Einvernehmlicher Sex ist es, wenn keiner es bedauert

Sex im Sinne von Geschlechtsverkehr und Feminismus ist ein breites Thema. Mich erschreckt insbesondere der Umgang mit Sex und dessen Regulierung hin zu einer Abgabe aller Verantwortung an den Mann.

Das „Yes means Yes“ Konzept verdient noch eine eigene Betrachtung , sagt aber im wesentlichen, dass der Partner, der etwas nicht mag, dass nicht mehr ablehnen muss, sondern der Partner, der etwas macht, hierfür die Zustimmung des anderen einholen soll. Dadurch soll eine Welt ohne sexuelle Belästigung und Vergewaltigung entstehen. (eine kleine Diskussion über „Yes means Yes“ hatte ich bereits in einem anderen Blog in diesem und diesem Beitrag).

Nach meiner Auffassung ist den meisten Männern ein forscher Mann mit ein wenig Feingefühl wesentlich lieber als ein Mann, der für alles die Einwilligung – sei es verbal oder nonverbal einholt. Insofern geht das Konzept meiner Meinung nach an den Wünschen der Frau vorbei – wir erinnern uns: Leader of men ist anziehend und ein Anführer fragt nicht, er handelt.

Im ganzen führt das Konzept zu wesentlich weniger Sex und einem höheren Risiko des Mannes.

In einem Artikel auf feministe.us wird nun noch etwas weiter an der Schraube gedreht. Es reicht nicht mehr aus, wenn die Frau „Ja“ sagt, der Mann muss nunmehr auch noch sicher sein, dass sie es auch wirklich genießen wird und nicht am nächsten Morgen ein schlechtes Gewissen hat.

Die Autorin verweist auf einen Vorfall, bei dem sie auf die Bitte hin ihm einen zu blasen zweimal nein gesagt hat und dann schließlich recht zögernd eingewilligt hat.

Sex borne of manipulation is not consensual. It’s not necessarily physical force, not drugs to ply the victim, but it’s an exercise of power in a very traditional sense: using emotional power derived from the manipulation of privilege – working that privilege to extract a yes out of no.

Erst gibt sie an, dass sie es damals nicht als Vergewaltigung gesehen hat und es heute auch noch so sieht. In ihrer Argumentation verwischt dies aber immer mehr.

I’m not trying to say that every single instance of a yes extracted from a no is necessarily rape. If someone didn’t initially want to do it, but was sufficiently convinced by their partner and ended up really enjoying it, awesome, and more power to that couple. [And in this situation, if the initiating partner wants to make sure that their more reluctant partner is cool with proceeding, they only need ask, “are you sure? We really don’t have to.” Though, I suppose, this assurance could also be a part of manipulation. The definition is not up to the initiating partner.]

Also: Wenn sie sich am nächsten Morgen gut fühlt und der Sex gut war ist es okay, wenn er aber schlecht war, dann könnte es schon Sex ohne Einwilligung gewesen sein.

Die Nachfrage „are you sure? We really don´t have to“ kommt meiner Meinung nach im Bett nicht so gut. Es drückt eher Schwäche aus und führt dazu, dass die Frau sich aktiv für Sex entscheiden muss, was eher zu Last Minute Resistance führt. Vertrauen kann man meiner Meinung nach eher aufbauen, indem man der Frau deutlich macht, dass man jederzeit aufhört, wenn sie „Nein“ sagt.

Was aber, wenn der Sex nicht gut war oder eine der Personen den Sex bedauert:

But if the person felt bad, felt used, felt regret, during and after the experience? That indicates a lack of consent to me. Folks are allowed to define their own experiences and their own oppression, but when those instances are described to me, they sure sound a lot like rape. When I think back on my experiences years ago now, it feels like I’ve been assaulted.

Nunmehr sind wir also trotz Zustimmung bei einem Angriff auf sie. Weil es ihr am nächsten Tag Leid tat. Es „klingt sehr wie Vergewaltigung“ für sie. Später dann sagt sie, dass sie nicht dafür ist, dieses System Gesetz werden zu lassen, aber nur, weil sie dem Gerichtssystem eh nicht traut. Eigentlich ist sie also dafür. Das damit der Mann mit einem Bein im Gefängnis steht, wann immer er Sex hat (schließlich verweist sie selbst darauf, dass auch die Nachfrage, ob sie wirklich will, schon Manipulation sein kann) wird nicht weiter behandelt.

Der Schlußsatz lautet:

The emphasis should not be on the technical yes, the coerced “consent”, but on the feelings and experiences of victims, of survivors, of people who have been used and abused through manipulation, which leaves no mark.

Die Bezeichnung von Leuten, die am nächsten Tag den Sex Bedauern als „Survivors“ überrascht nicht, dass ist man im US-Feminismus schon ab einer sexuellen Belästigung. Die Gleichstellung mit Vergewaltigungsopfern allerdings finde ich höchst bedenklich. Das man auf diesem Weg schnell bei einer „Rape Culture“ ist verwundert nicht.

Nachtrag: Ein paar Links zum Thema: