„Emma-Feminismus“ vs „Netzfeminismus“: EMMA bezeichnet Anne Wizorek, Jasna Strick, Teresa Bücker etc als Hetzfeministen

Die EMMA hat einen bemerkenswerten Artikel über den „Netzfeminismus“, dort als Hetzfeminismus bezeichnet, geschrieben:

Es gibt eine Welt, in der eine Minderheit agiert und von der die Mehrheit nichts ahnt. Das ist die Welt der so genannten Netzfeministinnen. Es ist gar nicht so leicht, sich in dieser Welt zurechtzufinden. Denn dort spricht frau in Dogmen und Rätseln, Sternchen und Unterstrichen. Die Sprache dieser Netzfeministinnen ist so normiert und spezialisiert, dass auch Akademikerinnen kaum folgen können.

Es wundert mich immer wieder, wie wenig Feministinnen an der Darstellung der anderen Meinungen aus dem Feminismus interessiert sind. Der tatsächliche Unterschied in den jeweiligen Theorien wird kaum benannt, es werden eher die Folgen, die Begleitumstände genannt statt mal ganz deutlich die Unterschiede darzustellen:

Der Feminismus nach Schwarzer baut auf Beauvoir und später dann Dworkin und Co auf, er sieht Frauen und Männer als gleich an und meint, dass sie ich in einem Machtkampf befinden, bei dem die Frau gegenwärtig unterdrückt wird un aus dem sie sich befreien möchte. Agierende sind im wesentlichen Männer und Frauen, Transsexuelle oder Homosexuelle oder Hautfarben spielen für diesen Kampf nur sehr eingeschränkt eine Rolle.

Im intersektionalen Feminismus findet sich hingegen eine Einteilung in Privilegierte und Unterdrückte, wobei diese Einteilung in ihrer binären Form über alle Kategorien vollzogen wird und daher in einer Person in der Kategorie Geschlecht eine Unterdrückung vorliegen kann (etwa: Frau), in einer anderen Kategorie wie zB Rasse aber eine Privilegierung (etwa: Weiß). Diese verschiedenen Unterdrückungen können sich gegenseitig beeinflussen, eine schwarze Behinderte Frau kann also durch das Zusammentreffen der Nachteile noch anders betroffen sein als bei der Einzelbetrachtung der Merkmale.

Die Idee im Schwarzer Feminimus ist, dass man sich die Macht erkämpfen muss, die Idee im intersektionalen Feminismus ist, dass man die Gesellschaft so ändern muss, dass die Gesellschaft bestimmte Privilegierungen nicht mehr zuweist. Das soll unter anderem auch dadurch erreicht werden, dass man die Kategorien an sich angreift und etwas „Geschlechterverwirrung“ stiftet.

In der ersten Ausrichtung nach Schwarzer ist die Welt recht klar: Man gewinnt den Kampf gegen den Mann nicht, wenn man Sternchen und Unterstriche verwendet und es macht keinen Sinn sich gegenüber fremden Kulturen zurückzuhalten, wenn Männer sich dort schlecht gegenüber Frauen benehmen, weil der Kampf ja weltweit zwischen Männern und Frauen geführt wird.

In der zweiten Ausrichtung bringen Sternchen und Unterstriche hingegen eben Verwirrung, weil Sprache die Kategorien schafft und man ja umerziehen möchte, die Leute aus den Kategorien befreien möchte. Der Vorwurf in einer der anderen Kategorien selbst Schuld an einer Unterdrückung zu sein, gerade wenn man in dieser Privilegiert ist oder jemanden verletzt zu haben wiegt zudem schwerer, weil Leute mit Privilegien eben nichts zu sagen haben. Leute ohne Privilegien in der Kategorie hingegen geben sich der Identitätspolitik hin und stellen darauf ab, dass nicht sie sich ändern müssen, sondern die anderen eben ihre Privilegien abgeben müssen.

Es ist eine geschlossene und begrenzte Welt. Eine coole, hippe Welt. Doch die Regeln in dieser Welt sind uncool. „Sprachverstöße“ werden erbarmungslos geahndet. Wer Sprachverstöße „bei anderen“ auch nur ignoriert, wird zur „Mittäter_in“. Artikel werden mit „Triggerwarnungen“ versehen, um die „Leser_in“ darauf vorzubereiten, dass es gleich um etwas Heikles geht, wie zum Beispiel eine V*rg*w*lt*g*ng. Manchmal wird „Unangenehmes“ auch gar nicht erst erwähnt – um den Vorfall nicht zu „reproduzieren“.

Es ist schon amüsant, wenn die EMMA Leuten vorwirft zu radikal zu sein: Denn auch bei ihnen werden Verstöße gegen Regeln erbarmungslos geahndet, sie haben nur andere Tabus aufgestellt. Mit jemanden aus dem EMMA-Bereich wird man eben nicht darüber reden können, dass es „Sexarbeit“ gibt und das eine Frau sich für die Prostitution freiwillig entscheiden kann.

Vor allem, wenn es sich um „Rassismen“ gegen PoC bzw. WoC handelt (das ist die Abkürzung für „People of Colour“ bzw. „Women of Colour“), also Menschen, die „nicht-weiß“ sind. Im Gegensatz zu „weiß Positionierten“. Und weiß schreibt frau jetzt auch kursiv, „da gesellschaftlich wirkungsvolle Kategorien beschrieben werden sollen und keine äußerlichen Zuschreibungen“. Das weiß inzwischen sogar Wikipedia.

Das Thema „Rasse“ könnte in der momentanen Situation neben vielleicht noch der Transsexualität in der Tat das sein, welches diese beiden Arten des Feminismus am meisten spaltet. Denn über die anderen Kategorien macht es im intersektionalen Feminismus den Kampf gegen den Sexismus zu etwas anderem, bei dem man plötzlich selbst aufpassen muss nicht der Böse zu sein, weil man andere Kulturen nicht respektiert und seine eigene privilegierte Stellung nicht erkennt. Wo ein Schwarzer-Feminismus sagt, dass es doch ganz egal ist, ob ein Mann, der sich nicht richtig verhält, schwarz oder weiß ist, wirft der intersektionale Feminismus ein, dass dort doch irgendwie alles aufgrund des Zusammenspiels zweier Kriterien ganz anders sein und man als Weißer ja auch mit Schuld daran sei, dass der PoC sich so verhalte, weil diese toxische Männlichkeit eben nur Folge des Kolonialismus ist. Worauf der Schwarzer-Feminismus sagen würde, dass ihm doch egal ist, wo es herkommt, solange der Typ sich falsch verhält. Woraufhin der intersektionale Feminismus einschreiten muss, weil Kategorien mißachtet werden und der Vorwurf des Rassismus droht und so weiter.

Geht es in dieser kleinen – aber medial sehr präsenten – Welt also nur um Formalitäten? Oh nein! Es geht auch um Inhalte, um Politik. Es geht um Deutungshoheit, nicht nur gegenüber den Medien, sondern auch innerhalb der feministischen Szene.

Wenn man totalitäre Ideologien, die sich eine logischen Überprüfung verschließen, errichtet, dann ist es eben nicht verwunderlich, wenn dort verschiedene Strömungen entstehen, die beide jeweils keine Abweichungen vom richtigen Weg akzeptieren. Schwarzer verkennt aber, dass die intersektionale Szene nicht um Macht kämpft, sondern schlicht missachtet und ignoriert – hier gilt noch stärker als im eher streitbaren Schwarzer-Feminismus, dass man nicht mit den Schmuddelkindern spielt und ihnen daher auch keinen Raum gibt, indem man auf sie erwidert. In der Hinsicht sind intersektionale Feministen in der Tat noch ausgrenzender als Schwarzerfeministen, weil sie es nach ihrer eigenen Ideologie sein müssen.

Diesem „liberalen Feminismus“, der aus Amerika zu uns geschwappt ist, geht es in erster Linie um persönlichen Erfolg, Anti-Rassismus und die Vielfalt der sexuellen Identitäten. Die Klassenfrage, die heute so genannte soziale Frage, spielt in diesen Kreisen kaum eine Rolle. Zumindest in der Praxis nicht, auch wenn theoretisch gerne vom „Klassismus“ geredet wird.

Den intersektionalen Feminismus als „liberal“ zu bezeichnen hat etwas ironisches. Es muss dem Schwarzer-Feminismus vielleicht so vorkommen, weil er viele Beschränkungen ablehnt, doch eben nur in bestimmte Richtungen. In der Tat ist der intersektionale Feminismus liberaler, was den größten Feind des Schwarzer-Feminismus, die Prostitution angeht, aber das folgt eben daraus, dass er lediglich Verhaltensvorschriften für Frauen, was Sexualität angeht, ablehnt, es sei denn man propagiert so etwas wie eine monogame Beziehung mit einem Mann. In dem Bereich muss man sich dann schon bewußt machen, dass man privilegiert ist und andere es schwerer haben und sein Leben bitte darauf ausrichten, die eigene Privilegierung abzubauen und der Mann muss eben auch lernen, wie er sich da richtig verhält und auf wie viele Arten er dabei sexistisch sein kann.

Und wenn diese Netzfeministinnen finden, dass die anderen die falsche Position haben, dann verbieten sie ihnen eben einfach den Mund, mehr noch: Sie diskreditieren sie. Am liebsten als „Rassistinnen“. Die Femen zum Beispiel. Die haben die falsche Position. Und vielleicht haben sie in den Augen der Netzfeministinnen auch zu viel Aufmerksamkeit erregt.

„Die Blackfacing-Aktion der Femen hat uns endgültig gezeigt, dass wir keine Slutwalks mehr organisieren wollen.“

Zum Beispiel 2012 auf dem so genannten Slutwalk, diese aus Kanada herüber­geschwappte „Schlampen“-Demo gegen sexu­elle Gewalt. Die Proteste waren 2011 in Toronto gestartet. Ausgelöst von dem Polizeibeamten Michael Sanguinetti, der in einem Vortrag vor StudentInnen erklärt hatte: „Frauen sollten vermeiden, sich als Schlampen zu kleiden, um nicht zu Opfern zu werden.“ Aus Protest gingen am 3. April 2011 über 3.000 Frauen (und einige Männer) auf die Straße, Motto: „My dress doesn’t mean yes!“ Mein Kleid ist keine Einladung. Die Kanadierinnen hatten einen Nerv getroffen. In den folgenden Monaten : Slutwalks weltweit.

Bei dem Slutwalk am 15. September 2012 in Berlin marschierten mehrere Femen mit. Sie hatten sich das Gesicht und den bloßen Oberkörper schwarz angemalt, um so gegen die Verschleierung und Unterdrückung von Frauen in den islamistischen Ländern zu protestieren.

Als Fotos von dem Slutwalk auf Facebook erschienen, darunter die schwarz angemalten Femen, brach ein Sturm der Empörung, ein Shitstorm los. „Blackfacing!“ lautete der Vorwurf. Blackfacing. So nannte man das früher am Theater: Weiße Darsteller malten ihre Gesichter schwarz an und gaben so den – meist lächerlichen – Schwarzen. Diese Praxis ist heute geächtet.

Den Femen allerdings war es gar nicht um schwarze Frauen gegangen, sondern um schwarz verschleierte Frauen. Doch da die ­Organisatorinnen des Slutwalks den Femen-Auftritt „nicht verhindert“ hatten, folgte ­umgehend eine Abmahnung auf der Fünf-Jahres-Feier des Bloggerinnen-Kollektivs Mädchenmannschaft.

Doch auch bei diesem Tribunal hätten sich „die Organisator_innen von Slutwalk Berlin wiederholt rassistisch geäußert“ und „weiße Dominanz und Abwehr reproduziert“, rügte die Mädchenmannschaft. Im Januar 2013 schrieb EMMA, das Tribunal erinnere sie an „Schauprozesse in der stalinistischen und maoistischen Ära“.

Das war der letzte Slutwalk in Berlin. Im Sommer 2013 erschien auf der Slutwalk-­Facebook-Seite das reuige Statement: „Die ‚Blackfacing-Aktion‘ der Femen auf dem Slutwalk 2012, von der wir uns leider nicht rechtzeitig distanziert haben; die wir am Anfang sogar noch in Schutz genommen haben, weil wir sie nicht verstanden haben – obwohl wir Blackfacing jetzt erst recht schlimm finden! – und die zu Recht zu vielen Diskussionen und zu einer harschen Kritik auch am Slutwalk Berlin führte, hat uns endgültig gezeigt, dass wir keinen Slutwalk mehr organisieren wollen.“ Damit war der einzige organisierte, feministische Protest beerdigt. Von linken Rechtgläubigen.

Ach ja, dass war auch ein schöner Krieg, der mal wieder deutlich macht, dass intersektionaler Feminismus einfach nicht funktionieren kann, weil er dazu einlädt, dass Leute sich gegenseitig zerfleischen und sich vorhalten, dass sie Nicht gut genug sind.

Wiederum ist es aus der Sicht des intersektionalen Feminismus ganz klar: Das Gesicht schwarz anmalen geht als weißer nicht, was man auch immer damit bezwecken will, Denn ihr erster Augenmerk muss nicht auf einer potentiell anderen Aussage liegen, sondern darauf, ob es Gefühle Nichtprivilegierter verletzen kann und das ist aufgrund des Umstandes, dass mit Blackface früher Schwarze ausgeblendet und als Stereotype dargestellt worden sind, eben der Fall. Aus Sicht des Schwarzerfeminismus spielt das keine Rolle, viel wichtiger ist, dass man damit im Kampf um Frauenrechte weiterkommt, weil die Burka in der Hinsicht nicht hinzunehmen ist.

Und heute, vier Jahre später? Die derzeit medial präsenteste Netzfeministin heißt Anne Wizorek. Sie war beim Start der Slutwalks dabei, hat 2013 den Hashtag #aufschrei erfunden und gilt als „Gesicht des neuen Feminismus“ (Kölner Stadt-Anzeiger). Mit ihrem Buch „Weil ein #Aufschrei nicht reicht – für einen Feminismus von heute“ tourt die Studienabbrecherin, die auf ihrer Website als Beruf „Digital Media Consultant“ und „Speaker“ angibt, durch linke und liberale Medien und Parteiveranstaltungen: von der SPD, über den Deutschen Gewerkschaftsbund und die Friedrich-Ebert-Stiftung (SPD) bis hin zur Rosa-Luxemburg-Stiftung (Die Linke) und Heinrich-Böll-Stiftung (Grüne).

Das muss Schwarzer schmerzen. Der Staat verrät sie und unterstützt großzügig eine andere, die aus ihrer Sicht nichts kann. Interessiert hat mich als ich das gelesen habe, was Schwarzer eigentlich für einen Abschluss hat:

Schwarzer besuchte die Handelsschule und arbeitete einige Jahre im kaufmännischen Bereich. 1963 ging sie nach Paris, wo sie die französische Sprache erlernte, und kehrte 1965 nach Deutschland zurück. Sie volontierte bei den Düsseldorfer Nachrichten und ging 1969 als Reporterin zur Zeitschrift Pardon. Von 1970 bis 1974 arbeitete sie in Paris als freie politische Korrespondentin für Radio, Fernsehen und Zeitschriften. Ihr Spezialgebiet waren „die Folgen von 68 im politischen, sozialen und kulturellen Bereich“. An der Universität Vincennes, die auch Studenten ohne Hochschulreife aufnahm,[2] studierte sie von 1970 bis 1974 ohne Abschluss Psychologie und Soziologie,[3] unter anderem bei Michel Foucault.

Also auch eine „Studienabbrecherin“, die dann Journalistin geworden ist. Sie sieht sich aber wahrscheinlich vollkommen anders.

„Rechtskonservative und einige Feministinnen nutzen die Geschehnisse von Köln für rassistische Hetze.“ (Anne Wizorek)

Was die 35-jährige Wizorek zu sagen hat? Über die Burka zum Beispiel das: „Ich finde es immer schwierig, wenn westliche Feministinnen ihre Vorstellung von Befreiung auf Frauen übertragen, von deren Lebensrealität sie wenig wissen (…) Kleidungsstücke sind eigentlich nicht der Punkt.“ (Stern, 2014). Und ein Burkaverbot? Das findet Wizorek einfach nur „kontraproduktiv“, denn das nähme den Frauen ja die Möglichkeit, „sich emanzipieren zu können“. Der Burkini, diese Bade-Burka, ist für Wizorek gar ein regelrechtes „Emanzipationswerkzeug“ (N24, 2016).

Da ist der intersektionale Feminismus in der Tat mit am schwächsten ausgestellt: Er schafft es nicht einheitliche Bewertungen anzustellen, verurteilt im Westen, dass man nicht nackt rumlaufen darf, in anderen Kulturen aber scheut er sich davor, wesentlich striktere Kleidungsvorschriften und deren kulturelle und religiöse zwangsweise Durchsetzung als Problem zu benennen, weil diejenigen Angst haben, dass sie damit rassistisch sein könnten. Eine einfache Abgrenzung wie „Jede Frau hat das Recht eine Burka zu tragen, man sollte aber gegen jeden, auch kulturellen oder religiösen Zwang vorgehen eine solche tragen zu müssen“ würde ihnen nie über die Lippen kommen. Das ist um so verwunderlicher, wenn sie ansonsten überall Unfreiwilligkeit annehmen, nur eben dann nicht bei anderen Kulturen, bei denen dann anscheinend internalisierte Frauenfeindlichkeit keine Rolle mehr spielt und man die Frauen nicht unterstützen darf.

Ähnlich tönte das #ausnahmslos-Bündnis, das Wizorek u.a. zusammen mit der orthodox-muslimischen Bloggerin Kübra Gümüşay im Januar 2016, ein paar Wochen nach der Kölner Silvesternacht, initiiert hatte. Motto: „Gegen sexualisierte Gewalt und Rassismus.“ Darin heißt es: „Sexualisierte Gewalt darf nicht nur dann thematisiert werden, wenn die Täter die vermeintlich ‚Anderen‘ sind: die muslimischen, arabischen, schwarzen oder nordafrikanischen Männer – kurzum, all jene, die rechte Populist_innen als ‚nicht deutsch‘ verstehen.“

Wie bitte? Ausgerechnet Feministinnen hätten bisher nichts gesagt über die sexuelle Gewalt der weißen oder gar eigenen Männer? Die 1981 in der DDR geborene Wizorek scheint wenig zu wissen von dem Kampf der Feministinnen im Westen gegen männliche Gewalt seit Mitte der 1970er Jahre. Oder weiß sie es besser und hat Gründe, es zu ignorieren?

Auch interessant: Die Autorin greift lediglich die Botschaft auf, dass man nicht genug protestiert hat. Die Unterscheidung, die eigentlich im Kern des Vorwurfs des intersektionalen Feminismus steht, nämlich das weiße Männer privilegiert werden und deren Taten verschwiegen werden, lässt man unangetastet. Natürlich darf aber auch der Schwarzer-Feminismus hier die Lage vorher nicht als unbedrohlich ansehen, denn auch dieser Feminismus arbeitet ja mit besonders hohen Opferzahlen, die seine Existenz rechtfertigen.

Das #ausnahmslos-Bündnis apropos Silvester belehrend weiter: Die sexuelle Gewalt dürfe „auch nicht nur dann Aufmerksamkeit finden, wenn die Opfer (vermeintlich) weiße Cis-Frauen sind“. Für Nicht-Eingeweihte: Cis-Menschen sind alle, bei denen das biologische Geschlecht und die Geschlechterrolle übereinstimmen, also Sex gleich Gender – im Gegensatz zu manchen Homosexuellen oder transsexuellen Menschen.

„Rechtskonservative, und leider auch einige Feministinnen, nutzen die Geschehnisse in Köln für rassistische Hetze“, erklärte Anne Wizorek in der Frankfurter Rundschau. Für alle, die noch nicht verstanden haben: Mit den „einige Feministinnen“ ist Alice Schwarzer gemeint, die laut Wizorek die „rassistische Grundstimmung anheizt“. Und das vor allem, seit sie gewagt hat, öffentlich eine Evidenz zu sahen: Nämlich, dass die Täter der Kölner Silvesternacht überwiegend Marokkaner und Algerier waren.

Und das ist im intersektionalen Feminismus eben bereits Rassismus (es kann auch abseits davon Rassismus sein, wenn man zB alle Marokkaner oder Algerier zu Vergewaltigern erklärt oder ähnliches). Im intersektionalen Feminismus muss eben immer der weiße Mann der Böse sein, über ihn dürfte man entsprechendes problemlos behaupten, im Schwarzer-Feminismus reicht es, wenn der Böse männlich ist.

„Ich muss sagen, dass mich Alice Schwarzer nicht beeinflusst hat“, erzählt die 35-Jährige JournalistInnen neuerdings gerne. Früher tönte das anders. Als der Kölner Stadt-Anzeiger im Januar 2013 auf dem Höhepunkt der #aufschrei-Debatte Wizorek gegen Schwarzer ausspielte, hatte Anne noch an die „liebe Alice“ geschrieben: „Über diesen unsäglichen Artikel habe ich mich bereits bei der Autorin beschwert. Sie hat Aussagen von mir verdreht und war ganz offensichtlich bereits mit einer fertigen Story im Kopf zum Interview gekommen. Bitte lass durch diesen Artikel keinen falschen Eindruck entstehen.“ Und weiter: „Mir liegt hier auch jeglicher Genera­tionsgrabenkampf fern, und ich finde es so unglaublich billig, dass einige ihn nun wieder herbei inszenieren wollen.“

Auch das wird innerhalb der Emma schwer verdaulich gewesen sein: Eine deutsche Feministin erklärt, dass Schwarzer sie nicht beeinflusst hat? Schwarzer, die im wesentlichen über lange Zeit alleine DER Feminismus in Deutschland war. Das muss undankbar und in der Sicht auch unvorstellbar wirken, als Angriff über eine Lüge, wie sie frecher nicht sein kann. Deswegen empfindet man dort auch die nachfolgenden Sätze als so falsch, weil sie ja hier erkennbar mit falschen Mitteln einen Generationsgrabenkampf führen möchte, indem sie die Verdienste von Schwarzer, die aus Emma-Sicht gar nicht nicht der wesentliche Einfluss sein können, leugnet. Das Beauvoir und Co, auf denen Schwarzer aufbaut, inzwischen im modernen Feminismus in der Tat kaum noch eine Rolle spielen, selbst der Einfluss Butlers, der bei Schwarzer schon keine Rolle spielt,  zugunsten anderer intersektionaler Theorien zurücktritt und damit diese Theorien tatsächlich kein wesentlicher Einfluss sind geht versteht man da wohl auch nicht.

„Der Schock“ von Alice Schwarzer ist eine rassistische Hass-Schrift“, ist Hatespeech im Feminismus-Mantel“. (Missy)

Ein erstaunlicher Gesinnungswandel. Was mag dahinter stecken?

Ähnlich verlief auch der Gesinnungswandel des Missy Magazine. Beim Start 2008 verstand sich das Blatt noch als Organ „feministischer Popkultur“; inzwischen hat es den Anspruch, auch die „Politik“ abzudecken und gilt als das Verlautbarungsorgan des „jungen Feminismus“.

Im Sommer 2016 bezeichnete Missy Online das von Alice Schwarzer apropos der Kölner Silvesternacht herausgegebene Buch „Der Schock“ als „rassistische Hassschrift“ und „Hatespeech im Feminismus-Mantel“. Gelesen haben kann die Missy-Autorin Mithu Sanyal das Buch nicht. Sonst könnte sie nicht übersehen haben, dass vier der acht AutorInnen in dem Buch MuslimInnen sind, darunter auch solche, deren Leben Islamisten mit Todes-Fatwas bedrohen. Und dass alle vier, ganz wie Herausgeberin Schwarzer, der Überzeugung sind, dass die islamistische Verhetzung der Männer – nicht der Islam! – an diesem Abend eine Rolle gespielt hat.

Der Vorwurf, dass sie das Buch nicht gelesen hat, mag richtig sein, aber die Autorin hat anscheinend auch nichts über den intersektionalen Feminismus gelesen: Denn natürlich kann ein Buch auch eine rassistische Hassschrift gegen Muslime sein, wenn es von Musliminen geschrieben wird, weil diese dann eben einer Gehirnwäsche unterliegen, leider nicht die Wurzel der Unterdrückung erkennen, was eben am kolonialen Einfluss oder an den Weißen oder an internalisierten Muslimenhass liegt. Den auch hier gilt, dass man nicht irgendwelchen Muslimen zuhören soll, sondern den ideologisch richtigen, die die kulturelle Eigenständigkeit betonen und anführen, dass Weiße (oder von diesen beeinflusste Leute) sich da nicht einzumischen haben.

Doch auch bei Missy hatte das schon mal ganz anders geklungen. „Liebe Frau Schwarzer“, hatte Missy-Gründerin Chris Köver anno 2008 geschrieben apropos der Hetze in den Medien über „Jung-Feministinnen versus Alt-Feministinnen“: „Das ist eine Scheindebatte, bei der es vor allem darum geht, feministisch denkende Frauen gegeneinander auszuspielen. Wir möchten da nicht mitspielen. Die EMMA und die gesamte zweite Welle des Feminismus hat uns stark geprägt. Wir sehen unseren Feminismus und unser Magazin als eine Fortsetzung Ihrer Arbeit, nicht als Gegenentwurf (…) Wir stehen auch in Kontakt mit zwei der Autorinnen des Buches ‚Wir Alphamädchen‘. Wir haben alle das Gefühl, dass es viele Missverständnisse gibt.“

2008 ist ja auch Ewigkeiten her. Gerade im Internetzeitalter. 2008 befand sich der intersektionale Feminismus noch in seinen Anfängen. Heute ist die diesbezügliche Theorie ganz anders aufgebaut und die Szene radikalisiert. Und demzufolge tritt man natürlich auch ganz anders auf: Wo man vorher noch der Underdog war ist man nunmehr der Favorit. Inzwischen haben sich die Theorien weiterentwickelt, die Fehler des „alten“ Feminismus gegenüber dem intersektionalen Feminismus sind dort deutlich geworden und der Vorwurf der Nichtbeachtung der anderen Kategorien hat wesentlich mehr Gewicht erhalten.

Es ist in Hinblick auf den Vorwurf, dass die EMMA längste veraltet und nicht mehr auf dem Stand der Zeit ist, nicht mehr maßgeblich für den Feminismus ist, interessant, dass die Verteidigung der EMMA im wesentlichen „Aber vor 8 (!) Jahren fandet ihr mich doch auch noch toll“ ist. Besser kann man eigentlich kaum betonen, dass man in der Vergangenheit lebt.

Das Gefühl hatte EMMA auch. Und schon bei den Alphamädchen, die die Medien nach den Girlies und vor den Netzfeministinnen gefeiert hatten, hatten auch wir die ­innerfeministischen Misstöne bedauert. Wir gaben den Missys also verlegerische Tipps und luden Chris Köver und Kolleginnen ein.

Irgendwann kamen die Missy-Macherinnen nach Köln. Das an diesem Tag geführte Gespräch schaffte es im März 2011 auf den EMMA-Titel, Schlagzeile: „Kein Bock auf Spaltung!“ Auf dem Cover: Chris Köver, Stefanie Lohaus und Katrin Rönicke (die damals noch für die Mädchenmannschaft bloggte). Schulter an Schulter mit den EMMAs.

Dazu hatte ich sogar etwas geschrieben. Da war es noch ein Komplott, mit dem die Feministinnen gegeneinander ausgespielt werden sollten. Ich fand damals (in einem Kommentar unter dem Beitrag) das mit dem Artikel verlinkte Bild interessant:

Ich finde in dieser Hinsicht auch das Foto recht interessant. Schwarzer natürlich in der Mitte, wie es ihrem Stand als ungekrönte Königin des Feminismus gebührt, lässig den Arm auf eine der anderen Frauen gestützt (übrigens auch eine nette Dominanzgeste). Die beiden Frauen links und recht sind auf sie bezogen, rahmen sie ein, weil sie ihr zugewandt sind, die unteren gucken bis auf die Linke (auch von der Emma) nicht in die Kamera, das ganze Foto ist auf Schwarzer zentriert. Hat sie gut gemacht/ausgesucht.

Auch damals war es eine Audienz bei der Königin, die jungen Feministinnen kamen zu ihr und sie gab huldvoll Tipps. So hätte es Schwarzer sicherlich gerne wieder. Denn das sind auch ihre Bedingungen dafür, dass man keinen Streit hat: Man erkennt ihren Status an. Da wird sie inzwischen schlechte Karten haben.

Wir EMMAs fanden das gut. Die Missys aber bekamen noch vor Erscheinen der EMMA-Ausgabe kalte Füße. Was war der Grund? Über die Facebook-Seite des Magazins ergossen sich Hasstiraden. Tenor: „Wie könnt ihr euch mit diesen Rassistinnen verbünden?“

Mit „Rassistinnen“ waren wir EMMAs gemeint. Grund: Unsere seit 1979 veröffentlichte Kritik am Islamismus, dem politisierten Islam. Doch die BefürworterInnen des Islamismus sind seit Jahrzehnten sehr präsent an den deutschen Universitäten und in der Internet-Szene, vor allem die KonvertitInnen. Jede Kritik am Islamismus wird von ihnen mit dem Rassismus-Hammer erschlagen. Das scheint Wirkung zu zeigen.

Ich habe es oben schon einmal angesprochen, dass ich es erstaunlich finde, dass die EMMA-Feministinnen anscheinend das Konzept, dass dahinter steckt, nicht verstehen oder nicht ansprechen können. Es sind nicht schlicht Islambefürworter und KonvertitInnen, die zuschlagen, der intersektionale Feminismus selbst hat es die Unfähigkeit, Leute aus nichtweißen, nichtwestlichen Staaten zu kritisieren, als festen Bestandteil seiner Theorien eingebunden, weil es als etwas verstanden wird, was weißen nicht zusteht und was PoCs nicht gegen sich selbst richten, weil sie ja schon Weiße als Sündenböcke haben. In diesen Theorien kann man virtue Signalling damit betreiben, dass man alle Kritik von Nichtweißen fernhält, also wird niemand selbst Kritik an Nichtweißen vorbringen (allenfalls an Nichtweißen, die Weiße Theorien vertreten).

Neulich hat Stefanie Lohaus von Missy, ebenfalls im #ausnahmslos-Bündnis, mal wieder jemand die „Alice-Schwarzer-Frage“ gestellt. Die bekommen „Feministinnen alle sehr häufig gestellt“, klagt die Interviewte in einem Video auf YouTube. Um sodann in aller Ausführlichkeit zu erklären, warum Schwarzer für sie „kein Vorbild“ sei: „Da ist zum einen ihre Haltung zum Kopftuch, auch ihre Haltung zur Sexarbeit, das sehe ich ganz anders als sie. Auch ihre Position zu Hausfrauen … Sie verfolgt eben einen sehr universalistischen Feminismus, wo sie ansagt, wie Frauen sich verhalten sollen. Und mein Ansatz ist eher, Frauen zu ermächtigen, eigene Entscheidungen zu treffen, freiwillig.“

Und auch dort kann man die Unterschiede nicht wirklich benennen. Denn auch der intersektionale Feminismus sagt ja Frauen und Männern, wie sie sich verhalten sollen, er hat nur in Teilen breitere Möglichkeiten korrekten Verhaltens. Mit universalistisch ist wohl der Punkt gemeint, dass man anderen Kulturen nicht vorschreiben darf, was richtig und falsch ist, was allerdings auch nur bei bestimmten Kulturen praktiziert wird, die „Nichtwestlich“ und „nichtweiß“ sein müssen. Die Idee, dass der intersektionale Feminismus Frauen ermächtigen will, eigene Entscheidungen zu treffen, ist auch ein Euphemismus, denn „eigene Entscheidung“ bedeutet dort ja, dass sie die Entscheidung treffen, die der Feminismus als einzige richtige Antwort einer freien Entscheidung anerkennt. Bei allem anderen gilt es „Privilegien zu hinterfragen“ oder „toxische Maskulinität“ oder „internalisierte Frauenfeindlichkeit“ oder was auch immer der passende Begriff ist.

Allerdings haben sie recht, wenn sie feststellen, dass Schwarzer in diesen Theorien schlicht keine Rolle spielt und sogar schädlich ist.

Ermächtigen. Freiwillig. Auch so Zauberformeln. Mit diesen Positionen weist Lohaus sich als Vertreterin des so genannten „liberalen Feminismus“ aus. Der besteht im Kern darin, dass alles, was eine Frau „freiwillig“ tut, gut ist. Die Analyse der Kausalität zwischen ­äußeren und inneren Zwängen, die zu Beginn der Frauenbewegung selbstverständlich war, scheint für diese Feministinnen verloren gegangen zu sein (siehe auch Meghan Murphy).

Diese Analyse hat der Feminismus immer willkürlich vorgenommen: Frei war, was ins Dogma passte, unfrei war alles andere. Aber andere Dogmen bedingen andere Vorstellungen des richtigen Verhaltens.

„Ich bin sicher: Einige dieser Musliminnen können Kaffee durch den Schleier trinken.“ (Stevie Schmiedel von Pinkstinks über die Burka)

Und dann ist da auch noch Stevie Schmiedel von Pinkstinks. Schmiedel hatte im Jahr 2012 die Initiative gegen sexistische Werbung aus Großbritannien nach Deutschland geholt. Inzwischen ist Schmiedel nicht nur Pro-Prostitution, O-Ton: „Es muss möglich sein, selbst zu entscheiden, ob man lieber als Escort oder als Putzhilfe sein Studium finanziert.“ Sie ist auch pro Vollverschleierung, O-Ton: „Ich bin sicher: Einige dieser Muslim*innen können Kaffee durch den Schleier trinken. Sie können sogar selbst entscheiden, handeln und bestimmen, wie Feminismus für sie aussieht und aussehen wird.“

Prostitution ist beispielsweise ein Beispiel dafür: In Schwarzers Welt ist eine freiwillige Prostitution unvorstellbar. In der Welt des intersektionalen Feminismus nicht. In der Welt des intersektionalen Feminismus muss auch der Schleier dem Grunde nach freiwillig sein, wäre er es nicht, dann müsste der intersektionale Feminist ja gegen ihn sein und das kann er nicht.

Im Jahr 2015 wurde Pinkstinks mit 64.000 Euro vom Frauenministerium gefördert. Anne Wizorek wurde in die „Sachverständigenkommission für den 2. Gleichstellungsbericht der Bundesregierung“ berufen.

Und Schwarzer hat auch genug Geld vom Staat erhalten, man denke nur an den Frauenmediaturm:

Die Zuschüsse der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen für das Feminismus-Archiv betrugen ab 2008 210.000 Euro jährlich aus dem Etat von drei Ministerien. 2011 wurden sie auf 70.000 Euro gekürzt. Die rot-grüne Landesregierung begründete das unter anderem damit, dass ein öffentlich gefördertes Archiv „öffentlich zugänglich“ sein müsse.[11] 2012 sagte das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend eine Projekt-Förderung von 150.000 Euro jährlich für vier Jahre zu.[12] Im Oktober 2013 wurde bekannt, dass 2014 sämtliche Zuschüsse des Landes Nordrhein-Westfalen für das Archiv gestrichen werden.[13]

Ich nehme an, dass Schwarzer ihre Forderung als hoch berechtigt ansieht, andere Projekte oder andere Einsetzungen in Kommissionen gerade dann, wenn das Geld an sie nicht mehr fließt, als falsch.

Wer in der politisch korrekten, häufig mit Posten und Subventionen bedachten Berliner Feminismus-Szene agieren darf und wer nicht, darüber herrscht in der Hauptstadt allerdings ein strenges Regiment. Zum Beispiel im Fall Gina-Lisa Lohfink, der im Sommer 2016 einen kleinen feministischen Frühling ausgelöst hatte. Alle, wirklich alle waren im #TeamGinaLisa. Sogar die Frauenministerin. Manche aber waren nicht erwünscht.

So sollte die „Initiative für Gerechtigkeit bei sexueller Gewalt“, die Prozessbeobachtung bei Vergewaltigungsfällen betreibt, nach Meinung dieser Wortführerinnen nicht mit von der Partie sein. Und das, obwohl diese Initiative die Solidaritäts-Aktion für Gina-Lisa überhaupt erst initiiert hatte. Die #ausnahmslos-Frauen waren erst später auf den bereits fahrenden Zug aufgesprungen.

Fünf Tage vor der Demo meldete sich ­Wizoreks „#ausnahmslos-Bündnis“ zu Wort: „Wir werden uns bei der Solikundgebung am 27. Juni vor dem Amtsgericht in Berlin be­teiligen, machen jedoch darauf aufmerksam, dass wir die Sexarbeiter_innen- und trans*feindlichen Positionen der Organisator_innen der ‚Intiative für Gerechtigkeit bei sexueller Gewalt‘ ebenso wie etwaiger weiterer Solidaritätsbekunder_innen ablehnen.“

Dieser Vorwurf war in den Tagen zuvor quasi wortwörtlich bei den Pro-Prostitu­tions-Lobbyistinnen von Hydra erschienen. Was wiederum Anne Wizorek auf Twitter wohlwollend zur Kenntnis nahm: „Wichtiges Statement von @hydra_berlin, die auch ihre Solidarität mit Gina-Lisa Lohfink aussprechen.“ Von da wanderte die gerechte Sicht auf die #ausnahmslos-Webseite. So läuft das.

Hydra ist quasi die Erfinderin der „Prostitution als Beruf wie jeder andere“. Seit nunmehr drei Jahrzehnten klüngeln die Hydra-Frauen mit der Berliner Politik, vornehmlich SPD und Grüne, für eine noch weitergehende Deregulierung der Prostitution in Deutschland – zur Freude von Menschenhändlern und Zuhältern und auf Kosten von hunderttausenden Armuts-Prostituierten. Hydra muss das nicht scheren. Sowohl der Berliner Senat als auch der Bund subventionieren die Pro-Prostitutions-Organisation seit Jahrzehnten mit Millionenbeträgen.

Auch interessant, dass sie hier den Fall Gina Lisa darstellen, ohne das sie Zweifel in irgendeiner Form an der damaligen Aktion anspricht, obwohl der Prozessverlauf nahe legt, dass es sich um eine Falschbeschuldigung handelte.

Und natürlich wird der intersektionale Feminismus alles ablehnen, was gegen seine Dogmen verstößt. Dass ist vielleicht sogar der Grund, aus dem heraus er groß geworden ist: Er hat die meisten Dogmen, die sich teilweise als Kampf für Freiheiten verkleiden: Als Kampf gegen Rassismus, gegen Abwertung von freier Sexualität, als Kampf gegen die Diskrimierung Behinderter. Tatsächlich ist es ein totalitäres Denken, welches aus Nichts (noch nicht einmal einer Mücke) einen Elefanten macht, der dann nicht im Raum geduldet werden kann. Der intersektionale Feminismus ist damit ideal für eine Verdrängung anderer Meinungen, weil er er die schärferen Bedingungen aufstellt, wofür er aber auch eine gewisse Anzahl an Handelnden braucht, damit man ihn selbst nicht ausbremst.

„Die innerfeministischen Angriffe hatten existenzgefährdende Auswirkungen für uns.“ (Initiative für Gerechtigkeit bei sexueller Gewalt)

Die „Initiative für Gerechtigkeit bei sexueller Gewalt“ dagegen setzt sich für die Freier-Bestrafung ein. Damit stehen sie für Anne, Stefanie, Kübra & Freundinnen auf der Abschuss-Liste. Die Folge: „Engagierte Personen aus der Orga-Gruppe zogen sich aus der Demo-Organisation heraus. Ihnen folgten Rednerinnen, die sie eingeladen hatten“, klagt die Initiative. „Hauptgrund für den Rückzug war, dass sie bei anderen feministischen Events bereits innerfeministische Angriffe und Shitstorms erfahren hatten und diese teils existenzgefährdende Auswirkungen auf sie gehabt hatten“.

Es wäre ein interessantes Studienfeld die Art und Weise zu untersuchen, auf der es intersektionalen Feministen gelingt, solche Macht auszuüben und sich durchzusetzen. Eine Vermutung ist, dass viele andere Gruppen die Aufgabe an sich wesentlich wichtiger finden während die intersektionalen Feministinnen weit aus eher das Wie und das Warum kontrollieren wollen. Sie haben das perfektioniert, indem sie jede Kleinigkeit ungeheuerlich aufblasen können, über Punkte wie Mikroaggressionen oder andere Punkte, bei dem jede Kleinigkeit Teil des grossen Unterdrückungssystem ist und daher nicht geduldet werden kann und genau so schlimm ist wie eine große Unterdrückung.

Es fügt sich wahrscheinlich auch ganz gut in „prosoziale Dominanz“ ein: Wem es gelingt die Regeln des Wie und dessen, was nicht geht, anhand von Kleinigkeiten vorzugeben, der übernimmt die Gruppe. Während andere der Auffassung sind, dass es sinnlose Kleinigkeiten und unwichtige Punkte sind, ist es für die anderen die Welt und deswegen müssen die Nachgeben, für die es nur eine Kleinigkeit ist. Bis sie irgendwann entnervt aufgeben, weil es nie gut genug ist und die anderen zu dogmatisch sind.

Und was hatten die Organisatorinnen der Gina-Lisa-Demo noch verbrochen, dass sie nicht nur als „sexarbeiter_innenfeindlich“, sondern auch als „trans*feindlich“ und als „Rassistinnen“ bezeichnet wurden? Sie hatten in ihren Texten das Venuszeichen verwendet, das seit Ende der 1960er Jahre international für die Frauenbewegung steht (und auch das Symbol von EMMA ist). Damit schließen sie angeblich „alle Betroffenen von sexualisierter Gewalt aus, die sich nicht als Frauen definieren“ (so die Netzfeministin Cat vom „Kampagnenbündnis #NeinheißtNein“).

Das ist eigentlich ein gutes Beispiel dafür: Es ist eine vollkommene Übertreibung, die das Ziel der Gina-Lisa-Demo nicht voranbringt, aber es behindert die ganze Arbeit, wenn ein Teil der Gruppe es zu einem Problem macht. Da die anderen entsprechende Kleinigkeiten nicht in ihrer Theorie haben gewinnen die, die sich über so etwas aufregen die Oberhand. Es fehlt anscheinend der Mut oder sie sind zahlenmäßig zu stark um sie selbst auszuschließen. Der intersektionale Feminismus behindert damit jede konstruktive Arbeit, weil er sich in einer Abwärtsspirale, einem race to the bottom befindet, indem die großen Probleme immer unwichtiger werden, weil die Kleinigkeiten nicht übergangen werden dürfen.

Und: Sie hatten den EMMA-Appell unterzeichnet, in dem der international für Prostitution gebräuchliche Begriff „white slavery“ auftaucht. „An rassistischer Ignoranz“ sei das „kaum zu übertreffen“, beschied Mädchenmannschafts-Bloggerin Magda Albrecht.

Natürlich wird es dadurch unterstützt, dass die anderen Feministinnen nicht bereit sind, sich mit der intersektionalen Theorie zu befassen. Es scheint tatsächlich Unverständnis zu bestehen, warum „white slavery“ für eine intersektionale Feministin nicht hinzunehmen ist: Die Kombination von „weiß“ mit etwas was „Opfer“ bedeutet, ist eine Kategorievermischung: Weiß ist etwas, was privilegiert ist, damit kein Opfer. Sklaverei ist hingegen einer der wesentlichen Elemente auf denen sich historisch die Diskriminierung von Schwarzen begründete. Anzuführen, dass Weiße etwas erleiden, was mit dem Opferstatus der Schwarzen in Verbindung steht, ist nach dieser Vorstellung dann eine Auflösung dieser binären Einteilung in Gut und Böse und eine Aneignung eines Opferstatus in der falschen Kategorie. Natürlich ist das dort Sexismus. Hinzu kommt natürlich, dass damit „PoC-Prostituierte“ unsichtbar gemacht würden. Was – auch wenn Sexarbeit freiwillig ist – nicht geht.

Der Schwarzer-Feminismus sieht es natürlich anders: Um Prostitution ist das schlimmste, was einer Frau passieren kann, ein Sinnbild der Unterdrückung, so dass man dafür auch nur die stärksten Bilder verwenden kann, also eben die einer absoluten Unterordnung und damit der Sklaverei.

Im September 2016 schließlich fand im SchwuZ, ein lesbisch-schwuler Szenetreff in Berlin, eine Diskussion über „die Sichtbarkeit von lesbischen Frauen“ statt. „Es meldeten sich viele Frauen zu Wort. Doch die beschwerten sich vor allem darüber, dass keine Transsexuelle auf der Bühne saß“, erzählt Gudrun von der Feministischen Partei. Und keine Schwarze. Und keine Nicht-Akademikerin. Und keine Bisexuelle.

Bereits im Vorfeld hatte die sich als „queerfeministisch“ verstehende Rapperin Sookee ihre Teilnahme abgesagt, verschreckt durch einen Shitstorm im Netz. Sookee, Mitglied im #ausnahmslos-Bündnis, stehe „Transweiblichkeiten aktiv feindselig und abwertend“ gegenüber, hatte es da geheißen. Der Beweis: ihr Song „If I had a dick“.

Die Kritik las sich auf Facebook so: In dem Lied mache sich Sookee „Gedanken darüber, wie es wäre, wenn sie einen ‚Schwanz‘ hätte. Ihr imaginierter Penis wäre ein ‚guter, ein entspannter, kein aggressiver Schwanz‘.“ Aber Achtung: „Penisse (oder das, was allgemein darunter verstanden wird) mit dem Wort ‚aggressiv‘ zu beschreiben, ist transmisogyn, weil es unterstellt, dass Transfrauen und andere transweibliche Personen aufgrund ihrer (vermeintlichen) Genitalien aggressiv seien, was in einem feministischen Kontext unterschwellig bedeutet, dass sie männlich seien.“

Eingeschüchtert bekennt die Rapperin Sookee sich schuldig: „Dass ich als cisgeschlechtliche Person in den letzten 32 Jahren einen cisnormativen Habitus erworben habe, will ich mit keiner Silbe bestreiten. Ich bin seit geraumer Zeit daran, dies aktiv zu reflektieren und zu verlernen.“

Der intersektionale Feminismus ist in der Tat lustig, zumindest wäre er dass, wenn er nicht so viel Einfluss hätte. Und das Beispiel ist auch ein gutes, denn es zeigt seine Verrücktheit auch ganz gut. Einen Penis als aggressiv zu beschreiben ist nicht etwas männerfeindlich, aber transsexuellenfeindlich, aber nicht weil man ihnen Aggressivität mit einem Lied über einen Penis, der nicht aggressiv ist, unterstellt, sondern weil man M-F-Transsexuellen damit vorhält, dass sie männlich seien. Der intersektionale Transsexuellenfeminismus ist ohnehin einer der radikalsten, den es überhaupt gibt: Jede Behauptung, dass überhaupt irgendein Merkmal ein Kennzeichen für ein Geschlecht sei oder irgendwie typisch für ein Geschlecht sei, wird dort als Angriff verstanden, weil es die gewählte Identität anderer verletzt. Das ist in der Tat Wahnsinn, in seiner reinsten Form.

Wieviele junge Frauen an der Uni und in der Szene werden eigentlich von dem Dogmatismus dieser Netzfeministinnen abgeschreckt?

Sie können nicht folgen? Nicht schlimm, wir auch nicht. Was allerdings keine Generationenfrage ist. Denn es handelt sich hier um einen selbstreferentiellen Diskurs eines sektenartigen Milieus. Und es gibt zum Glück viele junge Feministinnen, die ganz anders drauf sind. Allerdings müssen wir uns fragen, wie viele engagierte junge Frauen an den Universitäten und in der Szene abgeschreckt sind und verstummen von der Rigidität und dem Terror dieser Politisch Korrekten?! Und so für die Sache der Frauen verloren sind.

Denn die Rechtgläubigen drücken ihre Dogmen inzwischen so rigoros durch – per Shitstorm, Tribunal oder Ausschluss –, dass Aktivistinnen zugeben, dass sie Angst vor ihnen haben, wenn auch hinter vorgehaltener Hand. Dass sie gar nicht mehr wissen, was sie sagen dürfen und was nicht. Und deshalb in vorauseilendem Gehorsam lieber schweigen. Die von den Medien gehätschelten Netzfeministinnen sind dabei nur die öffentlichen Gesichter dieses rigiden Klimas. Hinter ihnen steht eine schwer fassbare Armee anonymer Gesinnungspolizist_*innen, die Frauen im Netz oder in der „real world“ mit Hohn überschütten.

Herrlich, da liegt die EMMA in der Tat mal richtig. Es ist etwas, was hier auch schon häufiger anhand von verschiedensten Beispielen aufgezeigt worden ist und was wirklich beängstigend ist.

Natürlich verkennt die EMMA, dass sie in vielen Fällen nicht besser ist und die dortigen Feministinnen häufig nur eine andere Form von Hass verbreiten, ihre eigenen Dogmas haben und auch ihre eigene Form der Gesinnungspolizei. Auch Schwarzer-Feministinnen können nicht wirklich diskutieren, kommen nicht mit anderen Meinungen zurecht und grenzen andere aus. Sie haben eine etwas offenere Form des Hasses hervorgebracht, in dem man eher anführt, dass  man Männer in Lager stecken muss oder sie alle kastrieren muss oder in dem man Männer vorwirft, dass jede Form des Geschlechtsverkehr eine Vergewaltigung ist. Schwarzer, die meines Wissens nach vieles von Dworkin übernommen hat und in deren Zeiten die politische Lesbe gefordert wurde, weil ein Zusammenleben mit einem Mann immer Unterdrückung sein muss, sollte sich sich da nicht zu einfach freisprechen.

Die einzige wahre Wahrheit wird vorgegeben. Diskussionen sind nicht erlaubt. Unabgesichertes Denken schon gar nicht. Jede noch so geringe Abweichung wird im Keim erstickt. Was bedeutet: Stagnation und Sterilität.

Sogar noch mehr: Ein Spirale nach unten, in der immer neue Mikroaggressionen gefunden werden müssen.

Das alles ist nicht neu. In den 1970er Jahren hieß diese Art von Stellvertreter-Politik „Klassenwiderspruch geht vor Geschlechterwiderspruch“ und lautete die ultimative Disqualifizierung „bürgerliche Feministin“ oder „Reformistin“. In den 1990er Jahren hießen dann die von Medien gegen die „Altfeministinnen“ in Stellung gebrachten „jungen Feministinnen“ zunächst Girlies (damit waren diverse Künstlerinnen gemeint, die sich entschieden gegen das Etikett wehrten). Dann kamen die Alphamädchen (ein Autorinnen-Team). In den Nullerjahren folgte die Mädchenmannschaft (ein Bloggerinnen-Kollektiv). Jetzt also die Netzfeministinnen.

Überraschung: Eine totalitäre Bewegung wird sich immer gegen sich selbst wenden und veränderte Zeiten bringen veränderte Ansichten.

Früher hieß es bei den linken Frauen: Klassenwiderspruch first! Jetzt heißen sie Netzfeministinnen und deklarieren: Rassismus first!

Das Phänomen ist nicht so kurzlebig, wie es auf den ersten Blick scheint. Es taucht nur immer wieder unter neuen Labeln auf. Erkennungszeichen: Gegen die Falschmeinenden und die „Altfeministinnen“. Und pro Pornografie, pro Prostitution, pro Kopftuch, ja pro Burka. Statt wie die Alt-Feministinnen „klassenkämpferisch“, sind die Jung-Feministinnen jetzt „intersektional“. Was damit gemeint ist? Dass sie sich angeblich nicht „nur“ für die Probleme von Frauen interessieren, sondern für die aller Geschlechter und Identitäten, aller Rassen und Klassen.

Geschenkt. Für die aus dem linken Aufbruch der 68er kommende Neue Frauenbewegung war und ist der konkrete Kampf gegen Sexismus, Rassismus und Antisemitismus eine Selbstverständlichkeit. Und ebenso das Eintreten für soziale Gerechtigkeit und gegen Machtmissbrauch.

Ich glaube dort erkennt man den Unterschied tatsächlich nicht. Sie erkennen das starre Gerüst, welches der intersektionale Feminismus aufgebaut hat nicht und erkennen damit auch nicht, dass es nicht darum geht, dass man sich auch für andere Sachen einsetzt, sondern dass man es auf eine ganz bestimmte Art und Weise macht, die strengen Formvorschriften genügen muss: In dem intersektionalen Feminismus ist Rassismus nicht etwas was man nebenbei auch bekämpft, es ist ein feines System voller Tretminen, zwischen welchen man einen festen Platz hat, bei dem man gleichzeitig Buße für seine Privilegien tun muss und von anderen Buße verlangen kann. Es ist ein fein ausgearbeitetes System, in dem man Benachteilungspunkte genauso sammelt wie Punkte für den Kampf in den verschiedenen Theorien und wo nur wer alles beachtet virtue signalling betreiben kann. Deswegen musste Sokee in dem Beispiel oben sofort ihre Schuld eingestehen und Besserung geloben, denn sie bewegte sich auf einem Gebiet, auf dem sie privilegiert war, also Buße tun musste.

In den (post)akademischen Kreisen der Hetzfeministinnen ist das aber leider nicht so. Zumindest nicht in der Praxis. Da üben sie mit Macht Bevormundung aus: für ihren – in der Regel eins zu eins aus Amerika übernommenen – Right-Feminism. Sie tun das zwar nur in ihrer kleinen Welt, die mit der realen Welt wenig zu tun hat, aber an den Universitäten und in der Szene spielen ihre Denkverbote eine bedrückende Rolle. Die Political Correctness hat auch im Feminismus längst groteske, reaktionäre Züge angenommen. Zeit, darüber zu reden.

„Zeit darüber zu reden“. Aber nicht mit dem intersektionalen Feminismus. Denn dort gilt mit einer Rassistin wie Schwarzer reden bereits als grober Verstoß. Punkte bringt es, sich von ihr abzugrenzen und die einzige erlaubte Form der Gesprächsführung wäre die Belehrung.

Der intersektionale Feminismus und der Schwarzer-Feminismus verfolgen nur scheinbar gleiche Ziele. Sie spielen noch nicht einmal wirklich das gleiche Spiel. Wo Schwarzer meint, dass man gemeinsam auf ein Tor schießen sollte, mit ihr als Stürmer und wichtigsten Teil der Mannschaft natürlich, um einen Punkt zu machen, bekommen die Spieler aus dem intersektionalen Team jeweils einen Punkt, wenn sie nicht zu einer Rassistin wie Schwarzer abspielen, sondern zu einem PoC, auch wenn der dann plant auf das eigene Tor zu schießen, oder wenn sie erklären, dass zu schnell mit dem Ball zu laufen unfair gegenüber Behinderten ist und die Mannschaftsaufstellung daraufhin kritisieren, dass sie zuviel Weiße enthält. Dass evtl jemand ein Gegentor schießt kann den intersektionalen Feministinnen egal sein, weil das in ihrer Zählweise gar keine Punkte gibt. Im Gegenteil, einen Spieler der Gegenmannschaft, der ein behinderter PoC ist, ein Tor schießen zu lassen, wäre auch ein Punkt für sie.

Für eine Schwarzer-Feministin erscheint das bizarr. Ebenso wie für eine intersektionale Feministin das Verhalten der Schwarzer-Feministin unverständlich und mannschaftsschädigend ist, weil sie sich beständig Minuspunkte verursacht.

Diese Erkenntnis, dass man nicht zusammenspielen kann, wird wohl noch etwas dauern, bis sie bei allen angekommen ist.

66 Gedanken zu “„Emma-Feminismus“ vs „Netzfeminismus“: EMMA bezeichnet Anne Wizorek, Jasna Strick, Teresa Bücker etc als Hetzfeministen

    • @Leszek

      Wobei zum Verständnis ebenfalls gehört, dass Schwarzer eine mittelständische Unternehmerin ist, die ein Konglomerat von feministischer und radikalfeministischer Theorie in die Marke „Schwarzer“ verwandelt hat.

      Die wiederum via „Emma“, Bücher, Auftritte in den Medien vermarktet worden ist. Schwarzer hat populären Feminismus lange Zeit verkörpert – also eine monopolartige Situation geschaffen, die sie sich hat wiederum vergolden lassen.
      Denn irgend woher müssen die Millionen gekommen sein, die sie als Steuern entzogen hat (nach meiner Meinung hat sie eine Menge Geld von Reemtsa veruntreut).

      Schwarzer war als Unternehmerin jedoch gezwungen, ihrem „Volk“ genau aufs Maul zu schauen und zu artikulieren, was Stand des Bewusstseins und der Lage der Frauen ist.
      Erkennbarer Unterschied zu den intersektionalen Feministinnen ist deren Eingebundenheit in und unmittelbare Abhängigkeit von Parteien, parteigebundenen think-tanks („Stiftungen“) und NGOs und Finanzierung durch Bundesmittel.
      Die komplette Realitätsblindheit, das sektenartige, der durch und durch akademische Jargon – völlig berechtigte Kritik – hätte sich Schwarzer gar nicht leisten können.

      Die Netzfeministinnen verkörpern insofern „new economy“, weil sie ihre errungene Position in den sozialen Medien – durch aufmerksamkeitsheischende Aktionen – nutzen, um in den traditionellen Medien (und anderen Netzwerken) Einfluss zu gewinnen.
      D.h. es ist in der Vorgehensweise genau anders herum.
      Während Schwarzer mit ihrer medialen Marktmacht in den traditionellen Medien – dem „Alleinstellungsmerkmal Schwarzer“ – die Aktionen anschob.
      Was die „Netzfeministinnen“ ihr aufzeigen ist nicht nur, dass sie mit ihrer Theorie veraltet ist, sondern dass niemand mehr zur Generierung von Aufmerksamkeit durch das Nadelör Schwarzer muss.
      Es handelt sich also um eine Diversifizierung des Marktes mit Verringerung der Marktanteile zu Ungunsten Schwarzers.

      Den intersektionalen und den Schwarzer-Feminismus verbindet jedoch das Plagiat und die Denkfaulheit; mit gewissen Unterschieden.
      Schwarzer hat die Abtreibungskampagne von de Beauvoir – also aus Frankreich – importiert, die PorNo-Kampagne von Dworkin bzw. aus den USA.
      Im Kontext der universalistischen Denkweise der Linken, zu der auch Schwarzer gezählt worden ist, lässt sich bestimmen, dass Frauenunterdrückung global ist und es demzufolge gemeinsame Interessen aller Frauen weltweit gibt, die primär vertreten werden können und müssen.
      Im intersektionalen Feminismus hat sich diese Gewissheit kulturrelativistisch aufgelöst, so wie sich – nachfolgend eher Wittig als Butler – auch aufgelöst hat, was „Frau“ (als sex und gender) eigentlich ist.

      Das Problem an der neueren intersektionalen Theorie (sie ist eigentlich nur Dahrendorf in neuem Gewand = Plagiat) ist die offensichtliche Unmöglichkeit, sie bspw. auf Länder zu beziehen, in denen andere Verhältnisse als in den USA herrschen.
      Sich also die Bevölkerung anders zusammensetzt.
      „White supremacy“ ist als These in Deutschland ebenso ein Witz, wie in China, weil es im letzten Fall kontrafaktisch ist und im ersteren bei 90% plus Bevölkerungsanteil mit weißer Hautfarbe keinerlei Erklärungswert hat.
      Die universelle Durchsetzung dieser Theorie scheitert m.E. nicht nur an ihre Unterkomplexität, sondern am *Unvermögen*, andere Kulturen als US-amerikanische auch nur zu denken.

      In meinen Augen passt diese Theorie zum Weltmachts- und zum Alleinvertretungsanspruch der USA für die „western civilization“ wie die Faust aufs Auge – als andere Seite der Medaille.

      Den Einfluss, den intersektionaler Feminismus im oben skizzierten Umfeld gewinnen konnten lässt sich jedoch m.E. tatsächlich darauf zurückführen, dass Klassenfragen, überhaupt soziale Fragen in ihm keine oder eine untergeordnete Rolle spielen.

      Wie gesagt, Schwarzer war allein ökonomisch gezwungen, ihrer Klientel aufs Maul zu schauen und deren soziale Lage zu berücksichtigen.
      Intersektionale und Netzfeministinnen jedoch werden nicht vom weiblichen Publikum bezahlt, sondern von Parteien, think tanks und vom Staat.
      Die sich DORT befindende Klientel hat nun eine „moderne“ und Pseudo-linke Theorie gefunden, in der sorgsam ausgespart wird, was sie ebenfalls NICHT thematisieren wollen – Fragen der Klasse und der sozialen Lage.

      Der unaufhaltsame Aufstieg des intersektionalen und Netzfeminismus lässt sich insofern gut erklären, weil hier eine Hand die andere wäscht.
      Hier bedienen die Realitätsblinden die Realitätsleugnenden und umgekehrt.

      Gruß crumar

      • „Schwarzer war als Unternehmerin jedoch gezwungen, ihrem „Volk“ genau aufs Maul zu schauen und zu artikulieren, was Stand des Bewusstseins und der Lage der Frauen ist.“

        ich glaube nicht, dass sie das geprägt hat. Damals war einfach eine Phase, in der es stärkere Geschlechterrollen gab und Frauen tatsächlich noch eher auf den haushalt und die Kinder als Aufgabenbereich festgelegt waren. Deswegen fokussierte die damalige Bewegung darauf.

        Mit dem Erreichen eines wesentlich höheren Grades an Gleichberechtigung fällt diese Option schlicht eher weg. Also mussten neue Diskriminierungen gefunden werden, die man bekämpfen kann.

        • Schwarzer ist doch bekannt als Supermacho die all ihren Partnerinnen psychische und körperliche Gewalt angetan hat. Sie duldet keinen Widerspruch. Sogar EmmaredakteureInnen wenden sich von ihr ab. Ob Verona Feldbusch oder Wizorek ist eigentlich egal.

          Ich finde diese intersektionale Verschurbelung absolut esoterisch und schwachsinnig. Wie kann ein Mensch, der so groteske Gedankengänge führt eine klare Meinung haben? Niemand versteht den anderen, genau wie in der Esoterik. Alle haben die gleiche Meinung, Weltanschauung oder Religion (angeblich), aber sobald die Details diskutiert werden gibt es keinen einzigen Konsens und sie würden sich notfalls gegenseitig die Köpfe einschlagen.

          Ausserdem gibt es da ein Problem das alte hässliche Hexen immer mit jungen hübschen Verführerinnen haben. M.E. kann man dieser Problematik nicht mit Dialektik beikommen. Es ist wie in der Psychoanalyse: Tausende Werke und Bücher und alles an den Haaren herbeigezogen, vor allem an den Schaamhaaren.

        • Es wär jetzt interessant ganz genau zu erfahren, was D.M.n. in den letzten 40 Jahren zu dem „wesentlich höheren Grad an Gleichberechtigung“, den Du meinst wahrzunehmen, beigetragen hat. Welche Gesetzesnovellen etc. hattest Du da im Sinn?

        • Noch kurz was zu Poc. M.E. haben Schwule bei weitem grössere Probleme in der Gesellschaft als Poc’s.

          Ausserdem ist jeder Mensch einzigartig und eigentlich eine Minderheit, zu gross, zu klein, eine Krankheit, genetische Fehler, falsche Haut- oder Haarfarbe, zu kleinen Willy usw… usf… Es nimmt doch kein Ende. Die Theorie an sich ist Müll.

          Nicht dass es nicht Leute gibt die mehr leiden als andere, aber nicht einfach weils sie Poc oder schwul oder beides sind, sondern weil sie mehr (z.B. dartunter) leiden – PUNKT!

        • Es sind zum Teil die Gesetze gewesen, aber vor allem ein Umdenken, das bei Männern wie bei Frauen stattfand und keineswegs so modern ist, wie immer behauptet. Früher hatten die Leute oft keine Zeit sich mit solchen Schwulitäten aufzuhalten. Und die Unterdrückung des weiblichen durch das männliche ist keineswegs ein gesamtgesellschaftliches Phänomen (gewesen).

          Die paar Gesetzesänderungen allein haben nicht dazu geführt, dass jemand Verantwortung übernimmt oder abgibt. Ja Frauen dürfen jetzt wählen und wir haben trotzdem Trump und Erdogan.

        • Das spannende ist doch, dass Christians Äußerung impliziert, dass die Gleichberechtigung noch nicht allzuweit fortgeschritten war zu der Zeit als er klein war, weshalb er dem schwarzerischen Radikalfeminismus immerhin noch seine grundsätzliche Berechtigung zuerkennt.

          Als die EMMA gegründet wurde – nächste Woche ist das genau 40 Jahre her – war die Pflicht zur Haushaltsführung de jure für Frauen bereits abgeschafft und der Kampf um die Straffreiheit bei Abtreibung (unter Bedingungen) in erster Instanz (gerade auch Dank Schwarzer, natürlich) gewonnen.

          Was ist danach dann noch passiert an Gesetzesinitiativen etc., was für ihn zu einem erkennbar höheren Grad an Gleichberechtigung im Heute geführt habe?

          • @semikolon

            „Was ist danach dann noch passiert an Gesetzesinitiativen etc., was für ihn zu einem erkennbar höheren Grad an Gleichberechtigung im Heute geführt habe?“

            Selbst wenn viele Gesetze mit Inkrafttreten des Grundgesetzes und der Gleichberechtigungsgesetze ich meine aus dem Kopf 1954 bereits eine Gleichstellung vorsahen können die Rollen natürlich noch anders gewesen sein. Es gab eben eine stärkere Vorstellung, dass die Frau sich um die Kinder kümmert und der Mann um das EInkommen. UNd Frauen in bestimmten BErufen hatten sicherlich auch noch andere Probleme. Natürlich waren damals auch die Unterhaltsvorschriften durchaus auch noch anders und haben Frauen weit aus mehr abgesichtert, was erst seit durchaus kurzer Zeit etwas verbessert worden ist

        • Neulich sah ich einen Film wo der König der Tiere von einer Gnuherde niedergemetzelt wurde. Es handelte sich eindeutig um ein Weibchen. Aber mehrmals wurde vom König gesprochen. Das nenne ich intersektionale Benachteiligung. Nicht einmal als sie sich ganz allein einer Gnuherde stellte wurde sie als Weibchen wahrgenommen.

        • @Semikolon

          Ich sehe mich auch heute noch als Feministen. Aber eben auch als Maskulisten, was sich nicht ausschliesst.

          Und obschon ich Schwarzer heute unerträglich finde, bin ich überzeiugt dass sie ihren Teil zur Gleidchberechtigung beigetragen hat und dafür hart hat kämpfen müssen.

        • @;:

          Meistens wird in unseren Masku-Kreisen der technische Fortschritt als Treiber der Gleichberechtigung angesehen. Mit Waschmaschine, Trockner, Geschirrspüler und mehr Fertig-Essen ist der Aufwand der Haushaltsführung heute nicht mehr sonderlich hoch und erfordert keine Vollzeitstelle.

          Aber ich stimme Christians These gar nicht zu. Sowohl meine Mutter als auch meine Großmutter davor waren erheblich mehr erwerbstätig als meine Schwestern es heute sind.

          Dass es eine Schwarzer gebraucht hätte, ist Propaganda. Es gibt keinen guten Feminismus.

          • „Aber ich stimme Christians These gar nicht zu. Sowohl meine Mutter als auch meine Großmutter davor waren erheblich mehr erwerbstätig als meine Schwestern es heute sind.“

            Was für meine These aber vollständig unwichtig ist. Es geht ja um Frauen allgemein und nicht deine Mutter, Großmutter oder Schwester. Es geht auch nicht um theoretische Möglichkeiten, sondern schlicht darum, dass sie selten genutzt worden sind und zB auch weniger Frauen studiert haben oder höhere Jobs ausgeübt haben, auch mit Kindern.

        • Mir ist schon klar, dass es ein persönliches Beispiel nicht tut. Aber eine beleglose Behauptung noch viel weniger.

          Es haben früher auch wesentlich weniger Männer studiert. Und nicht zuletzt haben in der Landwirtschaft, die vor Schwarzers Geburt die meisten Leute beschäftigt hatte, Frauen immer mitgearbeitet.

        • „Es gab eben eine stärkere Vorstellung, dass die Frau sich um die Kinder kümmert und der Mann um das EInkommen.“

          Kannst Du den Unterschied zu heute in Zahlen fassen?

          Note:
          Knapp drei Viertel der Frauen sind in Teilzeit (oder geringfügig) beschäftigt, annähernd 15 Millionen sind gar Hausfrauen.

          „UNd Frauen in bestimmten BErufen hatten sicherlich auch noch andere Probleme.“

          Berufsverbote insbesondere, Beispiel Piloten (bis 1986 war das, mein ich).

          „Natürlich waren damals auch die Unterhaltsvorschriften durchaus auch noch anders und haben Frauen weit aus mehr abgesichtert,“

          Apuh.

          Das 1976 an sich abgeschaffte Schuldprinzip spielt bis ins heute hinein bei angeblich etwa jeder dritten Scheidung eine Rolle, weil:
          http://www.familienrecht-heute.de/news/unterhalt-ehegatte/schuldprinzip-laesst-anspruch-auf-unterhalt-entfallen.html

          Lässt sich ein Mann scheiden, weil seine Gattin – auch nur sporadisch – der „Sexarbeit“ nachging bspw., verfallen ihre Unterhaltsansprüche selbst bei von ihr betreuten, gemeinsamen Kindern, würd ich zumindest annehmen (plus sie riskierte womöglich auch noch das Sorgerecht – zumindest dann, wenn er sich für das alleinige starkmachte). Was hat sich da jetzt tatsächlich verbessert?

          • „Kannst Du den Unterschied zu heute in Zahlen fassen?“

            Hier zB zum Studium

            „Note:
            Knapp drei Viertel der Frauen sind in Teilzeit (oder geringfügig) beschäftigt, annähernd 15 Millionen sind gar Hausfrauen.“

            Sicher, aber 1960 war eine weibliche Rechtsanwältin oder Behördenleiterin sicherlich seltener, auch wenn Frauen damals schon als Sekretärin arbeiteten

            „Berufsverbote insbesondere, Beispiel Piloten (bis 1986 war das, mein ich).“

            Ich meinte eher Akzeptanz

            „Apuh.
            Das 1976 an sich abgeschaffte Schuldprinzip spielt bis ins heute hinein bei angeblich etwa jeder dritten Scheidung eine Rolle, weil:“

            Das ist Blödsinn. Es spielt in den allerwenigsten Fällen rein, weil der Anwendungsbereich sehr klein ist.
            Dein Beispiel allein dürfte schon selten sein und bezieht sich im übrigen darauf, dass sie ohne sein Wissen der Sexarbeit nachging.

        • „Sowohl meine Mutter als auch meine Großmutter davor waren erheblich mehr erwerbstätig als meine Schwestern es heute sind.“

          Das zeigt nur an, aus welcher Schicht Du stammst.

        • Aber Du meinst doch hoffentlich nicht, dass die Hausfrauen aus den leidlich gut gestellten Schichten so unterdrückt wären, dass man für ihre Befreiung kämpfen müsste?

          • @lh

            Das ist alles relativ. Natürlich gab es Frauen, die in ihrer Rolle glücklich waren. Natürlich gab es aber sicherlich auch Frauen, die gerne etwas studiert hätten oder Karriere gemacht hätten, denen man aber gesagt hat, dass sie auf einer Haushaltsschule besser aufgehoben sind, weil sie eine Frau waren und sich später eh nur um die Kinder kümmern sollten.

            Unterdrückung nach Geschlecht ist da denke ich der falsche Ansatz. Bestimmte Frauen hätten sich sicherlich mit anderen gesellschaftlichen Freiheiten damals anders verhalten und andere Möglichkeiten nutzen können

        • Ähm, Anmerkung zum vorletzten Kommi:
          ich schätze, dass unter die 15 Millionen als „Hausfrauen“ geführte auch (nicht wenige) geringfügig (oder schwarz) Beschäftigte zählen.

        • Meinst Du denn, dass Vollzeit-Einkommensplatzbesitzer unterdrückt sein könnten?

          Das erste Beispiel, das mir eingefallen war @Christian für den gegebenen Zeitraum, war die Versechsfachung des Anteils der weiblichen Parlamentarier – auf ca. ein Drittel.
          Und wie wir uns über diese zunehmende Gleichberechtigung freuen, nech? Wir könnens Alle kaum abwarten, dass wir endlich unser fifty-fifty-Ziel erreichen^^

          „Es spielt in den allerwenigsten Fällen rein, weil der Anwendungsbereich sehr gering ist.“

          Im Link steht, bei 30 – 40 % aller Scheidungsfälle würde u.a. darum gestritten. Hat mich auch überrascht. Aber dann auch wieder nicht, wo normales Fremdgehen u.U. schon ausreichen kann um § 1579 BGB zu triggern.

        • „Natürlich gab es aber sicherlich auch Frauen, die gerne etwas studiert hätten oder Karriere gemacht hätten, denen man aber gesagt hat, dass sie auf einer Haushaltsschule besser aufgehoben sind, weil sie eine Frau waren und sich später eh nur um die Kinder kümmern sollten.“

          Meine letztjährig verstorbene Tante fällt mir da ein. Die wär gern Friseurin geworden, durfte aber nur das Puddingabitur machen und Putzen gehen (der effizienteste Mensch, den ich je bei der Hauswirtschaft beobachtete). Leider blieben ihr und ihrem Gatten eigener Nachwuchs versagt.

          Meine Mutter als das Nesthäckchen hatte dann schon das Glück, dass man sie mit 14 eine Lehre als Einzelhandelskauffrau machen ließ.

          Und ich, ja ich, hab Abi, Ausbildung und Studien-Stationen im Lebenslauf. Bin ich deshalb glücklicher oder freier als sie? Naja… verwirrter als die beiden bin ich mit Sicherheit…

        • „Und ich, ja ich, hab Abi, Ausbildung und Studien-Stationen im Lebenslauf. Bin ich deshalb glücklicher oder freier als sie? Naja… verwirrter als die beiden bin ich mit Sicherheit…“

          Was würde dich denn glücklich machen? Bzw. welche Faktoren und Umstände hielten sich davon ab, deine Berufswünsche zu verwirklichen? Warum wurdest du nicht Ärztin, Informatikerin, Managerin etc. ? Also zumindest klingt es so, als hättest du dich nicht verwirklichen können, wie du wolltest.

        • Natürlich gab es Frauen, die in ihrer Rolle glücklich waren.

          Frauen, die glücklich waren? Und als nächstes erzählst Du uns vom Weihnachtsmann oder was? 😛

        • „Was würde dich denn glücklich machen?“

          Ich hab ganz schrecklich viele Gedanken und Ideen. Glücklich wäre ich, wenn welche davon jemandem nützten bzw. irgendeine von den großen sich mal als Unternehmung verwirklichte.

          „Bzw. welche Faktoren und Umstände hielten sich davon ab, deine Berufswünsche zu verwirklichen?“

          That is a very long story. In short: life

          „Also zumindest klingt es so, als hättest du dich nicht verwirklichen können, wie du wolltest.“

          Ach… wer sagt denn, dass ich wollte^^

        • Ja ok, verstehe.
          Ich habe nur deswegen gefragt, weil ja insbesondere Feministinnen anklagen, dass Frauen weniger Karriere machen und eben weniger in entsprechenden Berufen vertreten sind. Dafür natürlich dann patriarchalische Verhältnisse (einfach ausgedrückt) verantwortlich machen.
          Fragt man dann aber Frauen persönlich, sind die Gründe dann doch eher meist etwas banalerer Natur (persönliche Gründe, wenig Ambitionen, kein Interesse am Fach etc.)

      • Meistens verstehe ich Feminismus ja eher als Rationalisierung von hysterie-artigem Gefühlszeugs dieser Frauen. Aber Feminismus primär als Geschäft zu verstehen ist keine abwegige Perspektive.

    • Ja, mir wird jetzt auch klarer wieso ich das Ganze für Esoterik halte. Mir ist der Begriff an sich „intersektional“ so vieldeutig, dass er eigentlich zuerst genau definiert werden müsste bevor man darüber diskutieren kann. Jeder beruft sich ja ohne Hemmungen auf seine eigene Definition des Begriffs und niemand versucht diese ganze Verworrenheit zumindest einigermassen wissenschaftlich aufzudröseln:

      Wikipedia: Über die Anzahl der zu berücksichtigenden Kategorien gibt es noch heute große Diskussionen zwischen Theoretikern, die sich mit dem Thema beschäftigen

      Das wird wohl auch noch in 100 Jahren so sein, wobei die Notleidenden an sich oft in ihrem Leiden ignoriert und belassen werden (Beispiel Euthanasie). Das nenne ich Fortschritt. WTF

  1. Der Schwarzer-Feminismus hat aus meiner Sicht zumindest eine gewisse Relevanz, weil er keinen Relativismus vertritt, auch wenn sein Anspruch gegen die Männer in der heutigen Realität abwegig erscheint. Für muslimische Frauen z.B. ist er aber durchaus relevant. Ich bin sicher, dass es zahlreiche muslimische Frauen und Mädchen gibt, die unter den religiösen Zwängen leiden und sich gerne davon befreien würden; krasseste Fälle sind die Ehrenmorde, wenn eine Frau von ihrer Familie getötet wird, weil sie ein Leben jenseits islamischer Vorstellungen führen möchte oder einen nichtmuslimischen Partner hat. Da sehe ich durchaus Arbeit für Feministinnen.

    Der Netzfeminismus hingegen ist aus meiner Sicht völlig irrelevant und verfolgt keinen anderen Zweck, als seinen Vertreterinnen Vorteile in Form von Staatsgeldern usw. zu verschaffen und ihnen gleichzeitig ermöglicht, sich gut weil allen anderen moralisch überlegen zu fühlen. An der Situation der Menrheit der Frauen in unserer Gesellschaft ändert er konkret nichts, und will das wohl auch nicht, weil diese Frauen heterosexuell und nicht „antirassistisch“ im Sinne dieser Feminstinnen sind. Die Verachtung des Packs und des Pöbels schimmert jedenfalls bei denen erkennnar hindurch.

    Übrigens finde ich es interessant, dass Schwarzer bei Foucault studiert hat aber seine Theorien auf sie doch offenbar wenig Einfluss gehabt haben.

    • @el Mocho

      „Der Netzfeminismus hingegen ist aus meiner Sicht völlig irrelevant und verfolgt keinen anderen Zweck, als seinen Vertreterinnen Vorteile in Form von Staatsgeldern usw. zu verschaffen“

      Es gibt genug intersektionale Feministinnen, die damit kein Geld verdienen. Und wie man an Schwarzer sieht wird jeder Feminismus dazu genutzt (an Schwarzer und ihre Millionen kommen intersektionale deutsche Feministinnen so schnell nicht ran)

      “ und ihnen gleichzeitig ermöglicht, sich gut weil allen anderen moralisch überlegen zu fühlen“

      Man sollte nie das Potential von virtue Signalling unterschätzen
      Das zog schon immer sehr. Viele Religionen bauen darauf auf, dass man mit ihnen seine Tugendhaftigkeit darstellen konnte

      • @Christian Schmidt

        Sie schreiben: „Man sollte nie das Potential von virtue Signalling unterschätzen Das zog schon immer sehr. Viele Religionen bauen darauf auf, dass man mit ihnen seine Tugendhaftigkeit darstellen konnte.“

        Man sollte es aber auch nicht überschätzen. Die Frage ist nämlich, ob die signalisierten Tugenden rein willkürlich definiert werden können, oder ob sie eine gewisse Objektivität, logische Konsistenz oder Sinnhaftigkeit aufweisen müssen, weil sie sonst nicht als Signal taugen. Als naheliegendes Beispiel: wer z.B. im christlichen Kulturkreis signalisiert(e) er sei ein frommer Mensch, signallisierte damit seinen Mitmenschen, bestimmte konkrete Tugenden, die für die Mitmenschen von Vorteil wären, z.B. er signalisierte möglichen Partnern, ethische Prinzipien einer christlichen Ehe, wie Treue,an denen potentielle Partner ein starkes Eigeninteresse haben und damit einen hohen Partnerwert des Senders signalisieren.

        Dagegen sind bei den Tugenden des intersektoralen Feminismus aus meiner Sicht keine Vorteile, erwünschte Eigenschaften etc. für irgendwelche Mitmenschen erkennbar.

        • @clovis

          Was eine erwünschte Eigenschaft ist, richtet sich nach den Ansichten der Gruppe. und im intersektionalen Feminismus wird natürlich vieles erwünschtes Signalisiert. Etwa Anerkennung der Werte dieser Gemeinschaft, Schutz von dort als schützenswert bewerteten Personen, Einsetzen für dort für moralisch hochstehend angesehene Prinzipien, die Fähigkeit zu einem Doppeldenk etc

        • @Christian Schmidt,

          tut mir leid, ich kenne mich damit nicht so gut aus. Was genau waren nochmal die konkreten Tugenden des intersektoralen Feminismus und in wie weit sind die einem gedeihlichen Miteinander zuträglich?

          Aus meiner gewiss laienhaften Perspektive kommt es mir so vor, als funktioniere intersektoraler Feminismus bestenfalls so wie Antisemitismus. Bezeichnender Weise braucht man schon einen gehörigen Minderwertigkeitskomplex gegenüber Juden, um Antisemitismus für eine gute Idee zu halten.

      • Du schreibst ja oben dass Schwarzer stark von Beauvoir beeinflusst ist. Beauvoir war die Partnerin von Sartre, und Sarte und Foucault waren sich spinnefeind.

        Sartre verstand sich immer als Marxist (Beauvoir kenne ich zu wenig um zu sagen, ob das auch für sie gilt); Machtverhältnisse verstand er sicher eher ökonomisch als „diskurstechnisch“.
        Foucault ist aus meiner Sicht ein wichtiger theoretischer Anreger des neune Feminismus, mit seiner Betonung der Machtverhältnisse (unter völliger Missachtung der Bedeutung von Kooperation für menschliche Gesellschaften) und der Strukturen (deren Existenz zwar behauptet aber wenig konkret nachgewiesen wird).

    • Etwas wird oft bei solchen Diskussionen ignoriert. Heute leben noch viele Frauen, deren Freiheitsdrang damals vehement bekämpft wurde. Ihre Kontrahenten leben auch heute nochzum Teil. (so wie z.B. auch die Stasi)

      Es ist nur verständlich dass diese Frauen sich immer noch als Kämpferinnen für Gleichberechtigung sehen, und das nicht ohne Grund, denn die schweigende Machohorde wünscht sich immer noch die alten Zeiten zurück. Auf französisch sagt man „un dialogue de sourds“.

      http://www.linguee.de/franzoesisch-deutsch/uebersetzung/dialogue+de+sourds.html

    • Wie man schon lange weiss, sind die treibenden Menschen hinter den Ehrenmorden (auch von Männern) häufig die Frauen einer Famillie ! (leider kann ich die Quelle dazu nicht erinnern)

  2. Beim intersektionalen Feminismus (bzw. Intersektionalismus) bleibt mir unverständlich, wie man mit dem Phänomen Evolution bzw. Konkurrenz umgehen will. Ziel ist ja eine „Gleichstellung“ aller erdenklichen Kollektive, die anhand von Geschlechts-, Ethnien- und sonstigen Kategorien gebildet werden, was auch immer hier gleichgestellt werden soll.

    Dummerweise wollen die Leute aber nicht gleich sein, weder individuell noch auf der Ebene des näheren sozialen Umfelds noch auf der Ebene der Sprache/Kultur usw. Genaugenommen will man besser sein als „die anderen“. Wenn man den Egalitarismus dermaßen verabsolutiert wie im Intersektionalismus, dann darf es keine Konkurrenz und keinen Versuch, besser zu sein, mehr geben.

    Das wäre das Ende jeglicher Evolution, alle sind gleich graue Mäuse. Der Versuch, Evolution zu unterdrücken, ist aber chancenlos. Unsere Hetzfeministinnen sind übrigens ein Beispiel für eine klassische Form von Evolution: Aufstand der Kindergeneration gegen die Elterngeneration. Der Generationenkonflikt gehört irgendwie zum Erwachsenwerden dazu. Egal was auch immer der Stand der Dinge ist, der Nachwuchs findet immer irgendwas, womit er sich gegenüber den Eltern profiliert.

    Mir ist ziemlich unklar, welche grundsätzliche Haltung zu Konkurrenz und Evolution der intersektionale Feminismus (ggf. implizit) hat, sofern überhaupt eine. Eventuell ist dieses Thema dort so angstbesetzt, daß man es völlig verdrängt.

    • „Wenn man den Egalitarismus dermaßen verabsolutiert wie im Intersektionalismus, dann darf es keine Konkurrenz und keinen Versuch, besser zu sein, mehr geben.“

      Das ist vor allem das Mittel „Minderheiten“ mit Machtmitteln auszustatten, die man dann kontrolliert. Diese „Minderheiten“ werden vorgeschoben, um mit ihnen die eigene Macht auszubauen. Das nennt sich dann euphemistisch „Geichstellung“, um es den „Gleichgestellten“ schmackhaft zu machen, die man ja vollständig kontrollieren will …. Man malt die grosse „Unterdrückung“ „der Anderen“ an die Wand, dass es nicht auffällt, dass man selbst nur eben das machen will: diese „Minderheiten“ zu instrumentalisieren und auch zu „unterdrücken“. Das nennt sich dann „Identitätspolitik“.

      „Mir ist ziemlich unklar, welche grundsätzliche Haltung zu Konkurrenz und Evolution der intersektionale Feminismus (ggf. implizit) hat, sofern überhaupt eine.“

      Sicher. Aber das musst du ganz anders und praktisch beschreiben. Der neue Feminismus hat neben den Frauen weitere „Minderheiten“ oder „Unterdrückte“ mobilisiert und konnte damit natürlich erfolgreicher werden als der sich auf die Frauen beschränkenden Feminismus. Eine Erweiterung des Nahrungsspektrums machte diese Ideologie grösser und sie veränderte sich deshalb auch, weil sie ja bei den Frauen Kompromisse machen musste: ob der Schwarzen, Schwulen, Trans, Behinderten wegen…. Jede nur als irgendwie „unterdrückt“ seiende „Minderheit“ wurde vereinnahmt. Jetzt allerdings geht er das Futter aus, Zeit weitere Nahrungsgründe bei den Männern zu suchen (?).

  3. Das scheint mir ein schwerwiegender Fehler in dieser guten Abarbeitung an dem Emma-Artikel zu sein (recht am Anfang, den 2.-Welle-Fem betreffend):

    „Der Feminismus nach Schwarzer … sieht Frauen und Männer als gleich an …
    Im intersektionalen Feminismus findet sich hingegen eine Einteilung in Privilegierte und Unterdrückte ….“

    Schon der 2-Welle-Fem. sieht Frauen und Männer eben nicht als „gleich“ an, sondern als fundamental verschieden (als „das *andere* Geschlecht“ (Beauvoir)). Da sind sich 2-Welle-Fem. und intersektionaler Fem. prinzipiell nicht verschieden, sondern gleich. Der Fokus auf „Unterdrückung“ wandelte sich zum Fokus auf die „Privilegiertheit“, beides sind nur die zwei Seiten *einer* Medaillie.

    Die Entwicklung des 2-Welle-Fem. aus der marxistisch-kommunistischen Bewegung ist auch ganz vergleichbar mit der Entwicklung des intersektionalen Fem., beides Male wurde ein völlig neuer Schwerpunkt gesetzt, der eine völlige Umorientierung zur Folge hatte. Erst war es der Fokus auf „die Frau“, dann der Fokus auf „die Rasse“ und zuletzt der Fokus auf „Gender“ (bzw seine „Geschlechter“).

    • Poc’s werden darauf pochen dass wir alle gleich sind, sich aber wegen ihrer Unterdrückung als verschieden ansehen. Das wiederspricht sich doch nicht?! Oder sehe ich das falsch?

      • Das siehst du leider falsch. Diese „PoC“ meinen nämlich, dass die Idee „dass wir alle gleich sind“ ein heimtückischer Winkelzug des „kolonialen Westens“ ist, um die bestehende, unterdrückerische Ordnung zu „reproduzieren“.

        Das ist natürlich vollkommen Quatsch, aber es geht hier um eine Glauben, der mit Vernunft nichts zu tun hat, sondern nur als „Falle“ ansieht.

    • @Alex

      „Die Entwicklung des 2-Welle-Fem. aus der marxistisch-kommunistischen Bewegung ist auch ganz vergleichbar mit der Entwicklung des intersektionalen Fem.,“

      Och Alex, die radikalen Feministinnen sind mit der These hausieren gegangen, Frauen seien eine Klasse, die durch die Klasse der Männer ausgebeutet würden.
      Kein Marxist würde diesen Schwachsinn unterschreiben. Das Eigentum an Produktionsmitteln ist völlig geschlechterneutral.

      Auch der Begriff der „patriarchalen Dividende“ wurde so „konstruiert“ und die kannst jeden Knallchargen damit blamieren, der ihn verwendet, indem zu du ihn fragst, wie *hoch* denn diese Dividende in absoluten Zahlen oder in Prozent ist.

      Die haben sich einfach Begriffe angeeignet, die damals in der Bewegung angesagt waren, die jedoch keinerlei Sinn machen, wenn man sich ihre Herkunft anschaut.
      Die haben die Bedeutung der Begriffe auf den Kopf gestellt.

      Und nein, dafür kann ich nichts.
      Ebenso wenig wie ein Liberaler für den Begriff „liberal“, den Emma verwendet, um die Herkunft des intersektionalen Feministinnen zu beschreiben.

      Gruß crumar

      • @crumar
        „Kein Marxist würde diesen Schwachsinn unterschreiben.“

        Das wollte ich wirklich nicht ausdrücken. Die Marxisten damals haben aber auch den Fehler gemacht, dass sie meinten der Feminismus sei so eine Art Marxismus für Frauen, so dass sie sich lieber raushielten. Wie sollten sie auch ahnen können, dass ihre Dialektik Arbeiter-Kapitalisten sich in der Form Frau-Mann eigenständig weiter hätte entwickeln können? Das werden sie schlicht für nicht möglich gehalten haben.

        „Auch der Begriff der „patriarchalen Dividende“ wurde so „konstruiert“ …“

        Ja, das ist auch so ein lächerlicher Begriffs-rip off. Das zog sicher als Schlagwort, die zu gewinnenden Leute haben ja was gegen „Kapitalismus“.

        “ …. und die kannst jeden Knallchargen damit blamieren, der ihn verwendet, indem zu du ihn fragst, wie *hoch* denn diese Dividende …“

        Damit vielleicht: Ob es einen Zusammenhang zwischen dieser Phase der negativen Realzinsen und der eindeutig negativen patriarchalen Dividende gibt? 😀

        „Die haben die Bedeutung der Begriffe auf den Kopf gestellt.“

        Mir kommt der „Marxismus“ der Feministen und Co. auch viel eher wie ein zynisch-parodistischer Anti-Marxismus vor. Dass die alles und prinzipiell „auf den Kopf“ stellen, meine ich ja hier im Forum andauernd. Dafür bedarf es sicherlich eines besonderen Begriffs, der diese überaus interessante Form der Dialektik mal benennt, die immer genau das Gegenteil von dem erreicht, was sie vorgibt. „Negative Dialektik“ oder sowas.

        „Ebenso wenig wie ein Liberaler für den Begriff „liberal“, den Emma verwendet, um die Herkunft des intersektionalen Feministinnen zu beschreiben.“

        Ja, das fand ich auch drollig. Man kann ja jede Permissivität als „liberal“ hinstellen. So hat man den Liberalismus seit je her angegriffen (von Rechts aus). Ob das bei der Emma jetzt eine tiefere Bedeutung hat, keine Ahnung. Würde aber zur These passen, dass die im Kern erzkonservativ sind, wie die ganzen Femis, die ja am liebsten in der CDU sitzen.

        • @Alex

          „Die Marxisten damals haben aber auch den Fehler gemacht, dass sie meinten der Feminismus sei so eine Art Marxismus für Frauen, so dass sie sich lieber raushielten.“

          Die Wahrheit ist viel peinlicher: Es hat sich niemand auf Seiten der Männer (ich auch nicht) getraut, den Blödsinn zu entlarven und offen zu widersprechen.
          Mann hat beide Augen zugedrückt und sich selbst überzeugt, es gäbe gemeinsame Schnittmengen im Kampf für eine menschlichere Gesellschaft.
          Mann hat viele Texte mit zwei zugedrückten Augen gelesen, weil man u.a. auf die eigene Freundin stolz war, die für ihre eigenen Interessen politisch-feministisch (sehr erfolgreich) eingetreten ist. Das hat sich bei mir erst geändert, als die Texte immer postmoderner wurden und ich den offenen Blödsinn einfach nicht mehr ignorieren *konnte*.

          Alle Frauen in dem (breiteren) politischen Kontext standen jedoch in politischer *Konkurrenz* zu den Radikalfeministinnen und wer „Avantgarde“ sein wollte, musste ebenso radikal auftreten.
          Das hat zu dem grotesken Ergebnis geführt, dass sozialdemokratische und grüne Frauen in Puncto Radikalität die eigenen Genossinnen spielend überholt haben.

          Du schreibst: „Mir kommt der „Marxismus“ der Feministen und Co. auch viel eher wie ein zynisch-parodistischer Anti-Marxismus vor.“

          Bei den Frauen, die eine Poltikarriere angestrebt haben, also quasi „Berufsfeministin“ werden wollten, hat sich das angeboten, weil sich feministische Theorie bestens eignet, um Macht und Einfluss zu gewinnen. Mit keiner Theorie kann man besser auf der Klaviatur von „Schuld und Sühne“ spielen, denn es geht nicht um eine abstrakte „Klasse“, sondern (in letzter Instanz) um den individuellen Mann. D.h. die unmittelbare Wirksamkeit einer moralischen Erpressung ist gegeben und das ist das Mittel der Wahl, will man kurzfristige Erfolge erzielen. Für rationale „Einsicht“ muss man hingegen wesentlich dickere Bretter bohren als für ein „Eingeständnis“ basierend auf einer moralischen Erpressung.

          Die Wahl der Waffen sagt eine Menge über die Kombattanten aus.

          „Man kann ja jede Permissivität als „liberal“ hinstellen. So hat man den Liberalismus seit je her angegriffen (von Rechts aus).“

          Lustig, oder?!
          In der Sexualfeindlichkeit war der radikale Feminismus kaum vom reaktionären Katholizismus zu unterscheiden.

          Gruß crumar

          • >Die Wahrheit ist viel peinlicher: Es hat sich niemand auf Seiten der Männer (ich auch nicht) getraut, den Blödsinn zu entlarven und offen zu widersprechen.

            Naja, das stimmt so auch nicht, siehe:

            oder

        • „viel peinlicher“

          War mir zu peinlich, mich klarer auszudrücken. Genau wegen sowas ist die Idee eines Patriarchats auch so überaus lächerlich.

          „Die Wahl der Waffen sagt eine Menge über die Kombattanten aus.“

          Nobody exspäcts zäh spänisch Inqisition.

  4. Die wirkliche Bedeutung des intersektionalen Feminismus und der Grund für seine weitgehende Übernahme in den Medien und der Politik liegt sicherlich in der Funktion als Schutzschild für den Islam.

    Ursprünglich in den USA der späten 1960er als Mittel eingeführt, um die „Schwarzen“ im revolutionären Kampf hervorzuheben und über die „weissen Feministinnen“ zu stellen, erfuhr die Bedeutung von „Schwarz“ mit der erfolgreichen Islam-Revolution im Iran eine Begriffsausdehnung auf Moslems, die man nunmehr als „progressiven Verbündeten“ ansah (Foucault war hier führend, die iranische theokratische Revolution preisend) und als „Schwarze“ begriff (durch den „Postkolonialismus“).

    Nach Deutschland würde das während der pro-islamischen Präsidentschaft von Obama importiert und durch die Medien „implementiert“ — die Ideologeme der „Critical Whiteness“, des „Postkolonialismus“, aka der neue Rassismus, tauchten in den Medien in allen möglichen Artikeln urplötzlich auf (schönes aktuelles Beispiel in der „Zeit“ über Michelle Obamas Mode).

    Der intersektionale Fem. wird als Schutzschild für den Islam, da er die ganze Misogynie dieser Religion sehr effektiv verdecken kann und den klassischen Feminismus, der hier die „Zähne zeigen“ könnte, neutralisiert. Aus diesem Grunde wird der „Netzfeminismus“ hochgehalten, das sind die rechten nützlichen Idioten derzeit.

    Ich habe häufiger das Unverständnis darüber gelesen, dass jetzt ein angeblich rein US-amerikanisches Problem (das der Schwarzen gegen die Weissen) nach Europa importiert würde und dies vollkommen unverständlich sei. Diejenigen werden sich wohl nicht darüber im Klaren sein, dass es hier mitnichten um irgendwelche Afrikaner etc handelt, sondern dass es um den Islam geht und Förderung der sogenannten „Islamisierung“.

    Den Typen von Emma wird das alles auch klar sein. Sie haben bloss kein Interesse daran, das Boot zu sehr zu rütteln, in dem sie mit ihren neuen Schwestern letztlich gemeinsam sitzen. Eine historische Aufarbeitung der letzten Jahrzehnte Feminismus dürfte ihnen nur schaden können.

    Interessant ist noch, dass die Emmas die Lohfink-Chose angeblich eingefädelt hätten und dies von den „Netzfems“ übernommen worden wäre.

  5. Dass eine heutige deutsche Feministin überhaupt nicht von Schwarzer beeinflusst wäre, halte ich mal locker für unwahr. Selbst eine „ich will besser sein als Schwarzer“-Einstellung wäre ja ein Einfluss.

    Das witzige ist ja nicht, dass unterschiedliche Feministinnen unterschiedliche Ansichten zur Burka, zur Prostitution oder zu Gendersternchen haben, sondern vielmehr, dass sie da gar nicht mehr drüber diskutieren.

    Wenn aber unterschiedliche Feministinnen miteinander nicht mehr über Feminismus reden können, wer denn dann?

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