Lucas Schoppe zu der Wirkung von Identitätspolitik

Lucas schreibt einen wie immer lesenswerten Artikel über Christchurch, bei dem ich diesen Absatz herausgreifen möchte:

Ein zentraler Konflikt in der Ethik seit der Aufklärungszeit zeigt sich in der Frage, ob die Konsequenzen einer Handlung moralisch bewertet werden sollen oder eher die Intentionen dabei. Wir müssen uns hier gar nicht weiter darum kümmern, wie dieser Konflikt geklärt werden könnte, wichtig ist: Beide Positionen richten sich gegen eine ständische, voraufklärerische Moral.

Menschen werden so nämlich nach dem bewertet, was sie tun, was sie damit beabsichtigen oder was sie damit erreichen – nicht nach dem, was sie sind. Identitätspolitik, und das wird in ihrer Rechtsaußen-Variante besonders deutlich, fällt hinter diese aufklärerische Unterscheidung wieder zurück und bewertet Menschen zuerst und zuletzt danach, was sie sind, und das heißt hier immer: zu welcher Gruppe sie gehören.

Damit aber gibt es keine Möglichkeit, Konflikte zu klären oder Situationen dadurch zu moderieren, dass Menschen ihr Handeln anpassen. Konflikte lassen sich so nur lösen, indem die störenden Individuen und Gruppen verschwinden.

(…)
Diese Identitätspolitik muss also in einer modernen Massengesellschaft beständig auf Feinde treffen – auf Positionen, die ihre eigene Position relativieren – auf Unterschiede und Durchmischungen – auf gegenseitige Spiegelungen und Rückspiegelungen. Daher macht es aus dieser Sicht auch gar keinen prinzipiellen Unterschied, ob diese Gesellschaft nun eine strikt-rigide oder eine offene Einwanderungspolitik betreibt. Der Feind ist nicht eine bestimmte Politik, sondern die moderne Demokratie selbst.

(…)

Der New York Times Kolumnist David Brooks hat gerade aus einer Arbeit zitiert, nach der in den USA mittlerweile 42% der jeweiligen politischen Lager die Angehörigen des gegnerischen Lagers für „ganz und gar böse“ („downright evil“) halten und sogar jeweils 20% ihnen die Menschlichkeit absprechen. Das ist eine Gemengelage, die günstig ist für Terror und Massenmorde.

Wer die Logik des Terrors brechen möchte, der darf nicht in jedem politischen Gegner einen Feind und Unterstützer des Bösen sehen, sondern muss die Menschen auf allen Seiten stärken, die sich für zivile Strukturen einsetzen. Angesichts der eingangs zitierten Bereitschaft, ganz beliebige Menschen für die Morde verantwortlich zu machen, ist aber leider deutlich: Diejenigen, die an solchen zivilen Strukturen nicht interessiert sind, sind vielleicht nicht in der Mehrheit – sie sind aber deutlich lauter und offensiver.

Und damit ist die zerstörerische Wirkung von Identitätstheorien, von Links oder von Rechts, auch gut herausgearbeitet:

Sie muss jeweils verallgemeinern und darf das Individuum nicht betrachten. Denn um so mehr man den Einzelnen in den Blick nimmt um so mehr versagt die Identitätspolititk, weil wir letztendlich Menschen sind und damit sowohl heterogen als auch mit vielen Gemeinsamkeiten weit über die Gruppenzugehörigkeit hinaus sind.

Wer einer Gruppe schuld zuweisen will, der darf eben nicht hinterfragen, was der Einzelne aus der Gruppe falsch gemacht hat – #yesallmen ist insofern eine konsequente Haltung daraus.

Und selbst wenn einige Identitätstheorien eine „Ausstiegsklausel“ bieten, nach der man von der Gruppenschuld frei kommen kann wird diese üblicherweise quasi nicht umsetzbar sein – derjenige bleibt immer Bestandteil der Gruppe und damit von deren Schuld befleckt. Keine Feministin kann einem Mann beispielsweise sagen, wann er sich nichts mehr vorzuwerfen hat. Es wird immer vage bleiben, ein Mann kann seine Privilegierung noch nicht einmal als Obdachloser ablegen.

Die spaltende Kraft dahinter ist enorm – denn die Zuweisung einer „bösen Identität“ und einer „Opferidentität“ führt sowohl dazu, das die Opfer sich mehr als Opfer sehen (und keine anderen Gründe, deren Abstellung etwa die Lage verbessern würde akzeptieren) und die anderen mehr als Täter und das die „Bösen“ sich zu unrecht angegriffen fühlen und damit fast zwangsläufig ebenfalls ihre Gruppenidentität verstärken (ein Feind von außen war dafür schon immer hilfreich). Was wiederum dazu führt, dass es leichter ist Opfer zu sein („die geben das nicht zu, die machen nichts gegen ihre Privilegien, die greifen uns noch an“) und so weiter, was in einer Negativspirale die Gruppendifferenzen immer mehr verstärkt.

21 Gedanken zu “Lucas Schoppe zu der Wirkung von Identitätspolitik

  1. Fatalerweise kommt noch hinzu, dass sich allzu viele Menschen, die sich auf Seiten der „Guten“ oder „Opfer“ wähnen, einbilden, dass allgemeine ethische Grundsätze für sie nicht gelten.
    Menschen, die diese Grenzen überschreiten, sind dann wirklich zu allem fähig. Siehe z.B. die französische Revolution.

    • Das stimmt zwar, ich glaube aber nicht, dass intersektionale Feministinnen jemals so hegemonial sein werden, dass Männer physisch oder psychisch massiv beeinträchtigt werden. Wenn es an „Eingemachte“ geht, werden Männer sich zur Wehr setzen. Und der Auslöser kann banal sein. Z.B. eine Paritätsregelung beim (Männer-)Fußball 😉

  2. „Wenn es an „Eingemachte“ geht, werden Männer sich zur Wehr setzen.“

    Wann geht es denn ans „Eingemachte“? Männer werden im Familien-, Arbeits- und im Rentenrecht massiv benachteiligt – und ein Widerstand ist kaum zu erkennen.

    Auch hier ist das Problem die scheibchenweise Veränderung der Gesellschaft, bei der die einzelne Benachteiligung als zu gering für Widerstand erachtet wird – und am Ende als zu groß, als dass noch wirksam gegen alle Benachteiligungen zusammen Widerstand organisiert werden könnte.

    • Es gibt eine Moment,wo es kippen wird oder kippen kann. Wann und wodurch das ausgelöst wird, wage ich nicht zu prognostizieren. Die Salamietaktik der Femist(inn)en geht zur Zeit noch auf…

    • Genau, die Identitätspolitik wird nicht als reaktionärer Versuch eine neo-feudalistische Ständegesellschaft zu errichten gesehen, sondern als progressiv und gerecht. Davon sind auch viele Männer überzeugt und werden sich nicht dagegen wehren. Sie unterstützen die schleichende (feindliche) Übernahme der Gesellschaft und Herrschaft der Frauen. Willkommen im Postmodernismus, siehe die SPD Forderung zur Überwindung der männlichen Gesellschaft. So wie im privaten und häuslichen Bereich die Frau schon immer der Boss war, wird sie es jetzt auch im öffentlichen und politischen Leben. Männer, wir haben fertig! Oder traut sich jemand eine männergerechte Gesellschaft zu fordern?

      • Nein, nicht wirklich.
        Aber ich bin ziemlich begeistert, daß es doch einige Blogs und Initiativen von Männern gibt, die die Dinge analytisch aufbereiten. Ich mache ‚politisch‘ nur etwas in meinem persönlichen Umfeld. Aber viel geht da nicht.

        Es ist ein Genuß, man-tau, allesevolution, mitm, crumar, luisman, danisch und so viele andere zu lesen. Und auch die MGTOW-Videos auf Youtube zu sehen.

        Das Analytische ist nicht jedem gegeben. So kann ich allen dafür nur meinen Dank aussprechen.

    • „Wenn es an „Eingemachte“ geht, werden Männer sich zur Wehr setzen“

      Für manche Männer geht es bereits ans eingemachte, und manche Männer setzen sich zur Wehr.

      Umgekehrt wird ein Schuh draus – leider:

      Wenn Männer sich zur Wehr setzen, insbesondere gegen Männer, wird das als Angriff wahrgenommen und solche Männer dafür (auch von anderen Männern) massiv abgestraft.

  3. Feministinnen haben nur den Nährboden für Identitätspolitik gelegt. Auf lange Sicht werden aber andere, wie z.B. Islamisten, die auch voll auf Identitätspolitik stehen, sich durchsetzen. Schon alleine weil Feministinnen nichts fürs Kinderkriegen bekannt sind, Muslime hingegen schon.

  4. […]Schon alleine weil Feministinnen nichts fürs Kinderkriegen bekannt sind, Muslime hingegen schon.[…]
    Goebbels wuerde angesichts der links-gruen-faschistischen Propaganda vor Neid erblassen. Social Justice hat mit Recht oder Gerechtigkeit nichts zu tun, sie ist das Gegenteil. Politische Korrektheit hat mit empirisch korrekten Aussagen nichts zu tun, sie ist immer das Gegenteil von korrekt.

    Und Dr. Mengele wuerde sich darueber freuen, wie man Eugenik so verpacken kann, dass die Leute es unterstuetzen. Die deutsche Einzelkindmutti beschwert sich den Rest ihres Lebens ueber ihren Haertefall, finanziert aber ohne zu zucken die 7 Kinder der muslimischen Nachbarin mit.

  5. „Der New York Times Kolumnist David Brooks hat gerade aus einer Arbeit zitiert, nach der in den USA mittlerweile 42% der jeweiligen politischen Lager die Angehörigen des gegnerischen Lagers für „ganz und gar böse“ („downright evil“) halten und sogar jeweils 20% ihnen die Menschlichkeit absprechen. Das ist eine Gemengelage, die günstig ist für Terror und Massenmorde.“

    Danisch hat das ja auch schon groß und breit analysiert und ist immer zu dem Schluß gekommen, dass die Identitätspolitik darauf basiert, die niederen (Gruppen)Instinkte anzusprechen, sozusagen das Reptiliengehirn. Sieht man ja auch bei Feministinnen, dass das noch andere primitive Auswirkungen hat, etwa die kultische Überhöhung von Körperflüssigkeiten (Menstruationsblut, Urin) und Geschlechtsteilen, die Unfähigkeit und der Unwillen, mit anderen außerhalb der Gruppe konstruktiv zu diskutieren etc. sie stattdessen zu bekämpfen und zu unterwerfen.

    Warum aber wurden simple Interessengruppen (die es ja immer gibt und die nicht automatisch ein Problem darstellen) für einige zu einer Art Stammesersatz? Darüber kann ich nur spekulieren:

    1) Sinn- und Strukturverlust (Erosion der Familie, Erosion der Werte, Erosion von Kultur und Nation etc.)

    2) Rücksichtnahme auf jedwede Gefühlslage, hier sehe ich eine große Schuld am steigenden Frauenanteil (mehr überrücksichtsvolle Gefühlsmenschen) in Medien und Politik und an der Schlappschwänzigkeit und am Opportunismus westlicher Männer, sich gegen diese durchzusetzen.

    3) Punkt2 führt u.a. zu einer anderen moralischen Bewertung der Weltlage. Man sieht Menschen denen es schlecht geht (Krieg, Hunger, etc.) und führt das monokausal auf die (bisher) herrschenden Strukturen (weiße Männer im Kapitalismus) zurück. Manchmal mag man damit richtig liegen, oft sind die Problemursachen aber auch ganz andere oder die Situation ist so komplex, dass sie sich einer abschließenden Bewertung entzieht. Da Bauchmenschen nicht gut denken können, setzen sie die vermeintlichen Gewinner der Struktur als Schuldige fest, die es zu bekämpfen gilt.

    4) auf diesen Zug (Punkt 3) springen wiederum andere Interessengruppen auf, Grüne, die Technik und Industrie seit jeher für Teufelszeug halten, Kommunisten, die auf die große Revolution hoffen, Schwarze und Feministinnen etc., die einen größeren Teil vom Kuchen abwollen, Gesellschaftskonstukteure wie Soros, die Werbeindustrie, die damit schönes Zielgruppenmarketing machen kann, politische Parteien, die damit Gegner moralisch diskreditieren können etc.

    Diese unheilvolle Melange hat sich wie ein Leichentuch über den Westen gelegt und erstickt Debatten. Wo (ergebnisoffene) Debatten aber nicht mehr stattfinden, wird zwangsweise jemand untergebuttert, gehen Argumente unter, entstehen Sündenböcke, sowie Wut und Hass.

    Ich bin nicht sicher, ob wir da wieder rauskommen und wenn ja, wie…

  6. Die Sache hat noch andere Ebenen. Weil ich gerade darüber gestolpert bin:
    http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=483493

    Eine gute Analyse der Aussagen von „QAnon“ und dessen groß gestrickten „Narrativs“. Bestimmend auch hier: „gut“ gegen „böse“. Wobei die Weltsicht komplett in den VT-Bereich verlagert wird (leider nicht ganz zu Unrecht) und damit für Diskussionen untereinander nicht mehr zugänglich ist, einer VT glaubt man halt oder eben nicht.

    Anhänger von Trump halten m.E. etwa Clinton-Anhänger oft nur für gehirngewaschene Idioten, die die Verschwörung nicht erkennen, während Clinton-Anhänger die Gegenseite als eine Art ultrakapitalistische primitive Bauern sehen und als VT sowas wie einen Putsch der Koch-Brüder erkennen wollen.

    Ich muss gestehen, dass die Sichtweise von Q sehr viel für sich hat und von zahlreichen Indizien gestützt wird. Natürlich könnte sie trotzdem falsch sein. Stimmt sie ansatzweise, dann erleben wir einen Krieg, zweier mächtiger Blöcke gegeneinander, von dem der Großteil unter der sichtbaren Oberfläche stattfindet, während wir über die scheinbar plötzlich auftretenden Symptome rätseln, die in Wirklichkeit nur Folgen psychologischer Kriegsführung sind.

    Wer sich solchen Gedankengängen nicht total verschließt, dem sei nochmal die Reihe „Superlogen regieren die Welt“ nahegelegt:
    https://www.amazon.de/Superlogen-regieren-die-Welt-Teil/dp/3938235993
    Die kommentierte Übersetzung eines Buches von Magaldi (er ist/war m.W. „Großmeister“ der ital. Loge „Grande Oriente d’Italia Democratico“).

    Da wird ein ähnlicher Konflikt innerhalb dieser Großlogen beschrieben, es handelt sich u.U. um den selben.

    Danach ist das eigene Weltbild aber ein anderes und all die schönen Illusionen sind weg 😉

  7. „Danisch hat das ja auch schon groß und breit analysiert und ist immer zu dem Schluß gekommen, dass die Identitätspolitik darauf basiert, die niederen (Gruppen)Instinkte anzusprechen, sozusagen das Reptiliengehirn.“

    Danisch ist für mich auch einer, der das Reptiliengehirn anspricht und einfache Antworten auf komplexe Fragen liefert. Im Detail mag er recht haben, in Summa liegt er aber meistens daneben.

    „Sieht man ja auch bei Feministinnen, dass das noch andere primitive Auswirkungen hat, etwa die kultische Überhöhung von Körperflüssigkeiten (Menstruationsblut, Urin) und Geschlechtsteilen, die Unfähigkeit und der Unwillen, mit anderen außerhalb der Gruppe konstruktiv zu diskutieren etc. sie stattdessen zu bekämpfen und zu unterwerfen.“

    Die Feministinnen reihen sich da nur nahtlos in eine endlose Phalanx von Gotteskriegern ein. Kennzeichen solcher Krieger ist das Versprechen eines Paradieses auf Erden, wenn die Gegner des Weges dorthin nur konsequent ausgerottet werden.

    „Sinn- und Strukturverlust (Erosion der Familie, Erosion der Werte, Erosion von Kultur und Nation etc.)“

    Ein Vorwurf, der schon von den alten Griechen überliefert ist. Würde er stimmen, hätten wir längst das kulturelle Niveau von Amöben erreicht.

    „Rücksichtnahme auf jedwede Gefühlslage, …“

    Das Gegenteil ist der Fall: die Unfähigkeit, die Gefühlslage anderer Menschen überhaupt noch wahrzunehmen, bzw. sie als der eigenen gleichwertig zu akzeptieren.

    „Da Bauchmenschen nicht gut denken können, setzen sie die vermeintlichen Gewinner der Struktur als Schuldige fest, die es zu bekämpfen gilt.“

    Da liegst Du mit Deiner Analyse richtig …

    „auf diesen Zug (Punkt 3) springen wiederum andere Interessengruppen auf, Grüne, die Technik und Industrie seit jeher für Teufelszeug halten, …“

    … da schon wieder falsch. Und ich als „Grüner“ glaube, das beurteilen zu können. Natürlich gibt es auch bei den Grünen Träumer einer „Zurück ins Paradies“-Teletubby-Welt. Aber es gibt wahrscheinlich in keiner anderen Partei mehr zukunftsorientierte Wissenschaftler, Techniker und Ingenieure. Die Grünen haben Ende der 70er und zu Beginn der 80er den technologischen Fortschritt, der heute DAS Standbein des Industriestandorts Deutschland ist, entscheidend angeschoben. Es begann mit der Abgasreinigung von Industrieschloten, deren Abgase eine schwere Belastung für die Atemluft waren, setzte sich fort in einer konsequenten Abwasserreinigung und findet heute ihren Niederschlag in der Energiewende.
    Ich erinnere mich noch gut an die Vehemenz, mit der von den rechten Parteien Abgasreinigung als wirtschaftsfeindlich verteufelt wurde (sinngemäße Headline einer BILD-Ausgabe damals: „Rauchende Schlote sind ein Zeichen von Wohlstand“).
    Ohne die Grünen würde es Deutschland heute vielleicht genauso gehen wie England, das sich als Industriestandort aus der Geschichte weitgehend verarbschiedet hat, weil es die Modernisierung verschlief.

    „Diese unheilvolle Melange hat sich wie ein Leichentuch über den Westen gelegt und erstickt Debatten.“

    Ich denke, dass sich diese Erkenntnis langsam auch im Mainstream Bahn bricht und die abgeschlossenen Zirkel kleiner Sektierer wie uns, immer häufiger verlässt.

    „Ich bin nicht sicher, ob wir da wieder rauskommen und wenn ja, wie…“

    Wir werden, mach Dir keine Sorgen. Keine totalitäre Bewegung konnte sich bisher über lange Zeit halten 🙂

    • „Danisch ist für mich auch einer, der das Reptiliengehirn anspricht und einfache Antworten auf komplexe Fragen liefert. Im Detail mag er recht haben, in Summa liegt er aber meistens daneben.“

      Reptiliengehirn: eher nicht, einfache Antworten: ja, manchmal. Er denkt halt laut (und logisch), weiß viel und ist recht offen für Argumente (man kann ihn auch noch erreichen, fefe filtert z.B. massiv). Er korrigiert seinen Standpunkt auch hin- und wieder und gesteht Fehler ein, sowas schätze ich.

      „Ein Vorwurf, der schon von den alten Griechen überliefert ist. Würde er stimmen, hätten wir längst das kulturelle Niveau von Amöben erreicht.“

      Die alten Griechen gibt es nicht mehr, ebensowenig wie ihre Kultur…
      Auf welche griechische Aussage beziehst du dich, bei deiner Behauptung?

      Man kann zu den Werteverlusten natürlich geteilter Meinung sein. Dass die Nation erodiert, ist aber offensichtlich, Souveränität geht an die EU verloren und wer das kritisiert wird als rückständiger „Nationalist“ runtergemacht. Familien werden kaum noch wahrgenommen (vor allem Dank Feministinnen), was man etwa an der Diskussion um den „gender pay gap“ bemerkt. Ich meine auch hinsichtlich der Moral einen Niedergang zu sehen, nicht bei der Sexualmoral, die wird Dank Muslimen wieder prüder, sondern bei der politischen. Früher traten Politiker bei Verfehlungen zurück, heute klammern sie. Verantwortung wird in Kommissionen ausgelagert, statt selbst übernommen usw.

      „Das Gegenteil ist der Fall: die Unfähigkeit, die Gefühlslage anderer Menschen überhaupt noch wahrzunehmen, bzw. sie als der eigenen gleichwertig zu akzeptieren.“

      Das trifft nur für die ausgemachten Schuldigen zu! Seien es „Nazis“, „weiße Männer“ oder sonstwie Privilegierte. Man gesteht ihnen keine Gefühle zu, weil sie das Recht auf solche durch ihr Handeln verwirkt haben. Bei allen anderen wird jedes Wehwechen aufgeblasen, super ernst genommen und mit zahlreichen Aktionen „bekämpft“. Wenn sich ein Schwuler ausgeschlossen fühlt etwa, dann ist das ganz furchtbar und alle müssen umerzogen werden, damit sie ihn künftig bevorzugt behandeln.

      „… da schon wieder falsch. Und ich als „Grüner“ glaube, das beurteilen zu können. Natürlich gibt es auch bei den Grünen Träumer einer „Zurück ins Paradies“-Teletubby-Welt. Aber es gibt wahrscheinlich in keiner anderen Partei mehr zukunftsorientierte Wissenschaftler, Techniker und Ingenieure. Die Grünen haben Ende der 70er und zu Beginn der 80er den technologischen Fortschritt, der heute DAS Standbein des Industriestandorts Deutschland ist, entscheidend angeschoben.

      Die Autoindustrie?
      http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/globalisierung/52848/ex-und-import-nach-waren

      Es war ein bisschen pauschal, das gebe ich zu, natürlich sind (bzw. waren) nicht alle Grünen so. Aber ich sehe da sehr viel mehr Naturromantiker, als Ingenieure. Und wenn selbige jetzt noch bei den Grünen wären, würde ich an ihrem Verstand zweifeln.

      „Es begann mit der Abgasreinigung von Industrieschloten, deren Abgase eine schwere Belastung für die Atemluft waren, setzte sich fort in einer konsequenten Abwasserreinigung und findet heute ihren Niederschlag in der Energiewende.“

      Zweifelsohne sinnvolle und notwendige Maßnahmen, wobei sie mittlerweile ein bisschen übers Ziel hinausschießen. Das EEG stammt im Ansatz, meine ich, von einem SPDler, trotzdem würde ich die SPD nicht mehr wählen.

      „Ich erinnere mich noch gut an die Vehemenz, mit der von den rechten Parteien Abgasreinigung als wirtschaftsfeindlich verteufelt wurde (sinngemäße Headline einer BILD-Ausgabe damals: „Rauchende Schlote sind ein Zeichen von Wohlstand“).“

      Rechts/links ist bei Wirtschaft m.E. keine sinnvolle Kategorisierung, zumindest historisch gesehen, für Deutschland. Hitler war nämlich ein Grüner und Sozialist und gilt trotzdem als der Urtyp „rechts“. Wirtschaftslobbyisten sind einfach nur Wirtschaftslobbyisten…

      „Ich denke, dass sich diese Erkenntnis langsam auch im Mainstream Bahn bricht und die abgeschlossenen Zirkel kleiner Sektierer wie uns, immer häufiger verlässt.“

      Dein Wort in Gottes Ohr. Bis auf einsame Gegensprachen, sehe ich da noch keinen Trend. Die Macht scheint sogar noch zu wachsen.

      Wir werden, mach Dir keine Sorgen. Keine totalitäre Bewegung konnte sich bisher über lange Zeit halten

      Die Frage ist, welchen Schaden sie noch anrichtet. Dem dritten Reich sind wir letztendlich auch entkommen, man darf nur nicht fragen „wie“!

      • „Die alten Griechen gibt es nicht mehr, ebensowenig wie ihre Kultur…“

        Waaaas??
        Die alten Griechen sind aus biologischen Gründen obsolet, aber ihre Kultur ist DAS Fundament der abendländischen Kultur, von nahezu allen Ländern übernommen, von Bombay bis San Francisco.
        Wenn eine Kultur noch präsent ist, dann die griechische.
        Ob Naturwissenschaft, Medizin, Philosophie, nichts davon ist denkbar ohne das griechische Fundament.

        „Auf welche griechische Aussage beziehst du dich, bei deiner Behauptung?“

        Ich kann aus dem Stegreif kein originäres Zitat liefern, aber Sokrates wurde unter anderem deshalb vergiftet, weil er die Jugend „verdarb“.

        „Dass die Nation erodiert, ist aber offensichtlich, …“

        Mir nicht. Im Gegenteil, bis Anfang des Jahrtausends war D nur eine Außenprovinz der USA, ohne eigenen Willen und ohne Rückgrat. Erst die rot/grüne Schröder-Regierung hat sowas wie ein Nationalbewusstsein geschaffen, das nicht nach Revanchismus und Chauvinismus mieft.

        „Souveränität geht an die EU verloren und wer das kritisiert wird als rückständiger „Nationalist“ runtergemacht.“

        Was er auch oft genug ist. Wir leben nun mal nicht mehr im Zeitalter romantischer Kleinfürstentümer, die ihre Geschicke autonom gegen andere verteidigen können. Das werden die Briten auch noch erfahren, wenn sie – nun allein – wirtschaftliche Konditionen mit den USA oder China aushandeln wollen.

        Die EU ist eine konsequent logische Antwort auf die Globalisierung (auch wenn da noch ne Menge schief läuft) und Konzerne, die durch ihre schiere Größe einzelnen Staaten ihre Bedingungen diktieren können. Nicht erst seit Lessing(?) ist bekannt, dass man im Bund größeren Herausforderungen widerstehen kann, als allein.

        „Ich meine auch hinsichtlich der Moral einen Niedergang zu sehen, nicht bei der Sexualmoral, die wird Dank Muslimen wieder prüder, …“

        Erstaunlich, wofür die Muslime alles verantwortlich sein sollen 😀 . Selbst freies Vögeln trauen wir uns inzwischen nicht mehr?
        Tatsächlich wohl dürfte die Sexualmoral eher aufgrund eines über den Teich geschwappten amerikanischen Puritanismus rigider geworden sein – und das schon seit den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Muslime haben daran NÜSCHT nen Anteil.

        „Früher traten Politiker bei Verfehlungen zurück, heute klammern sie.“

        Haben sie auch früher schon. Kein Politiker ist freiwillig gegangen – jedenfalls seit Brandt 1973 nicht mehr.

        „Verantwortung wird in Kommissionen ausgelagert, statt selbst übernommen “

        Ein Stückweit Ergebnis der heutigen Permanentüberwachung. Ich denke da nur an einen harmlosen, launigen Spruch einer Ministerpräsidentin auf einer Faschingsveranstaltung, der fast zu ihrer politischen Hinrichtung geführt hat.
        So, wie eigentlich bei jeder Äußerung eines Menschen in der Öffentlichkeit sofort nach dem Scharfrichter gerufen wird – siehe Greta Thunberg im „Quilette“. Im Interview geben einige Politiker zu, dass sie und ihre Familien mit Häme bis hin zu Morddrohungen überschüttet werden.
        Da nimmt es nicht wunder, dass man die Verantwortung für Entscheidungen lieber an Kommissionen delegiert.

        „Aber ich sehe da sehr viel mehr Naturromantiker, als Ingenieure.“

        Das ist eine durch die Medien verfälschte Darstellung der wahren Verhältnisse, glaub es mir. Das Verhältnis von MINTlern zu Träumern liegt mindestens bei 5:1.

        „Das EEG stammt im Ansatz, meine ich, von einem SPDler, …“

        Das ist zuviel der Ehre für die SPD 🙂 . Das EEG wurde von der CDU schon in den frühen 90ern geschaffen, ursprünglich, um den grünen Träumern ein Zuckerstückchen zur Beruhigung hinzuwerfen. An einer Reform der Energieerzeugung war damals garantiert nicht gedacht worden.

        „Rechts/links ist bei Wirtschaft m.E. keine sinnvolle Kategorisierung, …“

        Was ich auch nicht behauptet habe. Aber von der Politik wird erwartet, dass sie wirtschaftliche Entwicklungen vorgibt und lenkt.

        „Hitler war nämlich ein Grüner …“

        Interessant. Das kannst Du ja ggf. an anderer Stelle mal genauer ausführen.

        „Wirtschaftslobbyisten sind einfach nur Wirtschaftslobbyisten…“

        Schön wär’s.
        Tatsächlich sind Wirtschaftslobbyisten knallharte Politiker, die ihre Interessen in die Schaltzentralen der Macht tragen und dort vertreten.

  8. Pingback: Mann-tau und die Hoffnung, dass Totgesagte länger leben | Alles Evolution

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