Latein und Gender Studies

Gerade wurde an der Uni Osnabrück ein wichtiges Forschungsthema mit Fördergeldern ausgestattet:

Das der Universität Osnabrück zugesprochene Fördervolumen beträgt 472.500 Euro. Die Mittel stammen aus dem Maria-Goeppert-Mayer-Programm für internationale Genderforschung, mit dem das Land die Geschlechterforschung an den niedersächsischen Hochschulen nachhaltig stärken will. „Wir haben an der Universität Osnabrück Gleichstellung als strategisches Ziel verankert und freuen uns darüber, eine renommierte Maria-Goeppert- Mayer-Professur in diesem hochspannenden Themenfeld zu besetzen“, so Universitätsvizepräsidentin Prof. Dr. Susanne Menzel.

Die Förderung läuft ab 2019 für fünf Jahre und umfasst bis zu 70 Prozent der erforderlichen Mittel für eine Professur, inklusive der entsprechenden Ausstattung. Die Universität Osnabrück wird eine W2-Professur „Klassische Philologie, Schwerpunkt Latein/Genderforschung“ ausschreiben und zum nächstmöglichen Zeitpunkt besetzen.

„Die Kombination Latein und Genderforschung ist deutschlandweit einzigartig und bietet der zukünftigen Stelleninhaberin oder dem zukünftigen Stelleninhaber ein breites Forschungsfeld, dass auch für die Lehre fruchtbare Impulse liefern kann“, erläutert Vizepräsidentin Menzel. „Über die Beteiligung der Professur am Lehramtsstudiengang für das Gymnasium kann die Genderthematik auch in den Lateinunterricht Eingang finden.“

Gender Forschung und Latinistik, da wird wichtiges erforscht. Schon die Grammatik des lateinischen bietet einiges:

Im Lateinischen gibt es 7 verschiedene Arten, Substantive zu deklinieren:

1. A-Deklination (1. Deklination): deklination weiblich diese Deklination ist meist weiblich und hat Nom. Sg. typischer Weise die Endung -a (z.B. domin-a = „die Herrin“). Einige aus dem Griechischen stammende Wörter enden auf -e, -es oder -as.

2. O-Deklination (2. Deklination): diese Deklination beinhaltet männliche Wörter auf -us, -er, und-ir sowie sächliche Begriffe auf -um z.B. domin-us ( = „der Herr“), templ-um („der Tempel“), pu-er („der Junge“) und v-ir („der Mann“).

3. Konsonantische Deklination (Teil der 3. Deklination): Wörter aller 3 Geschlechter gehören dieser Deklination an, außerdem besitzen sie verschiedene Endungen. Einige typische Endungen sind -or wie z.B. senat-or, praet-or und -io wie in nat-io („der Volksstamm“).

4. I-Deklination (Teil der 3. Deklination): ihr gehören Wörter an, bei denen sich das -i- in den meisten Formen durchgesetzt hat. Bsp.: turr-is („der Turm“). Ihr gehören Wörter aller möglichen Geschlechter an; die Neutra haben typische Endungen wie -e, -al, -ar.

5. Gemischte Deklination (Teil der 3. Deklination): diese Deklination hat unterschiedliche Endungen im Nom. Sg. und beinhaltet nur maskuline und feminine Wörter. Die Endungen sind meist -is, -es oder Konsonant + -s z.B. nav-is („das Schiff“), orb-is („der Kreis“), clad-es („die Niederlage“), ar-s („die Kunst“).

6. U-Deklination (4. Deklination): ähnelt der O-Deklination im Nominativ Singular, wird aber anders gebildet, z.B. man-us („die Hand“); Neutra enden typischerweise auf -u wie corn-u („das Horn“).

7. E-Deklination (5. Deklination): diese Deklination ist fast ausschließlich weiblich, hat aber nur sehr wenige Wörter, die meist auf -es enden, z.B. r-es („die Sache“)

Das sieht man es mal, es gibt massenhaft Deklinationen ohne festen Geschlechterbezug, für alle möglichen Geschlechter.

Wobei: Die Römer waren ja voller toxischer Männlichkeit, wenn man die ganzen Kriege so sieht, das muss daran liegen, dass die männlichen Deklinationen doch wieder zu vorherrschend waren.

Und in der Tat wird es ja Zeit Gender Studies in den Lateinunterricht einzubauen. Statt  „De bello Gallico“  von Caesar könnte man vielleicht ein der vielen genauso bedeutenden römischen Autorinnen lesen, deren Name wir nicht kennen, weil wir verdammte Sexisten sind.

Immerhin: In dem im Lateinunterricht gerne verwendeten Asterixheften gibt es Gutemine, die auf typisch weibliche Art ihre Macht über das Dorf ausübt. Oder man könnte zumindest dafür sorgen, dass die eben nicht mehr gelesen werden, weil sie sich ja wieder nur mit Männern als Hauptfigur beschäftigen.

Vielleicht wenn man Judith Butler ins Lateinische übersetzt? Blöder zu lesen kann es dadurch auch nicht werden.

Wobei: Eher müsste man ein paar feministische Texte von PoCs übersetzen, im antiken Rom eh zu wenig vertreten.

Was sind eure Erwartungen an Latinistik und Gender?

30 Gedanken zu “Latein und Gender Studies

    • Es schafft Plätze an Hochschulen damit Frauen ihre Zeit bis zum ersten und einzigen Kind überbrücken können, ohne sich zu langweilen.

      • Ich glaube langweile gibt es da trotzdem. Aber du hast Recht. Am Ende des Tages ist es eine Masche um Leute in Arbeit zu setzten, deren Abschluss für die Gesellschaft absolut keinen Nutzen hat.

    • Gleichstellung ist erst dann gewährleistet, wenn die Genderkirche überall, in jedem Lebensbereich, in jeder Forschung und in der gesamten Arbeitswelt fest installiert wurde.

  1. In „Asterix bei Cleopatra“ spielt auch die liebe Cleo ihre Macht gegenüber Cäsar aus und er buckelt vor ihr und macht was Sie möchte.
    Aber was weiß ich schon, ich dummer weißer hetero Mann …

  2. Meine Erwartungen an genderistische Latinistik?

    Vergleichbar mit der Hornscheidtix an der HU: Eine Professorin die so gut wie nie da ist, ab und zu ein Alibiseminar gibt wo inhaltslos gelabert wird, auf Nachfrage was denn Lehrplan und Inhalte sind kriegt man nie Antwort oder nur Buzzwords. Aber verbeamtet und unkündbar.

    • Und: So 2-3 pompöse „Interviews“ in der ZEIT, die eigentlich keine Interviews sind, sondern peinliches Brownnosing der Interviewerin, und vom Inhalt her ein einziges Ablästern über ‚alte weisse Männer‘ (lacht); Kommentarspalte explodiert und 3/4 wird wegzensiert.

  3. Das wäre mal was für das politische Kabarett, auch für die heute Show. Da aber die Kabarettisten meinen, Gendergedöns und Feminismus seien links, werden sie das Thema natürlich aussparen.

  4. „Die Römer waren ja voller toxischer Männlichkeit, wenn man die ganzen Kriege so sieht, das muss daran liegen, dass die männlichen Deklinationen doch wieder zu vorherrschend waren.“

    Ja, und vorallem die fast weltweite Verbreitung des römischen Rechtssystem, das Erbe der griechischen Philosophie, der Bau von Straßen und Urbarmachung ganzer Landstriche, die Verbreitung eines klassischen Lebensstils, an dem sich jahrhunderte lang Aristokratie und Adel orientierten und nicht zuletzt die, in der Renaissance eingeleitete Neuzeit, welche auf römischem Erbe basierte und die letztendlich zu Aufklärung und Demokratie führten, sind alles so toxisch-männliche Erungenschaften, die unsere Welt und Kultur bis heute prägen. Das alles gehört dekonstruiert.

  5. Eines der ersten Dinge, die ich im Lateinunterricht gelernt habe war:

    „Männlein und Weiblein gibt Männlein.“

    (also z.B. „servus et serva“ &arrow; „servi“)

    Das hat mein Sprachgefühl (insbesondere bzgl. generischem Maskulinum) sehr geprägt.
    Den Genderisten würde es nicht schaden, endlich einen ähnlichen Einblick zu bekommen, was Genus bedeutet.
    Vielleicht lernen sie ja noch was von den alten Römern.

    • Zumal „Gender“ ursprünglich ausschließlich für das grammatikalische Geschlecht benutzt wurde, bevor es von feministischer Ideologie (wie so vieles) hijacked wurde…

      „Gender…is a grammatical term only. To talk of persons…of the masculine or feminine g[ender], meaning of the male or female sex, is either a jocularity (permissible or not according to context) or a blunder.“ Henry Watson Fowler

      Nicht zuletzt ist der Begriff als ein Begriff für das „konstruierte soziologische“ Geschlecht durch Leute wie John Money („social gender“) in den Sprachgebraucht injiziert wurden. Das war der Typ, der die Eltern von David Reimer überredete, ihrem Jungen seinen Penis, der bei der Zwangsbeschneidung beschädigt wurde, abzuschneiden und ihn als Mädchen aufzuziehen, ein Experiment was von Feministen wie Alice Schwarzer als „Musterbeispiel“ beklatscht wurde und mit dem Suizid von David endete…

  6. Was gibts da zu erforschen?

    Frauen konnten nicht in die Armee, also waren sie von den meisten Bürgerrechten (- und pflichten) ausgeschlossen. Was nicht heisst, daß sie recht- und machtlos waren: Wie heute auch, war eine römische Adelige nicht-adeligen Männern gegenüber hyperprivilegiert.

    500,000 Euro für so einen Scheiss. Das sind zwei voll ausgestattete DFG-Dreijahres-Projekte. Und in Deutschland lassen wir echte Forschung unter den Tisch fallen.

    Zum Kotzen sowas-

    • Echte Forschung setzt halt echtes Können vorraus. Und das kann eben Leute, die der Gesellschaft keinen Nutzen bringen nicht in Arbeit setzen. Diese „Professuren“ sind nur dafür da um Leute mit nutzlosen Abschlüssen aus der Arbeitslosigkeit zu halten. Vielleicht wäre da ein bedingungsloses Grundeinkommen einfacher.
      Die Chinesen und Inder lachen sich tot und werden uns dann wirtschaftlich in den nächsten Jahrzehnten abschlachten.

    • Frauen konnten nicht in die Armee, also waren sie von den meisten Bürgerrechten (- und pflichten) ausgeschlossen.

      Nicht konnten – MUSSTEN!
      Sich für die Interessen anderer Menschen töten zu lassen, ist kein Privileg. 😉

  7. Hat dies auf Bayern ist FREI rebloggt und kommentierte:
    „Gender“ ist das grammatische Geschlecht, zu deutsch „Genus“. Mithilfe von Genus-Studien könnten die Gender Studies endlich etwas Bodenhaftung zurückgewinnen. Aber braucht man dafür wirklich eine neue Professur mit 472k€ Forschungsetat

  8. Hatte es schon woanders gepostet, da ging es um ebendieses Thema:

    Wissenschaft von Gender bedeutet
    plötzlich Probleme lösen zu müssen
    die es ohne Gender in der Wissenschaft
    niemals gegeben hätte

    Mehr gibt es dazu wohl nicht zu sagen. Trotzdem allen eine schöne Woche in diesem Irrsinnsland (man tausche oben nur die Begrifflichkeiten und übertrage das auf Frauen und Politik, aka Merkel & Co).

  9. Das ist schon fast persönlich: Ich hatte die einstige Vizebürgermeister_*In von Osnabrück, ihres Zeichens von den Grünen, als Deutschlehrerin. Ich selbst bin weit weg von Osnabrück Lateinlehrer geworden. Diese Stadt musste ich ihrer Durchschnittlichkeit wegen verlassen. Quod iterum (fu)erat demonstrandum.
    Was meine Erwartungen an Gender und Latein sind? Nun, alles, was die Rollen der Frauen betrachtet, wird explizit erarbeitet und erhält als sogenannte „Kompetenz“ Einzug in die Lehrpläne. Kritische Ausarbeitungen zur Ungleichheit in Gesellschaft im Hinblick auf die Sklaverei und andere Minderheiten. Spartakus in seiner revolutionären Rezeption. Die sexuelle Freizügigkeit der Römer, insbesondere zu Jungen – wenn auch bei den antiken Schriftstellern als kritischer Topos verwendet – wird zur Legitimierung verwendet, um von Vielfalt zu sprechen. Ebenso die ethnische Zusammensetzung mancher Großstädte und militärischer Einheiten. Nach wie vor wird die geistige Geschichte von Philosophie, Recht und staatlicher Entwicklung geschliffen werden und Latein als Unterrichtsfach bleibt vorerst eine Farce. Schickt trotzdem Eure Kinder hin, es kann sie immer noch schlimmer treffen.

    • Das ist schon fast persönlich: Ich hatte die einstige Vizebürgermeister_*In von Osnabrück, ihres Zeichens von den Grünen, als Deutschlehrerin.

      Deutsch konnte sie dir offensichtlich nicht wirklich beibringen.
      Jetzt aber eine einzige, weibliche Person auch noch sprachlich gendern zu wollen, zeigt nur einmal mehr, wie dämlich dieser politisch korrekte Neusprech doch ist. 😀

    • „Was meine Erwartungen an Gender und Latein sind? Nun, alles, was die Rollen der Frauen betrachtet, wird ..“

      Gender = Frau … war ja klar. Frau Tribunin.

  10. „Was sind eure Erwartungen an Latinistik und Gender?“

    Also ich erwarte eine penisneid-grüne Professorin und aus ihrem unermüdlichen Schaffen als Di-Mi-Do-Professorin (jeweils 9-13 Uhr wegen Work-Life-Balance) heraus, kurz vor ihrer Emeritierung, ein kreativ und unterhaltsames Forschungsergebniss (120 Seiten Taschenbuch, barrierefreie Schriftart) zum Thema „Wie die monströs phallokratisch patriarchale Unterdrückung der Frau im Römischen Reich sich in der lateinischen Sprache niedergeschlagen hat und bis heute manifestiert“

    Alles weniger wäre eine Enttäuschung 🙂

  11. „Was sind eure Erwartungen an Latinistik und Gender?“

    Einen Shitstorm erster Güte. Gegen alle, die den neuen heiligen Gral angezweifelt haben. Hausdurchsuchungen. Beschlagnahmte Computer. Ein neu eingerichtetes Ministerium. Shitstorm gegen die „-um“ Endung dieses Ministeriums und alle anderen Ministerien allgemein, weil Neutrum, da Frauen nicht ausreichend (unter 100%) repräsentiert sind und/oder durchgefüttert werden.

    „Die“ absolute Eskalation wird aber auf sich warten lassen, weil’s „der“ Weltuntergang wahrscheinlich nicht durch die Zensur schafft.

    Danke, Feminismus.

  12. „Statt „De bello Gallico“ von Caesar könnte man vielleicht ein der vielen genauso bedeutenden römischen Autorinnen lesen, deren Name wir nicht kennen, weil wir verdammte Sexisten sind.“
    Funfact: das lateinische Wort für Dichter lautet „poeta“, sieht feminin aus, ist aber maskulin. „poeta doctus“, nicht „poeta docta“.

    Die hätten das natürlich auch einfach „poetus“ nennen können, aber nein. Frauen werden so natürlich unsichtbar, wenn irgendwo von „poeta“ gesprochen wird, und ohne Adjektiv oder Pronomen später im Text – welches letztere im Lateinischen nur vorkommen muss, wenn was betont werden soll – erkennt man gar nicht, ob das ein Dichter oder Dichterin ist.

    Dafür hatten die Römer ein super liberales Abtreibungsrecht. Es war nicht alles schlecht.

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