Lucas schoppe zu Kooperation

Lucas Schoppe schreibt in einem Kommentar zum Artikel zum Dossier etwas dazu, dass die Vorstellung des Feminismus, dass es nur den Mann als „Harten Kerl“ als Vorbild gibt, keineswegs stimmig ist:
 

Es gibt längst, in der alltäglichen Lebenswelt, im Beruf, in der Populärkultur, Veränderungen von Geschlechterbildern. Wenn wir sehen, wie sich schon in den 50ern Elvis als Sexobjekt inszenierte – James Dean oder Montgomery Clift als hypersensible, fragile Männer – Buddy Holly als unmännlicher Junge – Little Richard auch schon mal Frauenkleidung trug – usw. – dann sind das ein paar kleine Beispiele dafür, wie viel schon vor siebzig Jahren im Hinblick auf „Männlichkeit“ in Bewegung geraten war.

Das würde der Feminismus wahrscheinlich für sich vereinnahmen und sagen, dass das ihr wesentlicher Einfluss war. 

Aber natürlich gab es immer Ausnahmen von klassischer Männlichkeit – gerade hoher Status erlaubt auch immer ein anderes Verhalten. Solange man eh genug Status hat oder genug andere Zeichen dafür bedient, kann man sich vieles erlauben. 

Die Fantasie ist abstrus und arrogant, gesellschaftlich wären eigentlich nur Vorstellungen vom Mann als harten Kerl verbreitet – wenn nicht feministische Interventionen dazwischengrätschen und Männer zu Menschen erziehen würden.

Die meisten Männer sind keine „harten Kerle“, auch wenn sie üblicherweise im Schnitt härter sind als die typische Frau. Besondere Härte ist nicht das Männlichkeitsbild, es ist allenfalls etwas, was in den passenden Situationen besondere Beachtung findet. 

Der Feminismus arbeitet insofern in der Tat mit einem verzerrten Bild, sie erklären ein Extrem zum Ideal und behaupten, dass alle Abweichungen davon gesellschaftlich bestraft werden. Was aber in dieser Absolutheit eben nicht zutreffend ist. 

Das betrifft aber nicht allein Männer, sondern auch die Kooperation zwischen Frauen und Männern. Obwohl ich in einem rotgrüngeprägten Umfeld arbeite, kenne ich so gut wie keine Frauen, die im beruflichen Umfeld einen Geschlechterkampf anstrengen. Ich habe im privaten Bereich als Vater erhebliche Grausamkeiten erlebt, aber das eigentlich immer dann, wenn sich Institutionen – wie z.B. der Alleinerziehendenverband – eingeschaltet haben. Daneben habe ich nicht nur von Männern, sondern auch von Frauen Unterstützung erlebt.

Das ist in der Tat etwas, was der Feminismus auch nicht versteht: Männer und Frauen sehen sich nicht in einem Nullsummenspiel um Macht gefangen. Sie sehen sich weit eher als mögliche Kooperationspartner, als Teile einer Gesellschaft bei denen beide gewisse Regeln erwarten und insofern Leute, die diese gesellschaftlichen, nicht geschlechtlichen Regeln, nicht beachten, ablehnen. 

Menschen sehen in dem jeweils anderen Geschlecht nicht den Feind – sie fühlen mit, wenn jemand, gerade jemand der ihnen als Freund oder Arbeitskollege nahe steht, schlechtes erfährt. Und sie sind auch in der Lage zu verstehen, dass es zwar Interessengruppen gibt, diese aber nicht für die ganze Gruppe sprechen müssen oder nicht ungerecht handeln können. 

Die Gruppen sind oft weit weniger Geschlechter als Bekannte, Freunde etc.