich?

          Und mit der Selektion und den Ebenen – da kann ich einen der deutschen Nationalspieler zitieren: Wat wollen se???

        • @matthias

          Du hast recht, ich war unhöflich- tut mir leid.

          „Wieso nochmal?“
          Das bezog sich auf meinen ersten post unter diesem artikel.

          „Auf welchen ebenen selektion stattfindet, weiss ich. Die evolutionär relevant ist? Wie? Gibt es deiner meinung nach eine selektion, die evolutionär nicht relevant ist?“

          Natürlich, jede evolutionär irrelevante selektion wie etwa die wahl eines abtes (sofern wirklich zölibatär…)

          Nach darwin ist das individuum die einheit der evolution, andere behaupten, es sei das gen, wieder andere, es sei die population, die art, der stamm…
          Ist es überhaupt möglich und sinnvoll, EINE „selektionseinheit“ anzugeben, die mutieren kann, die reproduktionsstabil ist. Denn diese drei konzepte sind es doch (mutation, selektion und stabilität), die das fundament der evolutionstheorie bilden.

          Es gibt ja auch selektion auf kultur/zivilisation, oft geschaffen von populationen, die aus getrennten fortpflanzungsgemeinschaften bestehen. Nicht selten sind die gesellschaftlich-ökonomisch erfolgreichen subpopulationen evolutionär weniger erfolgreich.

          Auf welchen ebenen findet deiner meinung nach die darwinistisch evolution statt?

        • @ Messi

          „Du hast recht, ich war unhöflich- tut mir leid.“

          Angenommen!

          „“Wieso nochmal?”
          Das bezog sich auf meinen ersten post unter diesem artikel.

          “Auf welchen ebenen selektion stattfindet, weiss ich. Die evolutionär relevant ist? Wie? Gibt es deiner meinung nach eine selektion, die evolutionär nicht relevant ist?”

          Natürlich, jede evolutionär irrelevante selektion wie etwa die wahl eines abtes (sofern wirklich zölibatär…)“

          Ja gut, aber biologisch gesehen ist’s was anderes.

          „Nach darwin ist das individuum die einheit der evolution, andere behaupten, es sei das gen, wieder andere, es sei die population, die art, der stamm…
          Ist es überhaupt möglich und sinnvoll, EINE “selektionseinheit” anzugeben, die mutieren kann, die reproduktionsstabil ist.“

          Als Selektionseinheit kann man das Individuum, aber auch Gene und Genkombinationen angeben. Populationen kaum bis gar nicht. Gruppenselektion funktioniert nicht oder nur unter höchst restriktiven Bedingungen (vgl. z.B. Kappeler Verhaltensbiologie)

          „Denn diese drei konzepte sind es doch (mutation, selektion und stabilität), die das fundament der evolutionstheorie bilden.“

          Stabilität? Wie kommst Du jetzt darauf? Also reproduktionsstabil? Naja, es kann sich nur durchsetzen, was reproduktionsstabil genug ist. Aber in Lehrbüchern dazu ist von Stabilität nicht viel die Rede.

          „Es gibt ja auch selektion auf kultur/zivilisation, oft geschaffen von populationen, die aus getrennten fortpflanzungsgemeinschaften bestehen. Nicht selten sind die gesellschaftlich-ökonomisch erfolgreichen subpopulationen evolutionär weniger erfolgreich.“

          Das kann gut sein.

          „Auf welchen ebenen findet deiner meinung nach die darwinistisch evolution statt?“

          Die darwinistische, also biologische Selektion findet grundsätzlich, wie erwähnt, auf der Ebene des Individuums, seiner Gene/Genkombinationen statt.

      • @ matthiad

        Ich bin sehr erstaunt, dass über die „reproduktionsstabilität … in lehrbüchern … nicht viel die rede“ sein soll.
        Mutation und selektion machen definitiv noch keinen darwin! 😉

        • @ Messi

          Mutation und Selektion machen auch dann Sinn, wenn eine Population chronisch instabil ist.

          Allerdings verringert Instabilität die „effektive Populationsgröße“. Dann sind Flaschenhalseffekte darin und damit Gendrift. Dann regiert oft der Zufall.

          Gilt aber nur für solche instabile Populationen, die nicht besonders groß sind.

          Heftige Schwankungen sind zum Beispiel bei Mäusen & Ratten ganz normal.

          Aber der Begriff „Reproduktionsstabilität“ – nee, der ist mir in einschlägigen Lehrbüchern zumindest nicht viel begegnet in dem Zusammenhang mit der Evolutionstheorie.

          Dass es für die Entwicklung komplexer Merkmale nicht zu instabil zugehen darf, ist natürlich klar.

        • @ matthias

          Jetzt erinnere ich mich wieder, warum ich so ungehalten war 😉

          1. reproduktionsstabilität bezieht sich nicht auf populationen, sondern auf den grad der genetischen verwandtschaft zwischen individuen und ihren nachkommen. Deine lehrbücher haben dir den unterschied zwischen individuen und populationen verschwiegen?

          2. „… Flaschenhalseffekte … und damit gendrift.“

          Ich glaube nicht, dass deine lehrbücher den flaschenhals als ursache der gendrift behauptet. Nochmal nachlesen!

          0. wenn man keine reproduktionsstabilität voraussetzt, macht der begriff der mutation doch absolut keinen sinn mehr. Und eine selektion auf gute gene, die aber nicht vererbt werden? Alles klar?

          Und jetzt nicht wieder den schlafwandlersprung zu rattenplagen!
          Du hast dich auf individuen und gene festgelegt!

  6. „weil man bei ihm nur erkennen kann, welche Gene bei ihm aktiv sind“

    christian kann also erkennen, welche gene aktiv sind.

    warum macht man dann eigenlich so aufwändige sequenzierungen?
    warum fragen die dich nicht einfach?

    du solltest diese fähigkeit patentieren lassen.

    • Der untere Teil hat mich auch ein wenig verstört.
      Erst geht es um die Mendel’schen Regeln und dann werden plötzlich steilste Thesen über die Eltern als eine Art „extended phenotype“ und quasi „meet the parents“ als wichtiger Teil sexueller Selektion verbreitet?

    • @ hottehü

      „du solltest diese fähigkeit patentieren lassen.“

      Also ich würde mir Deine Lesefähigkeit nicht patentieren lassen, die taugt nämlich nix! @C hat die Aussage eingeschränkt, ist Dir das wirklich nicht aufgefallen? 😦

  7. „Vielleicht der Grund, warum uns unsere Eltern oft peinlich sind“

    Am peinlichsten ist mir mein Vater, wenn er feilscht wie ein Teppichhändler.
    Er ist ja eigentlich super darin, am Ende sind auch immer Alle zufrieden, aber ich würde das sanfter handhaben. Meine ich immer.

    Und was ist mir bei meiner Mutter peinlich? Mmh. Vielleicht die Auswahl der Bücher, die sie gelesen hat in ihrem Leben? Aber das sieht und weiß ja keiner, und eigentlich dürften da ne Menge Leute um mich rum eher schlecht abschneiden, verglichen mit… ja, wem eigentlich? Das isses also nicht. Auch nicht die naive Fröhlichkeit, die kommt von Herzen. Tja, dann… dann müssen es ihre Selbstzweifel sein. Da versink ich gleich mit im Boden vor Scham, wenn ich das mitansehen muss.

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