Gerd Thunberg statt Greta – würde ein Junge anders wahrgenommen werden?

Interessanterweise sind die meisten Personen, die in der Klimadebatte im Rahmen von Friday for Future bekannt werden Mädchen bzw junge Frauen.

Es ist natürlich eine hochtheoretische Debatte aber: wäre ein Gerd Thunberg anders wahrgenommen worden als eine Greta Thunberg?

Crumar hatte dazu geschrieben:

Es ist ein regelrechtes Tabu, über „real-existierende Frauen“ zu sprechen.
Die religiöse „Erlösungsfigur Frau“ wurde in die „ursprünglich Unterdrückte“ transformiert, das Resultat ist identisch – das Heer der religiös/links Gläubigen erwartet Erweckungsleistungen (s. Thunberg), die es nie geben wird, weil es sie nicht geben kann.

Gerade Thunberg ist ein gutes Stichwort für Linke und für Rechte (Männer), wenn man das Geschlecht tauscht: Wann habt ihr euch eigentlich das letzte mal so richtig und anhaltend aufgeregt über die Aussagen eines 16-jährigen Schulabbrechers mit einer Entwicklungsstörung?
Es hätte GERD Thunberg niemals geben können.
GERD Thunberg wäre ein – nach objektiven Maßstäben – x-beliebiger Loser gewesen.
Die permanente Aufregung und der Hype basieren darauf, dass man diese 16-jährige nach völlig anderen Maßstäben bemisst.
Ob Hass oder Hype – beide Formen der Aufmerksamkeit sind ebenso unverdient und wenn Männer nicht bei ihrem religiösen Glauben zu packen wären, dann ließe sich nicht erklären, warum sie diese Aufmerksamkeit hat.

Goi schrieb:

@crumar: zu GERD Thunberg. Stellt euch einen 16jährigen Schulabbrecher vor, der vor laufender Kamera sagt: „Ich will, dass ihr Angst habt!“
Der wäre keine Ikone.
Der würde eingereiht werden neben Breivik, Elliot Roger und David A.

Carnofis schreibt dazu:

Nein, du vergleichst Äpfel mit Birnen.
Crumar hat schon recht, wenn er postuliert, dass ein Junge UNTER VERGLEICHBAREN Bedingungen den Weg eines namenlosen Losers einschlagen würde.

Thunberg hat keine Massaker begangen, sondern sich mit einem Pappschild vor das Parlamentsgebäude gesetzt.
Und mit Hilfe der Medien ist es ihr gelungen, „Greta Thunberg“ zu einem weltweiten Brand zu machen.

Gerd Thunberg dagegen wäre spätestens nach zwei, drei Tagen von der Polizei abgeführt und entweder zu seinen Eltern, zur Schule, oder in ein Heim verfrachtet worden.
Wäre er in den (Lokal-)Medien gelandet, dann als spottberechtigter Spinner.

Darum merke: willst Du eine Botschaft in die Welt tragen, such Dir eine junge Frau, der die Unschuld aus allen Knopflöchern leuchtet.

Ich denke auch nicht, dass ein Junge gleich zum Terroristen erklärt werden würde, aber vielleicht würde man eher konkrete Vorschläge erwarten und vielleicht bewirkt der Appell von einem Mädchen eher etwas, weil man von ihr nicht erwartet konkret zu werden oder praktische Lösungen zu bieten, sondern sie in der Tat auch gerade wegen Jugend und Autismus die Unschuld verkörpert, die ein junger Mann so ohne weiteres nicht liefern könnte.

Ihr großer Vorteil ist, dass sie die perfekte Appellfigur darstellt. Ein Angriff gegen sie ist unfair und löst Schutzreflexe aus – sie ist doch ein Kind, ein Mädchen und dazu noch Autist und sie will doch nur das Gute. Das folgt dem gleichen Schema wie etwa Bilder eines Spendenaufrufs zu leidenden Kindern oder Hilfe in Kriegsgebieten – auch hier wird man mit wesentlich häufiger ein Mädchen sehen als einen Jungen.

Ein aggressiver Junge würde sicherlich auch anders bewertet werden.

Natürlich bekommt Greta auch sehr viel Kritik ab – der „Deutsche Bahnvorfall“ ist ein gutes Beispiel dafür. Aber die Frage ist, ob ein Junge gleichzeitig die gleiche Unterstützung erhalten würde und derartig in Schutz genommen werden würde.

Ein junges autistisches Mädchen ist insoweit einfach das bessere „Meme“ in dem Kampf.