Vier männliche Collegestudenten haben einen Nagellack erfunden, der beim Kontakt mit „Roofies“, also so. Vergewaltigungsdrogen seine Farbe ändert. Idee ist, dass die Frau etwas mit dem Finger in ihrem Drink herumrührt und so unauffällig überprüfen kann, ob jemand etwas in ihren Drink getan hat.
Für jeden, der sich mit feministischer Theorie und dem radikalen Feminismus auskennt wenig überraschend regen sich die theoriefesteren Rape Culture Feministinnen auf, denn nach deren Theorie ist das einzig zulässige Mittel gegen die Rape Culture die Abschaffung der Rape Culture durch Verhaltensänderungen bei den Männern. Alles andere, insbesondere jede denkbare Handlung, die Frauen machen, damit sie die Gefahr einer Vergewaltigung reduzieren ist Victimblaming.
Hier in der Szene sorgte zudem ein Artikel von Antje Schrupp für Diskussion, in dem sie anführte:
“Wenn euch das nicht gefällt, liebe Männer, dann müsst ihr eben eure Geschlechtsgenossen davon abhalten, Frauen KO-Tropfen in den Drink zu schütten. Denn erst, wenn es keine Vergewaltigungen mehr gibt, ist auch keiner von euch mehr verdächtig. Deal with that.”
Es ist bereits hinreichend darauf hingewiesen worden, dass man, wenn man diese Argumentation auf andere Gegebenheiten anwendet, zu ziemlich absurden Ergebnissen kommt. Man dürft nicht dagegen sagen, wenn einen Leute, bei denen man zu Besuch ist, erst mal durch einen Metalldetektor laufen lassen oder die Ehefrau dürfte nichts dagegen haben, wenn man bei abgeschlossener Lebensversicherung erst einmal das von ihr gekochte Essen einem kleinen Gifttest durchzieht („gefällt dir nicht? Dann halte doch bitte deine Geschlechtsgenossinnen davon ab, ihre Männer wegen der Lebensversicherung zu vergiften“). Gut, da könnte man argumentieren, dass eine Partnerin mehr Vertrauen verdient als ein Fremder in der Bar, aber es lassen sich ja genug sonstige Beispiele bringen.
Andererseits ist ja in der Tat die „Nagellackprobe“ ein sehr diskreter Test. Er muss keineswegs auffallen, da sich die Farbe bei jedem, der sich aufregen dürfte, ja nie verfärbt. Es kann sicherlich sehr diskret durchgeführt werden.
Dennoch eine interessante Frage, wie man als Mann darauf reagieren darf. In der gegenwärtigen Situation darf man wohl annehmen, dass nur sehr vorbelastete Frauen oder sehr ängstliche/mißtrauische Frauen einen solchen Nagellack ausprobieren würden und dann auch zum Einsatz bringen würden. Dem Rest dürfte mangels tatsächlicher Bedrohungslage die tatsächliche Ausführung die Mühe nicht wert sein. Ich würde daher diese Frau gedanklich um einige Stufen zurückstufen, sie wäre mir zu mißtrauisch, was mich selbst mißtrauisch machen würde. Das würde steigen, wenn sie bei einem bemerken, dass ich es bemerkt habe, nicht zumindest etwas Humor in die Sache reinbringt oder sich für ihr Mißtrauen entschuldigt (zumindest ein „nichts gegen dich“ würde ich erwarten). Selbst dann wäre jedenfalls mein Mißtrauen groß.
Etwas anderes wäre es, wenn die Frau dies in Situationen macht, in denen sie tatsächlich befürchtet, dass ihr jemand etwas in den Drink getan hat. Ob man dann aber auf den Nagellack, der auf eine bestimmte Droge ausgerichtet ist, vertrauen sollte, ist eine andere Sache.
Im ganzen halte ich diese Erfindung auch nicht für die beste Idee, allerdings aus anderen Gründen. Denn sie verstärkt schlicht die Angst und fördert ein Denken, bei dem solche Vorsichtsmaßnahmen notwendig sind, weil Vergewaltigung eine hohe Wahrscheinlichkeit hat. Denn die Sicherheitsmaßnahmen werden schnell rationalisiert als „ohne sie wäre mir schon etwas passiert“ statt „ich brauche sie eigentlich nicht, der Fall ist selten“.