Feministinnen und besserer Sex

In einem Kommentar weist Salvatore daraufhin, dass Feministen gerne von sich behaupten, dass sie den besseren Sex haben. Eine Internetrecherche ergab zumindest folgendes:

  • ein solches Statment durch Tanja Walliser mit der Begründung „Feministinnen setzen sich für ihre Rechte ein. Und wer sagt, was er will, hat auch besseren Sex“, diese hat auch noch ein weiteres Statment warum Sex ein feministisches Thema ist: „Viele Frauen sind unzufrieden mit ihrem Sexualleben. Sex hat immer noch hauptsächlich die Männer glücklich zu machen. Die Befriedigung der Frau steht an zweiter Stelle – wenn überhaupt. Das darf nicht sein, das muss ein Thema sein, gerade für Feministinnen und Feministen.“
  • Ein Bericht darüber beim Piratenweib und wohl Zustimmung zu der These
  • Ein Interview mit Jessica Valenti von Feministing die zunächst die Klischees benennt: „Feministinnen hassen Männer, sind gegen Sex, hässlich und humorlos“  und ihre Argumente, warum Feministen besseren Sex haben: „Man kann die Doppelmoral überwinden, nach der Frauen keinen Spaß am Sex haben sollen. Nach der man eine Schlampe ist, wenn man zu viel Sex hat. Oder prüde, wenn man zu wenig hat. Man erkennt, dass es um den eigenen Körper geht. Nicht darum, was andere erwarten.“
  • Die Aussage von Jaclyn Friedman „I’m always like, ‘Are you kidding me? The feminists I know are the craziest women in bed you can find!” Those are the moments where I feel like a one-woman feminist PR machine. I’m instructing the world one man at a time that feminists are really fun to sleep with.“

Es ist zunächst interessant, dass auch Feministen als sexy gelten wollen. Es ist eben trotz aller Theorie einer der wichtigsten Faktoren in der Bewertung von Menschen:  Sind sie interessant für das andere Geschlecht?

Bei der Bewertung von Sex kann man auf zwei Positionen, nämlich die der beiden Partner abstellen. Heteronormativ wie diese Gesellschaft nun einmal ist blenden wir dabei gleich mal den lesbischen Sex aus, ebenso wie die Frage, ob schwule männliche Feministen besseren Sex haben. Es soll hier also um eine weibliche Feministin und Sex mit einem Mann gehen.

Zudem müsste man bestimmen, was man unter Feminismus versteht. Es ist ein Unterschied, ob man dabei über Frauen redet, die meinen, dass Männer und Frauen für gleiche Arbeit gleichen Lohn bekommen und nicht nur Hausfrau sein wollen, sondern eine Karriere planen oder Frauen, die tatsächlich tief in der feministischen Theorie drin sind. Da die ersten häufig nach eigener Definition keine Feministen sind und sondern einfach nur moderne, selbstbewußte Frauen und es ja gerade um die These geht, dass Feminismus zu besseren Sex führt, soll es hier nur um die zweite Gruppe, also „richtige Feministen“ gehen.

Hier hat man natürlich wieder das Problem, dass es „die Feministin“ nicht gibt, sondern hierunter viele Auffassungen zusammengefasst sind, die sich teilweise auch im Bereich Sex keineswegs grün sind.

Der klassische Feminismus hat aus meiner Sicht einige Minuspunkte zu verbuchen:

Die Lust am Körper scheint mir – klassisch weiblich – häufig einen schlechten Stand zu haben. Wer Brüste und Ärsche mag und diese gerne anschaut oder Pornos erregend findet kann sich schon dem Verdacht aussetzen Frauen zu Objekten zu machen oder an ihrer Ausbeutung teilzunehmen. Nicht umsonst wurde vom Feminismus nicht ein sexnegativer Feminismus, sondern ein sexpositiver Feminismus abgespalten (das Argument habe ich von jj übernommen).

Die verschiedenen Positionen von Gayle Rubin zusammengefasst:

Es gab zwei Richtungen feministischen Gedankengutes zu dem Thema. Die eine kritisierte die Beschränkung des weiblichen Sexualverhaltens und verwies auf den hohen Preis für das sexuelle Aktivsein. Diese Tradition feministischer Gedanken zum Thema Sex forderte eine sexuelle Befreiung, die sowohl für Frauen als auch für Männer funktionieren sollte.

Die zweite Richtung betrachtete die sexuelle Befreiung als inhärent bloße Ausweitung männlicher Vorrechte. In dieser Tradition schwingt der konservative antisexuelle Diskurs mit.

Gerade diese zweite Richtung muss beim Sex pausenlos nachdenken, ob die jeweiligen Handlungen noch feministisch akzeptabel sind oder nicht. Aus diesem Gedankengut heraus kann ein sehr gespaltenes Verhältnis zum Sex entstehen.

Dies wird zum Beispiel in diesem Artikel auf dem Blog Feministe deutlich:

I’m still searching for completely guilt-free sex. There are so many layers of baggage, some of which are particular to women. Some of which are particular to feminists. I’ve seen far too many blog posts in which we are told that certain sex acts are wrong, unfeminist, etc. To which I say: No. The only sex that is unfeminist is sex that any of the people involved don’t want to be having. There is no particular meaning in a blowjob. You are not sending a political message by having anal sex. What I do in my bedroom is not preventing the Revolution from happening.

For me, personally, this issue has been loaded even more by a relationship I had where guilt colored all of our sexual interactions. I’m not going into details, but it did an absolute number on me. It killed my desire for that person, and while it wasn’t the only thing that killed our relationship, it was a huge part of it.

Meiner Meinung nach kommt ein Großteil des Problems, des  „Es fühlt sich gut an, aber es ist nicht feministisch“ aus dem Missverständnis, dass Männer und Frauen gleich sind und Menschen keiner Biologie unterliegen. Zudem kann es zu einer Kollision der Ideologie mit der Biologie kommen, wenn man sich den im Pickup gerne gehandelten Unterschied zwischen Attraction und Rapport oder Comfort näher betrachtet.

Attraction is not a choise“ ist einer der wichtigsten Sätze von David DeAngelo. Und damit ist gemeint, dass Frauen gewisse „Attraction Switches“ eingebaut haben, die bewirken, dass sie einen Mann sexuell attraktiv finden und Lust auf ihn bekommen. Davon abzugrenzen ist Comfort oder Rapport, also das Gefühl mit dem anderen eine tiefe innere Verbundenheit zu haben oder zumindest das Aufbauen von Vertrauen.

Leider sind die meisten Attraction Switches auf ein klassisches Männerbild, den Alphaman, ausgerichtet und das kann mit feministischen Gedankengut kollidieren:

Der Anführer anderer Personen wird zB als sexy wahrgenommen. Diese Position enthält verschiedene Unterpositionen, die man unter diesem Begriff häufig subsumiert.

Status im Sinne von hohem Ansehen in einer Gruppe: Der Anführer steht in der gesellschaftlichen Hierarchie hoch. Dieses Merkmal kollidiert weniger mit Feminismus als man meinen mag. Den Status kann sich innerhalb der Subgruppe bestimmen, wo ein feministisch denkender Mann, der für die Sache kämpft einen hohen Status bekommen könnte (warum dies häufig nicht der Fall ist folgt weiter unten). Männliches Auftreten für Feminismus könnte Status bewirken. Allerdings beinhaltet das Eintreten für feministische Positionen gleichzeitig häufig das Vorziehen von Frauen für feministische Positionen, was den Statusgewinn schwierig machen kann.  Orientiert sich die Feministin hingegen nicht am Statusbegriff ihrer Subkultur sondern der allgemeinen Kultur dann kann es zu Wertungswidersprüchen kommen, da dieser eben von feministischen Idealen abweicht.

Anführer im Sinne einer gewissen Dominanz: Dominanz richtig eingesetzt wirkt bei Frauen hervorragend. Mit Dominanz ist dabei nicht  die Unterdrückung und Abwertung einer Frau gemeint, sondern eine positive Form der Dominanz. Viele Techniken im Pickup dienen dazu diese Dominanz auf spielerische Art zu zeigen. Das fängt bei negs an (auch wenn diese  noch die Funktion des Disqualifiers haben) über David DeAngelos Cocky & Funny bis hin zu einer dominanten Körpersprache. Dominanz gegenüber Frauen wirkt also richtig eingesetzt  sexy, lässt sich aber schlecht mit feministischen Theorien vereinbaren.

Das im Feminismus derAufbau von sexueller Anziehung in diesem Sinne wohl überwiegend nicht verstanden wird, zeigt auch dieser Artikel, in der die Autorin die Attraktivität von Max Tucker drauf zurückführt, dass Frauen heutzutage mit Abstinenz-Programmen aufgewachsen sind und daher, wenn sie diese ablehnen nur noch den anderen Weg sehen, sich vollkommen in den Sex zu stürzen und sich wie ein Pornostar zu verhalten. Es ist ein Akt der Rebellion. Eine bessere Analyse findet sich in einem Interview von David DeAngelo mit Max Tucker: Max ist schlicht ein Alphamann mit Game.

Es zeigt sich auch bei einem Interview mit einer Feministin über deren Dating Leben:

There is a type of feminist guy who is so eager to fall over himself to be deferential to women and to prove his feminist bona fides and flagellate himself in front of you, to the point that it really turns me off. And it makes me sad, because politically, these are the guys that I should be sleeping with! You know what I’m talking about?

Hier sieht man schön, dass sie den Grundwiderspruch durchaus begriffen hat, aber ihr nicht deutlich wird, worauf er eigentlich beruht: Zuviel Zustimmung ist nicht sexy. Auch ein Grund warum ich „Yes means Yes“ für nicht praktisch halte. Ich bin gespannt, ob die Vorhersage von Roissy über die Ehe von Jessica Valenti zutreffen wird. Eine schöne Besprechung des Interviews und Ansichten dazu, eine Feministin zu daten, auch bei Roissy.

In dem oben verlinkten Artikel auf „The Spearhead“, der das Interview bespricht, wird übrigens auch auf die Idee des Feminismus als Shittest bezug genommen.

All dies kann dazu führen, dass eben genau diese Schuld aufgebaut wird: Die Feministin fühlt, dass etwas sie erregt, aber sie merkt auch, dass es sie nach feministischer Theorie nicht erregen dürfte. Das kann wegrationalisiert werden mit „Ich mag eben solche Männer, das ist nur eine persönliche Sache und ändert nichts an der Theorie des Feminismus“ oder man kann eine Trennung zwischen Privat und Öffentlichkeit vornehmen, aber es bleibt eben der Stich der Schuld.

Diesen Denken wirkt sich abgesehen von der Partnerwahl auch bei beim Sex an sich aus.

Hierzu ein Auszug aus der Wikipedia zur Missionarsstellung:

Once in the missionary position, it is nearly impossible for a woman to escape sex; women who enjoy being passive and carrying the man’s weight may find the missionary position the most rewarding. Some women find it appealing knowing that the man has control of the rhythm and depth of his thrusts. They may find it easier to reach orgasm because they do not have to focus on what they are doing.[48] The missionary position may also be ideal for women who want to be „taken“ by the man and want to feel overpowered. In contrast, feminist Germaine Greer writes that any sex act where a heavier partner makes the lighter one take on their weight is „sadistic“.

Andere Positionen wie etwa Alice Schwarzers sind nicht sexfreundlicher:

In ihrem Buch „Der kleine Unterschied und seine großen Folgen“ (1975) analysiert Alice Schwarzer die Sexualität als „Angelpunkt der Frauenfrage. Sexualität ist zugleich Spiegel und Instrument der Unterdrückung der Frauen in allen Lebensbereichen. Hier fallen die Würfel. Hier liegen Unterwerfung, Schuldbewusstsein und Männerfixierung von Frauen verankert. Hier steht das Fundament der männlichen Macht und der weiblichen Ohnmacht.“ [18]. Sie plädiert für eine „freie Sexualität“, das Primat der „Zwangsheterosexualität“ ist für sie kulturell bedingt.

Ich kann mir vorstellen, dass man mit einigen Feministen ganz wunderbaren Sex haben kann. Es gibt Feministen, die davon ausgehen, dass sie sich durch möglichst tabufreien Sex von „der Frauenrolle freimachen“ und somit befreiter sind. Es gibt aber auch die gegenteiligen Probleme, wo man den Sex mehrfach unterbrechen muss um ersteinmal auszudiskutieren, was dies oder das für die Rolle der Frau in der Gesellschaft bedeutet und das man mit diesem oder jenem Wunsch patriarchisch ist oder die Frau herabwürdigt. Auch dürfte man es gerade im radikaleren Bereich mit einer besonderen Form des Shittests zu tun haben: Stimmt man zu verliert man an Attraktivität, stimmt man nicht zu ist man kein Feminist.

In dem Beitrag „Pickup lines for Feminists“ findet sich noch ein besonderer Anreiz für den am Geschlechterdiskurs interessierten zu diesem Thema:

Apart from anything, you’ll get an extra thrill when you fuck them doggy-style with a mop of their hair clenched in your fist as you both scream blue murder, knowing that Andrea Dworkin would not approve.