Sport und Konkurrenzkampf: Unterschiede zwischen Mann und Frau

Ein Artikel im Spiegel wirft einen Blick auf das Verhältnis von Frauen im Profitennis zueinander:

Tennisspielerinnen, sagte die Serbin laut britischer „Daily Mail“ in einem Interview zum Wimbledon-Auftakt, seien nicht nur auf dem Platz Gegnerinnen, sie stünden ständig in Konkurrenz zueinander – „wer ist die Hübscheste, wer ist die Beliebteste, die Bestangezogene, über wen wird am häufigsten berichtet? Bei den Männern ist das anders, die sind alle Kumpel. Wir Frauen nicht, wir sind keine Freundinnen.“ (…) Sie erhob demnach Vorwürfe, dass in der Vergangenheit ihr Racket manipuliert worden sei, das Verpflegung gestohlen wurde und die meisten Spielerinnen „unfassbar unfreundlich“ seien. „Man müsste allein dafür eine Medaille bekommen, dass man in diesem Umfeld leben muss. Dafür, dass man das hier überlebt“, sagte Baltacha.

Interessant wären die Gründe hierfür und die Frage, ob das Verhalten auf andere Konkurrenzverhältnisse übertragbar ist. Ein paar Überlegungen:

  • Die Männer haben den Vorteil, dass Tennis, wenn auch natürlich in der Steinzeit in dieser Form nicht vorhanden, gut mit damaligen Vorgangen in Einklang zu bringen ist. In der Biologie ist es bei vielen Tieren mit langer Tragzeit so, dass die Männer ihre Stärke demonstrieren und die Frauen auswählen. Dies führt über das Prinzip der sexuellen Selektion dazu, dass die Auswahlkriterien der Frauen gleichsam einer Züchtung bedeutsam werden für die Evolution des Mannes. Die Auswahlkriterien spielen demnach eine entscheidende Rolle für den Fortpflanzungserfolg und müssen, damit sie eine tatsächliche Auswahl zulassen schwer vorzutäuschen sein (Handicap-Prinzip). Bei einem direkten Kampf der Männer untereinander  ist dieses Kriterium gegeben, was diese Art des Zeigens von Stärke im Tierreich sehr beliebt macht. Gleichzeitig ist allerdings das Risiko einer Verletzung in diesem Bereich dann sehr hoch, was zwar dem Handicap-Prinzip entspricht, den Nutzwert für den Mann aber erheblich einschränkt. Da die Konfrontation bereits wenig Manipulationsmöglichkeiten lässt bietet es sich an, den Kampf nicht um Leben oder Tod zu führen, sondern Rituale zu schaffen, bei denen die Stärken demonstriert werden, aber die Verletzungsgefahr durch Regeln vermindert wird. Sport kann daher gut als Folge dieses Prozesses dargestellt werden und ermöglicht dem Mann seine körperliche Fitness zu demonstrieren ohne ein zu hohes Verletzungsrisiko zu tragen. Sport  ist demnach geradezu für Männer gemacht.
  • Frauen hingegen können natürlich auch ihre Fitness beweisen, sie haben aber wesentlich weniger Veranlassung dies in einem direkten Wettkampf zu tun. Den kämpferische Fähigkeiten bei einer Frau waren wesentlich uninteressanter, da sie mit ihrem weniger muskulösen, dafür aber energiesparenderen Köpern einem Mann im Kampf eh unterlegen waren  und sie zudem aufgrund der Kosten einer Schwangerschaft eher aussuchten als die Männer. Frauen konnten zudem während der in der Steinzeit wesentlich häufigeren Zeit der Schwangerschaft nicht kämpfen ohne das Baby in ihrem Bauch zu gefährden.
  • Da Männer in diesem direkten Kampf standen mussten sie auch andere Konfliktbewältigungsstrategien und Deeskalationsstrategien entwickeln als Frauen. Diese werden gerne als Nachteil dargestellt, zeigen aber gerade hier ihre Wirkung und ihre Vorteile. Männer errichten gerne Hierarchien, weil dies die Anzahl der Kämpfe vermindert. Wenn stets bei jedem Treffen neu ausgefochten werden müsste, wer mehr Status hat um so die Verhältnisse gegenüber den Frauen klar zustellen, dann würden wesentlich mehr Verletzungen auftreten und wesentlich mehr Energie notwendig sein. Mit der Errichtung einer Hierachie werden diese unnötigen Kämpfe vermieden. Dadurch, dass sich die Hierarchie aus dem Kampf in der Sache ergibt kann ansonsten der Konflikt vermieden werden. Männer pflegen sich Vorfälle zudem über einen  wesentlich kürzeren Zeitraum zu merken („Vor 3 Monaten hast du dies und das gesagt“ ist ein klassischer Frauensatz) und Sachen eher auf sich beruhen zu lassen und Sachen weniger emotional zu sehen („Du hast meine Freundinnen/meine Mutter/sonstwen noch nie gemocht“) Konflikte werden damit schneller entschärft als bei Frauen, was mit den höheren Kosten echter Kämpfe bei Männern zusammen hängen dürfte. Zudem erhöht für Männer die Wertschätzung des Feindes den Wert des Sieges und die Einhaltung der Regeln und ein „fairer Umgang“ macht deutlich, dass man keine Tricks braucht um zu siegen („Ritterlichkeit“ kann danach sowohl als Bemühung angesehen werden, die Kosten gering zu halten, indem man einen Gegner nicht töten musste sondern ihn verschonen konnte aber auch als Ausprägung des Handicap-Prinzips, indem man deutlich macht, dass man trotz Einhaltung der Regeln gut genug ist um zu gewinnen).
  • Die Frauen haben aufgrund der oben angesprochenen Mechanismen den Nachteil, dass für sie der Vorteil eines gewonnen Matches wesentlich geringer ist. Martina Navrátilová war vielleicht eine der besten Tennisspielerinnen aller Zeiten und hat dafür viel Respekt bekommen. Aber im Gegensatz zu männlichen Tennisspielern wurde sie damit für das andere Geschlecht nicht attraktiver (Navratilova ist zwar lesbisch, aber das blenden wir für diese Betrachtung im Sinne der Heteronormativität einfach mal aus, weil es aus dem Gesichtpunkt der Vermarktung und als Beispiel keinen Unterschied macht). Und Attraktivität für das andere Geschlecht ist eine der wesentlichen Wertfaktoren bei der Bewertung von Menschen untereinander. Es verwundert also nicht, dass die Frauen hier weiterhin konkurrieren und dieser Wettkampf unter ihnen nicht durch Sport gelöst werden kann. Sie streiten sich vielmehr weiterhin, wer schöner ist, wer mehr sozialen Status genießt etc. Etwas ähnliches hatte ich bereits bei dem Verhältnis von weiblichen Chefs und Sekretärinnen dargestellt. [Kurzer Exkurs: Sportlerinnen müssten insbesondere wenn die Sportart viel mit räumlichen Denken zusammenhängt mit einer höheren Quote als in der „Normalbevölkerung“ lesbisch sein, da beide Eigenschaften auf ähnliche biologische Vorgänge zurückzuführen sein können (nicht müssen). Sportarten mit einem hohen Anteil lesbischer Spieler wären demnach Fußball, Volleyball, Tennis etc.]
  • Gerade weil Frauen die Hierarchien nicht errichten schwellen viele Streitigkeiten wesentlich länger vor sich hin. Statt einmal die Köpfe gegeneinander zu rammen und danach die Sache für erledigt zu erklären wird häufig eine freundliche Fassade gewahrt, dahinter aber ein sehr emotionaler Kampf gefochten. Das verlängert Kämpfe und kann zu der oben angesprochen Atmosphäre führen.