„Sei kein Mädchen“

Me schreibt interessantes zu Aussagen wie „Sei kein Mädchen“ als Aufforderung an einen Jungen:

Jungs machen oft die Erfahrung, dass dieses Fehlen von Opferbereitschaft bei Mädchen deutlich häufiger anzutreffen ist als bei Jungs.
“Sei kein Mädchen” heißt also “Zeig mir, dass ich auf dich zählen kann, auch wenn’s weh tut.”

Das hängt unmittelbar mit Farrells Disposable Male zusammen.

Damit ist aber auch klar, wie man den Satz zum Verschwinden bringen kann:
Entweder Frauen beißen die Zähne zusammen, geben ihr Schutzprivileg auf und zeigen flächendeckend die gleiche Opfer- und Einsatzbereitschaft und Leistungsfähigkeit wie Männer (auch und gerade in solchen Fällen)
Oder wir sorgen dafür, dass auch Männer diese Art von “Heldentum” nicht mehr anstreben. Dazu wäre es nötig, dass Frauen kompetente, starke, einsatzwillige Männer nicht mehr sexuell attraktiver finden als stille, schüchterne, schmale Jungs. Es würde auch bedeuten, dass unsere Gesellschaft ohne Polizei und ohne Feuerwehr auskommen müsste.

Damit wäre die Floskel, die gerne im Feminismus als etwas angesehen wird, was die Minderwertigkeit von Mädchen deutlich macht, eher ein Hinweis darauf, dass man nicht die gleichen Privilegien wie ein Mädchen genießt und einem daher dieses Verhalten nicht erlaubt ist. Es wäre also weniger eine Minderwertigkeit des Mädchens als ein „du darfst nicht, was sie dürfen, leiste etwas, leide zur Not, Streng dich halt an, opfere dich auf“.

Aus meiner Sicht durchaus verständlich, denn Jungs sind eben zumindest evolutionär eher darauf ausgerichtet auf einen harten Wettkampf untereinander zu trainieren und Spielvorlieben, bei denen Jungs auch heute noch eher zu „rough and tumble play“ neigen, geben das heute noch wieder.

In Disposable Male könnte man das insofern einordnen, weil Jungs eben auch früh erkennen, dass man solche Spielereien von Mädchen nicht erwarten kann bzw. diese im Schnitt anders spielen. Insofern ist es auch ein Merkmal der Gruppenidentität, welches eine Ausformung natürlicher Grundlagen sein kann: Männer und Frauen sind in diesem Bereich eben im Schnitt anders, so dass es nicht verwundert, dass dieses Unterschied auch wahrgenommen wird.

Ich hatte dazu in einem anderen Artikel geschrieben:

Man kann aus einer anderen Betrachtung heraus aber auch einfach darauf abstellen, dass die Frauenrolle mehr Freiheiten lässt als die Männerrolle und daher Abweichungen von dieser weniger toleriert werden. Danach wird nicht generell weibliches Verhalten abgewertet, sondern weibliches Verhalten von Männern diesen nicht zugestanden. Man könnte sagen, dass sie nicht “privilegiert” genug sind, um ein solches Verhalten zeigen zu dürfen.

Dafür spricht meiner Meinung nach, dass ein Großteil des Verhaltens, dass als zu weiblich beim Mann kritisiert wird, bei Mädchen erwartet wird. Dies wäre mit einer reinen Abwertung dieses Verhaltens nicht zu erklären.