Gerade bei der Mädchenmannschaft ein Argument in den Kommentaren gelesen, dass mir schon häufiger untergekommen ist und auf das ich deswegen kurz eingehen möchte:
Die Idee, die dem gleich zitierten Teil vorweg geht ist, dass es logischer wäre, wenn Männer und Frauen keine Arbeitsteilung in der Steinzeit vorgenommen hätten, sondern die Männer und Frauen beide im Sommer Nahrung gesammelt hätten und im Winter beide gejagt hätten.
erst letztens hatte ich ein Gespräch mit einer Kommilitonin, die dieses Bild so verinnerlicht hatte, dass sie die Jäger-Sammler-Gesellschaft auf unsere heutige projezierte. Als ich dann meinte, es könne ja auch anders gewesen sein und ihr meine Idee erläuterte, meinte sie dann nur, dass Frauen ja viel schwächer vom Körper her seien (was so nicht stimmt, ihre Kraft zeigt sich nur anders, wie sollen sie sonst in einer prähistorischen Welt eine Schwangerschaft und Geburt überstehen).
Mir erscheint das als reines Spiel mit Worten, hier mit dem Wort Stärke. Natürlich kann man für man die Stärke, die zur Jagd erforderlich ist und die Stärke, die zum Überstehen einer Schwangerschaft und Geburt erforderlich ist das gleiche Wort verwenden, aber das bedeutet nicht, dass beide Arten der Stärke gleiche Fähigkeiten vermitteln. Wer einen Speer in ein Tier stoßen oder schleudern will braucht dazu gute Armmuskeln und Brustmuskeln, wer einen Menschen aus seiner Gebärmutter pressen will meiner Kenntnis nach nicht. Wer also darüber diskutieren will, dass Frauen nicht „schwach“ sind, sondern „anders stark“, der streitet nur über den Begriff der Stärke und diskutiert damit an dem eigentlichen Thema „ist der Körper des Mannes besser an die Anforderungen der steinzeitlichen Jagd angepasst als der Körper der Frau?“ vorbei.
Es scheint für manche sehr schwer zu sein die muskelaufbauende Wirkung von Testosteron zu akzeptieren, die allerdings in der Sportmedizin und der Biologie einhellige Meinung ist. Zumal diverse andere Adaptionen an die Jagd existieren: Dichtere Körperbehaarung schützen vor Kälteverlust und gegen die Witterung, dickere Haut ist unempfindlicher, die Schmerzempfindlichkeit ist gesenkt, die Risikobereitschaft wird durch Testosteron erhöht etc.
Bisher habe ich noch kein stimmiges Konzept gesehen, dass die körperlichen Unterschiede zwischen Mann und Frau erklären kann ohne dabei auf eine Arbeitsteilung abzustellen. Ich sehe auch nicht, wie diese körperlichen Unterschiede ohne einen unterschiedlichen evolutionären Druck entstanden sein sollen.
Sicher werden beide Geschlechter auch gesammelt haben. Ich kann mir auch vorstellen, dass die Frauen bei der Jagd geholfen haben, zB als Treiber. Aber das ist dennoch eine Arbeitsteilung, eben innerhalb der Jagd. Zu bedenken ist auch, dass Frauen früher mangels Verhütungsmittel wesentlich häufiger schwanger waren und schon deswegen nur sehr eingeschränkt an einer Jagd teilnehmen konnten und menschliche Kinder in der ersten Zeit erhebliche Pflege bedürfen. Die Muskeln dennoch in dieser Phase aufrecht zu erhalten, die für eine aktive Jagd erforderlich waren, wäre ein hoher Energieaufwand gewesen, der sich nicht lohnt.