Frauen und Männer und der Umfang der aus ihrer Sicht jeweils erforderlichen Hausarbeitszeiten

Gestern hatte ich schon aus einen Artikel von MITM zitiert und dabei bemerkt, dass ich den Absatz darüber auch sehr interessant fand: Es geht darum wie viel Hausarbeit Männer und Frauen nicht nur machen, sondern auch „benötigen“.

Analog wie bei der Falschaussage von der unbezahlten Sorgearbeit wird hier unterschlagen, wer der „Auftraggeber“ der Hausarbeiten ist bzw. wer die Früchte der Arbeit konsumiert.

(…) In der Destatis-Publikation Holz (2004) (s. dort Abbildung 2, Spalte „Haushaltsführung“; angegeben sind separate Zeiten für Personen mit und ohne Armutsrisiko, i.f. werden gerundete Durchschnitte der beiden Zeiten angegeben) finden sich hierzu folgende Zahlen:

  • Alleinlebende Frauen verwenden ca. 230 Minuten pro Tag für die Haushaltsführung,
  • Alleinlebende Männer ca. 160 Minuten pro Tag, also eine gute Stunde weniger als Frauen.

Alleinlebende Personen arbeiten im Haushalt für sich selber, sie sind sozusagen ihr eigener Auftraggeber, und sie „konsumieren“ ihre Arbeitsergebnisse selber. Daß Frauen fast die Hälfte mehr Zeit als Männer mit Hausarbeit verbringen, korrespondiert deutlich mit Stereotypen, wonach Männer weniger pingelig bei der Reinigung sind und eher zu Fast Food greifen als Frauen.

Alleinlebende Frauen verursachen also statistisch ca. 70 Minuten mehr Hausarbeit als Männer.

Das ist durchaus etwas, was ich sehr gut nachvollziehen kann, ich brauche auch deutlich weniger Zeit alleine als Südländerin (die aber mit dem, was mir reicht auch nicht glücklich wäre).

Der Gedanke, dass Frauen also nicht nur mehr machen, sondern auch mehr Arbeit „produzieren“ ist schon ein interessanter.
Er führt dann gleich zu der Betrachtung, inwieweit die Bedürfnisse des Einzelnen in einer Beziehung auch das Problem des anderen sind. Sie kommen ja sozusagen mit dem Partner. Insofern wäre ein „du willst es ordentlicher, dann mach es selbst“ sicherlich auch nicht der richtige Ansatz für eine glückliche Beziehung.  Theoretisch muss dann wohl ein Kompromiss gefunden werden und dazu ist der nächste Absatz interesseant:

Holz (2004) gibt ferner Zahlen für Paarhaushalte an: In Paarhaushalten (ohne Kinder) reduziert sich die tägliche Zeit für die Haushaltsführung nicht etwa durch eigentlich zu vermutende Rationalisierungseffekte, sondern sie erhöht sich sowohl für Männer wie Frauen um rund 50 Minuten auf ca. 280 bzw. 210 Minuten pro Tag. D.h. der Abstand von ca. 70 Minuten bleibt hier erhalten, die Annahme ist daher plausibel, daß auch hier Frauen mehr Hausarbeit als Männer verursachen.

Der Kompromiss wäre also, dass der Mann mehr macht als er Alleine machen würde, die Frau auch, sie dadurch aber immer noch mehr macht als er. Klingt nicht unbedingt unfair.

P.S:

Ich gebe zu – Asche auf mein Haupt – das ich bisher zu wenig bei MITM gelesen habe. Gerade der „Übersichtsartikel“ aus dem die beiden Passagen von gestern und heute stammen sind aber wunderbar.

Welche weiteren Artikel/Passagen habe ich verpasst? Nennt mir eure Lieblingsartikel bei MITM