„Patriarchische Wissenschaft“ als Argument für das Patriarchat

In der Standpunkttheorie sollen gerade die Theorien der unterdrückten Gruppen näher an der Wirklichkeit sein. Eine Suche nach objektiver Wahrheit im Sinne empirischer Forschung, die unabhängig von dem Standpunkt des Forschers besteht, sei sinnlos und nicht geeignet, weil sie letztendlich nur die Sichtweise der herrschenden Gruppe, also der hegemonialen Männlichkeit, wiedergebe.

Die gegenwärtige Wissenschaft sei damit auch ein Produkt dieser hegemonialen Männlichkeit und von ihr durchsetzt.

Dazu schreibt Noretta Koertge (zitiert nach Vandermassen, Who is afraid of Charles Darwin, S. 46):

If it really could be shown, that patriarchial thinking not only played a crucial role in the Scientific Revolution but is also necessary for carrying out scientific enquiry as we know it, that would constitute the strongest argument for patriarchy that I can think of! I continue to believe that science – even white, uperclass male-dominated science – i one of the most important allies of oppressed people

In der Tat ist eine Gesellschaft um so freier und auch gleichberechtigter, um so mehr technischer Fortschritt, um so mehr freie Wissenschaft er zulässt, ohne sie von ideologischen Vorstellungen abhängig zu machen. Die Erfolge der „patriarchischen Wissenschaft“ geben ihr insofern recht.

Dagegen wird man wahrscheinlich einwenden, dass die feministische Wissenschaft oder die weibliche Wissenschaft bisher wenig Gelegenheit hatten zu glänzen, weil die patriarchale Wissenschaft ihr nicht genug Platz lässt. Das erscheint mir aber sehr unwahrscheinlich. Die empirische Wissenschaft hat ihre Erfolge gerade errungen, weil sie sich um Objektivität bemüht und auf Fakten, nicht auf Standpunkte abstellt.

Vandermassen führt in ihrem Buch im Folgenden noch einige Beispiele an, in denen seitens der feministischen Wissenschaft bestimmte Entdeckungen als Beleg gerade für die Vorteile dieser herangezogen werden – um dann darzulegen, dass diese klassische Fälle empirischer Forschung sind.

Ein weiteres schönes Zitat von Gross und Levitt (Vandermassen S. 49):

„Feminist cultural analysis has not yet identified any heterofore undetected flaws in the logic, or the predictive, or the applicability of mathematics, physics, chemisty, or – much complaining to the contrary notwithstanding – biology“

 

56 Gedanken zu “„Patriarchische Wissenschaft“ als Argument für das Patriarchat

  1. Noam Chomsky schreibt ja auch, dass der Verzicht auf „white male science“ der politischen Linken einen Bärendienst erweist und ihr eines der stärksten Werkzeuge aus der Hand nimmt, sehe ich ganz genau so.

    Wie ist denn das Buch von Vandermasssen, würdest du es empfehlen?

    • @El Mocho

      „Noam Chomsky schreibt ja auch, dass der Verzicht auf “white male science” der politischen Linken einen Bärendienst erweist und ihr eines der stärksten Werkzeuge aus der Hand nimmt“

      Dazu noch: Ist das in der politischen Linken allgemein so verbreitet? Mir erscheint die Standpunkttheorie als Abgrenzung zur empirischen Wissenschaft so einfach erkennbar falsch. Natürlich kann es wichtig sein, eine andere Perspektive mit in die Forschung zu bringen, aber darauf abzustellen, dass alles, was nicht Perspektive der „unterdrückten Minderheit“ ist, nur der Machtsicherung dient und nicht der Erforschung des tatsächlichen Seins geht schon stark in Richtung Verfolgungswahn.

    • Die gegenwärtige Wissenschaft sei damit auch ein Produkt dieser hegemonialen Männlichkeit und von ihr durchsetzt.

      Die Kritik richtet sich offensichtlich gegen die Geisteswissenschaften. Diese werden nicht zu den exakten Wissenschaften gezählt und das mit gutem Grund.

      Aber wie schon öfters angesprochen operiert die Gendermafia mit den falschen Kategorien. Anstatt okkulte Privilegien wie „gläserne Decken“ u.a nachweisen zu wollen, wäre es besser, die ökonomischen Ressourcen, über die das Individuum verfügt, zu betrachten. Tja, dialektischer Materialismus ist nicht mehr in Mode, seit die französischen Philosophen angetreten sind, die Welt zu verklären anstatt zu erklären und sich an Symptomen abarbeiten.

      Es sind primär die materiellen Grundlagen, die das Bewusstsein bestimmen. Die materiellen Ressourcen und deren (Um-)Verteilungen lassen sich quantifizieren. Es findet seit Jahrzehnten eine Umverteilung von arm zu reich statt. Das muss nicht geglaubt werden, sondern ist Tatsache, eine Tatsache, die gemessen werden kann. Das Geschwätz von hegemonialer Männlichkeit und dergleichen ist belangloses Geschwätz, das im Grunde dem biologistischen Aberglauben anhängt, es gebe eine weibliche und damit humane Variante des Kapitalismus, das auf Ausbeutung und Profitmaximierung verzichte, weil das weibliche Wesen so gänzlich anders sei als das männliche. Das ist reaktionär, so wie der Mainstreamfeminismus insgesamt zur Reaktion gezählt werden kann.

      Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Der Mainstreamfeminismus ist keine Bewegung von sozial Benachteiligten, sondern von Privilegierten, eine Ideologie, die aus der „Academia“ stammt und eben nicht für sich im Sinne der Standpunkttheorie in Anspruch nehmen kann, die Stimme der Direktbetroffenen zu sein. Das Top-Down-Implementierungsprinzip zeigt, dass die Apologeten des Genderismus sich selbst als Elite begreifen und daraus einen Führungsanspruch ableiten, der keine demokratische Legitimation verlangt.

      .

  2. @ Christian

    „Dazu noch: Ist das in der politischen Linken allgemein so verbreitet?“

    Nein, ist selten. Um jemanden zu finden, der so denkt, muss man sich schon in irgendwelchen fanatisch politisch korrekten Sektiererkreisen bewegen.
    Ich habe noch nie jemanden persönlich kennengelernt, der an Standpunkttheorien als Abgrenzung zur empirischen Wissenschaft glauben würde.

    • Aber der Unsinn dringt leider immer weiter vor (wenn auch nur innerhalb der Linken und nicht in der Gesellschaft als ganzer).
      Die ganze Hysterie um Definitionsmacht, „Critical Whiteness“ wird doch immer schlimmer.

      Ich sehe schwarz für linke Projekte in den nächsten Jahren…

    • Tja, das ist ja offenbar einer der Gründe, warum die PC-Diskurse (Gender Studies, Queer Studies, Critical Whiteness etc.) universitär etabliert wurden – um die Linke mit politisch korrektem Schwachsinn zu infiltrieren, politisch wirkungslos zu machen und die Linke daran zu hindern ihre Ziele zu erreichen.

      Die politisch korrekten Diskurse sind stets so aufgebaut, dass mit ihnen nur das Gegenteil von dem erreicht werden kann, was eigentlich als Ziel angegeben wird.

      Sobald die herrschende Kapitalistenklasse ihr Ziel der Abschaffung des Sozialstaats und eines autoritären Staatsumbaus erreicht hat, werden die Genderisten, Radikalfeministinnen, Multikulturalisten, Critical Whiteness-Spinner und andere PC-Fanatiker nicht mehr benötigt und weggekickt werden.

      Noch werden sie als nützliche Idioten gebraucht, um mit ihrer Hilfe Spaltungsprozesse in der Gesellschaft nach dem Prinzip „teile und herrsche“ zu fördern, die Linke von der Gesamtbevölkerung zu entfremden, von radikaler Kapitalismuskritik und Klassenkampf abzulenken, die Selbstbehauptungsfähigkeit von Männern zu schwächen, um sie leichter regierbar zu machen sowie sozialen Revolten gegen zunehmenden Sozialabbau vorzubeugen und die traditionellen Werte der Linken durch Relativismus zu zersetzen.

      Der neoliberale Kapitalismus herrscht wesentlich durch Spaltungsprozesse.

      Der Radikalfeminismus wird benutzt um die Geschlechtersolidarität zu spalten, Frauen und Männer gegeneinander aufzubringen.

      Der Multikulturalismus wird benutzt um die Integration von Migranten zu behindern, Integrationsprobleme zu erzeugen, (von denen die Migranten selbst am schlimmsten betroffen sind), damit sich in deren Folgen Migranten und Einheimische durch antimuslimischen Rassismus einerseits und islamischen Fundamentalismus andererseits gegeneinander aufbringen lassen.

      Gleichzeitig werden natürlich in Kontext der Folgen der neoliberalen Ideologie Leiharbeiter und Stammbelegschaften gegeneinandergestellt und alle die noch Arbeit haben gegen die Erwerbslosen.

      Kapitalismus ist ein teuflisches System, das herrscht, indem es Menschengruppen gegeneinander ausspielt und aufeinander hetzt und zu diesem Zweck bedient sich die herrschende Klasse der neoliberalen Ideologie einerseits und der PC-Ideologien andererseits.

      Wenn es die Political Correctness nicht gäbe, müsste die herrschende Kapitalistenklasse sie erfinden.

      Daneben gibt es außerdem noch die ebenfalls sehr gefährliche Political Correctness von rechts (Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungstheorie, Anti-Gutmensch-Diskurs, „Der Nationalsozialismus war links“-Diskurs etc.), welche darauf abzielt alle Errungenschaften der 68er-Bewegung rückgängig zu machen und uns in eine in eine autoritäre, regressive, erzkonservative, freiheitsfeindliche Gesellschaft zurück zu befördern.

      So laufen die Political Correctness von links und die von rechts beide in letzter Instanz auf eine autoritäre Gesellschaft hinaus. Als radikaler Linker hat man daher m.E. heutzutage die Aufgabe die Political Correctness von links und von rechts beide konsequent zu bekämpfen.

        • „Der radikale Queer-Feminismus zerlegt sich ja offenbar selbst.“

          Was irgendwie auch konsequent ist. Fragt sich, ob die ausgebooteten Beteiligten sich dazu die richtigen Gedanken machen oder einfach zum Doppelmoralfeminismus à la Emma wechseln.

        • Die „Antirassististinnen“ führen eine feindliche Übernahme des Feminismus durch, wie der Feminismus eine feindliche Übernahme des Sozialismus durchgeführt hat.

        • Ach, die Selbstzerfleischung der Mädchenmannschaft – das sind die, die ich als dämlich gelesen habe. 🙂 So heisst das doch in ihrem Jargon, nicht wahr?

      • @leszek

        „um die Linke mit politisch korrektem Schwachsinn zu infiltrieren, politisch wirkungslos zu machen und die Linke daran zu hindern ihre Ziele zu erreichen.“

        Was sind denn die konkreten Belege für diese Verschwörungstheorie und warum können es nicht einfach Überzeugungstäter auf einem falschen Weg sein? Weil die Linke immer gut ist?

        • @ Christian

          „Was sind denn die konkreten Belege für diese Verschwörungstheorie“

          Vielleicht in dem Buch von Kevin Yuill.

          http://cuncti.net/streitbar/268-milton-friedman-richard-nixon-und-affirmative-action

          „Der Historiker Kevin Yuill hat Nixons Motivation zur Einführung positiver Diskriminierung in seinem Buch „Richard Nixon and the Rise of Affirmative Action“ untersucht. Wichtige Motive für Nixon waren die Absicht, die Bürgerrechtsbewegung zu spalten und nach dem Prinzip „devide et impera“ verschiedene ethnische Gruppen durch Privilegien an den Staat zu binden und sie bei Bedarf gegeneinander ausspielen zu können. Hinzu kamen die bei Nixon und in seinem Umfeld verbreiteten Vorstellungen genetischer Unterschiede zwischen den ethnischen Gruppen.“

        • @ichichich

          Nur zwischen einer intendierten Handlung (absichtsvolles Handeln) und dem, was schlussendlich raus kommt, bestehen meistens Welten.

          Guckst Du hier:

          „Grundlage vieler Verschwörungstheorien ist ein dezidiertes und vereinfachendes Welt- und Geschichtsbild, das auf der Grundannahme basiert, dass Strukturen der sozialen Wirklichkeit durch Handlungen von Personen direkt steuernd beeinflusst werden können.[3] Vor dem Hintergrund der gegenseitigen strukturellen Abhängigkeiten und hochgradigen Vernetzungen komplexer sozialer Systeme gilt diese Voraussetzung heute jedoch allgemein als unplausibel. Sozialwissenschaftliche Modelle zeigen, dass sich weitreichende Ereignisse in Gesellschaft, Wirtschaft oder Staat nicht allein durch das zielgerichtete Handeln von Personen oder Personengruppen verursachen lassen. Man geht hier vielmehr vom Zusammenwirken vieler verschiedener subjektiver Gründe und objektiver Bedingungen aus, die aus Strukturen, Konjunkturen, Absichten, Gegenabsichten, Irrtümern und schlichten Zufällen bestehen und sich zudem gegenseitig beeinflussen. Die Auffassung, eine relativ kleine Personengruppe könne wichtige gesellschaftliche Ereignisse zentral steuern, gilt daher als unterkomplex.“

          http://de.wikipedia.org/wiki/Verschwörungstheorie#Wissenssoziologisches_Erkl.C3.A4rungsmodell

        • @ Christian

          Die PC-Fanatiker sind „Überzeugungstäter“ auf einem falschen Weg. Ich habe nie etwas anderes behauptet.

          Mir ging es darum, welche Vorteile die herrschende Kapitalistenklasse davon hat, diese spezifischen Diskurse aufzugreifen und zu fördern. Insofern sich begründet aufzeigen lässt, dass dies für die herrschende Klasse große Vorteile hat, wäre es naiv anzunehmen, dass sie diese Vorteile nicht nutzen würde.

          Also, es geht z.B. nicht darum, dass Anhänger des Genderismus keine „Überzeugungstäter“ wären, sondern darum, dass es Vorteile für die herrschende Klasse hat den Genderismus zu fördern – und daher halte ich es für naiv anzunehmen, dass diese Vorteile nicht ihr wesentliches Motiv für diese Förderung wären.

          Das ändert nichts daran, dass die Genderisten selbst ehrlich an ihren Quatsch glauben und sich ihrer Rolle als nützliche Idioten für die Kapitalinteressen nicht bewusst sind.

          Auf die elitesoziologische Grundlage meiner Überlegungen hatte ich ja schon einmal verwiesen:

          http://www.heise.de/tp/artikel/31/31762/1.html

          http://www.heise.de/tp/artikel/31/31763/1.html

          • @leszek

            Ich denke nicht, dass die „herrschende Klasse“ (wer ist das überhaupt konkret?) sie tatsächlich fördern will. Ich denke eher, dass der Feminismus, und da eben auch der radikale, den Vorteil hat, dass Frauenfeindlichkeit, die mit Antifeminismus verbunden wird, stark geächtet ist. Das Vorgehen gegen solche Auswüchse ist daher kostspielig für den Einzelnen und es herrscht eine „ich verbrenne mir die Finger nicht“ Politik

        • @ Chomsky

          „vereinfachendes Welt- und Geschichtsbild, das auf der Grundannahme basiert, dass Strukturen der sozialen Wirklichkeit durch Handlungen von Personen direkt steuernd beeinflusst werden können.“

          Also, dann bin ich Verschwörungstheoretiker, wenn ich denke, dass der Präsident/die Regierung der USA politische Maßnahmen, Gesetze usw. erlassen kann, die dann Wirkung entfalten? Oder der Chef eines Unternehmens seine Mitarbeiter einstellen und entlassen kann? Eine Prüfungskommission Leute bestehen oder durchfallen lassen kann? Sehr vereinfachend?

          „Vor dem Hintergrund der gegenseitigen strukturellen Abhängigkeiten und hochgradigen Vernetzungen komplexer sozialer Systeme gilt diese Voraussetzung heute jedoch allgemein als unplausibel.“

          Hahaha.

          „Sozialwissenschaftliche Modelle zeigen, dass sich weitreichende Ereignisse in Gesellschaft, Wirtschaft oder Staat nicht allein durch das zielgerichtete Handeln von Personen oder Personengruppen verursachen lassen.“

          „Die Auffassung, eine relativ kleine Personengruppe könne wichtige gesellschaftliche Ereignisse zentral steuern, gilt daher als unterkomplex.“

          Also gut, dann ist es halt „unterkomplex“ zu sagen, es gebe nationale Regierungen, Regierungschefs, Firmenchefs, Schuldirektoren usw.

        • @ Chomsky

          Mal im Ernst, dein Posting war doch ein Witz, oder? Oder denkst du wirklich, Staatsregierungen wären nicht in der Lage, dafür zu sorgen, dass bestimmte Ideologien Lehrstühle an der Universität bekommen und andere nicht, dass es Stellen im ÖD gibt für Diskriminierungsbeauftragte, dass es Fördergelder für bestimmte (ideologische) Forschungsvorhaben gibt und andere keine Fördergelder erhalten, dass bestimmte Institute finanziert werden etc.?

        • @ichichich

          Du musst natürlich genau lesen, was dort steht! 🙂

          Es heisst:

          „dass Strukturen der sozialen Wirklichkeit durch Handlungen von Personen direkt steuernd beeinflusst werden können.“

          und

          „weitreichende Ereignisse in Gesellschaft, Wirtschaft oder Staat“

          Selbstverständlich hat eine absichtsvolle Handlung im Mikrobereich einer einzelnen Person eine direkt Wirkung wie z.B.: “ Wenn ich einen Stein in ein Fenster schiesse, geht das Fenster kaputt“, aber ich kann nicht genau sage, wie mein Nachbar darauf reagiert, wenn es mein Ziel war, ihn zu ärgern. Mein Nachbar kann nämlich nicht zu Hause sein und als er nach Hause kommt, sieht er, dass die Scheibe futsch ist, er denkt sich ev. das Fenster wollte ich schon längst mal auswechseln, also ist es gerade gut, dass er nun Anlass dazu hat, dies in Angriff zu nehmen, was er schon längst immer tun wollte. 🙂

          Aber: Dass der Ostblock Ender der 1980er Anfang der 1990er Jahren zusammenbrach und dies quasi auf friedliche Weise, das hat nun wirklich fast niemand vorausgesehen und noch viel weniger hat dies eine einzelnen Person oder Personengruppe so geplant.

        • @ Christian

          „Ich denke nicht, dass die “herrschende Klasse” (wer ist das überhaupt konkret?)“

          Die „herrschende Klasse“ sind die ökonomischen und politischen Eliten einer Nation. Bei Bourdieu gibt es noch eine Einteilung in dominante und dominierte Fraktionen der herrschenden Klasse. Die dominanten haben mehr ökonomisches, weniger Bildungskapital, die dominierten weniger ökonomisches, mehr Bildungskapital. Erstere z.B. Unternehmer, letztere z.B. Akademiker.

          Auf eine Frage, die Chomsky (dem echten, Noam) Verschwörungstheorien unterstellen sollte (wie es die herrschende Klasse denn bewerkstellige, durch die Medien ihre Auffassungen verbreiten zu lassen) antwortete dieser – unterkomplex 😉 – „because they own them“.

        • @ Chomsky

          „Es heisst:

          “dass Strukturen der sozialen Wirklichkeit durch Handlungen von Personen direkt steuernd beeinflusst werden können.”

          und

          “weitreichende Ereignisse in Gesellschaft, Wirtschaft oder Staat”“

          Wir können jetzt streiten, ob z.B. die Etablierung von Gender Studies als akademische Disziplin „weitreichend“ ist oder die „Strukturen der sozialen Wirklichkeit“ beeinflussen.

          Konkret ging es um die Etablierung der „affirmative action“ durch Präsident Nixon, nicht um den Mauerfall, wobei ich auch da widerspreche, denn selbstverständlich hätte es Einflussmöglichkeiten der DDR-Regierung gegeben, z.B. Panzer gegen Demonstranten à la China usw. (und bevor wieder die „Liberalen“ mit Unterstellungen ankommen: ich habe nicht gesagt, dass Leute, die gegen den Realsozialismus auf die Straße gehen, mit dem Panzer niederwalzen sollte. Bitte genau lesen!)

        • @ichichich

          Nun, wir können nun lange darüber debattieren: Ich bin der Auffassung, dass dies so richtig ist, wie es in Wikipedia steht, wobei in Wikipedia auch viel Schrott steht! 🙂

          Aber ich habe leider nicht die Zeit dazu, nun ausführlich auf Deine Argumente einzugehen; aber ich kann Dir versichern, Bourdieu und Noam Chomsky würden in etwa dem, was bei Wikipedia drin steht, zustiimmen. Bourdieu hat sich immer gegen eine verschwörungstheoretische Leseart seiner Theorien klar abgegrenzt und dies sogar immer wieder und zwar explizit!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!:-)

        • @ Chomsky

          Was ich nicht verstehe, wieso versuchst du immer meine Argumentation durch indirekte Anspielungen zu untergraben, ich hätte „verschwörungstheoretische Lesarten“, würde nicht richtig lesen usw.? Bei Leszek, auch ein Linker, machst du das nicht. Ist es, weil ich mich beizeiten auf Marx beziehe, den du seit Max Weber für ad acta gelegt hältst? Dabei bist du sogar noch nicht mal mit dem Studium fertig, wenn ich das recht verstanden habe.
          Also, dass ich einfach denke, „der Experte spricht“, wenn du dich äußerst, und dann meine Position kampflos aufgebe (was ja auch die Vorstellung von Diskussionskultur von Leuten wie Michel, Haselnuss usw. ist), kannst du nicht erwarten.

        • PS: es ist ein Unterschied, ob jemand sagt, der Präsident der USA hat einen Einfluss darauf, was in den USA politisch durchgesetzt wird (wirklich ein No-Brainer), oder ob jemand sagt, die Freimaurer, Juden usw. hätten dies.

        • „dass es Vorteile für die herrschende Klasse hat den Genderismus zu fördern“

          das sehe ich ganz genauso. wer sich mit gender studies, queer studies und critical chiteness beschäftigt, wer die abschaffung der geschechter als höchstes ziel erkoren hat und über jeden g’schiss eine triggerwarung setzt, ist zu beschäftigt, um sich auch noch um die herrschende klasse zu kümmern.
          das gleiche passiert übrigens mit „feministischer linguistik“. wer sich daran abarbeitet, „diskriminierungen“ aus den kleinsten ritzen zu polken, dem entgehen schon mal das wesentliche.

        • @ichichich

          Ich kann Dich beruhigen, ich bin mit dem Studium schon längst fertig! 🙂

          Nööö, das hat nix mit Dir zu tun. Aber bei Marxismus folge ich in etwa Noam Chomsky, der diesbezüglich schreibt:

          „Bei Dingen wie Marxismus oder Freudianismus handelt es sich um irrationale Kulte, um Theologie; und ich persönlich halte von Theologie gar nichts. Der Marxismus (und nicht nur er) gehört zur Geschichte der institutionalisierten Religion.“ (S. 64) 🙂

          Und indirekt schreibt er über Verschwörungstheorien:

          „Bei den Linken in den USA fliesst eine ungeheure Menge an Energie in die Beschäftigung mit ganz absurden Themen. In Kalifornien etwa gibt es leidenschaftliche Auseinandersetzungen um die FRage, welcher Mafiaboss an der Ermordung von John F. Kennedy beteiligt gewesen sein könnte und ähnliches – als ob das irgendwie interessant wäre.“ (Chomsky, Noam 2004: S. 19).

        • @ Chomsky

          „Ich kann Dich beruhigen, ich bin mit dem Studium schon längst fertig!“

          Also mindestens Master/Diplom?

          „Aber bei Marxismus folge ich in etwa Noam Chomsky, der diesbezüglich schreibt“

          Ja, gut. Da sind wir dann wieder bei dem Punkt, dass Leute über Bücher anfangen zu reden, die sie nicht gelesen habe – der Kern der ganzen unsäglichen Kommunismus-Debatte hier. Einmal ist Marx nicht Marxismus. Zum zweiten, Marxismus kann jetzt auch heißen, dass man sich des Marxschen Analyseapparates bedient oder dass man sich seine Meinung, ob Vanille- oder Schokoladeneis besser schmecke, erstmal anhand der Richtlinien des Politbüros bildet. Das sind doch sehr unterschiedliche Dinge.

        • @Ichichich

          Masters!
          Ja, da hast Du natürlich Recht! Es ist ein Unterschied, ob Marx oder Marxismus, ich denke, da würde auch Noam Chomsky ein Unterschied machen; würde ich selbstverständlich auch machen. War ja nur eine kleine Provokation.

          Aber noch zu Weber und Marx:

          Bourdieu schreibt z.B.:

          „Es gibt beispielsweise Verbindungen zwischen Begriffen oder zwischen Autoren, die man nicht herstellen darf, weil diese Begriffe oder jene Autoren Welten angehören, die sich gegenseitig ausschliessen. Ich habe mein Leben lang Mesalliancen zwischen den Begriffen gestiftet, indem ich Cassirer mit Durkheim, Kant mit Marx, Weber mit Marx, Marx mit Durkheim usw. verbunden habe, und jedesmal hatte ich das Gefühl, dass es ganz und gar gesellschaftliche Gründe waren, die die Leute daran hinderten zu sehen, dass diese Autoren dasselbe sagten oder die zwei Seiten einer Sache zum Ausdruck brachten. (Bourdieu, Pierre 1993, S. 14)

        • @ Chomsky

          „Aber bei Marxismus folge ich in etwa Noam Chomsky, der diesbezüglich schreibt (…)“

          Ich denke, dabei handelt es sich um eine Mißinterpretation.

          Noam Chomsky meint mit dieser Formulierung vom Marxismus als irrationalem Kult den Marxismus-Leninismus.

          Gegenüber dem marxistischen Rätekommunismus hat er sich z.B. immer wieder positiv ausgesprochen:

          „Ich persönlich bin der Auffassung, dass die libertär-sozialistischen Konzepte – worunter ich eine ganze Bandbreite des Denkens verstehe, die VOM LINKEN FLÜGEL DES MARXISMUS bis zum Anarchismus reicht – im Großen und Ganzen richtig sind und die angemessene und organische Weiterentwicklung des klassischen Liberalismus für die heutige Ära der fortgeschrittenen Industriegesellschaft darstellen.
          Im Gegensatz hierzu scheinen mir die Ideologie des Staatssozialismus, dessen also, was am Ende aus dem Bolschewismus geworden ist, und die Ideologie des (…)Kapitalismus (…) antiquierte und höchst untaugliche Gesellschaftsmodelle zu sein, und meiner Ansicht nach resultiert eine Vielzahl unserer grundlegendsten Probleme aus der Tatsache, dass diese heute vorherrschenden Gesellschaftsformen mit der modernen Industriegesellschaft unvereinbar und für sie ungeeignet sind.

          (Noam Chomsky, Die Zukunft des Staates, S. 9)

          Solche Zitate gibt es von Noam Chomsky immer wieder: Also nein zum Staatssozialismus (Marxismus-Leninismus), ja zum libertären Marxismus.

        • @ Chomsky,. Leszek

          „Solche Zitate gibt es von Noam Chomsky immer wieder: Also nein zum Staatssozialismus (Marxismus-Leninismus), ja zum libertären Marxismus.“

          Na, dann haben wir ja das geklärt. 🙂

        • “vereinfachendes Welt- und Geschichtsbild, das auf der Grundannahme basiert, dass Strukturen der sozialen Wirklichkeit durch Handlungen von Personen direkt steuernd beeinflusst werden können.”

          Tja, Freudianismus, gell? Das Unbewusste ist es, was unsere Handlungen wesentlich steuert. Genau diese Auffassung führt dann zwangsläufig zur Suche nach okkulten Benachteiligungen, okkulten, universalen Wirkmächtigkeiten (heteronormative Matrix u.s.w). Bis zur völligen Bedeutungslosigkeit der Sozialwissenschaften.
          Ansonsten ist es doch die Annahme jeder politischen Theorie, dass die „Strukturen der sozialen Wirklichkeit“ beeinflussbar sind. Das ist doch die Grundannahme jeder Politik.

          Lassen wir das „direkt steuernd“ weg, dann passt es schon.

        • Aber: Dass der Ostblock Ender der 1980er Anfang der 1990er Jahren zusammenbrach und dies quasi auf friedliche Weise, das hat nun wirklich fast niemand vorausgesehen und noch viel weniger hat dies eine einzelnen Person oder Personengruppe so geplant.

          Geplant war das so nicht, wenn damit Gorbatschow und seine Getreuen angesprochen sind. Aus Reagans Sicht aber ist genau das eingetreten, was er mit seiner massiven Aufrüstung bezweckt hatte: Den ökonomischen Zusammenbruch des Ostblocks durch den ruinösen Rüstungswettlauf zu erwirken oder zumindest zu beschleunigen. Dass diese monokausale Erklärung den Gang der Ereignisse nicht in der ganzen Komplexität darstellt – geschenkt.

        • @Peter

          Zur Sowjetunion:

          Eric Hobsbawm schreibt:

          „In den siebziger Jahren war aber nicht nur klargeworden, dass das Wirtschaftswachstum nachliess, sondern dass sich selbst so grundlgende soziale Indikatoren wie die Sterblichkeitsrate nicht verbesserten. Und das höhlte das Vertrauen in den Sozialismus vielleicht mehr aus als alles andere, denn seine Fähigkeit, das Leben der Menschen durch grössere soziale Gerechtigkeit zu verbessern, war ja nicht in erster Linie von von seiner Fähigkeit abhängig, grösseren Wohlstand hervorzubringen.

          (…)

          Aber gerade der Begriff Nomenklatura, der vor den achtziger Jahren praktisch unbekannt gewesen war, es sei denn als Bestandteil des administrativen Jargons innerhalb der KPdSU, war ein Hinweis auf die Schwäche der sich bereichernden Parteibürokratie der Breschnew-Ära – eine Kombination aus Inkompetenz und Korruption.
          Und es wurde in der Tat immer deutlicher, dass die Sowjetunion primär nur noch durch ein System aus Protektion, Vetternwirtschaft und Barzahlung zusammengehalten wurde.“ (Hobsbawm, Eric, Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, S. 548 f.).

          http://de.wikipedia.org/wiki/Eric_Hobsbawm

      • @Leszek: sehr schön ausgedrückt, besonders:

        „Die politisch korrekten Diskurse sind stets so aufgebaut, dass mit ihnen nur das Gegenteil von dem erreicht werden kann, was eigentlich als Ziel angegeben wird. “

        Ich würde aber sagen, dass es die selbstverschuldete Unmündigkeit der Linken ist und nicht etwas, was Ihnen von irgendwo aufgedrückt wurde.

        Die Linke hat sich schon immer gerne selbst zerlegt, sei es bei der Frage „autoritär vs. libertär“ oder „pro-israelisch/amerikanisch vs. pro-Intifada“ oder auch was du angesprochen hast „multikulturalistisch/kulturrelativistisch vs universalistisch“ und ich finde bei allen diesen Punkten hat die deutsche Linke stets mehrheitlich die schlechtere Alternative gewählt.

        Besonders beim Thema Multikulturalismus kann ich nicht verstehen, warum Die Linke dieser Ideologie folgt, hat sie doch stets für sich in Anspruch genommen, dass Prinzipien einer linken Politik für alle Menschen gelten.

  3. Also, die Standpunkttheorie hatten wir ja schon einige Male, aber ich gebe trotzdem noch einmal meinen Senf darüber ab:

    1. Bei der Standpunkttheorie müsste ja dann mal geschaut werden, wer überhaupt welchen Standpunkt einnimmt, also wer wie positioniert ist und somit wer welche Privilegien hat.
    2. Was ein Privileg ist oder nicht ist wäre dann schon mal eine Definitionsfrage und selbst auch eine politische Auseinandersetzung und kann nicht vollständig wissenschaftlich beantwortet werden. Weil die Wissenschaft kann keine m.E. nicht beantworten, was ein Privileg ist oder nicht. Erst, wenn die Frage normativ beantwortet wurde, was ein Privileg ist, kann sie dann empirisch schauen, ob diese oder jene Person Inhaber von gewissen Privilegien ist.
    3. Aber, sollte es diesbezüglich mal und zufälligerweise einen Konsens geben, dann geht es darum empirisch zu erforschen, ob diejenigen, die sagen, sie hätten weniger Privilegien, tatsächlich weniger Privilegien haben und somit besonders geeignet sind, richtiges wissenschaftliches Wissen zu produzieren. Diese Problematik kann kann man nun wie folgt lösen: Eine Person kann subjektiv behaupten, sie sei minderprivilegiert oder sie kann dies durch eine empirische Untersuchung beantworten. Die Gütekriterien einer empirischen Untersuchung sind jedoch Objektivität, Realiabiltät und Validität. Objektivität meint, dass unbahängig vom Forscher, der die Untersuchung durchführt, das gleiche Resultat herauskommt. Das heisst dann aber auch, wenn man sich auf eine empirische Untersuchung einlässt, die herausfinden will, wer übrhaupt privilegiert ist, dass es offbar Objektivität gibt, unabhängig davon, welche Person die Untersuchung durchgeführt hat. Wenn es in diesem Fall eine personenunbhängige Objektivität gibt, dann ist nicht einzusehen, weshalb es in allen anderen Untersuchungen keine personenunabhängige Objektivität geben soll. Objektivät wird ja in empirischen Untersuchungen daurch erreicht, dass eben objektivierende Methdoden, Erhebungen, Befragungen also Messinstrumente eingesetzt werden, die den subjektiven Verzerrungsfaktor ausschalten sollen.

    4. Will eine Person, die von sich sagt, sie sei minderprivilegiert und deshalb besonders geeignet, die Wahrheit über diesen oder jenen Sachverhalt auszusagen, keine empirische Untersuchung durchführen, die der Frage nachgeht, welche Person überhaupt privilegiert ist oder nicht und diese Frage nach ihrem Gutdünken rein subjektiv beantworten, dann können wir eigentlich Wissenschaft in die Mottenkiste stecken. Weil im Prinzip kann dann jeder subjektiv von sich behaupten, er sei minderprivilegiert und deshalb besonders geeignet, die Wahrheit zu erkennen und es gibt ja kein Gütekriterium der Objektivität, das ja Wissenschaft ausmacht, das besagt, dass dem nicht so ist.

    Natürlich können wir noch auf die konsensuale Diskurstheorie von Habermas zurückgreifen und hoffen, wenn wir mal zufälligerweise einen Konsens haben, wo alle zufälligerweise der gleichen Meinung über einen Sachverhalt sind, dass dies nun die Wahrheit sein muss, weil zufälligerweise alle einmal der gleichen Meinung sind; was natürlich auch Schwachsinn ist.

    Aber man müsste mal die Anhänger einer Standpunkttheorie fragen, wenn es um UFOS, Marsmenschen und Esoterik geht, ob sie hier auch immer noch die Standpunkttheorie befürworten. Die geht dann in etwas so: Wer glaubwürdig behauptet, ihm sei seine verstorbene Grossmutter schon x-mal leibhaftig begegnet, der ist besonders dafür geeignent, die Frage zu beantworten, ob es Marsmenschen gibt oder nicht. 🙂

    Und weshalb sollte dann die Standpunkttheorie nur in den Sozialwissenschaften gelten und nicht auch in den Naturwissenschaften? Wer 130 Kilogramm auf die Waage bringt, sollte doch eigentlich besonders gut geeignet sein, die Wahrheit über die Gravitation zu verkünden im Vergleich zu einer Person, die nur 45 Kilogramm wiegt! 🙂

    • Und weshalb sollte dann die Standpunkttheorie nur in den Sozialwissenschaften gelten und nicht auch in den Naturwissenschaften?

      Da tut sich eine grosse Baustelle auf! Mit scharfem Blick hat (war es Dworkin?) ja schon lange erkannt, dass die Naturwissenschaften und da insbesondere Newtons Philosophiae Naturalis Principia Mathematica, ein chauvinistisches Handbuch zur Vergewaltigung der Natur sei!

    • „er 130 Kilogramm auf die Waage bringt, sollte doch eigentlich besonders gut geeignet sein, die Wahrheit über die Gravitation zu verkünden im Vergleich zu einer Person, die nur 45 Kilogramm wiegt! “
      Ich finde es nicht gut, wenn 1330 kg schwere Großverbraucher von Gravitation – Verschwender also, hier die Definitionsmacht haben.

      Laufen statt fliegen! Seid sparsam mit Gravitation, Eure Kinder wollen nicht nur angebunden auf diese schönen Welt leben!

    • „im Prinzip kann dann jeder subjektiv von sich behaupten, er sei minderprivilegiert und deshalb besonders geeignet, die Wahrheit zu erkennen“

      das wäre dann aber auch wieder ein privileg, müsste reflektiert und abgelegt werden.

      außerdem gibt es laut dieser „theorie“ nur leute, die definieren können, was diskriminierung (oder privileg) ist, aber niemanden, der definieren kann, was keine diskriminierung ist. nicht einmal „PoC“ besitzen dafür eine „DefMa“, woran sich ganz deutlich der hegemoniale charakter dieses konzeptes zeigt. denn welche „DefMa“ einem „PoC“ zugestanden wird, das entscheiden dann doch wieder weiße.

      ebenfalls bemerkenswert: was für rassismus und die „DefMa“ von „PoC“ gilt, gilt gleichlautend für sexismus.

  4. @ Christian

    Wer Logik und das Bemühen um Objektivität als patriarchal denunziert, öffnet damit die Tür für Willkür und Wunschdenken.

    Genau darum geht es auch.

    Es geht nicht um Erkenntnis, sondern um Macht, ganz einfach.

    Man will Macht ausüben, möglichst willkürlich und unbeschränkt.

    Dabei stören Logik und Objektivität.

    • @ Alexander

      „Es geht nicht um Erkenntnis, sondern um Macht, ganz einfach.

      Man will Macht ausüben, möglichst willkürlich und unbeschränkt.“

      Bei Donlak gelesen:

      I think it’s time that game starts moving beyond banging chicks, and starts gaming the rest of society to try and defeat the mass hysteria over gender. A lot of us complain about the west’s women, and the beta’s and the white knights, and politics and mass media, yet complaining doesn’t do anything but feed the machine and makes it stronger. Gaming this society is inevitably the next step for our little movement, if this is a movement at all.

      Also nicht ernst nehmen Unterstützung
      verweigern. Unlogische Argumente mit noch
      viel abstruseren Ideen kontern.
      Einer weitgehend feminisierten Gesellschaft
      muss man in gleicher Weise entgegentreten
      wie einem gestörten Chick.
      Unabhängig davon welchem biologischen
      Geschlecht der Kontrahent angehört.

  5. Irgendwie ist es schon arg ironisch, dass die Typen, die bei Menschen nicht müde werden, zu behaupten, dass es kein Geschlecht gibt, oder doch mindestens 10, bei einem abstrakten Konzept wie „Die Wissenschaft“ sich beim Geschlecht ganz sicher sind…

    • Irgendwie ist es schon arg ironisch, dass die Typen, die bei Menschen nicht müde werden, zu behaupten, dass es kein Geschlecht gibt, oder doch mindestens 10, bei einem abstrakten Konzept wie “Die Wissenschaft” sich beim Geschlecht ganz sicher sind…

      Das ist allerdings erstaunlich. Sodann wird der Begriff „gender“ eingeführt, der ein soziales/psychologisches Geschlecht bezeichnen soll. Gender aber taucht nur als Attribut zum biologischen Geschlecht auf, ist nur als Attribut zum biologischen Geschlecht von Bedeutung, auch wenn eine Judith Butler vergeblich versucht, diese Unterscheidung als eine rein künstliche zu werten.

      Genderisten sind wie jene Pseudoantirassisten, die, um den Rassismus zu bekämpfen, allles primär mit den Kategorien von „Rasse“ analysieren. Wegen dieser widersprüchlichen Prämissen führen diese Ideologien zwangsläufig zur Einfalt: Nicht der Schwarze ist die minderwertige Rasse, sondern der Weisse, nicht die Frau ist das minderwertige Geschlecht, sondern der Mann. Die Einfalt ist schon in den widersprüchlichen Glaubensdogmen angelegt.

      • Vielleicht sollte man dann auch hier von “männlich positionierter Wissenschaft” oder “wissenschaft, die ich als männlich gelesen habe” sprechen

        Das verschiebt das Problem aber auch nur in etwas vagere Bereiche.

        Der Punkt bleibt, dass man sagt, dass die Wissenschaft, oder die Position der Wissenschaft, oder die Lesart, also: ein abstraktes Konzept – ein inhärentes Geschlecht hat.

        Man sagt ja explizit nicht „von Menschen mit Geschlecht X dominiert“ oder so, was ja bedeuten würde, dass man zeigen könnte, wo diese Menschen dem Abstrakten Konzept nicht gerecht werden.

  6. Der schmerzhafte Punkt bei all diesen Standpunkttheorien ist, daß diese versuchen sich selbst gegen Kritik zu immunisieren – und dies auch so reflektiert wird.
    Eines der zentralen Kennzeichen der „patriarchalen“ Wissenschaft ist, daß jede Aussage über die Wirklichkeit prinzipiell überprüfbar sein muß und also kritisiert wird. Dies ist das wirklich einzige Dogma.
    Dies Standpunkttheorie konstruiert aber über die Privilegien eine zusätzliche Schicht von Dogmen – etwa der Art: Weil ich weiblich, schwarz, queer und behindert bin definiere ich Deine Sicht als Privileg und damit darfst Du dies nict mehr kritisieren.
    Damit ist eine Theorie/Aussage nicht mehr inhaltlich kritisierbar, sofern nur die entsprechende Person zur offiiell anerkannten Schicht der Nichtprivilegierten gehört.

    DIese Art der Immuniserung von Aussgen wurde bereits von Habermas im Positivismusstreit der deutschen Soziologen verargumentiert.

    Um es mit den Stones zu sagen: It’s the singer, not the song.

    Letztlich andelt es sich um eine Form von Offenbarung, welche durch die Standpunkttheorie in dargelegter Weise beansprucht wird.

    Fragen wir uns: Wollen wir in einer Gesellschaft leben, deren Grundlagen nicht kritisierbar und rational begründbar sind, sondern in einer Gesellschaft, welche auf Grund von Offenbarung( feministische Offenbarung qua Genital z.B.) gestaltet wird?

    Ich nicht. Wie dumm von mir!

  7. „In der Tat ist eine Gesellschaft um so freier und auch gleichberechtigter, um so mehr technischer Fortschritt, um so mehr freie Wissenschaft er zulässt, ohne sie von ideologischen Vorstellungen abhängig zu machen. Die Erfolge der “patriarchischen Wissenschaft” geben ihr insofern recht.“

    Nun ja, da sind noch einige Attribute der etablierten („patriarchalischen“) Wissenschat eingefügt, so aus dem Zitat selbst nicht hervorgehen. „Freie“ Wissenschaft, die „nicht von ideologischen Vorstellungen“ abhängig ist.

    Dazu zwei Punkte:

    1) Die Standpunkttheoretiker dürften die Gleichsetzung davon, dass die etablierte Wissenschaft effektiv und effizient ist, nicht mit ihrer „Ideologiefreiheit“ oder sonstigen „Freiheit“ gleichsetzen. Und dies nicht völlig unbegründet. So hat Thomas S. Kuhn argumentiert, dass es in der Geschichte der Wissenschaft immer Umwälzungen gegeben hat, die die vorhergende Vorstellung von der Natur der Dinge, Welt usw. völlig ausradiert haben, statt nur zu etwas weniger Wissen etwas mehr Wissen hinzuzufügen. Daraus folgte auch, dass technologischer Fortschritt auch aus einem später widerlegten Paradigma entstehen konnte, also aus einer „falschen“ Vorstellung von der Welt.

    Dazu konstatierte der postmoderne J.F. Lyotard, dass das Kriterium der Wahrheit in der Wissenschaft dem der Effizienz weicht. Michel Foucault, auf den sich ja gern bezogen wird, geht davon aus, dass Macht Wissen hervorbringt (nicht sich etwa aneignet, nutzt oder modifiziert, sondern hervorbringt).

    2) Der Erfolg der empirischen Naturwissenschaften hat zweifellos zur Folge, dass diese zu „Leitwissenschaften“ geworden sind und sich ursprünglich geisteswissenschaftliche Disziplinen an die empirische Methodologie der Nat.wiss. ankoppeln. Dabei fehlt allerdings Disziplinen wie der Soziologie, Wiwi etc. die Möglichkeit der experimentellen Verifikation von Modellen. Auch werden bei statistischen Erhebungen immer wieder die zu überprüfenden Annahmen als versteckte Voraussetzungen unterstellt (z.B. die Untersuchungen zu Gewalterfahrungen von Frauen, bei der bereits von vornherein die Frau als das potentielle Opfer, der Mann als der potentielle Täter unterstellt ist).

    • „Dabei fehlt allerdings Disziplinen wie der Soziologie, Wiwi etc. die Möglichkeit der experimentellen Verifikation von Modellen.“
      Nein – diese Aussage ist falsch. Neben experimentellen Studien insbesondere zur Spieltheorie gibt es auch „natürliche“ Experimente.
      Daneben gibt es auch die Möglichkeit, nichtexperimentell auf BAsis von Beobachtungsstudien zu arbeiten – warum soll die Methodik, mit der die Wirksamkeit von Medikamenten als nachgewiesen gilt, bei wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen plötzlich nicht mehr als Nachweis gelten?
      Selbst die Physik geht in der Teilchenphysik auf diese Art und Weise vor – das Zerschießen von Atomkernen und die Analyse von Verteilungen der Energie der Zerfallsprodukte ist wohl kaum im strengen Sinne als experimentelle Anordnung zu bezeichnen und ähnelt methodisch den Beobachtungsstudien von Makroökonomen.

      „uch werden bei statistischen Erhebungen immer wieder die zu überprüfenden Annahmen als versteckte Voraussetzungen unterstellt (z.B. die Untersuchungen zu Gewalterfahrungen von Frauen, bei der bereits von vornherein die Frau als das potentielle Opfer, der Mann als der potentielle Täter unterstellt ist).“
      Das ist immer der Fall, egal welche Wissenschaft man betrachtet.
      Das FOrmulieren von Hypothesen beinhaltet immer das Setzen von Annahmen – wie sollte sonst eine Aussage getestet werden?

      • @ Dummerjan

        „Daneben gibt es auch die Möglichkeit, nichtexperimentell auf BAsis von Beobachtungsstudien zu arbeiten – warum soll die Methodik, mit der die Wirksamkeit von Medikamenten als nachgewiesen gilt, bei wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen plötzlich nicht mehr als Nachweis gelten?“

        Mit Modellen meinte ich mathematische Modelle, wie sie z.B. in den Wiwi Anwendung finden. Die bedürfen m.W. einer experimentellen Verifikation, die in der Realität nicht herstellbar ist und nicht durch empirische Beobachtungen ersetzt werden kann, da dort keine Laborbedingungen (Versuchsaufbau gemäß der Modellannahme unter Ausschaltung sonstiger Faktoren) hergestellt werden können.

        „Das ist immer der Fall, egal welche Wissenschaft man betrachtet.
        Das FOrmulieren von Hypothesen beinhaltet immer das Setzen von Annahmen – wie sollte sonst eine Aussage getestet werden?“

        Wenn die Annahmen allerdings bereits das erwartete Ergebnis voraussetzen, entsteht ein Zirkel und die Ergebnisse sind eigentlich für die Tonne.

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