Voreingenommenheit („Bias“) in der Wissenschaft

Ein interessanter Text behandelt Voreingenommenheit bzw. Vorurteil in der Wissenschaft

Let’s start with truth: The core mission of science, including social sciences, is to discover things that are actually true. Anything else is politics, morals, or personal preferences masquerading as science.

IF THE PAPER FINDS BIAS, CITE IT! OTHERWISE IGNORE IT!

Citation counts are one very common measure of how “important” a scholarly publication is. When others cite one’s work they are usually acknowledging its importance and drawing on its ideas.  More citations, more influence and importance.

Now consider the storybook image of the scientist as someone who strives for objectivity. If it were true, studies of comparable scientific quality will be similarly influential, even if they produce different outcomes, because they both have comparable claims to reveal something true. But this is not the case. Papers in my home discipline of social psychology that can be used to craft narratives advancing social justice are generally cited far more than papers of equal or even higher scientific quality that contest those narratives. Here are two concrete examples.

When a paper finds stereotype bias, it gets nearly 1,000 citations but when a failed replication of that same study gets published, it gets 30.

When a paper reporting a single study finds evidence of bias against women in STEM it gets 600 citations; when another paper reporting five studies finds gender bias favoring women, it gets 70 citations.

„Würden wir Astrophysik so behandeln wie Gender Studies..:“

Ich lese über den nachfolgend zitierten Tweet einen kurzen Auszug aus einem Buch von Margarete Stokowski:

Tatsächlich ist ja die Kritik an den Gender Studies, dass sie reine Ideologie verbreiten und nicht tatsächliche Wissenschaft.

Wenn man Astrophysik so behandeln würde wie Gender Studies, dann würde man kein Problem damit haben, wenn Sie „Vulvaförmige Raketen“ bauen würden und in Fachzeitschriften würden erbitterte Artikel stehen, dass diese gefälligst genauso gut fliegen können müssten, wie lange, spitze Raketen.

Wir dürften uns auf weitere Artikel im Stil von Sandra Harding freuen:

One phenomenon feminist historians have focused on is the rape and torture metaphors in the writings of Sir Francis Bacon and others (e.g. Machiavelli) enthusiastic about the new scientific method. Traditional historians and philosophers have said that these metaphors are irrelevant to the real meanings and referents of scientific concepts held by those who used them and by the public for whom they wrote. But when it comes to regarding nature as a machine, they have quite a different analysis: here, we are told, the metaphor provides the interpretations of Newton’s mathematical laws: it directs inquirers to fruitful ways to apply his theory and suggests the appropriate methods of inquiry and the kind of metaphyiscs the new theory supports. But if we are to believe that mechanistic metaphors were a fundamental component of the explanations the new science provided, why should we believe that the gender metaphors were not? A consistent analysis would lead to the conclusion that understanding nature as a woman indifferent to or even welcoming rape was equally fundamental to the interpretations of these new conceptions of nature and inquiry. Presumably these metaphors, too, had fruitful pragmatic, methodological, and metaphysical consequences for science. In that case, why is it not as illuminating and honest to refer to Newton’s laws as „Newton’s rape manual“ as it is to call them „Newton’s mechanics“?

Der Wichtigste Forschungsansatz in der Physik wäre nicht mehr, wie man Leute zum Mond oder zum Mars bekommt, sondern wie genau man die Quoten an Behinderten, Schwarzen, Homosexuellen und sonstigen nicht privilegierten Menschen in der Mitarbeiterschaft oder dem Lehrstuhl erhöht. Statt Berechnungen durchzuführen, die für die Raumfahrt erfoderlich sind, würde man erst einmal „critical  astrophysics“ einrichten und die Geschichte der Astrophysik auf ihre weißen Ursprünge hin überprüfen.

Ein Schwerpunkt: Die Nazis nutzen die ersten Raketen, dabei haben sie das nur von den Chinesen gestohlen, also Cultural Approbation betrieben, weswegen man gleich für die Abschaffung der Astrophyisk in allen westlichen Ländern stimmt, solange diese nicht von chinesischstämmigen betrieben wird. PoCs führen an, dass auch ihre Kultur reich an Vorläufern waren, immerhin hätten die Afrikaner die ersten Speerschleudern entwickelt und jedenfalls schon die Sterne beobachtet. Im prähistorischen schwarzen Ägypten sei Astronomie eine wichtige Wissenschaft gewesen und die Mesopotanier hätten alte Aufzeichnungen über den Verlauf der Sterne gehabt.

Daraufhin bildet sich noch eine Untergruppe „colonial astrophyisks“, die erforscht, wie den Schwarzen dieses Wissen entwendet worden ist.

Man beschließt, dass es nicht länger zu dulden ist, dass Planeten in unserem Sonnensystem ganz überwiegend nach weißen, männlichen Göttern benannt sind und nur einer nach einer weiblichen Göttin, die dazu nach klischeehaft für Liebe zuständig ist.

Demnach bildet sich sofort ein neues Feld, die „Black Astrostudies“  in dem es darum geht, dass die Planeten umgenannt werden, nach alten, PoC-Namen, vorzugsweise nach queeren Gottheiten. Es wird zudem beschlossen, dass es unfair ist, wenn einem Planeten eine höhere Anziehungskraft zugesprochen wird, alle sollen fortan in dieser Hinsicht gleichberechtigt sein. Alle noch bestehenden Missionen von Sonden, die gegenwärtig noch laufen, werden entsprechend umprogrammiert, um dieses neue Wissen zu nutzen. Leider kommt dieses umprogrammieren aber zu spät bzw. patriarchale Kräfte behindern die Umstellungen, so dass die Missionen ohne verschulden des neuen Weges scheitern.

Keine einzige der neuen Vulvaförmigen Raketen wird tatsächlich auf eine Startrampe gebracht. Das Satellitennetz der Erde kann nicht erneuert werden. Die Raketen sind dennoch richtig und wichtig und außerdem ein Vorbild für alle Mädchen.

Erbitterte Streitigkeiten unter der Astrophysik brechen auf, wer die bestehenden Ungerechtigkeiten effektiver beseitigt und wer doch noch ein paar phallusförmige Raketen nutzt. Einige Richtungen erklären, dass sie Transraketennutzen wollen, weil man das nicht ausblenden dürfe, man müsse in jede queere Richtung forschen.

Zudem beschwert man sich, dass dieser neue Weg kritisch gesehen wird. Warum sollte all das unwissenschaftlich sein? Man verwende da ganz moderne Ansätze, die eben nur ganzheitlicher vorgehen würde als die alten Denkweisen. Das müsse sich sicherlich noch einspielen, die Kritik werfe einem zu unrecht vor, dass man keine neuen wichtigen Thesen aufgestellt hat und das die neuen Formeln allgemein wenig akzeptiert seien.

Denn die sozialen Verhältnisse sind komplex, und das, was Menschen empirisch für sich und mit anderen draus machen, ist es auch. Das ist eine lebensweltliche Binse, das ist noch unterhalb von Astrophysik 101 (@Intersektionalität). Critical Astrophysik diskutiert – ob im aktivistischen, akademischen oder policy Rahmen – die Universalisierung und Unsichtbarmachung einer partikularen Form (das „weiß-Sein“), dessen historische Dynamik (Kolonialismus, Rassismus, Exotisierungen usw.), kulturellen Verhandlungen, individuellen Effekte, Institutionalisierung. Wer von Astophysik sprechen will – ob forschend oder politisch –, kann dazu nicht schweigen

Um der Zurschaustellung eigener moralischer Überlegenheit willen bedienen sich diese Kritiker einer Strategie, die – mit für den gesellschaftlichen Zusammenhalt fatalen Folgen – zu Prozessen der Entsolidarisierung beiträgt. Indem sie der Empörung den Vorzug geben vor dem Ausloten der Aporien von Solidarität, betreiben sie das Geschäft der Herrschaft, das anzuprangern sie vorgeblich angetreten sind. Und diese Herrschaft macht eben auch vor der Astrophysik nicht halt und ist auch dort zu thematisieren. Das nunmehr erst die lange vernachlässigten Wichtigen Verbindungen und Dynaimiken wie etwa der Rassismus und der Kolonialismus aufgschlüsselt werden muss, ist diesem neuen Ansatz wohl kaum vorzuwerfen.

Gute Seiten mit Informationen zum Geschlechterthema

David verlinkte in den Kommentaren die folgende Seite:

Recalculating the genderwar

Ich finde sie hat insgesamt einen schönen Ansatz, weil sie sich bemüht Angaben zu überprüfen und genauer in Studien zu schauen. Sie bemüht sich insofern um eine Objektivierung der Debatte.

Ich selbst finde den Twitteraccount „Yeyo“ sehr interssant, weil er auch häufig interessante Studien bringt.

Wahrscheinlich hat jeder ein paar bestimmte Seiten, Twitteraccounts oder Facebookgruppen, die er zusätzlich zu der ohnehin besten Quelle für Informationen zum Geschlechterthema regelmaßig besucht (abseits der hier mal vorausgesetzten und bekannten wie Genderama oder anderen deutschen Blogs zum Thema).

Es würde mich freuen, da ein paar von kennen zu lernen. Vielleicht könnt ihr diese Quellen und einen Artikel davon, der exemplarisch zeigt, warum euch die Seite gefällt, ja mal in den Kommentaren mitteilen.

Macht und Wissen bei Foucault

In meinem Artikel zu den Theorien von Judith Butler hatte ich auch etwas zu Foucault und wie er von Butler verwertet worden ist geschrieben:

2. Foucault
Den Grundgedanken, dass Geschlecht ein Ausdruck der Machtverhältnisse innerhalb der Gesellschaft ist und die zur Erhaltung der Macht errichtenen Geschlechternormen die Geschlechter hervorrufen, hat sie von Foucault.
Dieser geht ebenfalls davon aus, dass unsere Gesellschaft über den Umgang mit Wissen und Macht hervorgerufen wird. Foucault geht davon aus, dass die Mächtigen innerhalb einer Gesellschaft diese so umgestalten, dass sie ihre Macht sichert. Dazu nutzen sie die Möglichkeit Wissensvorsprünge auszubauen und Diskurse zu lenken, indem sie das Wissen kontrollieren. Aus diesem Wissen heraus wird zudem das Gerüst der Gesellschaft aufgebaut. Indem bestimmte Regeln für die Gesellschaft aus der Vergangenheit heraus legitimiert werden, wird den Leuten ein richtiges Verhalten vorgegeben, dass dann von ihnen einzuhalten ist. Dabei stabilisieren sich die Regeln selbst, wenn es gelingt, einen Verstoß gegen die Regeln mit einem gesellschaftlichen Malus zu versehen, eine Befolgung der Regeln aber mit einem Bonus. Sobald das System hinreichend eingerichtet ist, versucht jeder innerhalb dieser Regeln möglichst gut darzustehen und einen Malus nach Möglichkeit zu vermeiden. Dadurch will letztendlich jeder innerhalb der Regeln leben, erkennt dabei aber nicht, dass diese eben reine Kultur sind, keine Basis haben, weil die Zuweisung, was richtig und was falsch ist, beliebig nach den Vorstellungen der Mächtigen gestaltet werden kann. Hier wird der Diskurs wichtig, der bestimmt, was überhaupt vertreten werden darf. Foucault sieht Wissenschaft insofern nicht als objektiv, sondern eben als Teil des Diskurses an: Die Gesellschaft bestimmt, was vertretbar ist und was nicht und was als Meinung präsentiert werden darf und was nicht.
2. Judith Butlers Übertragung
Butler überträgt diesen Gedanken, wie Foucault bereits vor ihr auf das Geschlechterverhältnis, wo nach ihrer Auffassung ebenfalls bestimmte Geschlechternormen errichtet worden sind, die die Errichtung der Geschlechter und deren Verhalten bewirken. Diese knüpfen an die unterschiedlichen Körper von Mann und Frau an, die aber insoweit lediglich das Unterscheidungsmerkmal bilden, dass dann über verschiedene kulturell geschaffene Regeln zur Errichtung der Geschlechterrollen führt. Körper materialisieren sich nie unabhängig von ihrer kulturellen Form, sind also immer an ihre kulturspezifische Wahrnehmung gebunden.
Diese kulturspezifischen Merkmale der Geschlechterrollen werden dann durch beständige Wiederholung gleichsam eingeübt. (…)
Genau wie bei Foucault ist dabei Wissen über diese Normen, dass über Machtfaktoren zu einer Wahrheit erklärt wird (die es aber nicht gibt, sondern nur Diskurse) ein wesentlicher Faktor. Wenn also an bestimmten Merkmalen die Eigenschaft Frau festgemacht wird und das Wissen diskursiv hergestellt wird, dass Frauen schlechter in räumlichen Denken sind und dies noch durch eine entsprechende Geschichtsschreibung historisch abgesichert wird, dann konstituiert dieses Wissen gleichzeitig, was Frauen tatsächlich können. Ein Verstoß gegen dieses Wissen, etwa dadurch, dass eine Frau in einem Bereich tätig sein will, der mit räumlichen Denken zu tun hat, wird dann als Verstoß gegen eine Geschlechternorm verstanden.
Dabei scheint mir Butler die Macht, die die Geschlechternormen konstruiert, als denzentrales, System von Normen zu verstehen, das übersubjektiv aufgebaut wird.
Neulich wurde von Alex noch etwas Interessantes zu Foucault geschrieben:

Bei Sanczny gabs einen Kommentar zu einer aufschlussreichen Stelle:

“Macht ist bei Foucault nicht repressiv sondern produktiv. … ist nichts, das besessen werden kann. .. durchdringt Subjekte, Strukturen und ihre Beziehungen. Macht und Wissen sind bei Foucault eng miteinander verbundene Konzepte. Foucault hat z.B. die Wissenschaft als objektiven Ort der Wissensproduktion widerlegt.

Das Zitat von Foucault (“Überwachen und Strafen”) dazu:

“Man muß wohl auch einer Denktradition entsagen, die von der Vorstellung geleitet ist, daß es Wissen nur dort geben kann, wo die Machtverhältnisse suspendiert sind, daß das Wissen sich nur außerhalb der Befehle, Anforderungen, Interessen der Macht entfalten kann. […] Eher ist wohl anzunehmen, daß die Macht Wissen hervorbringt (und nicht bloß fördert, anwendet, ausnutzt); daß Macht und Wissen einander unmittelbar einschließen; daß es keine Machtbeziehung gibt, ohne daß sich ein entsprechendes Wissensfeld konstituiert, und kein Wissen, das nicht gleichzeitig Machtbeziehungen voraussetzt und konstituiert. Diese Macht/Wissen-Beziehungen sind darum nicht von einem Erkenntnissubjekt aus zu analysieren, das gegenüber dem Machtsystem frei oder unfrei ist. Vielmehr ist in Betracht zu ziehen, daß das erkennende Subjekt, das zu erkennende Objekt und die Erkenntnisweisen jeweils Effekte jener fundamentalen Macht/Wissen-Komplexe und ihrer historischen Transformationen bilden.”

Mit anderen Worten: Erkenntnis oder Wissen ist nicht möglich. Alle Erkenntnis ist quasi gleichzeitig und notgedrungen Machtpolitik.

Das ist natürlich als Freifahrtschein zu verstehen, wenn man denn will, die eigenen Behauptungen sonstiger Art als “Wahrheit” auszugeben.

Ist ja wirklich peinlich, wenn dieses wilde Rumspekulieren von Foucault die Begründung für Genderleute sein soll, alles sei “sozial konstruiert” …

Nein, es ist so: sie *wollen*, dass alles sozial konstruiert ist, denn sie wollen die Macht.

Das ist die Philosophie des reinen Faschismus, der unbedingte “Wille zur Macht”.

 Ich halte ja diese gesamte „Es geht nur um Macht“ Philosophie für viel zu simpel, eben „unterkomplex“. Menschen wollen nicht nur Macht, sie wollen Sicherheit, Anerkennung, Teil einer Gruppe sein, sie wollen Sex, gutes Essen, eine gewisse Position in der Gruppe. Macht für ihre Gruppe interessiert die meisten Menschen nur, wenn sie tatsächlich selbst davon profitieren und es bringt Männern eben nichts, wenn Männer Vorstandsvorsitzende sind. Es bringt viel eher ihren Frauen und Kindern etwas.
Das Macht zu einem gewissen Teil auch Wissen beeinflusst ist sicherlich richtig: Die katholische Kirche hat beispielsweise mit ihrer Macht sicherlich Wissen behindert, weil sie es im Widerspruch zur Religion sah. Und auch zB in China wurde einiges blockiert, einfach weil Kaiser meinten, dass es sich nicht gehört und nicht in die Gesellschaft gehört. Aber das bedeutet eben nicht, dass Wissen beliebig ist und nur durch Macht strukturiert ist.
Wissen schafft eben auch Möglichkeiten, die Vorteile bieten und Fortschritt erzeugen, der wirtschaftlich zu verwerten ist und gerade in der heutigen Zeit mit einer hohen Wissenschaftsfreiheit kann man die Lage nicht mit etwa dem düsteren Mittelalter oder anderen Zeiten vergleichen.
Viele Erkenntnisse der Geschlechterforschung sind schlicht der Medizin entsprungen, etwa zur Behandlung bestimmter Konstellationen wie CAH, cloacal exstrophy oder zum Umgang mit Transsexuellen und entsprechenden Operationen oder etwas zur Wirkung bestimmter Medikamente.
Die „Macht“ ist hier darauf ausgerichtet, funktionierende Produkte zu ermitteln und nicht Frauen zu unterdrücken.
Wer gleich dazu übergeht, dass Wissen immer nur Macht ist und es kein unabhängiges Wissen gibt, der erklärt damit jede Theorie zu einer beliebigen Theorie, auch seine eigene.

Fünf häufige Taktiken von Wissenschaftsgegnern

In einem auch ansonsten lesenswerten Artikel, in dem es um unsachliche Kritik von Watson an evolutionärer Psychologie geht, stellt Edward Clint die 5 Taktiken von „Wissenschaftsverweigeren“ dar:

Summarizing the work of Mark and Chris Hoofnagle, Pascal Diethelm and Martin McKee wrote a paper on science denialism, providing criteria and defining it as “the employment of rhetorical arguments to give the appearance of legitimate debate where there is none, an approach that has the ultimate goal of rejecting a proposition on which a scientific consensus exists.” Denialism employs some or all of the following tactics.

  1. Conspiracy theories
    When the overwhelming body of scientific opinion believes something is true, denialists won’t admit scientists have independently studied the evidence to reach the same conclusion. Instead, they claim scientists are engaged in a complex and secretive conspiracy. The South African government of Thabo Mbeki was heavily influenced by conspiracy theorists claiming that HIV was not the cause of AIDS. When such fringe groups gain the ear of policy makers who cease to base their decisions on science-based evidence, the impact on human lives can be disastrous.

Da braucht man im Feminismus nicht weit zu schauen: Die „patriarchale Wissenschaft“ ist dort beliebt, ebenso wie die Aussage, dass Wissenschaft eh per se subjektiv ist und nur den Interessen der Mächtigen dient.

  1. Fake experts
    These are individuals purporting to be experts but whose views are inconsistent with established knowledge. Fake experts have been used extensively by the tobacco industry, which developed a strategy to recruit scientists who would counteract the growing evidence on the harmful effects of second-hand smoke. This tactic is often complemented by denigration of established experts and attempts to discredit their work. Tobacco denialists have frequently attacked Stanton Glantz, professor of medicine at the University of California, for his exposure of tobacco industry tactics, labelling his research “junk science.”

Eigentlich ist die ganze Genderwissenschaft voller „falscher Experten“. Man sieht es aber gerade auch wieder schön Sabine Hark und Paula Villa (vgl. dazu auch) oder Personen wie Voss oder Fausto-Sterling. Diese täuschen vor, tief mit der Materie befasst zu sein, kennen aber die dazu vertretenen Theorien nicht wirklich.

  1. Cherry picking
    This involves selectively drawing on isolated papers that challenge the consensus to the neglect of the broader body of research. An example is a paper describing intestinal abnormalities in 12 children with autism, which suggested a possible link with immunization. This has been used extensively by campaigners against immunization, even though 10 of the paper’s 13 authors subsequently retracted the suggestion of an association.

Ein gutes Beispiel dafür wäre Cordelia Fine, die vollkommen kritiklos auch sehr schwache Studien als sehr stark darstellt, die ihre Meinung stützen, aber andere, die dagegen sprechen, durch cherry Picking entwertet, ohne dabei zu berücksichtigen, dass es viele weitere Studien und Experimente für diese Ansicht gibt.

  1. Impossible expectations of what research can deliver
    The tobacco company Philip Morris tried to promote a new standard for the conduct of epidemiological studies. These stricter guidelines would have invalidated in one sweep a large body of research on the health effects of cigarettes.

Beliebt ist hier „Ihr könnt noch nicht genau erklären, wie etwas in der Biologie funktioniert, also sind alle eure Theorien wertlos“ (auch in der Variante: also sind unsere Theorien richtig).

  1. Misrepresentation and logical fallacies
    Logical fallacies include the use of straw men, where the opposing argument is misrepresented, making it easier to refute. For example, the US Environmental Protection Agency (EPA) determined in 1992 that environmental tobacco smoke was carcinogenic. This was attacked as nothing less than a “threat to the very core of democratic values and democratic public policy.”

Beliebt sind hier: „Ihr wollt ja nur die 50er Jahre wieder herstellen“ oder eben eine Vielzahl anderer Vorwürfe und logischer Fehler.

„Weiblich benannte Hurrikane erzeugen mehr Todesopfer, weil man sie unterschätzt“

Bekanntlich werden Hurrikane abwechselnd nach Frauen und Männernamen benannt, jedenfalls ab 1979. Vorher hatten sie immer Frauennamen . Nun hat eine Studie untersucht, wie sich diese Namen auswirken und dabei anscheinend einen klassischen feministischen Ansatz verfolgt, nach dem die Namen sich ganz im Sinne des Poststrukturalismus darauf auswirken, wie diese Hurrikane wahrgenommen werden und eingeschätzt werden.

Meteorologists and geoscientists have called for greater consideration of social science factors that predict responses to natural hazards. We answer this call by highlighting the influence of an unexplored social factor, gender-based expectations, on the human toll of hurricanes that are assigned gendered names. Feminine-named hurricanes (vs. masculine-named hurricanes) cause significantly more deaths, apparently because they lead to lower perceived risk and consequently less preparedness. Using names such as Eloise or Charlie for referencing hurricanes has been thought by meteorologists to enhance the clarity and recall of storm information. We show that this practice also taps into well-developed and widely held gender stereotypes, with potentially deadly consequences. Implications are discussed for understanding and shaping human responses to natural hazard warnings. Quelle: Female hurricanes are deadlier than male hurricanes

Die Leute würden also den Namen des Hurricans hören und dann bei einem „weiblichen Hurrikan“ denken, dass der ja ganz weich und mitfühlend klingt, einen quasi nur liebevoll etwas wachrütteln will, während ein männlicher Name anscheinend mit Härte, Gewalt und Schrecken assoziiert wird, so dass man eilig Sicherheitsvorkehrungen trifft und daher mehr Leute überleben.

Hurrikan - Eigentlich ja kein Phallusobjekt, es fällt so mittig eher ein Loch auf....

Hurrikan

Untersucht worden sind die durch die jeweiligen Stürme verursachten Toten, der oben abgebildete Sturm Katrina wurde allerdings ausgelassen, weil die dadurch verursachten Todesfälle jedes Maß gesprengt hätten. Normale Hurrikans verursachen etwa 40 Tote, Katrina allein über 1.000. Eigentlich wäre es ein schöner Nachweis für die Gendertheorien: Selbst bei so etwas wie Wirbelstürmen wirkt sich die bloße Benennung nach Frauen aus. Der Spiegel berichtet entsprechend:

Die Tendenz war in allen Experimenten gleich: Hurrikane mit einem Frauennamen wurden als weniger gefährlich angesehen und folglich waren die Testpersonen weniger bereit, sich selbst in Sicherheit zu bringen oder andere Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. „Alexander“ wurde zum Beispiel als bedrohlicher empfunden als „Alexandra“. „Bei der Beurteilung der Sturmintensität scheinen die Leute ihre Vorstellungen davon zugrundezulegen, wie sich Männer und Frauen verhalten“, erläutert Sharon Shavitt, eine der beteiligten Wissenschaftlerinnen. „Das führt dazu, dass weibliche Hurrikane, vor allem die mit sehr weiblichen Namen wie „Belle“ oder „Cindy“, sanfter und weniger heftig eingeschätzt werden.“ Die Stereotype, die dieser Einschätzung zugrunde liegen, seien subtil und nicht zwangsläufig feindselig gegenüber Frauen, erklärt die Wissenschaftlerin weiter. Die Forscher fanden weiter heraus, dass die Einschätzung eines Sturms nicht mit den allgemeinen Ansichten eines Befragten über Geschlechterrollen in Verbindung stand. Auch solche Personen, die Stereotype grundsätzlich ablehnten, beurteilten Hurrikane mit Frauennamen als milder. Entscheidungsträger sollten daher darüber nachdenken, das System der Namensgebung zu ändern.

Allerdings hat die Studie erhebliche Schwächen: Zum einen fallen Hurrikane eben verschieden aus, betreffen verschiedene Gebiete und die Anzahl ist nicht so hoch. Eine Vergleichbarkeit der Hurrikans muss deswegen keineswegs gegeben sein. Zum anderen wurden die Todesfälle, die nach dem Hurrikan entstanden sind, also etwa beim Aufräumen oder durch herunterfallende Stromleitungen, ebenfalls berücksichtigt. Und es wurden bei den „weiblichen Hurrikans“ auch die Hurrikans verwertet, die vor 1979 Todesopfer gefordert haben. Das ist allerdings etwas wie der Vergleich von Äpfeln und Birnen. Denn die Frühwarnsysteme sind inzwischen immer besser geworden, so dass Hurrikane generell weniger Opfer erzeugen. Zudem ist es sehr unwahrscheinlich, dass Leute sich wie in den Experimenten, nur von den Namen beeinflussen lassen. Sie werden insbesondere auch die Berichterstattung über die Gefährlichkeit des Sturms zur Kenntnis nehmen und auch die Reaktionen anderer. Diese Kritik wird hier bei Ed Yong noch einmal dargestellt:

But Lazo thinks that neither the archival analysis nor the psychological experiments support the team’s conclusions. For a start, they analysed hurricane data from 1950, but hurricanes all had female names at first. They only started getting male names on alternate years in 1979. This matters because hurricanes have also, on average, been getting less deadly over time. “It could be that more people die in female-named hurricanes, simply because more people died in hurricanes on average before they started getting male names,” says Lazo. Jung’s team tried to address this problem by separately analysing the data for hurricanes before and after 1979. They claim that the findings “directionally replicated those in the full dataset” but that’s a bit of a fudge. The fact is they couldn’t find a significant link between the femininity of a hurricane’s name and the damage it caused for either the pre-1979 set or the post-1979 one (and a “marginally significant interaction” of p=0.073 doesn’t really count). The team argues that splitting the data meant there weren’t enough hurricanes in each subset to provide enough statistical power. But that only means we can’t rule out a connection between gender and damage; we can’t soundly confirm one either. Other aspects of the team’s analysis didn’t make sense to Lazo. For example, they included indirect deaths in their fatality counts, which includes people who, say, are killed by fallen electrical lines in the clean-up after a storm. “How would gender name influence that sort of fatality?” he asks. He also notes that the damage a hurricane inflicts depends on things like how buildings are constructed, and other actions that we take long before a hurricane is named, or even before it forms. Then, there are the six experiments. As is common in psychology, the volunteers in the first three were all college students. “There is no reason to think that University of Illinois undergraduate students in hypothetical scenarios would have any relation to real-world decision making to populations in hurricane vulnerable areas,” says Lazo. The participants in the last three were recruited via Amazon Mechanical Turk—an online platform for finding volunteers. Again, it’s unclear how representative they were of people who live in coastal, hurricane-prone towns. Finally, Lazo says that there’s a lot of evidence on how people respond to hurricane threats, and how their decisions are influenced by their social situation, vulnerability, culture, prior experience, sources of information, when the hurricane makes land, and so on. “Trying to suggest that a major factor in this is the gender name of the event, with a very small sample of real events, is a very big stretch,” says Lazo. And if the archival analysis isn’t as strong as it originally seemed, then what the team has basically done is to show “that individuals respond to gender”—hardly a big deal. [Update: To clarify, I mean that there’s already a huge amount of evidence that individuals respond to gender, not that the biases themselves are no big deal. Of course, they are.]

(In den dortigen Kommentaren äußern sich auch die Autoren der Studie zur Kritik) Auch interessant finde ich diesen Kommentar unter dem Artikel:

What’s more, looking only at severe hurricanes that hit in 1979 and afterwards (those above $1.65B median damage), 16 male-named hurricane each caused 23 deaths on average whereas 14 female-named hurricanes each caused 29 deaths on average. This is looking at male/female as a simple binary category in the years since the names started alternating. So even in that shorter time window since 1979, severe female-named storms killed more people than did severe male-named storms.” This result depends entirely on Sandy. Without that event, even the data the authors give in the comment, the mean death rate in male-named storms is higher than in female-named storms. If they had done the analysis 20 months ago, the conclusion would have been that more people die in the male-named storms, if mean is the statistic of choice.

Danach wäre es also ein klassischer statistischer Zufall aufgrund nicht hinreichend großer Datenmenge und zu unregelmäßigen Daten. Es würde mich interessieren, wie die Daten interpretiert worden wären, wenn Sandy raus gefallen wäre und demnach mehr Menschen in „männlichen Hurrikans“ gestorben wären. Wäre die Studie dann auch veröffentlicht worden und hätte man überall über sie berichtet? Ich vermute nicht. Und welche Schlußfolgerung hätte man dann aufstellen können? Das Frauen ernster genommen werden und bedrohlicher wirken? Das man Männergewalt eher toleriert und sich deswegen nicht auf sie vorbereitet, sondern sie hinnimmt? Da wäre doch gleich noch eine Auswertung des Geschlechtes der Opfer interessant. Es scheint mir jedenfalls eine typische Studie aus dem Genderbereich zu sein, bei der man sich fragt, wie sie überhaupt durch die Peer-Review-Prüfung kommt.

Der Gender-Ansatz verdient Glauben nicht weil er wahrer ist als andere, sondern weil er so viele Vorteile bietet

El Mocho weist auf ein interessantes Interviews in der Print-Zeit hin (wenn es das irgendwo online gibt, dann freue ich mich über einen Hinweis)

In der “Zeit” vom 27.02. findet sich ein Interview mit dem Geschichtsdidaktiker Martin Lücke, der “an Berliner Schulen den Queer History Month organisierte”, scheint nicht online zu sein. Da heißt es:

“Zeit: Glauben Sie an diese (Gender)Theorie?

Lücke: Ja, ich glaube daran. Und das ist auch wirklich eine Glaubensfrage.Wissenschaft setzt immer Prämissen, und die Prämisse der Genderwissenschaft, dass Geschlecht immer etwas sozial kosntruiertes ist, hat den großen Vorteil, sehr viel erklären zu können, vor allem den Umstand, dass sexuelle Orientierung auch außerhalb der Fortpflanzung so wirksam und erfolgreich ist. Und dass wir die Biologie dazu benutzen, Sexualität zu definieren, aber diese biologie ihrerseits sozial kosntruiert ist – just zu diesem Zweck.

Zeit: Ist nicht ein Hauch von Irrsinn dabei? ….Taugt die Gendertheorie zur Kritik einer naturwissenschaft?

Lücke: Ja .- denn die Biologie hat auch ihre vorwissenschaftliche Arbeitshypothese: nämlich immer etwas eibndeutig bestimmen zu wollen.

Zeit: Es gibt aber eine Gefahr dieser Art Wissenschaftskritik: dass am Ende keine Wissenschaft mehr bleibt. Wenn jeder Standpunkt als parteilich gilt, … gibt es keinen Austausch von unverdächtigen Argumenten mehr. …

Lücke: Aber der Gender-Ansatz hat den großen Vorzug, überhaupt erst zu der Erkenntnis zu verhelfen,von welchem Standpunkt aus man spricht.”

Also der Gender-Ansatz verdinet Glauben nicht weil er wahrer ist als andere, sondern weil er so viele Vorteile bietet (für Herrn Lücke zumindest).

Genau das hatte ich vermutet..

Das ist aus wissenschaftlicher Sicht schlicht gruselig. Leider ist es ja eine Auffassung, die die gesamten Genderwissenschaften oder Gender Studies durchzieht und dort als wesentliche Erkenntnis gefeiert wird:

Wissen soll subjektiv sein, jede Wissenschaft ist nur Diskurs und nicht Fakt, ist eine subjektive Meinung, die der Absicherung eigener Macht dient.

In diesem System stellt sich daher gar nicht die Frage, ob etwas wahr ist, sondern nur, welche Folgen es hat, wenn es als wahr angenommen wird und wer davon profitiert.

Diese Unwissenschaftlichkeit im Feminismus war schon häufiger Thema hier:

Natürlich KANN eine Machtfrage dazu führen, dass Wissen verborgen bleibt. Beispielsweise hat Religion sicherlich in bestimmten Zeiten und auch heute noch dazu beigetragen, dass bestimmte Theorien sich schwer durchsetzen oder falsche Theorien sich länger hielten, von der Erde als Mittelpunkt des Universums bis hin zu Schöpfungstheorien.

Und natürlich kann es auch extreme Geschichtsverfälschungen dadurch gegeben haben, dass die Sieger oder Mächtigen die Geschichte geschrieben haben. Aber das alles führt nicht dazu, dass man aufhören darf, Fakten für seine Thesen zu ermitteln und diese kritisch zu werten. Ein Abstellen auf reine Subjektivität, wie sie hier propagiert wird, kann schlicht nicht mit einer wie auch immer gearteten Wissenschaft in Einklang gebracht werden. Der Mond ist eben nach allen bekannten Fakten nicht der Hintern einer dicken Frau, es ist ein größer Felsbrocken, der um die Erde kreist. Hier eine Gegenposition aufzubauen, die mit den gegenwärtigen Fakten nicht in Einklang zu bringen ist, bringt keine neuen Erkenntnisse, sondern schlicht falsche Ergebnisse.

Das ist im Geschlechterthema nicht anders. Im Gegenteil: Die starken Vereinfachungen im Genderfeminismus in Gruppen, die allgemeine abstrakte Vorteile oder Nachteile haben und stets in einem Nullsummenspiel um die Macht sind verbessert die Lage nicht, sondern schafft Lager, wo gar keine sein müssten.

„Argument, das an das Nichtwissen appeliert“ und „Argument aus persönlichem Unglauben“

Ein klassischer logischer Fehlschluss, der häufig in der Geschlechterdebatte auftaucht ist das Argument, das an das Nichtwissen appeliert und das Argument aus persönlichen Unglauben:

Dazu in der Wikipedia:

Das argumentum ad ignorantiam (lateinisch für „Argument, das an das Nichtwissen appelliert“) ist ein logischer Fehlschluss, bei dem eine These für falsch erklärt wird, allein weil sie bisher nicht bewiesen werden konnte, oder umgekehrt, eine These für richtig erklärt wird, allein weil sie bisher nicht widerlegt werden konnte. Der Fehlschluss wird ohne Sachargumente gezogen. Der so Argumentierende sieht seine mangelnde Vorstellungskraft oder seine Ignoranz als hinreichend für die Widerlegung bzw. Bestätigung einer These an.

Eine Abwandlung davon ist das „Argument aus persönlichem Unglauben“: Der Umstand, dass eine These subjektiv als unglaublich oder unwahrscheinlich erscheint, wird als hinreichende Bedingung für die Zurückweisung einer These angesehen, an deren Stelle eine andere, subjektiv bevorzugte als zutreffend gesetzt wird.

Beide Argumente haben gewöhnlich das folgende Schema gemeinsam: Eine Person betrachtet das Fehlen von Evidenz für eine Behauptung – oder, alternativ, betrachtet ihre persönliche Voreingenommenheit gegenüber dieser Sichtweise – als begründende Evidenz oder Beweis dafür, dass stattdessen eine andere Behauptung wahr ist. Dies ist keine gültige Schlussweise im Sinne der formalen Logik.[1]

Das Argument aus Unwissenheit bzw. das Argument aus persönlichem Unglauben darf nicht mit der Reductio ad absurdum verwechselt werden, welche eine gültige Methode ist, bei der ein logischer Widerspruch dazu benutzt wird, um eine These zu widerlegen.

Das Argument taucht häufig in der Form „Es steht noch nicht mit letzter Sicherheit fest, wie solche biologischen Vorgänge ganz genau funktionieren, also können wir von einer (rein) sozialen Begründung ausgehen“.

Meiner Meinung nach macht Joachim in seinem Text „Was mich Gender kümmert“ auch etwas in dieser Art:

Ich habe durch die Beschäftigung mit einigen Studien, vor allem aber durch lesen der beiden Bücher pro und contra biologischer Erklärungen für Genderunterschiede, viel dazugelernt. Durch statistische Erhebungen lässt sich endgültig nichts klären, weil diese keine Unterscheidung zwischen nature und nurture treffen können.

Ich gehe davon aus, dass die meisten Verhaltensunterschiede* zwischen Männern und Frauen gesellschaftlich durch Rollenbilder geprägt sind. Das ist praktisch die Nullhypothese.

Er schließt daraus, dass ein Beweis aus seiner Sicht nicht möglich ist, dass er erst einmal davon ausgehen kann, dass die Rollenbilder gesellschaftlich geprägt sind. Dabei bedeutet, dass es nicht geklärt werden kann, dass man von keiner der beiden Theorien sicher ausgehen kann.

Und auch Elmar geht in diese Richtung:

Es ist klar, daß man das via (3) niemals leisten kann, weil (3) nur die biologische Funktion von U aufklären kann. Also: (3) kann man ebenfalls vergessen, wenn man Wissen über evolutionäre Vorgänge finden will. (…) Diese groben Abschätzungen sagen uns, daß wir evolutionäre Ansätze aufgrund der molekularen Komplikationen und dem anthropologischen Charakter evolutionärer Erklärungen im Prinzip vergessen können, wenn es darum geht, zu erklären, wie es letztlich zu P kam

Elmar erklärt hier evolutionäre Ansätze von vorneherein für unbeachtlich, weil sie nicht zu beweisen wären. Er blendet aber aus, dass sie dennoch wahr sein könnten und dann die tatsächliche Erklärung liefern würden. Es wäre zB möglich, dass Männer aufgrund von sexueller Selektion eine Vorliebe für den Aufbau von Status und Ressourcen und Frauen eine Vorliebe für entsprechende Männer aufgebaut haben und dies den Gender Pay Gape und die Frage, wer mehr Überstunden macht und mehr Führungspositonen erlangt erheblich beeinflusst – der Umstand, dass man dies evtl nicht beweisen kann, ist für die Frage, ob die Theorie richtig sein kann, erst einmal ohne Belang.

Das gleiche Modell trifft man auch sehr häufig in anderen gegen Biologie gerichteten Erklärungen. Zumindest bei den Lesern von Jordan-Young, Cordelia Fine, Heinz-Jürgen Voss etc wird häufig aus dem Auffinden gewisser kleiner Fehler in Studien oder der Darlegung vermeintlicher Schwächen der Schluß gezogen, dass die Theorien damit insgesamt nicht zutreffen können und damit unbeachtlich sind. Gerade Cordelia Fine betont hingegen mehrfach in ihrem Buch, dass die biologischen Theorien zutreffen könnten, dass aus ihrer Sicht die Beweise aber gegenwärtig dies  nicht mit letztendlicher Sicherheit ergeben und sie andere Theorien für wahrscheinlicher hält.

Das „Argument aus persönlichen Unglauben“ kommt gleich noch häufiger vor. Es ist fast eines der Hauptargumente des „kritischen Femminismus“. „Biologische Theorien wären nicht änderbar genug und wären auch nicht gerecht, deswegen sind sie falsch“ oder „es sind patriarchische Forschungen und deswegen sind sie bereits falsch“.