Tag: 23. Januar 2017
Qualia (Philosophie des Geistes)
Ein in der Philosophie diskutiertes Problem sind die „Qualia“. Dazu aus der Wikipedia:
Unter „Qualia“ wird der subjektive Erlebnisgehalt mentaler Zustände verstanden. Doch gerade ein solches subjektives Element scheint sich jeder intersubjektiven Begriffsbestimmung zu widersetzen. Der Philosoph Thomas Nagel hat zur Bestimmung der Qualia die Redeweise geprägt, dass es sich „auf eine bestimmte Weise anfühlt“, in einem mentalen Zustand zu sein (what is it like). Wenn eine Person etwa friert, so hat dies in der Regel verschiedene Konsequenzen. In der Person laufen etwa verschiedene neuronale Prozesse ab und die Person wird ein bestimmtes Verhalten zeigen. Doch das ist nicht alles:
„Es fühlt sich für die Person auch auf eine bestimmte Weise an“, zu frieren. Allerdings kann Nagels Bestimmungsversuch nicht als allgemeine Definition gelten. Eine Bestimmung von Qualia durch die Phrase „sich auf bestimmte Weise anfühlen“ setzt voraus, dass diese Phrase schon verstanden ist. Wem jedoch die Rede von subjektiven Erlebnisgehalten nicht einleuchtet, der wird die Phrase auch nicht verstehen. Ned Block hat das Problem der Begriffsbestimmung daher wie folgt kommentiert:
„Sie fragen: Was ist das, was Philosophen ‚qualitative Zustände‘ genannt haben? Und ich antworte, nur halb im Scherz: Wie Louis Armstrong schon sagte, als man ihn fragte, was Jazz sei: Wenn du erst fragen musst, wirst du es nie verstehen.“
– Ned Block: Troubles with Functionalism[3]Die Probleme, die bei der Bestimmung von Qualia auftreten, haben einige Philosophen wie Daniel Dennett, Patricia und Paul Churchland dazu veranlasst, Qualia als gänzlich unbrauchbare Begriffe abzulehnen und stattdessen einen Qualiaeliminativismus zu vertreten.
Ansgar Beckermann kommentiert hingegen:
„Und wenn jemand sagt, er wisse trotzdem nicht, worin der qualitative Charakter etwa eines Geschmacksurteils bestehe, können wir diesem Unverständnis so begegnen: Wir geben ihm einen Schluck Wein zu trinken, lassen ihn danach ein Pfefferminzbonbon lutschen und geben ihm dann noch einen Schluck desselben Weins mit der Bemerkung: Das, was sich jetzt geändert hat, das ist der qualitative Charakter deines Geschmacksurteils.“
– Ansgar Beckermann: Analytische Einführung in die Philosophie des Geistes.[4]
Es ist bereits bezeichnet, dass es sich hierbei um ein Problem handelt, dass niemand wirklich genau definieren kann. Der „subjektive Erlebnisgehalt mentaler Zustände“ dreht sich im wesentlichen darum, dass man nicht sagen kann, inwieweit bei Leute bestimmte innere Erlebnisse gleich ausfallen: Niemand weiß, ob das, was er selbst unter „rot“ versteht auch von dem anderen genau so wahrgenommen wird.
Das daraus resultierende „Rätsel“ wird wie folgt beschrieben_
Auch wenn die explizite Diskussion der Qualia erst im 20. Jahrhundert aufkam, ist das Problem der Sache nach schon weit länger bekannt: Schon bei René Descartes, John Locke und David Hume lassen sich ähnliche, wenn auch nicht weiter ausgeführte Gedankengänge dieser Art finden. Hume beispielsweise behauptete in seinem Treatise on Human Nature (1739):
“We cannot form to ourselves a just idea of the taste of a pineapple, without having actually tasted it.”
„Wir können uns keinen Begriff vom Geschmack einer Ananas bilden, ohne diese tatsächlich gekostet zu haben.“Auch Gottfried Wilhelm Leibniz formulierte das Qualiaproblem in einem eindringlichen Gedankenexperiment. Leibniz lässt uns durch ein gigantisches Modell des Gehirns laufen. Ein solches Modell wird darüber informieren, wie im Gehirn Reize auf eine sehr komplexe Art und Weise verarbeitet werden und schließlich mittels Erregungsweiterleitung in verschiedenen Körperteilen zu einer Reaktion führen (vgl. Reiz-Reaktions-Modell). Aber, so Leibniz, nirgendwo werden wir in diesem Modell das Bewusstsein entdecken. Eine neurowissenschaftliche Beschreibung werde uns also über das Bewusstsein vollkommen im Dunkeln lassen. In Leibniz’ Gedankenexperiment kann man leicht das Qualiaproblem entdecken. Denn zu dem, was man in dem Gehirnmodell nicht entdecken kann, gehören ganz offensichtlich auch die Qualia. Das Modell mag uns etwa darüber aufklären, wie eine Lichtwelle auf die Netzhaut trifft, dadurch Signale ins Gehirn geleitet und dort schließlich verarbeitet werden. Es wird uns nach Leibniz’ Ansicht jedoch nicht darüber aufklären, warum die Person eine Rotwahrnehmung hat.
Eine weitere frühe Formulierung des Qualiaproblems geht auf den Physiologen Emil du Bois-Reymond und seine Ignorabimusrede zurück. In seinem 1872 auf der Naturforscherversammlung in Leipzig gehaltenen Vortrag Über die Grenzen des Naturerkennens erklärt du Bois-Reymond die Frage nach dem Bewusstsein zu einem Welträtsel:
„Welche denkbare Verbindung besteht zwischen bestimmten Bewegungen bestimmter Atome in meinem Gehirn einerseits, andererseits den für mich ursprünglichen, nicht weiter definierbaren, nicht wegzuleugnenden Tatsachen ‚Ich fühle Schmerz, fühle Lust; ich schmecke Süßes, rieche Rosenduft, höre Orgelton, sehe Roth …‘“
– Emil du Bois-Reymond: Über die Grenzen des Naturerkennens.[5]Wie ist es, eine Fledermaus zu sein? Mit dieser Frage läutete Thomas Nagel die gegenwärtige Qualiadebatte ein.
Die gegenwärtige Debatte um Qualia fußt vor allem auf dem Aufsatz What is it like to be a bat? („Wie fühlt es sich an, eine Fledermaus zu sein?“)[6] des Philosophen Thomas Nagel im Oktober 1974. Nagels Aufsatz fiel in eine Zeit, in der die Philosophie des Geistes durch die Entwicklungen der Neuro- und Kognitionswissenschaften überwiegend reduktionistisch geprägt war. Er argumentiert nun, dass die Naturwissenschaften das Phänomen des Erlebens gar nicht erklären könnten. Schließlich seien die Wissenschaften in ihrer Methode auf eine Außenperspektive festgelegt, in der sich die Innenperspektive des Erlebens gar nicht fassen lasse. Nagel versucht seine Position mit einem berühmt gewordenen Beispiel zu illustrieren. Er fordert dazu auf, sich eine Fledermaus vorzustellen. Nun können wir, so argumentiert Nagel, bei so fremden Lebewesen zwar viele neurowissenschaftliche und ethologische Experimente durchführen und dabei auch einiges über die kognitiven Fähigkeiten einer Fledermaus herausfinden. Wie es sich jedoch für die Fledermaus anfühlt, etwa ein Objekt mittels Echoortung zu lokalisieren, bleibe uns verschlossen. Nagel schließt aus diesem Beispiel, dass die subjektive Perspektive der Qualia nicht durch die objektive Perspektive der Naturwissenschaften zu erschließen sei.
Für mich ein absolutes Scheinproblem. Gemeint ist wohl, dass wir nie wissen können, wie etwas funktioniert, weil wir die inneren Vorgänge eben nicht vergleichen können. Insofern wissen wir nicht, ob diese bei Menschen ganz verschieden ausfallen und was andere genau empfinden. Schon gar nicht wissen wir, was andere nichtmenschliche Wesen empfinden.
Allerdings hindert uns das aus meiner Sicht nicht entsprechende Theorien auf der Grundlage dessen zu entwickeln, was wir wissen und über was wir uns austauschen können. Es ist tatsächlich vollkommen egal, ob das Rot, was jemand sieht, tatsächlich die gleiche Farbe hat, die ein anderer sieht. Denn Rot existiert nicht als rot, es existiert als eine bestimmte Wellenlänge von Licht, die in unserem Kopf nur als Farbe umgesetzt wird. Es ist eine Oberfläche, die Licht einer bestimmten Wellenlänge auf eine bestimmte Weise reflektiert. Die Farbe rot ist dabei lediglich eine Illusion unseres Gehirns, quasi die Aufarbeitung der Welt, die es uns einfacher macht unsere Welt wahrzunehmen. Ob die genau festgelegte Wellenlänge dabei in dieser Illusion genau gleich ausfällt oder aufgrund des unterschiedlichen Genpools etwas anders in der Aufarbeitung des jeweiligen Menschen dargestellt wird ist für die inneren Denkvorgänge vollkommen egal. Wir haben ansonsten über unsere Sprache durchaus eine gute Vorstellung wie das Innenleben von Menschen ausfällt und können beschreiben, wie sich bestimmte innere Zustände präsentieren.
Letztendlich scheint es mir auch eine Verkennung des Umstandes zu sein, dass die inneren Zustände eine gewisse Funktion haben und nicht losgelöst davon existieren. Wir haben Angst vor bestimmten Sachen, damit wir vorsichtiger vorgehen (und so länger Leben um unsere Gene in die nächste Generation zu bringen), wir empfinden Liebe, damit wir lange genug mit einem Partner zusammen bleiben, um unsere Kinder aufzuziehen (und unsere Gene so in die nächste Generation zu bringen), wir empfinden Eifersucht, damit wir aufmerksamer werden, wenn jemand unseren Partner wegschnappen will und mögliche Konkurrenten abwehren können (und so unsere Gene mit dem Partner in die nächste Generation bringen können) etc.
Es ist für viele Punkte relativ egal, ob sich Eifersucht genau gleich anführt, wenn es nur das Gleiche hervorruft (nämlich Mate Guarding).
Damit ist auch der Einwand, dass in einem Modell, welches das Gehirn als einen Datenverarbeiter beschreibt, in welchem bestimmte Probleme zumindest teilweise nach bestimmten „Programmen“ gelöst werden, die Qualia unnötig wären, zu lösen. Das Modell stellt darauf ab, dass beispielsweise das Erleben von Schmerz (Schmerzqualia) in einem solchen Modell, wo auf den Input durch die Anwendung einen Programmes ein Handlungsmodell folgt, unnötig ist. Das Argument wäre demnach so ungefähr, dass ein Computer, der über einen Sensor eine sehr hohe Temperatur erkennt, ja auch keine Schmerzen erleben muss, um das Ergebnis der Berechnung auszuwerfen. Das verkennt aber, dass man das vielleicht nicht müsste, aber hier die „Software“ eben auf eine bestimmte Weise aufgebaut ist: Ein Schmerzimpuls wird weiter geleitet und im Gehirn nach Herkunft, Intensität und über weitere Datenverarbeitung über die Augen gegebenenfalls der Quelle verarbeitet. Es wird dann als Endprodukt schlicht ein Auftrag an unser Gehirn überstellt, so schnell wie möglich die Einwirkung, die den Schmerz verursacht zu beenden. Unser Gehirn nimmt diese Motivation als vorrangig an und versucht eine Lösung dafür zu finden. Letzendlich ist das Schmerzerleben damit ein Handlungsauftrag, den wir – genau wie wir auf unsere Sehzellen fallende Lichter einer bestimmten Wellenlänge als eine bestimmte Farbe wahrnehmen – als Schmerz wahrnehmen. Wir müssten keinen Schmerz empfinden, aber unser Gehirn ist so aufgebaut, dass wir in empfinden. Er ist eben Teil des Modells.
Einer der größten Kritiker des Qualia Begriffs ist David Dennett. Er wird dazu wie folgt zitiert:
In Consciousness Explained (1991) and „Quining Qualia“ (1988),[14] Daniel Dennett offers an argument against qualia that attempts to show that the above definition breaks down when one tries to make a practical application of it. In a series of thought experiments, which he calls „intuition pumps“, he brings qualia into the world of neurosurgery, clinical psychology, and psychological experimentation. His argument attempts to show that, once the concept of qualia is so imported, it turns out that we can either make no use of it in the situation in question, or that the questions posed by the introduction of qualia are unanswerable precisely because of the special properties defined for qualia.
In Dennett’s updated version of the inverted spectrum thought experiment, „alternative neurosurgery“, you again awake to find that your qualia have been inverted—grass appears red, the sky appears orange, etc. According to the original account, you should be immediately aware that something has gone horribly wrong. Dennett argues, however, that it is impossible to know whether the diabolical neurosurgeons have indeed inverted your qualia (by tampering with your optic nerve, say), or have simply inverted your connection to memories of past qualia. Since both operations would produce the same result, you would have no means on your own to tell which operation has actually been conducted, and you are thus in the odd position of not knowing whether there has been a change in your „immediately apprehensible“ qualia.
Dennett’s argument revolves around the central objection that, for qualia to be taken seriously as a component of experience—for them to even make sense as a discrete concept—it must be possible to show that
a) it is possible to know that a change in qualia has occurred, as opposed to a change in something else; or that
b) there is a difference between having a change in qualia and not having one.Dennett attempts to show that we cannot satisfy (a) either through introspection or through observation, and that qualia’s very definition undermines its chances of satisfying (b).
In der Tat ist der genau Gehalt von Qualia schlicht egal, wie ich oben auch schon anführte, solange sie die richtige Funktion erfüllen. Machen sie da aber nicht, dann würde man das auch entsprechend im Verhalten und in den Schilderungen des Innenlebens bei Menschen erfahren.