Kristina Schröder: „Danke, emanzipiert sind wir selber!“

Antje Schrupp ist das neue Buch von Kristina Schröder „Danke, emanzipiert sind wir selber“ zu antifeministisch.

Aus der Amazon Kurzbeschreibung:

Kristina Schröder hat Karriere gemacht und gerade ein Kind bekommen. Steht sie deshalb für ein Leitbild, an dem junge Frauen sich orientieren sollen? Nein, sagt sie, die Frauen von heute brauchen keine Leitbilder! Feministinnen machen den gleichen Fehler wie die Strukturkonservativen auf der anderen Seite des politischen Spektrums: Beide schreiben vor, wie das ideale Frauenleben auszusehen hat. »Gefährlich und falsch!«, sagt Kristina Schröder. Frauen (und Männer!) sollen endlich frei wählen können, wie sie ihr Leben gestalten wollen, ob mit oder ohne Familie, mit oder ohne Karriere. Diese Entscheidungen sind privat. Politik sollte keine Leitbilder vorgeben, sondern sicherstellen, dass alle Männer und Frauen Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben haben und ihrer Verantwortung in Familie und Partnerschaft gerecht werden können. Welche Wege dahin führen zeigt sie in diesem zugleich politischen und persönlichen Buch – angriffslustig und klar.

Antje Schrupp hat auch einige interessante Zitate:

„Feministinnen … erheben ein Rollenbild, das sie für sich selbst als vorzugswürdig erkannt haben, zum Rollenleitbild, das für alle gelten soll, und ziehen damit in den Kulturkampf um das richtige Frauenleben“ (8)

Viele Feministinnen werden widersprechen, weil es eben viele verschiedene Arten des Feminismus gibt. Aber im Grunde ist es denke ich nicht falsch. Es gibt Modelle, die von verschiedenen Feministinnen abgelehnt werden. Die Hausfrau dürfte bei vielen dazu gehören.

„Der Weltanschauungsfeminismus sorgt dafür, dass das grelle Licht der Verhörlampe nicht ausgeht. Mit seiner weltanschaulichen Attitüde fördert dieser Feminismus heute nicht mehr den Fortschritt in Sachen Chancengleichheit, sondern einfach nur das Fortdauern der Erregung. Zu dieser Attitüde gehört die Selbstgefälligkeit, mit der Feministinnen Emanzipation predigen, aber Bevormundung üben.“ (34)

Dazu passt es, dass das Patriarchat oder die hegemoniale Männlichkeit das ewig böse sind und diverse Mythen, etwa der 23% Lohnunterschied nicht tot zu bekommen sind.

„Emanzipation predigen, aber Bevormundung ausüben – das ist die Selbstwidersprüchlichkeit, in die Feministinnen den Feminismus hineinmanövriert haben.“ (36)

Bevormundung ist durchaus nicht unverbreitet im Feminismus. Eben indem eine Weltanschauung vorgegeben wird und eine Abweichung davon als Unterstützung des Patriarchats/der hegemonialen Männlichkeit gesehen wird. Und das ist natürlich schlecht.

„Dabei hätten Feministinnen es gar nicht nötig, Frauen umzuerziehen.“ (39)

Das könnte man meinen, wenn man davon ausgeht, dass Frauen schon emanzipiert sind und das machen, was sie wollen. Aber da alle Menschen gleich sind kann ein bestehender Unterschied, etwa bei der Vertretung in Führungspositionen, eben nur Unterdrückung sein.

„Man darf die Warnung vor der Degradierung der Frau zum Objekt männlicher Sexualität wohl getrost vor allem als raffinierte Form feministischer Herrschaftssicherung im öffentlichen Diskurs interpretieren.“ (57)

Ein Machtmittel im Diskurs, in der Tat. Denn die Degradierung der Frau zum Objekt findet in dieser Form so nicht statt.

„Der Feminismus setzt die Schwäche und Unmündigkeit der Frauen als Prämisse voraus, um seine Existenzberechtigung aus der Absicht ableiten zu können, sie zu schützen.“ (57)

Ja, das würde ich auch so sehen. Der (Gender-)Feminismus kennt keine Besserung der Lage. Die Frau muss schwach und unmündig bleiben, damit die Lage bedrohlich bleibt und der Kampf gerechtfertigt ist.

„Doch wenn diese Wahrnehmung nicht der feministischen Wahrnehmung entspricht, greifen Weltanschauungsfeministinnen zum Totschlagargument“. (58)

Da müsste man das Argument, welches hier totschlagen soll, sehen.

„Wenn es in unserer Gesellschaft also einen Ort gibt, an dem die Unterlegenheit der Frau unverändert fortbesteht, dann ist es die Wahrnehmung des Weltanschauungsfeminismus.“ (59)

„Der Feminismus hatte für den Mann nie viel mehr übrig als die Forderung, sich gefälligst anzupassen an die Ansprüche der emanzipierten Frau.“ (135)

Das ist im gynozentrischen Feminismus in der Tat so. Es ist ja auch zu erwarten, wenn man gecremt und gepudert aus der Badewanne des Patriarchats kommt. Oder wie Lantzschi es sagen würde “ Listen carefully and try to learn, there’s absolutely nothing you can lose within these relation- or friendships. To ask for loyalty and solidarity in situations you make a fool out of yourself and put your privileged ass over your friends’ or partners’ core values in life is definitely a bad idea.

„Was Feministinnen denen, die sie im Kampf gegen Diskriminierung und Benachteiligung auf die Barrikaden treiben wollen, wohlweislich verschweigen, ist das Kleingedruckte.“ (169)

„Das von Feministinnen … befeuerte Diktat der Rollenbilder sollten wir dorthin verbannen, wo es im 21. Jahrhundert hingehört: in die Mottenkiste.“ (215)

Interessant auch die weitere Stellungnahme von Antje in einem weiteren Artikel: 

Natürlich gibt es in der Frauenbewegung Dogmatismus. Natürlich gibt es feministische Überheblichkeit. Natürlich gibt es Tendenzen, sich zu einer Weltanschauung zu erheben, der man einfach glauben oder “beitreten” muss, und anderen etwas vorschreiben zu wollen. (…) Welche politische Bewegung wäre denn nicht in sich differenziert, vielfältig usw.? Nein, das Argument, “der Feminismus” sei doch in Wirklichkeit gar nicht so schlimm, wie Schröder ihn darstellt, ist kein gutes Argument, ich würde es nicht benutzen (auch nicht gegenüber anderen Antifeministen!).

Einmal, weil man ihnen damit bereits Autorität zuspricht, denn wenn man anfängt, sich zu rechtfertigen und zu verteidigen, begibt man sich bereits in eine Diskussion, nimmt die Aussagen also ernst.

Der zweite und wichtigere Punkt ist aber, dass wir uns unseren Feminismus nun auch nicht schön reden dürfen. Sagen wir doch, wie es ist: im Detail sind Schröders Vorwürfe fast alle richtig.

Es kommt tatsächlich vor, und gar nicht selten, dass Frauen aus feministischem Impetus heraus anderen bestimmte Rollenbilder vorschreiben wollen, das habe ich selbst oft genug erlebt. Es kommt vor, dass Feministinnen von der eigenen Mission so mitgerissen sind, dass sie anderen nicht mehr zuhören. Es ist gar nicht so selten, dass sie verhörartig mit Andersmeinenden umgehen. Warum sollten wir das nicht zugeben?

Der Punkt ist nicht, ob diese Sachen “Einzelfälle” sind, oder ob sie, wie Schröder und die Antifeministen behaupten, den Wesenskern des Feminismus ausmachen. Wie gesagt, wir müssen uns ja nicht rechtfertigen. Deshalb können wir problematische Aspekte am Feminismus souverän zugeben, um uns dann selbstkritisch damit auseinanderzusetzen.

Es wäre ja schön, wenn eine solche selbstkritische Öffnung erfolgen würde. Das passiert aber meiner Meinung nach gerade nicht in weiten Teilen des Feminismus. Wer die dortigen Dogmen kritisiert, der wird meist nicht einen interessanten Diskurs beginnen, sondern schlicht den Abbruch des Diskurses erleben.