Tag: 6. Januar 2017
Radikaler Feminismus, den man nicht unterstützen kann
Der Artikel von Penny Laurie war hier bereits Thema in den Kommentaren. Es ist einer dieser typischen Artikel, bei denen man merkt wie radikal der Feminismus ist und wie sich immer wieder wundert, dass so etwas so selbstverständlich abgedruckt wird.
Beispielsweise werden erst einmal alle, die gegen Flüchtlinge sind in einen Topf geworfen und das ganze dann zum Wettstreits des Patriarchats ausgerufen:
So viel sie auch jeden Tag davon reden, wie sehr doch westliche – sie meinen weiße – Frauen durch die ethnisch und religiös andersartigen Einwanderer bedroht seien, so sehr geht es ihnen doch gleichzeitig darum, diese Frauen ihrer sexuellen und reproduktiven Selbstbestimmung zu berauben. Muslimen und Einwanderern muss es verwehrt bleiben, westliche Frauen zu missbrauchen, aber die Kehrseite davon ist, dass westliche Männer das straffrei tun dürfen: Es ist ein Wettstreit verschiedener Stile patriarchaler Gewalt.
Als ob westliche Männer straffrei vergewaltigen könnten und als ob Männer allgemein dies wollten. Das jemand will, dass generell Frauen nicht vergewaltigt werden ist in diesem Feminismus wohl unvorstellbar. Nein, es wird unterstellt, dass man selbst vergewaltigen will und Frauen auf diese Weise unterdrücken will. Wie man damit Frauen unterdrückt bleibt zwar unklar, aber das ist wohl auch egal. Denn wenn es allgemeine Angst wäre, dann würde wohl eher der Feminismus mit seiner Übertreibung der Vergewaltigungszahlen und seinem Betonen, dass wir in einer Rape Culture leben, die Angst schüren.
Und auch Sätze wie:
Ein Gutes an Hillary Clintons Niederlage ist, dass wir vielleicht endlich die Vorstellung vergessen können, dass ein vertrockneter, liberaler Feminismus, der sich auf die Sorgen wohlhabender weißer Frauen im Westen konzentriert, jemals ausreichen könnte.
Wenn die Niederlage Clintons (neben ihrem bedenklichen Gesundheitszustand, ihrer Entrücktheit vom Volk und ihrer Verbundenheit zur Wallstreet und ihrer Bestechlichkeit) etwas gezeigt hat, dann wohl eher, dass sehr viele genau diesen intersektionalen Feminismus satt haben und von ihm genervt sind.
Und auch ihr Bild der Bedrohung ist hochinteressant:
Deswegen sind die heutigen Faschisten so besessen vom Feminismus als einer zersetzenden Macht. Sie nennen ihn eine Krebszelle, und das Bild passt schon, denn wenn er einmal im Herzen ist, wird er sich weiterfressen, wird die Person, den Haushalt, die Familie, die Stadt, die Welt verändern. Wenn das Krebs ist, will ich keine Heilung.
Es gibt überall Milliarden von Frauen, die nicht einfach zuschauen werden, wie die von unseren Vormüttern hart erkämpften Fortschritte von lächerlichen korrupten Fanatikern und kleinen Tyrannen kaputtgemacht werden, aus welchem Glauben heraus oder in welchem Land auch immer. Jeder Faschist weiß, dass Freiheit eine Bedrohung sein kann, aber die Frauen und Mädchen von heute sind damit groß geworden. Wer von ihnen erwartet, sie im Namen eines Nationalstolzes wieder aufzugeben, hat einen heftigeren Kampf vor sich, als er sich vorstellen kann.
Ich denke die allermeisten Frauen empfinden diese Gefährungslage nicht. Sie sehen weder Wahlrecht noch sonstige Rechte tatsächlich in Gefahr und Rechte wie die Abtreibung sind zumindest in Deutschland gar nicht in der Diskussion. Dass der Feminismus selbst über das Ziel hinaus schießt und deswegen zurecht als störend angesehen wird, weil er radikalen Hass predigt ist dort unvorstellbar.
Interessant sind aber auch die Kommentare unter dem Artikel:
Nix für ungut, aber wie soll man denn „Feministinnen“ nennen, die (alle) Männer zur Not in Camps stecken wollen? Auch wenn das sicherlich nicht ganz ernst gemeint ist, ist es nicht gerade abwegig, diese Personen als Feminazis zu bezeichnen. Ich meine, so aus der Luft gegriffen ist der Zusammenhang ja nicht, oder?
Zu was bitte soll eine solche Argumentation führen, wenn nicht zu einer Spaltung der Gesellschaft? Kann man mit einer solchen Aussage wirklich eine ernsthafte Debatte führen?
Wie soll ich als Mann, solange ich nur einen Funken Selbstwertgefühl habe, solche Feministinnen unterstützen? Wie kann ich eine Gruppe von Feministinnen unterstützen, die als Symbol der Frauenbefreiung abgeschnittene Hodensäcke präsentieren? Natürlich schlägt solchen Personen der geballte Hass des Internets entgegen.
Es ist ja bekannt, dass der Internetmob nicht gerade gut darin ist, zwischen verschiedenen, äußerlich ähnlichen Positionen zu unterscheiden. Also sollte man sich als Feminist doch mal klar gegen einen solchen Bullshit positionieren.
Aber nein, was macht eine Laurie Penny stattdessen? Steckt alle jungen Männer, die sich weder für abgeschnittene Hodensäcke noch für Konzentrationslager für Männer begeistern können, in eine Schublade und bezeichnet sie als sich radikalisierende Rechte.
Herzlichen Glückwunsch. Damit hat Frau Penny ihrer Sache einen Bärendienst erwiesen.
Und:
Wenn es einen Aspekt gibt, in dem der Feminismus in der Tat versagt hat, dann ist es seine sture (teils sicher auch selbstüberhöhende) Weigerung, das weibliche Geschlecht insgesamt aus der Rolle des ewigen Opfers zu entlassen. Auch dieser Artikel scheint wieder davon auszugehen, dass Männer in Bezug auf Frauen nur die Alternativen „die Frau gehört mir“ und „die Frau gehört einem Anderen“ kennen. Dass Frauen sich heute schon ausreichend selbst behaupten können, um weder als das eine noch noch das andere wahrgenommen zu werden, scheint Frau Penny nicht einmal in Erwägung zu ziehen.
Und vor dem Besitzanspruch der Männer schützen soll die armen Frauen dann „der Feminismus“. Es ist immerhin begrüßenswert, dass nicht ausschließlich nach Papa Staat gerufen wird. Aber die Institutionalisierung von Selbstbewusstsein ist und bleibt leider effektiv dessen Verhinderung: Ein Frau ist nicht stark, weil sie sich zum Feminismus bekennt, sondern weil sie zu ihrem Bekenntnis steht – EGAL welchem. Das kann auch lauten „Ich bin Hausfrau und Mutter und interessiere mich nicht sonderlich für Politik.“.
So gesehen ist ein weiterer Kardinalfehler des Feminismus, dass er sich die patriarchale Vorstellung zueigen gemacht hat, Macht sei die einzige Einheit, in der persönliche Stärke gemessen werden könnte.
Sowie:
Das es für Laurie Penny immer nur Gründe für mehr und radikaleren Feminismus gibt ist keine Überraschung. Den gemäßigten Feminismus, von dem sich wirklich eine signifikante Zahl an Frauen vertreten fühlen kann gibt es kaum mehr. Der Name der Bewegung verkommt mit fortschreitender Radikalisierung immer mehr zu einem Wortwitz.
Menschen wie Laurie Penny schaden dem Bild des Feminismus massiv. Wenn man diesen kritisiert wird von Seiten der Verfechter gerne mit der Wörterbuchdefinition von Feminismus geantwortet. Gegen diese Definition hätte man vermutlich selbst in der CSU nicht viel einzuwenden. Leider hat der real existierende Feminismus mit der Wörterbuchdefinition fast nichts mehr zu tun.
Feministinnin kämpfen nicht mehr für Gleichberechtigung. Feminismus ist heute der Kampf für die Übervorteilung bestimmter Gruppen und diese Gruppen sind nicht einmal mehr zwangsläufig weiblich.
In Köln konnte man sehr gut sehen wie Feministinnin sich mehr um das Ansehen von Asylbewerbern scheren als um Frauen die sexuell belästigt wurden. Ein besonders ekeliges Beispiel von einer ehemaligen taz Autorin: http://www.spiegel.d…-a-1070905.htmlVon dieser Form des Feminisms fühlt sich in meinem Umfeld kaum eine Frau vetreten. Die sind alle für Frauenrecht und profitieren von Frauenrechten aber auf die Frage ob sie sich selber als Feministin betrachten ist die Antwort fast immer: Nein!
Der moderne Feminismus wird als schlechte Vertretung des eigenen Geschlechts verstanden. Keine dieser Frauen möchte den Eindruck erwecken sie hätte etwas mit einer Bewegung zu tun die Menschen vorschreiben möchte was sie denken, schreiben und sagen dürfen. Und da hat Laurie Penny schon recht. Der Kampf verläuft zwischen Menschen die für universelle Freiheiten eintreten und den Anderen. Sie hat aufgrund es Pfahles im eigenen Auge nur noch nicht realisiert das Sie mit ihrer Bewegung zu den anderen gehört.