Lucas schoppe zum Geschlechterkrieg und Institutionen, die ihn aus Eigeninteresse fördern

Lucas Schoppe schreibt in einem Kommentar zu seinem Artikel zu dem Dossier noch etwas zum Geschlechterkrieg und Institutionen, die ihn aus Eigeninteresse fördern

Mir geht es also um die These, dass wir gesellschaftlich längst bei einer zivilen, flexiblen, tragfähigen (wenn auch im Hinblick auf die Arbeitsteilung durchaus verbesserungsfähigen) Kooperation zwischen Männern und Frauen angekommen sind – und dass es insbesondere politische Institutionen sind, die dabei destruktiv dazwischengehen.

Die Perfidie ist z.B. erstaunlich, mit der Lambrecht manövriert, um Väter aus ihrer Vaterschaft heraushalten zu können. Ihre Pläne hat sie meines Wissens an Pressevertreter und auch an Mütterverbände weiter gegeben, aber Vertreter der hauptsächlich betroffenen Väter hat sie auflaufen lassen. Die kamen an den Gesetzesvorschlag gar nicht heran. Dabei geht es darin eben darum, dass die rechtliche Beziehung eines Vaters zu seinem Kind völlig verschwindet, ja gar nicht erst besteht – wenn eine lesbische Partnerin der Mutter als weitere Mutter eingetragen ist.

Im Feld der Politik erscheinen halt Verhaltensweisen manchmal als ganz normal, die uns außerhalb davon gestört und soziopathisch vorkämen – von dem Widerspruch lebt ja z.B. die ganze Serie „House of Cards“. Mir geht es hier aber um einen anderen Aspekt:

Das Ministerium hat das Selbstbild, eine moderne, progressive Institution zu sein, die in einer von männlichen Machtstrukturen rundum geprägten Gesellschaft Humanisierungsimpulse setzt und sich auf die Seite der Schwächeren stellt. Dieses Selbstbild ist unplausibel, schon allein deshalb, weil es überhaupt nicht zu erklären wäre, warum sich in einer rundum patriarchalen Gesellschaft ausgerechnet die mächtigsten politischen Institutionen zuverlässig GEGEN das „Patriarchat“ stellen sollten.

Viel plausibler ist es, davon auszugehen, dass Institutionen grundsätzlich ein Interesse der Selbsterhaltung haben. Je mehr aber gesellschaftlich die Möglichkeiten der zivilen Selbststeuerung ausgeweitet und stabilisiert werden, desto schwerer ist ein solch vielmillionenteures Frauen- und Familienministerium zu legitimieren.

Wer seine eigene Position dadurch legitimiert, dass er (bestimmten) Menschen hilft – der hat ein großes Interesse daran, dass sie weiter hilflos erscheinen. Wer sich dadurch legitimiert, dass er Konflikte anderer bearbeitet – der hat ein Interesse daran, dass diese Menschen ihre Konflikte nicht selbst lösen.

Sicherlich können sehr viele Trennungsväter bestätigen, dass die Konflikte, unter denen ihre Kinder und sie leiden, ganz wesentlich aus den Institutionen in die Elternbeziehungen hineingetragen werden. Und darum geht es mir in der eingangs zitierten Passage:

Institutionen wie das Familienministerium sind selbst das Problem, dessen Lösung zu sein sie vorgeben. Sie brauchen zu ihrer Legitimation das Bild einer Gesellschaft, die habituell irgendwie in der Steinzeit zurückgeblieben ist. Tatsächlich ist diese Gesellschaft aber längst schon sehr viel weiter, als die Institution es ist (oder jemals sein wird).

Feminismus als eine Art „Munchhausen by proxy“ bei dem statt auf echte Gleichberechtigung hinzuarbeiten eine schwache hilfsbedürftige Frau benötigt wird, zu deren Beschützer man sich aufschwingen kann. 

In vielen Bereichen scheint mir die Vertretung eher noch schuzophrener:

Auf der einen Seite wird die Rolle der Frau als Mutter in jeder Hinsicht gegen mehr Rechte des Vaters geschützt.

Auf der anderen Seite will man Frauen in gewisser Weise aus ihr herausbekommen, sie sollen genau so viel verdienen wie Männer, sie sollen genauso in Führungspositionen sein, sie sollen das gleiche studieren.

Die Forderung, dass demnach alle Arbeiten gleich verteilt werden müssen und alles andere keine Gleichberechtigung wäre passt dazu: Man will gewisse Rollen nicht aufgeben, also müssen die Männer ihre Rolle ändern. Indirekt wird damit eingestanden, dass der gegenwärtige Zustand der Frauen sie so gesehen nicht „konkurrenzfähig“ macht. Aber das eben nur, weil ja die Männer ihnen die Chance nicht lassen. 

Der Grundsatz in dieser Ausrichtung des Feminismus ist, dass die „Nichtprivilegierten“ sich nicht ändern müssen, weil sie ja die Opfer sind. Der Täter muss sein Verhalten ändern. Es ist etwas der alte Grundsatz der weiblichen Unterverantwortlichkeit, hier eben nur anders ausgekleidet. 

Deswegen muss eben in dieser Spielart auch der Mann oder der Weiße der böse sein, der dessen Handeln falsch ist. Dazu wiederum bietet sich das Bild der „toxischen Männlichkeit“ an. 

Wie kommt das nun in den „Institutionen“ an? Sicherlich tragen bestimmte Gesetze dazu bei, dass Streitigkeiten auftauchen können und sich verschärften können. Mit einem Wechselmodell wäre etwa die „Machtposition“ der Frau eine ganz andere und man müsste sich – gerade wenn es gesellschaftlich ebenfalls normal und akzeptiert werden würde –  eher arrangieren.

Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Denn Gedanken wie „Das Kind gehört zur Mutter“ ist auch abseits der „Institutionen“ noch weit verbreitet. Und natürlich werden viele Kämpfe auch aus tiefer persönlicher Verletzung geführt: Weil man verlassen worden ist. Weil der andere einen ausnehmen will bzw weil man sich für die Familie aufgeopfert hat. Weil man die Ehe zwar auf gewisse Weise geführt hat und damals damit einverstanden war, nun aber meint, dass eine hälftige Auffassung doch ungerecht ist, weil man ja nun einmal mehr zur Wertschaffung beigetragen hat. Weil er oder sie der böse ist und weil die Kinder das auch so sehen sollen. Weil es ungerecht ist, wenn „die Neue“ nun von ihm ausgehalten wird und man selbst nichts hat. Weil man einen gewissen Status im Leben hatte und nun plötzlich seinen Lebensstandard reduzieren soll und er nicht. Weil man Angst hat vor Armut. Weil man sie schon immer kontrollieren konnte und sie nun auch das machen soll, was man ihr sagt. Weil einen jedes Wort von ihm oder ihr reizt. Weil man nicht aus der Beziehungsebene herauskommt. 

Es wäre interessant ob es vergleichende Studien gibt, wie oft Konflikte nach Scheidung mit welcher Intensität in verschiedenen Ländern aufgetragen werden und welche Faktoren eine größere Häufigkeit oder eine höhere Intensität begründen.