Delusions of Gender: Wenn man negatives als männlich darstellt, dann fühlen sich Frauen abgeschreckt

Ich habe Delusions of Gender von Cordelia Fine angefangen. Einige Stellen werde ich bereits während des Lesens kurz besprechen.

Gerade ist mir die folgende Passage aufgefallen (S. 44)

Female business school students were given one of two fabricated newspaper articles to read. One described entrepreneurs as creative, well-informed steady and generous – and claimed that these qualities are shared equally between men and women. The other article, however, depicted the prototypical entrepreneur as aggressive, risk taking and autonomous, all traits that belong firmly in the male stereotype. The women were then asked how interested they were in beeing self-employed, and owning a small or high-growth business. For women who scord low on a proactive measure (the tendency to „show initiative, identify opportunities, act on them, and persevere until they meet their objectives) it made no differences which article they read. But what about the highly proactive women? As you might expect of these go-getting women, their interest in an entrepreneurial career was high but significantly reduced after reading the entrepreneurship-equals male news article.4

Hier noch die Original Studie:

In this study, the impact of implicit and explicit activation of gender stereotypes on men’s and women’s intentions to pursue a traditionally masculine career, such as entrepreneurship, was examined. On the basis of stereotype activation theory, it was hypothesized that men and women would confirm the gender stereotype about entrepreneurship when it was presented implicitly but disconfirm it when it was presented explicitly. Hypotheses were tested by randomly assigning 469 business students to one of 6 experimental conditions and then measuring their entrepreneurial intentions. Results supported the hypothesis when entrepreneurship was associated with stereotypically masculine characteristics but not when it was associated with traditionally feminine characteristics. Men also had higher entrepreneurial intention scores compared with women when no stereotypical information about entrepreneurship was presented, suggesting that underlying societal stereotypes associating entrepreneurship with masculine characteristics may influence people’s intentions. However, men and women reported similar intentions when entrepreneurship was presented as gender neutral, suggesting that widely held gender stereotypes can be nullified. Practical implications and directions for future research are discussed.

Quelle: The Effect of Gender Stereotype Activation on Entrepreneurial Intentions (PDF, Volltext)

Welch überraschendes Ergebnis! Vielleicht mal ein Vergleich:

Wenn man Leuten erzählt, dass Basketballprofis aufgrund des hohen Einkommens finanzielle Sicherheit haben, viel Teamarbeit stattfindet, man beim Sport etwas für die Gesundheit tut und man die Trainingszeiten flexibel mit der Kindererziehung kombinieren kann (weibliche Eigenschaften) dann wollen viele Frauen Basketballprofis werden. Wenn man ihnen sagt, dass man mindestens 1,95 m groß sein sollte, der Sport viel Kraft erfordert und ein sehr hoher Wettbewerb stattfindet, den die wenigsten für sich entscheiden (männliche Eigenschaften) dann wollen wenige Frauen Basketballprofis werden. Demnach wirken sich auf den Spitzensport die Stereotype entscheidend aus und die Basketballprofis sind deswegen eher männlich, den Frauen bleibt nur eine eigene, weniger profitable Liga. Merkwürdigerweise sind die unsportlichen Frauen weniger davon betroffen, welche Version man ihnen erzählt.

Es ist natürlich einfach, einen Stereotyp Thread zu konstruieren, wenn man positive Sache weiblich benennt und die negativen männlich. Wenn das Vorhalten der männlichen Eigenschaften gleichzeitig die unangenehmen Seiten eines Jobs vorhält, dann schrecken nicht die sogenannten männlichen Eigenschaftszuweisungen, sondern schlicht die negativen Seiten des Jobs ab.

Zudem wird eine weitere Funktion vergessen: Selbst wenn man männliche Eigenschaften korrekt benennt muss zunächst nachgewiesen werden, dass tatsächlich lediglich die Geschlechtszuweisung und das darin enthaltende Stereotyp abschreckt.

Wenn beispielsweise die Angabe „Basketballer müssen groß sein“ und „Männer sind groß“ vorliegen, dann liegt es nahe, dass eine Frau um die 1,70 m nicht deswegen ablehnt, weil sie nicht männlich ist, sondern, weil sie nicht hinreichend groß ist. Genauso kann der Umstand, dass es im Buisness einen harten Wettbewerb gibt und gerade Männer dabei untereinander kämpfen, sie einfach zu dem Schluss bringen, dass sie keinen Job mit einem solchen Kriterien möchte, unabhängig von ihrem Geschlecht, sondern auf der Grundlage ihrer Persönlichkeit. Das Frauen einen solchen Schluß bei der Erinnerung an eine bestimmte Fähigkeit, die im Schnitt bei Frauen geringer ausgebaut ist, häufiger treffen, liegt dann nicht daran, dass sie sich als Frauen sehen, sondern, dass sie ihre Wünsche und Fähigkeiten besser und zutreffend einordnen.