Üblicherweise werden drei Bedingungen genannt, die für eine evolutionäre Adaption vorliegen müssen.
- Die Eigenschaft ist eine Abwandelung einer früheren Form
- Die Eigenschaft ist durch Gene vererbbar
- Die Eigenschaft gibt einen Vorteil in Hinblick auf Fortpflanzung
Dabei muss der Vorteil bei der Fortpflanzung natürlich nicht direkt sein, es müssen eben mehr oder zumindest bessere Nachkommen dabei herauskommen, sei es dadurch, dass man attraktiver für bessere Partner wird oder seine Kinder besser ernähren kann.
Im Adaptionismus geht man davon aus, dass sich ein Organismus so weit entwickelt, wie es im möglich ist und seine gegenwärtige Form, wenn nicht eine der nachfolgenden Beschränkungen greift, die bestmögliche Anpassung darstellt.
1. Anatomische Einschränkungen
Anatomische Einschränkungen ergeben sich daraus, dass zunächst eine bestimmte Form vorhanden war und Evolution nur mit dieser arbeiten kann. Zukünftige Formen des Lebewesens sind in gewisser Weise den Beschränkungen der vorherigen Form des Lebewesens unterworfen, einfach weil bestimmte Veränderungen dadurch erschwert werden.
Ein Auge am Hinterkopf beispielsweise könnte eine nützliche Mutation sein, sie hätte aber erhebliche Schwierigkeiten gegen sich, etwa dass der Schädel zunächst durchbohrt werden müsste um einen Anschluss eines Sehnervs an das Gehirn zu ermöglichen und diese Mutation als Zwischenschritt nur schwer vorstellbar ist. Ein Wandern eines bereits bestehenden Auges würde hingegen das räumliche Sehen erheblich einschränken etc.
Evolution kann nur funktionieren, wenn jede Veränderung für sich genommen vorteilhaft ist und funktioniert. Ein System kann nicht einfach neu konfiguriert und umgeplant werden.
2. Genetische Einschränkungen
Wenn ein Gen mehrere Faktoren kontrolliert, kann eine Selektion in die eine Richtung dadurch eingeschränkt sein, dass diese zwar vorteilhaft ist, aber zu viele nachteilige Änderungen an anderer Stelle bewirkt. Zudem kann es der Fall sein, dass eine Mutation zwar einen Vorteil an einer Stelle bewirkt, gleichzeitig aber einen Nachteil an einer anderen Stelle aufgrund einer genetischen Verschränkung dieser beiden. Ist der Nachteil klein genug um durch den Vorteil ausgeglichen zu werden, dann wird der Nachteil insoweit umgesetzt und schränkt insoweit die „perfekte Umsetzung“ ein.
Hier kann man auch solche Verzögerungen einordnen, die aus der Vorgeschichte stammen: Eine bestimmte Ausrichtung macht bestimmte Veränderungen schwieriger, es müssen mehr Faktoren zusammen kommen, damit ein positiver Effekt auftritt. Die genetische Varianz, die dafür erforderlich ist, tritt dann möglicherweise nur mit einer geringen Wahrscheinlichkeit auf.
3. Zeitliche Einschränkungen
Wenn ein neuer Selektionsdruck hinzukommt, dann kann die Zeit noch nicht hinreichend lang für eine Anpassung gewesen sein. Ein gutes Beispiel sind die Anpassungen von Tieren an den Menschen, die Technik und ein Eindringen in deren Lebensraum: Viele Umgestaltungen sind zu kurzfristig um bereits hinreichend durch Evolution reagiert haben zu können
4. Einschränkungen durch die Kosten
Die Adaption muss nicht nur für sich betrachtet einen Vorteil darstellen, sondern in dem Gesamtkonzept vorteilhaft sein. Beispielsweise wäre es für einen Löwen sicherlich vorteilhaft fliegen zu können, wenn man die abstrakte Flugfähigkeit betrachtet. In einer Gesamtbetrachtung würde dies aber bedeuten, dass er entweder sehr gewaltige und damit kostenintensive Flugmuskeln aufbauen müsste oder aber sein Gewicht erheblich reduzieren müsste, was bei Jagd und (intrasexuellen) Kampf wieder von einem erheblichen Nachteil sein könnte.
5. Einschränkungen durch die Schwankungen in den Lebensumständen
Ein Lebewesen muss nicht nur für den Durchschnitt seiner Lebensbedingungen gerüstet sein, sondern für den einzelnen Augenblick. Wenn bestimmte extreme Umstände mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auftreten und hohe Kosten verursachen, dann können diese nicht ignoriert werden. Möglicherweise wäre ein Tier noch besser an den Durchschnitt seiner Lebensbedingungen anzupassen. Wenn es aber dann an bestimmten nicht ganz unwahrscheinlichen Extremen stirb, dann sterben seine Gene mit ihnen, die Gene, die einen Phänotyp geschaffen haben, der auch diese Abweichungen übersteht, überleben hingegen