Nadine Lantzsch zur Lage bei der Mädchenmannschaft:
was gerade passiert, ist in meinen augen eine verschiebung: weg vom alphamädchen-feminismus, der in erster linie gut situierten heteras zugute kommt und strukturfragen nicht mehr stellt, zu mehr machtkritik, zu mehr aufnahme von feministischen diskursen und konfliktlinien, die es bereits vor 20, 30, 40, 100 jahren gab. ein mehr arbeiten mit traditionen und geschichten, ein aufmerksam sein. mehr umsichtigkeit, mehr verantwortung. dies führt weder zu einer abschottung, noch zu elitärem gedünkel, sondern ermöglicht in erster linie konstruktives und produktives feministisches arbeiten. dass sich die mehrheitsgesellschaft davon nicht angesprochen fühlt, die jedes feministische projekt in den tod diskutiert, spart, gängelt und bedroht, ist ein problem dieser und nicht das einen feministisch verorteten projektes.
Es ist schon erstaunlich, wie sich Leute in ihre Ideologie einigeln können und gar nicht mehr wahrnehmen, warum sie so viel Kritik erfahren. Kritik wird hier einfach in die Outgroup verschoben, die die Ingroup beeinträchtigen will, die verhindert, dass die gute Politik der Ingroup umgesetzt werden kann.
Dabei sind die aufgebauten Feindbilder interessant: Die „gut situierten heteras“ sind eben auch nur privilegiert und damit wohl Teil der Mehrheitsgesellschaft, Nadine Lantzsch als doppeltunprivilegierte lesbische Frau (wenn auch Rassistin) hingegen ist noch zu Machtkritik fähig und kann den feminstischen Diskurs voranberingen.
Es zeigt meiner Meinung nach schon eine gewisse Realtiätsflucht, wenn man davon spricht, dass man sich hier nicht abschottet und behauptet konstruktives und produktives feministisches Arbeiten zu ermöglichen, wenn man gerade die Feministische Szene gespalten hat und jede Diskussion sofort über die Deutungshoheit behindert wird und alle letztendlich bei strikter Umsetzung der critical whitness nur mit wartenden Blick auf die „WoCs“ gucken kann, weil alle anderen nicht mitreden können und sich langsam in eine Abwärtsspirale begibt, in der sich die Anforderungen immer weiter verschärfen, bis alles rassistisch ist, gerade die Antirassisten.
gerade jetzt, wo uns diese für mich positiv besetzte machtrolle zuteil wird, die so selten ist bei feministischen projekten, wird versucht, uns gewaltsam totzureden und damit auch ein stück feminismus. von menschen, die teil des projektes MM waren. warum? weil ihre persönlichen befindlichkeiten und betroffenheitslagen nicht mehr teil unseres selbstverständnisses sind, weil sich aus der weißen worklifebalance-karrierehetera mit kind nun mal keine feministische politik formulieren lässt, die für viele menschen interessant und wichtig ist.
Das ist immerhin interessant. Sie sieht sich selbst mit der Mädchenmannschaft in einer Machtrolle, die sie nutzen will, natürlich nicht ohne zu betonen, dass der Widerstand ansonsten gegen feministische Projekte so enorm ist. Und dann der Verrat! Frühere Mitglieder haben nicht etwa ein anderes Verhältnis zum Feminismus über das man einen Diskurs führen kann, sie wollen ein Stück Feminismus kaputt machen. Und warum? Weil sie der Sache nicht so verpflichtet sind, wie es eben nur mehrfachunprivilegierte sein können. Interessant auch in diesem Zusammenhang der Hinweis auf gerade die weiße workligebalance-karriereheterea mit Kind. Man könnte meinen Lantzschi sei schwarz. Aber es ist verständlich, dass sie diesen Personen nicht viel abgewinnen kann, schließlich schränkt sie ja bereits deren Existenz erheblich ein, Heteras mit Kind, die ein angenehmes Leben führen wollen sind insoweit Menschen, die ihre Privilegien nicht hinreichend hinterfragen. Würden sie das machen, dann würden sie einsehen, dass die mehrfachunprivilegierten recht haben und diese allein eine feministische Politik formulieren können, die für viele Menschen interessant und wichtig ist.
Weil ja die wenigsten Frauen Heteras mit Kind sind, die eine gewisse Worklifebalance anschreben.