Tag der deutschen Einheit

Vielleicht noch kurz ein paar Gedanken zum Tag der Deutschen Einheit:

  • Mit Ostdeutschland und Westdeutschland sind zwei Länder zusammengekommen, die nicht lange getrennt waren. Insoweit war es trotz teilweise sehr verschiedener Kulturen und verschiedener sozialer Prägungen durch verschiedene politische Systeme einfacher als zB bei der Europäischen Union sich gegenseitig als In-Group zu sehen.
  • Dennoch zeigten sich auch hier viele Unterschiede, eben auch aufgrund der Kultur und ein gewisses Out-Grouping war die Folge, etwa in Folge von Ossis und diesbezüglichen Witzen oder in Bezug auf Besserwessis, die als eingebildet wahrgenommen wurden.
  • Es zeigte sich dennoch, dass der Mensch weniger an Gleichheit als an Wohlstand interessiert ist. Der Osten mag gleicher gewesen sein, aber er bot ein geringeres technisches Niveau und war ärmer, meiner Meinung nach als Folge der Ausschaltung von Wettbewerb. Insofern ist es kein Wunder, dass die Vereinigung vom Osten ausging und viele Ostdeutsche aus den ärmeren Bereichen des Ostens in den Westen aufgebrochen sind.
  • Interessanterweise sind eher Männer im Osten geblieben als Frauen, insbesondere junge Frauen. Vielleicht war aus deren Sicht der Wechsel leichter, weil sie eben dort auch interessantere Männer vermuteten? Oder sie waren einfach realistischer und weniger an den Ort gebunden.
  • Heutzutage merkt man meist nur noch bei einem Dialekt, ob die Leute aus dem Osten kommen. Insofern ist die Angleichung gut geglückt. Ob dies im Osten noch anders ist und man dort eine ostdeutsche Kultur eher bewahrt hat, würde ich interessant finden.
  • Ein interessanter Aspekt der modernen, hochtechnisierten Welt mit ausgeprägten Sozialstaat ist, dass sich die „Eroberung“ neuer Länder weniger lohnt als zu anderen Zeiten. Heutzutage kann man keinen Tribut aus solchen Ländern mehr herauspressen, man zahlt eher selbst drauf, wenn man dort das gleiche Sozialsystem vorhalten muss. Eine direkte Schlechterstellung ist nicht mehr möglich. Es lohnt sich eher, dort die Handelsbeschränkungen abzubauen und die Länder rein wirtschaftlich zu erobern.Vielleicht auch ein Grund, warum Kriege zwischen kapitalistischen Demokratien mit freier Marktwirtschaft und hohem Lebensstandard nicht geführt werden.

 

 

 

48 Gedanken zu “Tag der deutschen Einheit

  1. „dass die Vereinigung vom Osten ausging“

    Öhm, wie kommst Du denn darauf? Die friedliche Revolution 1989 hatte erstmal nahezu ausschließlich Veränderungen in der DDR zum Ziel. Erst nach dem Mauerfall gab es vereinzeilt die ersten Gedanken in Richtung Wiedervereinigung.

    Zuvor, während der ganzen Zeit der Teilung, waren es viel eher die Ostdeutschen, die sich mit der Teilung „emotional“ abgefunden und auch sowas wie eine eigene DDR-Identität hatten – im Gegensatz zu Westdeutschen, die viel schwächer (bis mE. gar nicht) eine separate „westdeutsche“ Identität hatten.

    Im März 1990 wählten dann die DDR-Bürger zwar mit der Ost-CDU eine Partei, die sich für die Wiedervereinigung aussprach, vorausgegangen war da aber auch ein aktiver Einsatz der West-CDU mit Helmut Kohl, der für die Wiedervereinigung geworben hatte.

    • @georg

      So wie ich das sehe wollte man schon zu einem nicht geringen Teil rüber in den Westen kommen, am dortigen Leben teilhaben und brauchte dazu eben Veränderungen im Osten. Ein solches System ist mit einer offenen Grenze noch viel weniger durchführbar.

      Es mag sein, dass der Gedanke an den persönlichen Vorteil gegenüber der Frage, wie man das nun politisch regelt, im Vordergrund stand.

      Ich kann mir auch gut vorstellen, dass es eher eine Ostmentalität gab. Dass dürfte eigentlich fast immer die Folge solcher Systeme sein und gerade das wirtschaftlich schwächere System braucht eben auch die Identität, in der es Bestätigung suchen kann, die es ausbauen kann, ein „wir sind zwar nicht so reich, aber dafür ehrlicher, treuer, loyaler“.

      Es standen jedenfalls keine Westdeutschen in Massen an der Grenze und wollten in den Osten flüchten. Die Ausreisewellen, die man nicht mehr kleinbekommen konnte, waren denke ich schon ein wesentlicher Stein des Anstoßes.

    • @ Georg

      Wenn die DDR-Bürger sich so arg mit ihrem Staat identifizierten, warum lagen dann die Minen auf der ÖSTLICHEN Seite der Mauer?

      Fehlplanung?

      • @Alexander

        Ein bedeutender Grund für die Minen dürfte gewesen sein, dass der DDR das „Humankapital“ abhanden kommt. Aber ich würde behaupten, dass sich auf dem Gebiet der Ex-DDR in den letzten 20 Jahren dieser Prozess (Abwanderung des Humankapitals) auch mit „Freiheit“ und „Marktwirtschaft“ fortgesetzt hat. 🙂 Du siehst: „Freiheit“ und „Marktwirtschaft“ führen auch dazu, dass das Humankapital abwandert. Der einzige Unterschied: Sie werden nicht mehr durch Minen aufgehalten! 🙂

        • @Christian

          Ja, habe ja auch nicht das Gegenteil behauptet!
          Aber interessant wäre noch gewesen, wie viele Leute denn für die Beibehaltung der DDR in der alten Form oder in einer revidierten Form gewesen wären.
          Also wenn direkt bei einer Volksabstimmung gefragt worden wäre:

          a) wollt ihr die DDR mit den gleichen Systemimperativen beibehalten

          b) oder eine DDR mit anderen Systemimperativen

          c) oder ein Zusammenschluss mit der BRD

          Also ich könnte mir vorstellen, dass wohl so zwischen 15-35% für die Beibehaltung der DDR mit den gleichen Systemimperativen gestimmt hätten.

          • @Chomsky

            „Also ich könnte mir vorstellen, dass wohl so zwischen 15-35% für die Beibehaltung der DDR mit den gleichen Systemimperativen gestimmt hätten.“

            Sicher, es muss im Westen ja auch nicht besser für sie werden unter Konkurrenz etc. Interessant ist ein solcher Wechsel immer für die, die sich dem Wettbewerb aussetzen wollen: Junge, gut ausgebildete. Schlecht ist er für die, die eine gute Position hatten und nun befürchten müssen diese zu verlieren oder aufgrund der Konkurrenz erhebliche Nachteile zu erleiden. Die Abschirmung des Marktes hat ja auch Pfunde gesichert, die dann nicht mehr bestehen.

            Dazu gab es eben auch eine erhebliche politische In-Group-Bildung, wie sie klassisch ist für Staaten, die auf „Gemeinwohl“ ausgerichtet sind und in denen der Wettbewerb ausgegrenzt ist. Dieses Selbstbild gibt man natürlich ungern auf.

        • @Christian

          Ich finde, Du hast ein bisschen ein idealisiertes Bild von der Marktwirtschaft. Das Marktprinzip oder meritokratische Prinzip wird immer überlagert vom ständischen Prinzip (Netzwerkte, soziale Beziehungen, Kartelle, Preisabsprachen, Handelshemmnisse etc.). M.E. bis Du hier sehr blauäugig, wenn Du denkst, die Neoliberalen wollten den totalen Markt und nur das meritokratische Prinzip.

          • @Chomsky

            Ich spreche nicht von einem totalen Markt. Und meiner Meinung nach ist der Kapitalismus durchaus mit einer gewissen Durchgängigkeit versehen, wer zB einen sehr guten Abschluss in den passenden Studiengängen macht hat gute Aufstiegschancen.

            Die wirtschaftlichen Vorteile einer Marktwirtschaft gegenüber einer Planwirtschaft sind meiner Meinung nach nicht wegzudiskutieren und wissenschaftlich gut belegt.

            Über den Grad der Marktwirtschaft mag man streiten, aber das ändert nichts an der Ausgangsfrage.

            Hältst du eine Planwirtschaft für konkurrenzfähig mit einer Marktwirtschaft,was die reine Wirtschaftsleistung angeht (soziale Gerechtigkeit wäre wieder einen andere Frage)?

        • @ Chomsky

          Noch viel blauäugiger, Chomsky, ist es zu glauben, sozialistische Gesellschaften ohne Martmechanismen seien frei von Netzwerken und Ständeprinzip.

          Im Gegenteil.

          Ohne Markt und Konkurrenz kann sich gerade Vettern-/Privilegien-/Ständewirtschaft erst so recht entfalten.

          Nur Konkurrenz und Markt halten das Emporwuchern des menschlichen Begehrs, sich leistungslose Vorteile zu verschaffen, kurz.

          Nicht Moralpredigen, nicht frommer Augenaufschlag, nicht Appelle an Werte – nur Konkurrenz klopft Menschen auf die kleinen, gierigen Fingerchen, die sie so geren in die Mustöpfe stecken, die sie nicht selbst gefüllt haben.

          Privilegienwirtschaft/Ständeprinzip ist darum immer darauf ausgereichtet, Marktmechanismen auszuhebeln, Monopole zu bilden, „Aristokratien“, die leistungslos Vorteile erhalten, etwa durch Vorzeigen des angeborenen Pussypasses, weil man doch armes, benachteiligtes Opfer ist, deshalb die Quotensänfte ordert etc., weil man das richtige Parteibuch hat, zur richtigen Familie gehört usw.

        • @Alexander

          Du schreibst:

          Noch viel blauäugiger, Chomsky, ist es zu glauben, sozialistische Gesellschaften ohne Martmechanismen seien frei von Netzwerken und Ständeprinzip.

          Kommentar:

          Ich hoffe, Du hast die Blauäuigigkeit nicht auf mich gemünzt!
          Ich würde mich doch als Keynesianer bezeichnen und Keynesianer sind, wenn ich das richtig einschätze, in der Wirtschaftspolitik keine Sozialisten! 🙂

          Beim Rest würde ich Dir bedingt zustimmen. Marktprinzip finde ich als Grundprinzip absolut in Ordnung, aber eben mit flankierenden Massnahmen, was immer das auch heissen mag! 🙂
          Aber Marktprinzip ist eben nicht alles: Gehen wir eher von einer Nachfrage- oder einer Angebotspolitik aus?? Auch hier unterscheiden sich die Geister und das ist eben m.E. ein grundlegender Zwist zwischen Keynesianer und Neoliberalen und natürlich gibt es noch einge ander Zwiste zwischen diesen! 🙂

        • Nur Konkurrenz und Markt halten das Emporwuchern des menschlichen Begehrs, sich leistungslose Vorteile zu verschaffen, kurz.

          Ich habs befürchtet! Sagt irgendwer „freie Marktwirtschaft“ folgt die Beschwörungsformel auf dem Fusse.
          Nicht mal Jesus mochte die Krämerseelen und schmiss sie deshalb aus dem Tempel.

          Der moderne Kapitalismus unserer Zeit ist es, der Existenzen ermöglicht, die keinerlei Leistung erbringen und nur von ihren Kapitalerträgen leben, die nichts weiter „leisten“ als Mehrwert abzuschöpfen.

          Meritokratie? Wer daran glaubt, dem ist nicht mehr zu helfen.

          • @peter

            „Der moderne Kapitalismus unserer Zeit ist es, der Existenzen ermöglicht, die keinerlei Leistung erbringen und nur von ihren Kapitalerträgen leben, die nichts weiter “leisten” als Mehrwert abzuschöpfen.“

            Und das ist weswegen schlimm? Außerdem geht das Geld, dass sie ausgeben ja auch wieder an andere Leute. Die Firmen, aus denen sie den Gewinn ziehen, versorgen Leute. Das Geld, dass sie zu Zinsen anlegen, steht anderen zur Verfügung.

            Es geht nicht darum, dass Vermögen immer auf Leistung beruhen muss. Sondern darum, dass in einem solchen System ein erheblicher Ansporn zu Leistungen bestehen kann, weil sie zu einem großen Erfolg führen können.

        • @ Chomsky

          *Ich hoffe, Du hast die Blauäuigigkeit nicht auf mich gemünzt!
          Ich würde mich doch als Keynesianer bezeichnen und Keynesianer sind, wenn ich das richtig einschätze, in der Wirtschaftspolitik keine Sozialisten! *

          Doch, war sie.

          Darum danke für die Richtigstellung.

        • @ Peter

          *Der moderne Kapitalismus unserer Zeit ist es, der Existenzen ermöglicht, die keinerlei Leistung erbringen und nur von ihren Kapitalerträgen leben, die nichts weiter “leisten” als Mehrwert abzuschöpfen.*

          Jesus mochte die Krämerseelen nicht im Tempel, mochte nicht die Verhökerung des Heiles.

          Daraus kann man nicht schließen, dass er per se etwas gegen Handel und Martkgeschehen hatte.

          Er hatte nur etwas gegen das Verhandeln von Gütern, die nicht verhandelbar sind, weil ihr Produzent (Gott) gar kein Marktteilnehmer ist und sein will.

          Der moderne Kapitalismus kann solche Existenzen nur ermöglichen, weil Privilegierte in ihm Strukturen für sich geschaffen haben, die ihnen jenseits von Leistungsgerechtigkeit gegenleistungsloses Einkommen ermöglichen.

          Das kann ich nicht bekämpfen, indem ich das Kind mit dem Bade ausschütte und die einzigen Instrumente, die solche Privilegienbiotope bedrohen (Markt, Konkurrenz in Freiheit und Gleichberechtigung) zum Teufel jage.

          Im Gegenteil: Ich muss dem Markt- und Konkurrenzprinzip wieder umfassender Geltung verschaffen, ihm auch jene unterstellen, die sich ihm qua Macht/Vermögen entzogen haben.

        • @ Christian

          Große Vermögenskonzentrationen sind immer problematisch, selbst wenn sie auf Leistung beruhen.

          Weil Reichtum unweigerlich mit Macht verbunden ist.

          Mächtig ist der, der über den Reichtum persönlich verfügen kann.

          Das hebelt Demokratie aus.

          Auch hier (ich weiß, ich klinge wie eine Schallplatte mit Sprung) gilt: Die Dosis macht das Gift.

          Wie schafft man es, die Konzentration des Reichtums in den Händen weniger nicht zu groß werden zu lassen, ohne die Möglichkeit des Reichwerdens, auch um den Preis großer Ungleichheiten, nicht zu sehr zu erschweren, weil das mehr an Motivation kostet wie es an Demokratiesicherung bringt.

          Denn Demokratie wird erst recht gefährdet durch wirtschaftlichen Niedergang.

          Es ist auch hier die nicht einfache Suche nach dem rechten Maß vonnöten.

      • Wenn die DDR-Bürger sich so arg mit ihrem Staat identifizierten, warum lagen dann die Minen auf der ÖSTLICHEN Seite der Mauer?

        Na weil das Staatsgebiet der DDR im Osten lag?

        • @ Peter

          *Na weil das Staatsgebiet der DDR im Osten lag?*

          Bingo!

          Und auf welcher Seite muss ich dann die Minen verlegen, wenn ich verhindern will, dass mir die Schäfchen davon laufen?

          Was sagt das über die Bleibewilligkeit der Schäfchen aus?

          Über ihre Identifikationsbereitschaft mit dem Pferch und seinen Hirten?

      • @Christian, @Alexander Roslin

        „So wie ich das sehe wollte man schon zu einem nicht geringen Teil rüber in den Westen kommen, am dortigen Leben teilhaben und brauchte dazu eben Veränderungen im Osten.“

        Na, die Kausalität ist hier schon wichtig: Man wollte mehr persönliche und ökonomische Freiheit und das ging bis vor dem Mauerfall für sich persönlich eben nur durch Ausreise in den Westen. Im Sommer 1989 war das dann plötzlich über Ungarn/CSSR eine machbare Sache geworden, für die sich dann viele entschieden haben. Ändert aber nichts daran, dass Ursache der Wunsch nach Freiheit war, und nicht etwa eine Angezogenheit vom Kölner Karneval oder bayerischem Leberkäs. (Anders als wenn heute zB Deutsche nach Spanien auswandern.)

        „Die Ausreisewellen, die man nicht mehr kleinbekommen konnte, waren denke ich schon ein wesentlicher Stein des Anstoßes.“

        Genau, aber Stein des Anstoßes nicht zu einer Wiedervereinigung hin, sondern zu Veränderungen nach innen. Und da ging es eben nicht vordergründig um mehr Dauerhafte-Ausreise-Möglichkeiten. „Wir bleiben hier“ war ein häufiger Spruch auf dem Demos.

        „Wenn die DDR-Bürger sich so arg mit ihrem Staat identifizierten, warum lagen dann die Minen auf der ÖSTLICHEN Seite der Mauer?“

        Vielleicht hast Du mich missverstanden. Ich habe nicht geschrieben, dass die DDR-Bürger mit der Lebenssituation in der DDR zufrieden waren. Das war natürlich nicht so, sonst hätte es eben auch keine Ausreisewellen und Demonstrationen gegeben (und ja, deswegen war die Mauer natürlich auch gegen die DDR-Bürger gerichtet.)

        Was ich aber mit Identität meinte: Wenn DDR-Bürger nach ihrem Herkunftsland gefragt wurden, haben sie vermutlich allermeist „DDR“ gesagt und selten (eher gar nicht) „Deutschland“. Westdeutsche dagegen antworteten wohl viel eher mit „Deutschland“ als „Westdeutschland“ oder „BRD“.

        (Und Identität schließt übrigens ja auch nicht aus, seine Regierung bzw. seinen Staat zu hassen. Das tun wahrscheinlich gerade die allermeisten Syrer, würden aber trotzdem von sich als Syrer sprechen.)

    • OTT oder wie man das nennt:

      Christian, wäre das nicht ein neues Logo für Deinen Blog?

      Alles Evolution – das Bild könnte mehr Feminist.I.nnen hierherlocken

      Auch feministische Männer/Feminist Allies fänden sich hierhin wieder, vielleicht sogar Ex-Mann Raewyn Connell, die führende Männerexpertin der westlichen Welt.

      Obwohl ich die nicht mal in High Heels sehen möchte.

      Das alte Logo ist, na – ich weiß nicht, ein bißchen machomäßig-unzivilisiert.

      Obwohl der Kümmerling am Ende einen feministisch hoffnungsfrohen Ausblick erlaubt.

      Der Ausblick ist aber für die Frau auf dem (neuen?) Logo noch viel hoffnungsfroher.

  2. „Interessanterweise sind eher Männer im Osten geblieben als Frauen, insbesondere junge Frauen. Vielleicht war aus deren Sicht der Wechsel leichter, weil sie eben dort auch interessantere Männer vermuteten? Oder sie waren einfach realistischer und weniger an den Ort gebunden.“

    Meinst du ernsthaft, Frauen würden ihr Leben oder auch nur ihre Freiheit riskieren, um an einen Ort zu gelangen, den sie nicht kennen, nur weil dort die MÄNNER vielleicht INTERESSANTER sind?

    Ich finde, die Wiedervereinigung war das beeindruckenste Ereignis der jüngeren Geschichte, etwas so inspirierendes und schlichtweg positives, dass es viel mehr Beachtung verdient hätte. Ich finde es schade, dass dies in Deutschland nicht der Fall ist. Jedes andere Land zelebriert seinen Nationalfeiertag bis aufs Äußerste, aber hier? Schämt man sich eher noch dafür.

    Hätte ich ne Zeitmaschine, wäre der Tag des Mauerfalls mein erstes Ziel. Ich war damals 4 Jahre alt und habe davon überhaupt nichts mitbekommen. Ich würde sonstwas dafür geben, da dabei gewesen zu sein.

    • @Robin

      „Meinst du ernsthaft, Frauen würden ihr Leben oder auch nur ihre Freiheit riskieren, um an einen Ort zu gelangen, den sie nicht kennen, nur weil dort die MÄNNER vielleicht INTERESSANTER sind?“

      Was würdest du denn als Grund sehen?
      Dass die Männer dort interessanter sind, war natürlich auch in wirtschaftlicher Hinsicht gemeint. Einen Westdeutschen mit einem guten Job heiraten bedeutet abgesichert zu sein.
      Die Option steht einem Mann üblicherweise nicht zur Verfügung. Wenn er zudem das Gefühl hat, dass er im Westen auch nur arbeitslos ist, dann lohnt sich der Wechsel vielleicht weniger.

      • @Robin

        Vielleicht dazu noch die Trivers-Willard-Hypothese:

        http://en.wikipedia.org/wiki/Trivers%E2%80%93Willard_hypothesis

        In evolutionary biology and evolutionary psychology, the Trivers–Willard hypothesis,[1] formally proposed by Robert Trivers and Dan Willard, predicts greater investment in males by parents in good conditions and greater investment in females by parents in poor conditions (relative to parents in good condition). The reasoning for this prediction is as follows: assume that parents have information on the sex of their offspring and can influence their survival differentially. While pressures exist to maintain sex ratios at 50%, evolution will favor local deviations from this if one sex has a likely greater reproductive pay-off than is usual.
        Trivers and Willard also identified a circumstance in which reproducing individuals might experience deviations from expected offspring reproductive value: namely, varying maternal condition. In polygynous species males may mate with multiple females and low-condition males will achieve fewer or no matings. Parents in relatively good condition would then be under selection for mutations causing production and investment in sons (rather than daughters), because of the increased chance of mating experienced by these good-condition sons. Mating with multiple females conveys a large reproductive benefit, whereas daughters could translate their condition into only smaller benefits. An opposite prediction holds for poor-condition parents – selection will favor production and investment in daughters, so long as daughters are likely to be mated, while sons in poor condition are likely to be out-competed by other males and end up with zero mates (i.e. those sons will be a reproductive dead-end).
        The hypothesis was used to explain why, for example, Red Deer mothers would produce more sons when they are in good condition, and more daughters when in poor condition. In polyandrous species where some females mate with multiple males (and others get no matings) and males mate with one/few females (i.e. „sex-role reversed“ species), these predictions from the Trivers–Willard hypothesis are reversed: parents in good condition will invest in daughters in order to have a daughter that can out-compete other females to attract multiple males, whereas parents in poor condition will avoid investing in daughters who are likely to get out-competed and will instead invest in sons in order to gain at least some grandchildren.
        „Condition“ can be assessed in multiple ways, including body size, parasite loads, or dominance, which has also been shown in macaques (Macaca sylvanus) to affect the sex of offspring, with dominant females giving birth to more sons and non-dominant females giving birth to more daughters[2]. Consequently, high-ranking females give birth to a higher proportion of males than those who are low-ranking.

        Frauen haben danach eben genau den Vorteil, dass sie unter schlechten Bedingungen gut abschneiden, weil sie sich leichter hochheiraten können. Es wäre interessant, ob gerade die Männer dort geblieben sind, die eh keine wirkliche Chance für sich gesehen haben, was das Problem noch verschlimmert hätte.

        • ja, christian, du hast ganz sicher recht. die ostfrauen, die ja geknechtet waren durch zwangsberufstätigkeit und abgeschnitten von ihrem natürlichen bedürfns, die kinder zu hause zu betreuen, waren sicher froh, endlich im westen einen versorgen heiraten und zu hause bei den kindern bleiben zu können.

          • @hottehü

            Ich finde es ja gut, dass die Frauen aus dem Osten viel eher als Frauen aus dem Westen berufstätig sind. Dennoch ist ihre Chance auf einen Partner mit höherem Status im Westen zumindest direkt nach der Wende besser gewesen.

            Was würdest du denn als Grund sehen?

        • die frauen waren einfach risikobereiter als die männer. die meisten von ihnen sind sicher wegen eines jobs in den westen gegangen, denn die wirtschaft im osten lag nach wende bekanntlich ziemlich am boden. einen versorger zu finden, war für ostfrauen kein lebensziel, eine dicke geldbörse nur ein schwaches attraktivitätskriterium. das ist zum teil auch heute noch so.

          • @hottehü

            Es muss ja noch nicht einmal ein Versorgungsgedanke gewesen sein. Selbst wenn sie vor hatten daneben weiter zu arbeiten und so selbstständig wie möglich zu sein, kann sozio-ökonomioscher Status interessant sein.

        • „Selbst wenn sie vor hatten daneben weiter zu arbeiten und so selbstständig wie möglich zu sein, kann sozio-ökonomioscher Status interessant sein.“

          für einige mag das interessant gewesen sein. aber in der DDR war sozio-ökonomischer status kaum ein thema. es hatten auch die wenigsten männer einen herausragenden status. der status von frauen und männern war relativ ähnlich.

        • „Es muss ja noch nicht einmal ein Versorgungsgedanke gewesen sein. Selbst wenn sie vor hatten daneben weiter zu arbeiten und so selbstständig wie möglich zu sein, kann sozio-ökonomioscher Status interessant sein.“

          Die Frauen im Osten haben nicht „daneben weitergearbeitet“, sondern hauptsächlich hauptberuflich in Vollzeit, auch mit Kindern und Mann allem sonstigen Pipapo.
          Dadurch waren sie daran gewöhnt, ihren sozio-ökonomischen Status selbst herzustellen, ganuso wie die Männer auch.
          Von daher sehe ich in Deiner Heransgehensweise an das Thema einfach einen falschen Ausgangspunkt.

      • „Dass die Männer dort interessanter sind, war natürlich auch in wirtschaftlicher Hinsicht gemeint. Einen Westdeutschen mit einem guten Job heiraten bedeutet abgesichert zu sein.“

        Gerade das war doch eben in der DDR im höheren Maße der Fall. Klar wurde dort fast niemand reich, aber abgesichert waren doch im Prinzip fast alle. Gerade einer Frau, die in der DDR aufgewachsen ist, wird die BRD doch im Gegenteil recht unsicher erschienen sein. Dort herrschte der freie Markt, gnadenloser Konkurrenzdruck, 40-Stunden-Arbeitswoche, wenn man denn überhaupt nen Job hatte etc.pp. Und dagegen die DDR? Man hatte vielleicht keine Bananen und musste 20 Jahre lang auf ein Auto warten, aber da das ja bei allein anderen auch der Fall war, hat man es vermutlich nicht sehr vermisst. Jedenfalls nicht in dem Maße, dass dies der ausschlaggebende Grund war, um zu riskieren, entweder an der Grenze erschossen zu werden oder, falls man erwischt oder verpetzt wurde, in Hoheneck zu landen. Was da abging, war zwar natürlich geheim, aber eine Ahnung hatte man in der DDR von den Gräueltaten des Regimes ja durchaus.
        Dazu gehörte ja auch, dass bestimmten regimefeindlichen Menschen einfach so die Kinder weggenommen worden sind. Ich denke, in einem Land zu leben, wo sowas möglich ist, wäre für MICH ein ziemlich guter Grund, einen Fluchtversuch zu starten. Neben vielen anderen Dingen… wozu „die Chance, mir einen wirtschaftlich besser gestellten Mann zu angeln“ definitiv nicht zählt.

        Man kann nicht alles biologisch erklären (wobei, die Sache mit den Kindern ist biologisch recht gut erklärbar, nicht?). Wie willst du beispielsweise biologisch die Frauenbewegung erklären? Die hat doch gerade dazu geführt, dass viele Frauen eben nicht mehr abgesichert waren, weil sie sich bewusst gegen eine Heirat mit einem wohlsituierten Mann entschieden haben.

        Übrigens, wo hast du die genauen Zahlen bei der Verteilung Männer-Frauen bei Republikflucht her? Mich würde der genaue Unterschied interessieren.

        • @Robin

          „Gerade das war doch eben in der DDR im höheren Maße der Fall. Klar wurde dort fast niemand reich, aber abgesichert waren doch im Prinzip fast alle.“

          Wir reden ja jetzt über die Situation nach dem Mauerfall. Da geht es darum, wer aus der Situation das beste macht.

          „Gerade einer Frau, die in der DDR aufgewachsen ist, wird die BRD doch im Gegenteil recht unsicher erschienen sein. Dort herrschte der freie Markt, gnadenloser Konkurrenzdruck, 40-Stunden-Arbeitswoche, wenn man denn überhaupt nen Job hatte etc.pp“

          ich könnte mir vorstellen, dass Frauenjobs besser angepasst an den Wechsel waren. Verkäuferinnen müssen weniger neu lernen als Industriearbeiter, wenn sie in einen technischeren Bereich wechseln.
          War man als Mann Automechaniker, dann konnte man Trabbis warten. Mit allem was an Autoelektronik auf dem Markt war konnte man nichts anfangen. Vielleicht hat das auch beigetragen. Dazu sind die meisten Frauenjobs auch weniger konkurrenzorientiert, was eine Anpassung vielleicht auch vereinfacht. Und dann eben noch die Möglichkeit, der Konkurrenz weniger nachhaltig ausgesetzt zu sein, indem man passend heiratet.

          „Ich denke, in einem Land zu leben, wo sowas möglich ist, wäre für MICH ein ziemlich guter Grund, einen Fluchtversuch zu starten.“

          Wie gesagt, es geht darum, wie viele nach der Wende in den Westen gegangen sind. Nicht um eine Flucht aus dem Osten in den Westen zur Zeiten der Mauer.

          Hier etwas dazu:
          http://www.zeit.de/online/2007/22/abwanderung-ostdeutschland

          Seit dem Fall der Mauer haben mehr als 1,5 Millionen Menschen die neuen Bundesländer verlassen – darunter sind besonders viele junge Frauen, wie das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung mitteilte. Dadurch gibt es in einigen Regionen einen Männerüberschuss von bis zu 25 Prozent. Das Problem: Während vor allem gut ausgebildete Frauen zwischen 18 bis 29 Jahren ihre ostdeutsche Heimat verlassen, bleiben viele Männer mit schlechter Ausbildung und ohne Job zurück.

          http://www.zeit.de/2011/03/S-Jaeger

          Ostdeutschland laufen die Frauen weg. In manchen Dörfern stehen 100 Männern nur noch 75 Frauen gegenüber. In keiner Region Europas ist die Quote schlechter, nicht mal in der finnischen Arktis. Während junge Frauen Arbeit im Westen finden, bleibt eine männliche Unterschicht zurück: schlecht ausgebildet, ohne Job, ohne Hoffnung. Wer sind diese Männer? Das wollte die Hamburger Fotografin Gesche Jäger wissen. In ihrem Fotobuch »Was tun« porträtiert die 30-Jährige Männer aus Gegenden mit Frauenmangel. Dafür fuhr sie drei Monate lang durch die ostdeutsche Provinz.

          Hier wird als Grund eine allgemein bessere Ausbildung genannt:

          http://www.isg-info.de/news-single/article/frauenmangel-im-osten.html

          Die Natur hat also das Gleichgewicht von Mann und Frau fein austariert. Doch wir Menschen stören es zuweilen durch unser Verhalten. So haben seit 1995 sehr viele junge Frauen aus der ehemaligen DDR ihrer Heimat den Rücken gekehrt. „Es zieht sie in die größeren Städte Ostdeutschlands und die Ballungsräume des Westens“, sagt Dr. Reiner Klingholz, Leiter des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. In einigen Landkreisen kommen auf 100 Männer unter 30 weniger als 80 Frauen gleichen Alters. „In Ostdeutschland herrscht der größte Frauenmangel in Europa“, beschreibt Klingholz die Situation.

          Der Bevölkerungswissenschaftler hat untersucht, warum so viele Frauen aus den neuen Bundesländern wegziehen. Sein Ergebnis: Sie sind besser ausgebildet als Männer und haben daher größere Chancen auf einen qualifizierten Arbeitsplatz, den sie wiederum am ehesten im Westen finden.

          In den neuen Bundesländern haben sich Frauen einen besonders großen Bildungsvorsprung vor den Männern erarbeitet. Von 1999 bis 2004 erreichten hier 30,9 Prozent der Mädchen die Hochschulreife, aber nur 20,8 Prozent ihrer männlichen Altersgenossen. Im gleichen Zeitraum schafften 14,6 Prozent der Jungen nicht mal den Hauptschulabschluss, aber nur 7,7 Prozent der Mädchen.

          Der massenhafte Wegzug junger, meist qualifizierter Frauen hat gravierende Folgen. „Im Osten fehlen nun die Mütter der nächsten Generation“, betont Klingholz. „Allein in den Jahren 1995 bis 2005 haben so viele junge Frauen das Gebiet der ehemaligen DDR verlassen, dass hier in einem Jahrzehnt rund 100000 Geburten ausgefallen sind.“ Und viele Männer finden in ihrer Heimat nicht nur keinen Job, sondern auch keine Partnerin. Das hat tiefgreifende Folgen für die betroffenen Regionen. „Der soziale und wirtschaftliche Abstieg des Ostens wird dadurch verschärft“, mahnt Klingholz. (Quelle: http://www.apotheken-umschau.de)

          • @robin

            Hier auch noch ein interessanter Artikel dazu:

            http://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article861607/Ist-Mann-im-Osten-bald-allein.html

            Die Forscher haben für die Entwicklung ein ganzes Bündel an Ursachen ausgemacht. Erstens: Der Verlust von Arbeitsplätzen habe vor allem in den peripheren Regionen Ostdeutschlands ohnehin eine Massenabwanderung verursacht. Die verbleibenden Arbeitsplätze, vor allem im Dienstleistungssektor, seien vor allem durch Frauen aufgefüllt worden. Deshalb sei heute die Arbeitslosigkeit bei jungen Männern höher als bei den Frauen. „Der potenzielle Wanderungsdruck müsste demnach vor allem die Männer zum Fortzug bewegen“, so die Studie. Viele Männer wandern auch ab – aber ihre Rückkehrerquote sei weit höher als die der abgewanderten Frauen.

            Zweitens: Die „Hauptursache“ für die überproportionale Frauenabwanderung sei „in den enormen Bildungsunterschieden der Geschlechter“ zu suchen, so die Studie. Der Vorsprung der Mädchen mit besseren Schulabschlüssen vor den Jungen sei im Osten sogar noch deutlicher als im Westen. Deshalb suchten sie gezielter nach perspektivreichen Jobs – und im Westen sind die Einkommen durchweg höher.

            Dabei üben die Forscher deutliche Kritik an allgemeinbildenden und Grundschulen, auch am „Festhalten an einem traditionellen Rollenbild bei Eltern, Erziehern und Jugendlichen“ im Osten, bei dem höhere Bildungsabschlüsse für Jungen oft nicht als nötig erachtet würden. „Als Reaktion auf berufliche Perspektivlosigkeit“ bilde sich dann gerade unter Jungen eine Schicht heraus, deren Mitglieder „sich mit minimalen Bedürfnissen einrichten und am gesellschaftlichen Leben kaum mehr teilnehmen“.

            Drittens: Die Bildungsunterschiede wirken sich auf die Partnerwahl aus. Junge Frauen orientieren sich gen Westen, weil sie hoffen, dort eher einen Partner auf sozial- und bildungsgleicher Stufe zu finden. Es fehle im Osten „schlicht an Männern, die den Ansprüchen der Frauen genügen würden“.

        • „Wir reden ja jetzt über die Situation nach dem Mauerfall. Da geht es darum, wer aus der Situation das beste macht. “

          Ach sooo, okay, mea culpa.

          Aber gerade in Hinblick auf deine zahlreichen Links verstehe ich die Ursprungsfrage jetzt noch weniger. Da steht doch, warum die Frauen weggehen: Sie sind hochqualifiziert, finden im Osten aber keine ihren Fähigkeiten und/oder Ansprüchen entsprechende Stelle. Also ziehen sie weg. Die Männer haben weniger gute Abschlüsse und bleiben da. Das ist doch wahrlich überall so: Handwerker zieht es weniger weit von der Heimat weg als Akademiker oder Abiturienten, die studieren wollen. Nur gibt es im Osten mehr junge Frauen, die eine Hochschulreife und damit vermutlich auch einen Hochschulabschluss erreichen als Männer.
          Und warum erreichen im Osten so viele Frauen eine Hochschulreife? Weil da die Situation, was Frauenarbeit angeht, eine ganz andere war. Gleichberechtigung möchte ich das nicht gerade nennen, aber Frauen waren in der DDR viel mehr in der Arbeitswelt etabliert als im Westen. Und das hat sich halt über die Wende gerettet. Mütter und Omas, die selbst gearbeitet und ihr Leben lang Geld verdient haben, ermutigen durch ihr Beispiel (und realen Zuspruch) mehr junge Mädchen, ebenfalls erwerbstätig zu werden und dabei auch gerne noch höher zu streben.

          OT: Apotheken-Umschau? Oh bitte 😉

        • Nachtrag/Berichtigung: „Ach sooo, okay, mea culpa.“

          Onyx hat mich mit ihrem Blog gerade darauf hingewiesen, dass es eigentlich doch nicht meine Schuld war, denn ich hatte von Anfang an von flüchtenden Frauen geredet.

          • @Robin

            Ich dachte du meinst die Flucht vor den schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen und nimmst Bezug auf meinen Passus im Ausgangsartikel. Also flüchtend eher in einem bildlichen Sinne.

            Insofern scheinen wir teilweise aneinander vorbeigeredet zu haben.

        • Ich habe in meinem ersten Beitrag von „riskieren von Leben und Freiheit“ gesprochen, nicht von Flucht. Und aus der Textpassage geht nicht eindeutig hervor, ob du das Abwandern nach oder vor dem Mauerfall meinst 😉

          • @Robin

            Ich war jedenfalls mit meinen Gedanken ganz auf eine Antwort auf meine Darstellung fixiert und habe es insofern auf die von mir angenommene Situation bezogen. Ich wollte noch einmal klarstellen, wie ich die meinte und für mich ergab sich aus dem Zusammenhang, dass ich keine Fluchtszenarien meinte, sondern die Geschehnisse nach der Wiedervereinigung als Thema des Beitrags.
            Hätte ich wohl deutlicher machen müssen.

    • Ich weiss noch wie es war, wir lebten in Grenznähe.

      Überall hats nach 2 Takter gerochen und die Ossis standen an der Postbank um ihr Begrüssungsgeld abzuholen 😉

  3. Pingback: Alle Jahre wieder: Ein kleiner Rückblick « Gedankensalat…

  4. Zitat: „Ein interessanter Aspekt der modernen, hochtechnisierten Welt mit ausgeprägten Sozialstaat ist, dass sich die “Eroberung” neuer Länder weniger lohnt als zu anderen Zeiten.“

    Das ist mE zu einfach gedacht. Der Kolonialismus/Imperialusmus zur Ressourcensicherung ist Vergangenheit, da greifen heute andere, mE neo-koloniale Mechanismen. Aber darum ging es beim Anschluss der DDR ganz sicher nicht, da sind wir uns einig.

    Allerdings war es für die westdeutsche Industrie ein Gewinngeschäft (also für die Kapitalbesitzer und Vermögenden, denen diese Industrie gehört). Es erschloss neue Absatzmärkte und ergab die Chance, durch billige Übernahme von DDR-Betrieben mit anschließender Schließung eine Marktbereinigung und Ausschaltung von Konkurrenz zu erreichen. Die Kosten wurden hingegen v.a. durch Staatsschulden und die SV-Beiträge der Arbeitenehmer gedeckt.

    Darüber hinaus vergrößerte der Anschluss der DDR natürlich den Einfluss der BRDtld in Europa. Eine BRD mit kaum mehr Einwohnern als Frankreich, Italien oder das UK kann auf weit weniger Übermacht in EU-Gremien hoffen als der vereinigte Dtld mit einem deutlichen Bevölkerungsvorsprung gegenüber dem zweit-bevölkerungsreichsten Land der EU.

    • P.S.: Der Gegenbeweis zu meiner Argumentation ist natürlich die Tatsache, dass die BRD Schlesien oder Ostpreussen heute nicht wieder nehmen würde, und wenns ihr geschenkt würde…

      • Hey nix gegen Schlesien 😉

        Ausserdem gbts da unmengen von Kohle wie im Ruhrgebiet.

        Meine Oma heizt da noch mit so wie jeder Andere dort, so siehts da aber auch aus 😉 alle Häuser braun.

        Bei dem Energiechaos können Polen und Deutsche froh sein wenn sie im Ernstfall noch was zum ausbuddeln haben.

        Für die nächsten 100 jahre wirds reichen dann wird wohl endlich Kernfusion geben.

        Und Deutschland würde ich raten die Kohlevorkommen vor den Franzacken abzusichern, die schon immer scharf darauf waren diese Gebiete unter Kontrolle zu bringen.

    • @Reineke

      „Der Kolonialismus/Imperialusmus zur Ressourcensicherung ist Vergangenheit, da greifen heute andere, mE neo-koloniale Mechanismen. Aber darum ging es beim Anschluss der DDR ganz sicher nicht, da sind wir uns einig.“

      Es wurde mir einfach nochmal am Beispiel der DDR deutlich, dass es sich heute wesentlich weniger lohnt. Es sind viele Gründe für einen Krieg, die früher ganz selbstverständlich dazu führten, dass dieser attraktiv war, weggefallen, sie haben in einer modernen Gesellschaft einfach keinen Platz mehr.

      „Allerdings war es für die westdeutsche Industrie ein Gewinngeschäft“

      Es war sicherlich über den Aufbau und die dabei auch staatlich zu machenden Investitionen einiges zu holen für Firmen. Ebenso über die Erschließung neuer Märkte, wobei da eine Öffnung des Staates ohne direkte Wiedervereinigung vielleicht auch interessant gewesen wäre, gerade aus Sicht des Staates.

      Mit dem gesteigerten Einflussfaktor hast du sicherlich recht. Das kann interessant sein.

  5. „Es sind viele Gründe für einen Krieg, die früher ganz selbstverständlich dazu führten, dass dieser attraktiv war, weggefallen, sie haben in einer modernen Gesellschaft einfach keinen Platz mehr. “

    Naja, die Kriege werden heute nur anderswo geführt, zB da, wo es interessante Rohstoffe gibt; Öl, Diamanten, was immer es in Zentralafrika zu holen gibt… ;=)

    • @Reineke

      Ja, bei Ressourcen bleibt es interessant. Sieht man ja auch gerade bei dem Streit um die Inseln in Asien.

      Man spricht auch vom Resource curse

      http://en.wikipedia.org/wiki/Resource_curse

      The resource curse (Paradox of Plenty) refers to the paradox that countries and regions with an abundance of natural resources, specifically point-source non-renewable resources like minerals and fuels, tend to have less economic growth and worse development outcomes than countries with fewer natural resources. This is hypothesized to happen for many different reasons, including a decline in the competitiveness of other economic sectors (caused by appreciation of the real exchange rate as resource revenues enter an economy), volatility of revenues from the natural resource sector due to exposure to global commodity market swings, government mismanagement of resources, or weak, ineffectual, unstable or corrupt institutions (possibly due to the easily diverted actual or anticipated revenue stream from extractive activities).

  6. „Heutzutage merkt man meist nur noch bei einem Dialekt, ob die Leute aus dem Osten kommen.“

    Das stimmt nicht. Man merkt es an der Sprache an sich, dem Vokabular, der Mentalität, der politisch-gesellschaftlichen Anschauung.

    „Ob dies im Osten noch anders ist und man dort eine ostdeutsche Kultur eher bewahrt hat, würde ich interessant finden.“

    Gibt es: Areligiosität, ein anderes Verhältnis zu Kindererziehung und arbeitenden Frauen – und natürlich die Esskultur
    http://gaywest.wordpress.com/2012/10/03/was-wessis-von-uns-ossis-lernen-konnen/

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