#EqualPayDay 2019

Many Shades of Gender – Ein FAQ zu den Gender Studies: Bei den Gender Studies gibt es nur Frauen, vor allem auf den Professuren. Werden da nicht Männer diskriminiert? (7)

Paula-Irene Villa Braslavsky, Genderprofessorin, hat ein FAQ zu Mythen über die Gender Studies erstellt. Ich wollte sie nach und nach hier besprechen:

Heute:

Bei den Gender Studies gibt es nur Frauen, vor allem auf den Professuren. Werden da nicht Männer diskriminiert?

Ein klassischer Vorwurf: Ihr wollt für Gleichberechtigung sein, aber ihr habt kein gleiches Verhältnis von Männern und Frauen.
Was wäre aus meiner Sicht die ehrliche Antwort:

Da in den Gender Studies die Theorie vertreten wird, dass Männer privilegiert sind und Privilegierte oft ihre eigene Privilegierung übersehen und zudem Männer nicht den Raum einnehmen sollen, der eigentlich Frauen zusteht, ist es nur folgerichtig, dass Männer seltener auf solche Posten gelangen. Männer sollten nicht lehren, sondern zuhören, ihre Privilegien reflektieren und sich allenfalls als „Allys“ hilfsbereit im Hintergrund halten. Gender Studies soll ja gerade die Vorherrschaft der Männer aufbrechen und das kann man nicht, wenn dort genau so viele Männer wie Frauen sind. Etwas in der Art.

Ihre Antwort:

Es stimmt, bei den Professuren und den festen Stellen in den Gender Studies gibt es auffällig wenig Männer (vgl. https://www.mvbz.org). Über die Gründe ist wenig geforscht, darüber lässt sich also nur spekulieren. Einerseits mag der geringe Männeranteil daran liegen, dass nach wie vor sich deutlich mehr Frauen als Männer für diesen Studien-, dann auch Forschungsschwerpunkt interessieren. Denn sehr oft gilt noch die stereotype Form: wo Geschlecht oder Gender drauf steht, sind Frauen drin. Zum anderen kann es gut sein, dass Frauen in diesem Feld eher gesehen und gefördert werden. Angenommen werden kann aber zugleich, dass die meisten im Feld sich bemühen, allen Geschlechtern faire Chancen zu geben und alle Geschlechter auch als Interessierte zu adressieren. Anders gesagt: wir möchten gern Männer und alle Geschlechter ermutigen, sich in diesem Forschungsbereich ernsthaft zu engagieren!

Warum macht sie eigentlich so einen FAQ, wenn sie die tatsächlichen Antworten eigentlich nie liefert, sondern sich immer mit „dazu ist wenig geforscht“ rausredet? Das die Opfer ein Deutungsprivileg haben und das Männer in diesem Fach insofern eben weitaus weniger eine Autorität haben können, ist doch nun wirklich einfach in der Theorie zu erkennen. Wenn dort Männer sind, dann müssten es allenfalls Transmänner sein oder zumindest solche, die schwul sind und diesen Bereich als diskriminierte Minderheit bearbeiten oder in irgendeiner anderen Form einer Minderheit angehören. Ansonsten kollidieren sie viel zu schnell mit den eigentlichen Theorien in den Gender Studies, wenn sie etwa weiße, alte Männer wären und über diese herziehen oder deren Macht anzweifeln, während sie gleichzeitig weiblichen Studenten Noten geben. Ein Gender Studies Professor ohne Minderheitenstatus zumindest als PoC in der weiten Version, also irgendwie mit zumindest einen arabischen Touch kann seinen Beruf nicht ausüben und die Theorien gleichzeitig ernst nehmen.

Das wäre interessant: Gibt es einen männlichen Gender Studies Professor, der sich keiner Minderheit im intersektionalen Sinne zurechnet und eher auf dem Gebiet forscht, in dem er diskriminiert ist? Ich vermute selbst ein männlicher weißer Fat studies Professor wäre nicht ausreichend.