Selbermach Samstag 266 (30.11.2019)

Welche Themen interessieren euch, welche Studien fandet ihr besonders interessant in der Woche, welche Neuigkeiten gibt es, die interessant für eine Diskussion wären und was beschäftigt euch gerade?

Welche interessanten Artikel gibt es auf euren Blogs? (Schamlose Eigenwerbung ist gerne gesehen!)

Welche Artikel fandet ihr in anderen Blogs besonders lesenswert?

Welches Thema sollte noch im Blog diskutiert werden?

Für das Flüchtlingsthema gibt es andere Blogs

Ich erinnere auch noch mal an Alles Evolution auf Twitter und auf Facebook.

Es wäre nett, wenn ihr Artikel auf den sozialen Netzwerken verbreiten würdet.

Wer mal einen Gastartikel schreiben möchte, der ist dazu herzlich eingeladen

Mütter bewerten Weinerlichkeit bei Jungs negativer, dafür Ärger bei Mädchen positiver. Väter eher Neutral

Eine interessante Studie hat sich der Frage angenommen, wie Väter und Mütter auf heulende Kinder, und zwar getrennt nach Söhnen und Töchtern, reagieren.

This study examined mothers’ and fathers’ (N = 102) beliefs about emotion and emotion expression in boys and girls aged 8 to 12 years using a mixed-methods design. Parents attended two focus group sessions 2 weeks apart. A thematic analysis of the group transcripts resulted in six themes: value in the experience and expression of emotion, vulnerability in the experience and expression of emotion, multiple influences on children’s learning about emotion, distinct expectations for emotion displays at home versus in public, gender roles influence emotion expectations, and generational shift in emotion-related expectations. Identified themes were consistent with previous research, yet new themes emerged relevant to gender and gender roles within society. Implications of gender-related roles and expectancies are discussed.

Quelle: A Thematic Analysis of Parents’ Gendered Beliefs About Emotion in Middle Childhood Boys and Girls

Aus einem Artikel zu der Studie:

Fathers want their sons to toughen up in moments of sadness, while mothers are much more likely to encourage them to express their emotions – at least that’s what gender stereotypes would lead us to think.

But a new study conducted by researchers at the University of Guelph suggests that moms, not dads, may be the ones implicitly perpetuating the gender stereotype that boys don’t cry.

Also scheint es nach der Studie so zu sein, dass eher Mütter das Klischee unterstützen statt den Vätern.

Das ist natürlich vor dem Hintergrund der Debatte über „Toxische Männlichkeit“ und „was macht ihr Männer eigentlich um gegen toxische Männlichkeit zu kämpfen“ durchaus interessant.

“We expected that both moms and dads would favour girls crying over boys crying. That’s based on the stereotype that boys shouldn’t cry,” said psychology professor Kristel Thomassin, who conducted the study published last month in the Canadian Journal of Behavioural Science. “We did find that – but only for moms.”

Natürlich ist es immer – wie auch im Text weiter ausgeführt – die Frage, ob man die Studie auf das tatsächliche Leben übertragen kann.

Almost 600 parents from Canada and the United States participated in the study. After completing a test to measure their latent attitudes toward emotional expression, study participants were shown images of children between the ages of 8 and 12 conveying either sadness or anger. The participants were then told to sort each image into either a “pleasant” or “unpleasant” category.

While fathers generally showed no gender bias when it came to displaying sadness or anger, the study found that mothers favoured girls crying over boys crying and had a similar bias when it came to anger.

“Moms actually think that girls expressing anger is more pleasant or more acceptable than boys expressing anger,” Prof. Thomassin said.

Also die Mädchen können bei Frauen eher wütend sein, die Jungs aber nicht weinerlich. Männer hingegen sind da weniger vorurteilshaftbelastet.

The findings could reflect the participants’ actual beliefs. Another hypothesis is that they simply reflect their awareness of, and responsiveness to, cultural stereotypes, Prof. Thomassin said.

“It’s more acceptable for women or girls in general to be more emotionally expressive than boys, no matter what the emotion is,” she said.

Auch da würde sich dann aber ein erheblicher Unterschied zeigen, der dann wiederum hauptsächlich bei den Müttern besteht.

 

It’s likely that many mothers in the study may have found images of boys crying to be “unpleasant” because they know that, no matter how unfair it may be, boys who do so are likely to be teased and bullied by their peers, Prof. Thomassin said.

Warum sollte das nur bei der Mutter der Fall sein? Der Vater müsste dieses Wissen ja sogar noch eher haben.

Rezo und „Fuck, Marry, Kill“: Schon bei woken Linken in Ungnade gefallen

Rezo hatte über sein CDU-Video einiges an Zuspruch erhalten, jetzt aber scheint sich eher ein Shitstorm gegen ihn in linken Kreisen zu entwickeln.

Die Welt berichtet:

Entbrannt war die Diskussion, nachdem Rezo, der auch als Kolumnist der „Zeit“ arbeitet, ein Video mit dem Titel „Kiss Marry KiII“ („Küsse, Heirate, Töte“) hochgeladen hatte. Dabei handelt es sich um ein in der YouTuber-Szene gängiges Spiel, bei dem die Teilnehmer andere Personen – oft ebenfalls aus der YouTuber-Szene – in die Kategorien „Küssen“, „Heiraten“ oder „Töten“ einordnen.

In dem betroffenen Video, in dem Rezo zusammen mit den YouTubern Julien Bam und Taddl zu sehen ist, werden diesem Bilder der Sänger*innen Pietro Lombardi, Katja Krasevice und Shirin David gezeigt. Rezo erklärt: „Pietro ist eher ein Mann fürs Leben … und bei den anderen ist die Frage, mit wem schlaf ich.“ Dann beschließt er: „Dann bring ich Shirin um und schlafe mit Katja.“

„Kiss Marry Kill“ wäre in der etwas erwachseneren Version auch als „Fuck Marry Kill“ bekannt, die Unterschiede sind allerdings dann auch wieder nicht so groß.

Mit den passenden Leuten kann das durchaus sehr spassig sein, weil es eine Mischung aus etwas Lästern über andere und Reden über Vorlieben und deren Abgleichen ist.

Die anderen beiden YouTuber diskutieren später, wie sie mit der schwangeren YouTuberin Bibi umgehen sollen. „Ich kann doch keine Schwangere töten“, sagt Julien Bam. Taddl erwidert lachend: „Double Kill!“

Das Spiel, das an ein – politisch inkorrektes – digitales Flaschendrehen erinnert, stieß vor allem auf Twitter auf wütende Reaktionen. Eine Nutzerin kritisierte: „Ihr haltet ein patriarchales Gewaltsystem aufrecht, unter dem Menschen reales Leid erfahren. Ihr repliziert Normalität und haltet euch für mutig. Nur ist an Hinterherlaufen rein gar nichts mutig. Traut euch doch, euren frauenfeindlichen Idolen zu widersprechen.“

Das Patriarchat mal wieder, weil man darüber redet, wen man aus drei Leuten lieber „küssen“ oder heiraten möchte (Kill bleibt ja  meistens einfach nur über)

Rezo suchte per Direktnachricht offenbar das Gespräch mit der Nutzerin. Diese machte das Angebot öffentlich. „Ich habe gerade privat ein Angebot für eine Unterhaltung mit dir bekommen, Rezo. Ich möchte keinen privaten Austausch“, schrieb sie.

Und ergänzte: „3 Typen diskutieren, wie fickbar Frauen sind, welche sie töten würden. Ja, auch Männer, aber die Implikationen gegen YouTuberinnen sind anders. Das ist für euch okay, weil ihr das nicht für ernst haltet, für mich aber nicht. Keine Diskussionen.“

Rezo versuchte es vergeblich weiter. „Hier ist jemand, der dich und deine Sicht ernst nimmt und respektiert aber auch eine eigene Sicht, eigene Beweggründe und eigene Argumente hat. Ich bin gesprächsbereit, auch gern öffentlich mit Skype-Mitschnitt oder whatever oder gern auch nur unter 4 Augen.“

Rezo, da ist natürlich nichts zu holen, denn da dürfen sie gar nicht mit dir reden. Wer sich eines Gedankenverbrechens strafbar gemacht hat und nicht bereut und statt um eine harte, aber gerechte Strafe zu erbitten noch widerspricht, der ist eben eine Unperson.

Aber die Karawane zieht ja weiter, insofern sollte Rezo einfach durchhalten.

 

Wie elitär ist politisch korrekte Sprache?

In der Zeit fand sich eine Kritik an politisch korrekter Sprache, die leider hinter einem Paywall war

Bento veröffentlichte Thembi Wolf eine Replik darauf, in der der Artikel wie folgt dargestellt wird:

Die Autorin Eva Marie Stegmann, die auch manchmal für bento schreibt, erklärte jetzt in der ZEIT: Sie gehört zu den 63 Prozent. Der Diskurs über die Frage „Was man heute noch sagen darf“ sei ihr zu abgehoben. Warum sollte sie sich Begriffe verbieten lassen, die sie gar nicht schlimm findet? Wir sollten nachsichtig sein, wenn jemand ein falsches Wort benutzt – vielleicht habe er nicht studiert, komme vom Land, wisse es eben nicht besser.

Im Text beschreibt Eva Marie Stegmann, wie sie zum ersten Mal in eine größere Stadt gezogen sei und im Bus gedacht habe: „Sind das viele Ausländer!“ Die Debatte um Sprache ist ihrer Meinung nach ein Kampf der Milieus: „Intellektuelle gegen Arbeiter, Großstädte gegen Kleinstädte und Dörfer.“ „Eliten“ schlügen mit ihren „rhetorischen Waffen auf Unbewaffnete“ ein – die dann „ihr Kreuz bei der AfD“ machen würden.

Die Meinung in dem Bento-Artikel ist:

Ich verstehe die Autorin – und glaube, sie liegt falsch. Auf faire Sprache zu bestehen ist richtig. Fehltritte sind keine Frage des Milieus. Wenn sie uns passieren, sollten wir uns entschuldigen – nicht verteidigen.

Eva Marie Stegmann schreibt, wie froh sie ist, dass es Twitter noch nicht so lange gibt. Dass nicht auf ewig im Internet festgehalten ist, wie sie über „Ausländer“ dachte. Online stehen unsere Fehler, Entgleisungen und Wissenslücken jedem zur Verfügung. Wir sind einem Tribunal aus Millionen Userinnen und Usern ausgesetzt. Immer ist jemand mit einem besseren moralischen Kompass unter ihnen, mit einem feineren Sinn für Konnotationen. Das kann Angst machen.

Die schwarze Autorin Loretta Ross schlägt deshalb vor, dass wir unsere Kritik besser verpacken. Statt einer „Call Out“-Kultur des öffentlichen Niedermachens für sprachliche Fehltritte, könnte ein „Call In“ nützlich sein: Manche Fehler sollten besser im Zwiegespräch angesprochen werden. Andere müssen öffentlich gemacht werden – aber respektvoll. (New York Times)

Und das ist der andere Teil der Wahrheit: Welcher der Menschen in dem bayerischen Dorf, von denen Eva Marie schreibt, muss mit öffenlicher Demütigung für unbedachte Wortwahl rechnen? Wer wird angefeindet oder vorgeführt – außer denen, die eine Rolle in der Öffentlichkeit gewählt haben, und damit besondere Verantwortung tragen?

Die meisten bekommen, wenn sie statt Schaumkuss „Mohrenkopf“ sagen, keinen Shitstorm. Ob sie das Wort nun unwissend oder böswillig gewählt haben. Sie bekommen keinen Besuch von der Sprachpolizei und die intellektuelle Elite klingelt nicht, um Selbstjustiz zu üben. Es merkt einfach niemand: Denn ihre Umgebung weiß es vielleicht auch nicht besser. Unbescholtene Bürger stehen nicht in der Gefahr, plötzlich überall als Rassisten beschimpft zu werden. Mit dieser Angst vor Verurteilung die Wahlentscheidung für die AfD zu erklären, ist fahrlässig.

Die Unwissenden muss man abholen – da hat die Autorin recht. Wer nicht weiß, was an seiner Wortwahl verletzend war, muss fragen dürfen. Dann aber sollte er sich entschuldigen und die Verantwortung übernehmen. Und wir müssen das gelten lassen.

In genau diesem Moment zeigt sich auch: Hat jemand versehentlich verletzt und bereut – oder beharrt er auf seinem Recht, zu verletzen?

Sie nennt die „N-Worte“ und (vermutlich) Bezeichnungen wie „Schwuchtel“ als Beispiele dafür, dass man da politisch korrekt sein soll.

Allerdings bewegen sich da beide dann am oberen Bereich der korrekten Sprache. Da ist sicherlich ein gesellschaftlicher Konsens vorhanden gewisse Worte zu meiden, weil sie abwertend sind.

Problem ist aber, dass es auch darunter Ebenen gibt, bei denen politisch korrekte Sprache eingefordert wird.

Beispiele wäre:

  • Die Benutzung irgendwelcher Ponomen, die frei erfunden sind
  • alles zu vermeiden, was ausdrücken würde, dass zB nur Männer einen Penis haben oder nur Frauen Perioden und damit Transfeindlichkeit
  • die Hinnahme der Zuweisung alles Schlechten zu „alten weißen Männern“, weil das eben ganz woke deutlich macht, dass PoCs natürlich außen vor

Und in diesen Verrücktheiten spielt häufig das Elitäre.

Ist politisch korrekte Sprache aus eurer Sicht elitär bzw in welchen Bereichen?

Was wären gute Beispiele dafür?

 

Die Istanbul Konvention und andere ähnliche Verträge zum Schutz von Frauen und ihre Nachteile für Männerrechte (+ evtl Vorteile)

Gerade war über den Tag gegen Gewalt gegen Frauen wieder die Istanbul Konvention im Gespräch. In diesem völkerrechtlichen Vertrag geht es darum Gewalt gegen Frauen zu verhindern:

Das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, auch bekannt als Istanbul-Konvention, ist ein 2011 ausgearbeiteter völkerrechtlicher Vertrag. Es schafft verbindliche Rechtsnormen gegen Gewalt an Frauen und häusliche Gewalt.

Das Übereinkommen schreibt vor, dass die Gleichstellung der Geschlechter in den Verfassungen und Rechtssystemen der Unterzeichnerstaaten verankert sein muss und sämtliche diskriminierenden Vorschriften abzuschaffen sind. Außerdem sollen Hilfsangebote für Frauen verbessert und die Menschen über Bildungsangebote für das Problem sensibilisiert werden. Die einzelnen Maßnahmen sehen eine Rechtsberatung, psychologische Betreuung, finanzielle Beratung, Hilfe im Zugang zu Unterbringungsmöglichkeiten (Einrichtung von Frauenhäusern), Aus- und Weiterbildung sowie Unterstützung bei der Suche nach Arbeit vor.

Zudem verpflichten sich die Unterzeichnerstaaten, offensiv vorzugehen gegen psychische Gewalt (Artikel 33), Nachstellung (Artikel 34), körperliche Gewalt (Artikel 35), sexuelle Gewalt einschließlich Vergewaltigung (Artikel 36), Zwangsheirat (Artikel 37), Verstümmelung weiblicher Genitalien (Artikel 38), Zwangsabtreibung und Zwangssterilisierung (Artikel 39), sexuelle Belästigung (Artikel 40). Ein vorsätzliches Verhalten hierzu ist demzufolge unter Strafe zu stellen. Ebenso ist nach Artikel 41 die Anstiftung zu den Handlungen nach Artikeln 33 bis 39 und der Versuch unter Strafe zu stellen.

Zu Kapitel VII mit Artikel 59 bis 61 siehe auchArtikel „Geschlechtsspezifische Verfolgung“, Abschnitt „Internationale Übereinkommen“.

Der Vertrag ist sehr einseitig auf Frauen ausgerichtet, auch wenn es den Staaten natürlich freigestellt ist, die Regeln auch zugunsten von Männern zu erlassen.

Das wurde zB im Gewaltschutzgesetz, das grundsätzlich neutral ausgestaltet ist auch teilweise praktiziert, bei dem Schutz vor Verstümmelung weiblicher Genitalien hat man hingegen in Deutschland nur Frauen geschützt und die Beschneidung von Männern ausdrücklich ausgenommen.

Viele Regelungen werden auch deswegen geschlechtsneutral formuliert werden müssen, weil sie sonst Art 3 GG nicht standhalten. Gerade Rechte würden häufig einen Anspruch auf Gleichberechtigung nach sich ziehen und es müsste dann dargelegt werden, dass es Unterschiede gibt, die die Benachteiligung rechtfertigen.

Das ist bei Fördergeldern allerdings anders. Hier ist man in der Entscheidung der Projekte deutlich freier als gegenüber staatlich gewährten Vergünstigungen an einzelne Bürger.

Was dann dazu führt, dass die Fokussierung auf Frauen sich sehr nachteilig auswirkt.

Man darf davon ausgehen, dass nach der Ratifizierung diverse Arbeitsgruppen gebildet worden sind, die eine Umsetzung vornehmen sollen. Es wurden sicherlich auch entsprechende Mittel bereitgestellt. Und die dürften eben auch unter der Rubrik „Frauenförderung“ laufen und in sofern auf frauenbezogene Projekte zu verwenden sein. Die Arbeitsgruppen etc laufen vermutlich auch darüber und werden aus ähnlichen zweckgebundenen Mitteln finanziert. Also produzieren sie auch entsprechende Bewegungen, Fördern Frauenprojekte, erstellen einseitige Statistiken die sich nur auf Frauen konzentrieren und blenden alles andere aus, damit sie auch die passenden Fördergelder einsetzen können etc.

Bei dem Ansatz sind dann auch entsprechende Ergebnisse, auch in der Darlegung und der Rechtfertigung nach Außen („jeden dritten Tag wird eine Frau von ihrem Partner umgebracht“) zu erwarten.

Der Prozess ist einseitig, Hinweise darauf werden dann so abgetan, dass man etwas dagegen habe, dass Frauen geholfen wird.

Ein kleiner Vorteil könnte es sein, wenn Ansprüche gegen den Staat begründet werden, wie es etwa Giffey plant:

Einen Rechtsanspruch auf einen Platz im Frauenhaus wäre sehr interessant, weil er eben Artikel 3 GG standhalten müsste. Und da könnte man dann durchaus einiges an Studien in das Verfahren werfen. Es ist ja in der Hinsicht schwer verständlich, warum eine geschlagene Frau einen Rechtsanspruch haben soll, ein geschlagener Mann aber nicht. Da wird es dann – anders als bei den Fördermitteln – zu einem einklagbaren Recht.
Natürlich: Wenn man dann einfach an die Obdachlosenunterkunft verwiesen wird, dann wäre das ein Gegenmittel. Aber auch da dürfte dann keine Gleichheit vorliegen

Warum eigentlich „toxische Männlichkeit“ und nicht „toxisches Verhalten“ oder „toxische Stereotype“?

Was spricht eigentlich gegen geschlechtsneutrale Gewaltschutzwohnungen oder Hotlines?

Einfach nur mal als Diskussionspunkt:

Warum nicht geschlechtsneutrale Gewaltschutzwohnungen schaffen?  Oder geschlechtsneutrale Hotlines gegen Gewalt?Auch ansonsten in der Gesellschaft sind ja Männer und Frauen nicht getrennt und die Frauen müssen auch ansonsten unter Männern leben. Die wenigsten Männer und die wenigsten Frauen sind gewalttätig.

Dagegen wird angeführt, dass die Frauen evtl zu traumatisiert sind um mit Männern zusammen leben zu können. Ich glaube aber nicht dass das der Standardfall ist. Es dürfte eher selten vorliegen un wäre bei Hotlines eh kein Argument.

Ein weiterer Grund könnte die Umsetzung der Istanbuler Konvention sein. Bei Maßnahmen zugunsten von Frauen allein ist es vielleicht schlicht günstiger, die unter Erfüllung zu verbuchen und dafür vorgesehene Etats zu nutzen.

 

 

Erfahrungen einer Frau in einem technischen Beruf und mit Diskriminierung allgemein

Leserin Sophie schildert ihre Erfahrungen als Frau in einer eher männlich geprägten Branche wie folgt:

Ich geb mal als bekennende Verräterin (:D stolz drauf) in den Augen der Feministen meinen Senf dazu. Da ich selbst relativ junge, noch Kinderlose Ingenieurin bin (Werkstofftechnik, Schweißfachingenieur in einem klassischen Stahlbauunternehmen), kann ich da einen exemplarischen Einblick in die angebliche Diskriminierungshochburg geben:
Unter meinen Kollegen (eher der, „klassische“ Männertyp, gut ausgebildet, technisch, liebt Fußball und Männerabende) gibt es aus meimer Sicht keine offene Diskriminierung. Es ist also alles entspannt. Ich habe öfters mal den Eindruck, dass man mir Unwissenheit unterstellt und dann sich mit Erklärungen etwas wichtig tut (Feninisten würden es Mens-plaining nennen) . Das beziehe ich jedoch nicht auf mein Geschlecht, sondern eher auf meine Introversion (Schweigen wird ja oft als Schwäche interpretiert, oft von Extravertierten) und meinen Status als Neuling. Ich bin aber auch seit jeher mehrheitlich mit Männern und ausgewählten Frauen aus meinem technischen Bereich befreundet und daher gegen einige Witzchen abgehärtet (wobei andere darauf heftiger reagieren – ich kenne den Werkstattslang und mag des exquisiten Frauen-Geschmack, ausgedrückt durch die Erotikkalender in der Werkstatt – trotz Heterosexualität ;o) ). Wenn ich Sexismus erlebt habe, dann eher von wenigen Doktoren und Professoren an meiner Uni und das auch nur von denen, die generell machtgeil sind und nur bei Frauen die Sexismuskarte in ihrem Dominanzgerangel spielen, weil sie glauben, jede Frau springt drauf an). Nie und ausdrücklich nie erlebte ich Diskriminierung von Arbeitern in der Werkstatt. Die reagieren allesamt positiv auf mich als Ingenieurin, obwohl ich definitiv optisch eine Gewichtsklasse über dem „Ideal“. Nettigkeit aus Geilheit wird seitens der Feministen den Männern oft unterstellt. Kann ich ausdrücklich verneinen. Was tatsächlich stimmt: Frauen schieben Meinungsverschiedenheiten oft auf Geschlschterunterschiede, als auf eigen /beidseitig verursachte Kommunikationsprobleme. Gerade klischeehaft die Frauen aus der Buchhaltung und Sekretärinnen. Unser Chef ist genderneutral cholerisch – der brüllt alle an :D. In meiner Firma bin ich leider jetzt die einzige Frau im Technikbereich (die anderen eher in den Finanzen und Buchhaltung). Ich erlebe aber, bei meiner Vorgängerin war es auch so, dass bei uns die (5) Frauen in der Firma, mich eingeschlossen, vorwiegend Überstunden machen (40h pro Woche + nicht vergütete 10 ÜS sind bei mir die Arbeitszeit, keine Gleitzeit, Osten). Wobei die Männer eher darauf achten pünktlich zu gehen. Der Chef hat aber keine Führungsqualitäten. Wir Frauen kuschen eher aus falschem Autoritätsglauben und Pflichtbewusstsein, anstatt es richtig zu machen (ich nehm mich da nicht raus).
Das einzige, was ich erlebt habe, und auch von meinen Kolleginnen (2 gegangen, eine wie ich aus der Tätigkeit bewerbend) bestätig bekommen habe, dass man als junge, kinderlose Frau etwas länger sucht. Der AG hat halt die übliche Schwangerschaftangst. Nach der Uni hatte ich 4 Monate länger gesucht als mein Partner (gleicher Abschluss, gleiche Uni, gleiches Alter) und ich hatte mehr neben dem Studium gearbeitet plus mein SFI. Ich hatte eine höhere Absagenquote. Dasselbe erlebt meine Kollegin im Betrieb (Wirtschaftsingenieurin). Sie sucht auch gerade krampfhaft seit einem Jahr. Nun kann ich Bewerbungsfehler bei ihr nicht ausschließen, aber da ergbit sich eine kleine Differenz von Seiten der AG beim Bewerben. Gehaltstechnisch verdiene ich 4000 Euro mehr Brutto als mein Partner. Das kann aber Branchenabhängig sein und ich habe besser verhandelt :D. Also kein Gender Pay Gap von meiner Seite. Probleme auf Arbeit sind eher kommunikativer und persönlicher Natur. Frauen und Männer haben halt andere Sozialstrukturen und geschlechtertypische Eigenarten in der Kommunikation. Daher empfinde ich es als anstrengend inzwischen die einzige Frau im technischen Bereich zu sein, da ich naturgemäß aus dem üblichen Verbrüderungssaufen ausgeschlossen werde. Ich hätte gern mal eine 2. Ingenieurin/Technikerin mit der ich mal fachlich reden kann. Ich bin aber trotzdem gegen eine Quote (außer, wenn es auch eine Männerquote in Frauenberufen gibt). Ich würde mich diskriminiert fühlen durch eine Quote. Wenn ich mir ein Verhältnis wünschen könnte, dann Frau:Mann=10:90 bis 60:40 (zu viele Frauen sind mir persönlich zu anstrengend, die Sozialstruktur sollte nicht zu homogen sein. Also mein Verhältnis im technischen Bereich Frau:Mann=1:80, gesamt 6:83 ist einfach zu wenig. 20% kann man schon versuchen such als Wunschziel zu setzen und eben nicht jeder Frau im gebärfähigem Alter unterstellen, sie würde 3 Monate nach der Einstellung gleich Schwanger werden. Nicht jede Frau will ein Kind.
Ich denke Frauen müssen einfach Eier(stöcke) haben und sich in die Branchen trauen. Männer sind generell in der Mehrheit ziemlich angenehme Menschen (einzelne Personen mit Minderwertigkeitskomplexen ausgeschlossen). Tatsächlich werden Frauen, die offen sagen, dass sie keine Kinder wollen, von ihrem Umfeld (auch von Kollegen sehr stark dikriminiert).
Mein Fazit als „Betroffene“: hinter der Diskriminierungsdebatte steckt aus meiner Sicht mehr eine gefühlte Wahrheit und weniger Fakten. Die Frauen sollten weniger reden, sondern mehr den Männern Karrieretechnisch folgen.
Und zu der „wer bleibt zu Hause“-Debatte: einfach festlegen 3Monate +1Jahr Frau, dann 1 Jahr der Mann oder eine teure Nanny, dann Kindergarten. Aber keine Frau traut sich das Prinzip durchzusetzen: „Wir beide gleich lange Elternzeit, oder kein Kind.“. Da knickt dann die Frau ein. Ich verstehe nicht, warum Frau nicht temporär für einige Jahre bereit sind die Alleinversorgerin zu sein. Ich kenne einige Männer, die das cool finden würden (sagen sie).

Berichte aus den Gender Studies: Anna Schneider

Anna Schneider berichtet von ihrem einen Semester Gender Studies, dass sie absolviert hat um sich dort ein eigenes Bild zu machen, ob die Kritik berechtigt ist (Autorin ist auch auf Twitter) . (siehe auch bereits Arne)

Zwei der von mir besuchten Lehrveranstaltungen waren Vorlesungen, die eine zum Thema Theorien und Methoden, die andere zum Thema Einführung in die Gender Studies. Es schien, als ob die meisten Kolleginnen (die zwei bis drei Kollegen äußerten sich erst gegen Ende des Semesters regelmäßiger) schon mit ­einem gewissen vorgefertigten Weltbild in den Lehrsaal gekommen wären. Das bestätigte sich in der ersten Lehrveranstaltungseinheit der Theorievorlesung, als nicht bloß eine auf die Frage der Lehrveranstaltungsleiterin, was wir denn unter dem Begriff Geschlecht verstünden, wie aus der Pistole geschossen mit: Herrschaftsstruktur! antwortete. So weit, so eigenartig, entließ uns die Lehrveranstaltungsleitende vorerst mit den Worten: „Wir haben weder eine gemeinsame Lösung noch ein gemeinsames Ziel, nichts ist falsch. Es ist schön, dass sich so viele Menschen Gedanken machen“ in unser erstes Semester.

„Nichts ist falsch“ (solange es im groben in unsere Theorien passt) würde ich vermuten. Auf die Idee berechtigter Kritik kommt man dort ja meist nicht.

Aber ich möchte diesen Vorlesungen nicht unrecht tun. Im Laufe des Semesters präsentierten uns die Lehrveranstaltungsleiterinnen Theorien von Positivismus bis Postmoderne, auch die Prüfung am Ende des Semesters war entsprechend anspruchsvoll. Allerdings: Einmal wagte ich zu widersprechen. Es ging zunächst um die Theorie Marx’ und die feministische Kritik daran, er würde sich nur auf die Klassenfrage fokussieren und dabei die Reproduktionsarbeit übersehen; daran anschließend diskutierten wir über das heute dominierende System des Kapitalismus, der nach der Meinung einiger Diskussionsteilnehmerinnen dafür sorge, dass Nichterfolg im Leben ein persönliches Problem sei. Außerdem sei er schuld daran, „dass immer gearbeitet werde“.

Sofort befanden wir uns mitten in einer Debatte über das Frauenvolksbegehren, das, nicht nur meiner Meinung nach, ein ausgesprochen linksgerichtetes Unterfangen ist, beispielsweise mit seiner Forderung nach einer 30-Stunden-Woche für alle. Genau diese Meinung äußerte ich und traf offenbar einen Nerv: Nicht die Lehrveranstaltungsleiterin (die allerdings auch an anderer Stelle meinte, sie sei jedenfalls Arbeitssozialistin), aber einige meiner Kolleginnen sahen mich an, als wäre ich Herbert Kickl höchstpersönlich – wie, was daran links sei? Und überhaupt, wie könne Kapitalismus jemals gut für Frauen sein? Und überhaupt außerdem, wieso heißt es eigentlich Frauenvolks­begehren und nicht nur Volksbegehren? Nun, weil Letzteres implizieren würde, jeder lebte gerne in einer eher an den Sozialismus angelehnten Gesellschaftsordnung, aber diesen Kommentar behielt ich dann doch lieber für mich. Es war ja erst Woche zwei.

Interessant hier die Verknüpfung der Kaptialismuskritik mit den Gender Studies. Theoretisch wäre diese ja auch ohne Kapitalismuskritik möglich. Aber Kapitalismus ist dann auch wieder Patriarchat.
Das man gleichzeitig beim Gender Pay Gap eine Ungleichbehandlung sehr kapitalistisch nur am Lohn festmacht ist hingegen den meisten dann wieder gar nicht aufgefallen.

Die Behauptung, Feminismus müsse links sein, sonst sei er kein Feminismus, zog sich, mit wenigen Ausnahmen (tatsächlich habe ich nur eine Kollegin kennengelernt, die ihre politische Ausrichtung, die eben nicht links war, offen artikuliert hat – sie hat das Studium nach dem ersten Semester abgebrochen), tatsächlich durch das ganze Semester. Das überraschte mich nicht, auffällig war nur die Selbstverständlichkeit, mit der das Thema ab und zu gestreift wurde.
Das war hier ja auch schon mehrfach diskutiert worden, wobei das dann dazu führt, dass beispielsweise Alice Schwarzer, für viele der Inbegriff des deutschen Feminismus, dann wegen ihrer Einstellung zu Flüchtlingen keine Feministin mehr sein kann.

(…)

Obwohl ich mir vorgenommen hatte, dieses Studium aus Recherchezwecken als stille Teilnehmerin zu absolvieren, bestand ich bei meinem Teil des Referats auf dem Buch „Beißreflexe“. Weil: Wer Queer und Kritik daran sagt, muss auch Patsy L’Amour ­laLove sagen. (Für die, die nicht so sehr in die aktuelle feministische Literaturkritik eingelesen sind: L’Amour laLove, selbsternannte Polit-Tunte, und andere üben in diesem Sammelband harsche Kritik an der autoritären Blockwartmentalität, die die Queere Theorie ihrer Meinung nach angenommen hat.) Jedenfalls hatte ich schon meine Probleme, das Buch innerhalb meiner Referatsgruppe zu verteidigen („Aber das können wir doch nicht machen! Das ist ja furchtbar böse Kritik!“), was zum Kompromiss führte, zunächst äußerst positive Abhandlungen zum Thema und dann das von mir gewählte Buch „aber ausdrücklich als Kritik und nicht als unsere Meinung!“ auszuwählen.
Mir war zu diesem Zeitpunkt schon beinahe der Kragen geplatzt, weshalb ich auch kein Problem damit gehabt hätte, dazuzusagen, dass ich das gesamte Buch in seiner Kritik als äußerst schlüssig empfinde – aber trotzdem gut, dass ich es nicht tat. Es stellte sich nämlich im Lauf des Referats heraus, dass die Lehrveranstaltungsleitende das Buch als ganz furchtbares Nestbeschmutzen empfand (einer der Autoren, Vojin Saša Vukadinović, war – oh Schreck – selbst zuvor Student der Gender Studies gewesen). Gelesen hatte sie es ­allerdings nicht, wie sie mir verriet. Spannend.

Interessant, kennt jemand die Kritik aus dieser Richtung und möchte sie vielleicht in einem Gastartikel darstellen?

Aber interessant, dass man da sehr deutlich die Hemmungen sieht die eigenen Theorien mal zu hinterfragen oder Gegenargumente zur Kritik zu finden. Statt dessen eher ein Ausblenden und auf jeden Fall eine Distanzierung.

(…)

Studenten als Schneeflocken – volatil und schutzbedürftig. Triggerwarnungen vor Texten, die Traumata auslösen oder an solche erinnern könnten, sind ein Beispiel, das dieser Trend zeitigt; dazu kommt, wie oben ausgeführt, die Bewahrung vor anderen Meinungen. Das verhindert allerdings die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit einem Fachgebiet. Eine Universität ist kein safe space und Unwohlsein keine Gefahr, aber das sieht man innerhalb der Gender Studies anders. Auch in Wien.

Nichts an sich heranlassen, keine Auseinandersetzung mit anderen Meinungen, deutlich machen, dass einen alles andere erschreckt, schockt und entsetzt um zu zeigen, dass man ganz auf der richtigen Seite ist.

 

Diese weitere Pflichtlehrveranstaltung nannte sich „Guided Reading“. Eine Übung, die je nach Lehrveranstaltungsleiter den thematischen Schwerpunkt wechselt, dieser war in meinem Semester, nachzulesen auf der universitätsinternen Lernplattform Moodle, wie folgt: „Die Lehrveranstaltung soll dazu beitragen, den Blick auf die grundlegende Verwobenheit von u. a. rassisierenden, vergeschlechtlichten, heteronormativen und klassistischen Normen, sowie jene der able-­bodiedness freizulegen und Wege zu neuen Denk- und Wahrnehmungsmöglichkeiten zu eröffnen.“
Ich bekam also quasi die Lehre der Opferhierachien zugeschanzt: intersektionale Feminismen. Klingt bösartig, ist es auch, aber um der Wahrheit die Ehre zu geben, sei kurz erläutert: Kimberlé Crenshaw, die Mutter der Intersektionalität, hat zu Recht darauf hingewiesen, dass Diskriminierungen oft nicht ein-, sondern mehrdimensional sind, wenn eine Person mehrere Merkmale, aufgrund derer sie Diskriminierungen erleidet, in sich trägt. Das ist alles richtig, doch: Es gibt keinen obersten Richter in diesem Nullsummenspiel der Opferolympiade, weil die Kategorien und Variationen der jeweiligen Unterdrückung subjektiv und damit endlos sind. Es mutet so an, als ob es eher darum geht, dass jeder leiden darf, weil er irgendwie Opfer von irgendwem oder ­irgendetwas ist. 

Weil es keinen offiziellen Richter gibt, kann eben jeder Richter sein. Er muss sich allerdings in den passenden Theorien den „Betroffenen“ beugen, aber nur, wenn diese die Grundtheorien ebenfalls anerkennen und nach diesen eine Deutungshoheit anerkennen, nicht etwa, wenn sie diese ablehnen.

 

Dass wir in der ersten Einheit das Angebot erhielten, unseren Namen oder unser Pronomen je nach Befindlichkeit ändern zu können, irritierte mich mäßig. Ich überlegte mir kurz, auch diesen Selbstversuch zu wagen, verwarf ihn aber wieder. Die Person, die diese Lehrveranstaltung leitete, bestand jedenfalls darauf, nicht mit „Liebe/Lieber“ angeschrieben zu werden, sondern geschlechtsneutral, etwa mit „Hallo“. Jeder, wie er möchte, dachte ich mir, doch dann wurde es wirklich unangenehm. Die folgenden drei Stunden waren, sagen wir: interessant. Weil die Person, die unsere Lehrveranstaltung leitete, sich selbst dabei unwohl fühlte, frontal mit uns zu sprechen (Hierarchiephobie), wie das im universitären Betrieb normalerweise üblich ist, bildeten wir einen Sesselkreis, um uns in dieser ersten Einheit zwei Stunden darüber zu unterhalten, wie wir uns fühlen, wie wir miteinander umgehen wollen, welche Worte wir verwenden wollen und welche eher nicht.

Das Schöne ist ja, dass solche Vorlesungen dann wieder alle Vorurteile bestätigen. Eine Hierarchiephobie und man bildet einen Stuhlkreis. Es geht um Gefühle statt Fakten.

Es ist wirklich ein Fach, welches klischeehafter nicht auf Frauen ausgerichtet sein könnte, wenn man alle bösen Vorurteile zusammen sucht.

 

Aus Gründen kann ich dieses Studium nicht fortführen. Ich habe hier berichtet, was mir im Laufe eines Semesters widerfahren ist, ohne Anspruch auf Vollständigkeit und im Bewusstsein, dass das nur eines von vier Semestern des gesamten Studiums ist. Es hat sich einiges bestätigt, was nicht nur mir, sondern dem Wissenschaftsbetrieb per se Sorgen machen sollte; vor allem scheint mir, dass den Studenten, die teilweise unbedarft in diesen Lehrveranstaltungen sitzen, ein ziemlich einseitiges Bild der Welt präsentiert wird (ein kleines Beispiel: In einem Großteil der Texte, die ich für all diese Lehrveranstaltungen zu lesen hatte, war es entweder der Kapitalismus, oder sein kleiner böser Bruder, der Neoliberalismus, der all die vielfältigen Opfer produziert). Dazu kommt der schon beschriebene Fokus auf das Selbst, das Ich, das alleine die Erfahrungen gemacht hat, die es eben gemacht hat, und die demnach nicht hinterfragbar sind in ihrer vermeintlich absoluten Wahrheit.

Auch hier wieder ganz klassisches Bild.

Etwas hat mich in der letzten Einheit meiner Übung dann aber doch beruhigt. Während wir wieder einmal zur Diskussion in Gruppen eingeteilt wurden, um über mannigfaltige Unterdrückungen zu sprechen, drehte sich ein Kollege zu mir um und sagte zu mir, was ich die ganze Zeit dachte: „Anna, das ist so ein Opferstudium.“

In der Tat, Opfer sein ist das wichtigste in dem Bereich.