„Würdest du noch arbeiten gehen, wenn dein Partner genug Geld verdient?“

In dem Beitrag „Auf Augenhöhe“ wird eine interessante Frage aufgeworfen, die in vielen Debatten über Gender Pay Gap und Frauen in Führungspositionen auch selten angesprochen wird:

Ich erinnere mich an ein Gespräch vor einiger Zeit mit einer Bekannten. Wir unterhielten uns über die Rolle der Frau in unserer jetzigen Gesellschaft. Sie forderte mich mit der Frage heraus, wie mein Leben aussehen würde, wenn mein Partner genug Geld für uns beide mit nach Hause bringen würde. Ich bat sie, ihre Frage zu konkretisieren.

„Würdest du noch arbeiten gehen, wenn dein Partner euch mit seinem Gehalt komplett absichern könnte?“

Zumindest die Vergangenheit zeigt, dass dann viele Frauen eben gerade nicht mehr oder zumindest in einem geringeren Umfang arbeiten gehen würden. Es dürfte dann noch stärker ausfallen, wenn sie ohnehin nicht so viel verdient wie er und in einem Beruf, der „unter dem Stand“ ist. Also etwa wenn die Oberarztgattin Kassiererin in einem Supermarkt war.

Ich habe lange darüber nachgedacht. Nicht, weil ich keine spontane Antwort wusste, sondern weil ich alle Seiten bedenken wollte. Denn zu sagen, ich lasse mich nicht von meinem Mann aushalten, hieße auch, die Arbeit als Hausfrau und Mutter als niedriger zu beurteilen. Und das ist sie nicht. Diese Arbeit ist wertvoll und gleichermaßen wichtig.

Es ist eine interessante Position, weil es eine pauschale Gleichsetzung vornimmt: Hausfrau und Mutter sind gleich wichtig, man kann nicht mehr verlangen. Natürlich könnte man dem entgegnen, dass es eine Arbeitsteilung sein kann, die von beiden als fair angesehen werden kann, dass aber gerade mit fortgeschrittenen Alter der Kinder oder gar ohne Kinder durchaus erwarten kann, dass sie auch wieder eine Arbeitsstelle antritt und dazu verdient und die Gleichwertigkeit da nicht mehr besteht.

Nur bin ich eben keine Frau, die ihre Erfüllung auf Dauer in den häuslichen- oder Mutterpflichten findet. Ich bin den vielen Frauen, die für Gleichstellung kämpften und kämpfen, ehrlich dankbar. Ich bin dem Feminismus dankbar, auch wenn dieses Wort im Laufe der Zeit einen faden Beigeschmack bekommen hat. Carolin Kebekus hat es auf den Punkt gebracht: „Feminismus hat so einen schlechten Ruf. Das klingt so unrasiert und ungebumst. Dabei bedeutet es doch nur, dass eine Frau machen kann, was sie will.“

Auch ein schöner Satz. In einer Partnerschaft wird sie aber nicht drum herum kommen, dass sie sich abstimmt und da sollte sie eine gewisse Fairness walten lassne.

Richtig. Ich bin eine Frau. Doch in erster Linie bin ich Mensch. Mit all den Rechten die ein Mensch haben kann. Ich gehe arbeiten. Ich verdiene mein Geld. Ich gehe wählen. Ich habe einen Kopf zum Denken. Ich begegne meiner Umwelt zuerst auf Augenhöhe. Mir sind Rassen, Geschlechter, gesellschaftliche Stellung, sexuelle Orientierung, Aussehen, Einkommen, politische Gesinnung und Glaube egal, solange der Mensch mir gegenüber ein gutes Herz hat. Ich versuche nicht vorschnell zu urteilen. Ich möchte verstehen und schlussendlich andere Meinungen oder Lebensauffassungen respektieren. Meine Rasse ist Mensch, meine Ideologie die Menschlichkeit. Meine Eltern haben mir beigebracht, dass es keinen Werteunterschied zwischen Mann und Frau gibt. Ich bin in einem gleichgestellten Haushalt aufgewachsen und das lebe ich auch in meiner Beziehung. Ich habe gelernt, Löcher in die Wand zu bohren und die Zündkerzen an meinem Auto zu wechseln. Ich koche eine hervorragende Pastasoße und trage gern Make-Up. Ja, ich feiere es eine Frau zu sein! Weil ich (fast) alles tun kann, was ich möchte. Auch wenn die Waagschale noch lange nicht ausgeglichen ist.

Dass ist ja erst einmal kein schlechter Ansatz, auf dem man aufbauen kann. Nur kommt eben der Mann in ihren Betrachtungen als Partner erstaunlich wenig vor.

Wie würdet ihr die Frage sehen?