In der Standpunkttheorie sollen gerade die Theorien der unterdrückten Gruppen näher an der Wirklichkeit sein. Eine Suche nach objektiver Wahrheit im Sinne empirischer Forschung, die unabhängig von dem Standpunkt des Forschers besteht, sei sinnlos und nicht geeignet, weil sie letztendlich nur die Sichtweise der herrschenden Gruppe, also der hegemonialen Männlichkeit, wiedergebe.
Die gegenwärtige Wissenschaft sei damit auch ein Produkt dieser hegemonialen Männlichkeit und von ihr durchsetzt.
Dazu schreibt Noretta Koertge (zitiert nach Vandermassen, Who is afraid of Charles Darwin, S. 46):
If it really could be shown, that patriarchial thinking not only played a crucial role in the Scientific Revolution but is also necessary for carrying out scientific enquiry as we know it, that would constitute the strongest argument for patriarchy that I can think of! I continue to believe that science – even white, uperclass male-dominated science – i one of the most important allies of oppressed people
In der Tat ist eine Gesellschaft um so freier und auch gleichberechtigter, um so mehr technischer Fortschritt, um so mehr freie Wissenschaft er zulässt, ohne sie von ideologischen Vorstellungen abhängig zu machen. Die Erfolge der „patriarchischen Wissenschaft“ geben ihr insofern recht.
Dagegen wird man wahrscheinlich einwenden, dass die feministische Wissenschaft oder die weibliche Wissenschaft bisher wenig Gelegenheit hatten zu glänzen, weil die patriarchale Wissenschaft ihr nicht genug Platz lässt. Das erscheint mir aber sehr unwahrscheinlich. Die empirische Wissenschaft hat ihre Erfolge gerade errungen, weil sie sich um Objektivität bemüht und auf Fakten, nicht auf Standpunkte abstellt.
Vandermassen führt in ihrem Buch im Folgenden noch einige Beispiele an, in denen seitens der feministischen Wissenschaft bestimmte Entdeckungen als Beleg gerade für die Vorteile dieser herangezogen werden – um dann darzulegen, dass diese klassische Fälle empirischer Forschung sind.
Ein weiteres schönes Zitat von Gross und Levitt (Vandermassen S. 49):
„Feminist cultural analysis has not yet identified any heterofore undetected flaws in the logic, or the predictive, or the applicability of mathematics, physics, chemisty, or – much complaining to the contrary notwithstanding – biology“