Sybille Berg schreibt einen Artikel, der wenig Fakten, aber dafür um so mehr Hass bietet. Der Spiegel findet anscheinend nichts dabei:
Die gefühlte Krise, in der sich die Welt zu befinden scheint, die Auflösung, das Zusammenbrechen der Systeme, die immer vor einer Weiterentwicklung stehen, ist auch eine Krise der Männlichkeit.
Die Männlichkeit funktioniert nach wie vorher hervorragend, ist der Motor des meistens Wachstums und Männlichkeit steht auch nach wie vor hoch im Kurs bei den meisten Frauen. Im Gegensatz zu der Auffassung vieler radikaler Feministinnen gibt es sehr viele positive Aspekte von Männlichkeit, die auch so nach wie vor gelebt werden.
Bleiben Sie bitte, gehen Sie nicht, lesen Sie weiter. Ich nehme Millionen großartiger Forscher, Wissenschaftler, Feuerwehrmänner, Brüder, Buddys, Väter aus. Es bleiben dennoch viele Männer mit Angst. Vor dem Verlust von Macht und Wichtigkeit, die von allen Seiten bedroht wird. Von der Natur, an deren Raubbau sie beteiligt waren, als CEOs und Politiker, als normale Grummelbürger. Bedroht von fußballspielenden Frauen, Homosexuellen, Ausländern und Robotern, der Angst vor dem Aussterben.
Immer wieder erstaunlich. Denken Feministinnen wirklich nach, ob ihre Texte logisch sind, ob sie sie belegen könnten oder ob sie in Einklang mit der Wirklichkeit stehen?
Wie meint Frau Berg das? Sie nimmt von den ca. 3,6 Millarden Männern auf dieser Erde ein paar Millionen aus? Von den 40 Millionen deutschen Männern ein paar Millionen? Oder ist es einfach einer hohe Zahl, die einfach nur bedeuten soll, dass sie natürlich gar nichts gegen Männer hat, nur sind die eben als Gruppe an allem Schuld.
Weil nur Männer Angst vor Machtverlust und Wichtigkeit haben, und Frauen nicht? Als ob Führungsfrauen nicht auch um Macht kämpfen würden, von Merkel bis Schwarzer um mal nur zwei Beispiele zu nennen. Aber sie meint wahrscheinlich, dass die Gruppe Mann um Macht kämpft, um Macht über Frauen. Tatsächlich werden die meisten Männer davon überrascht sein, dass sie Macht über Frauen haben sollten. Wie auch, sie werden weitaus häufiger abgelehnt und auch mit Angestellten kann man nicht beliebig umgehen, schon gar nicht mit weiblichen Angestellten.
Und wieder die Idee, dass es nur Männer sind, die die Umwelt belasten. Welch unglaublich naive Sicht.
Sagen wir kurz: vor der Entwicklung. Was gerade erfolgt, ist ein gnadenloser Backlash der Gewalt.
Das kotzt sie einfach mal so raus. Ist eben so. Braucht auch keinen Beleg. Tatsächlich wird die Welt eher friedlicher.
Als hätten Millionen Männer in der Fernseh-Gruppe Margaret Atwoods Verfilmung „The Handmaid’s Tale“ geschaut und sich auf die Schulter geschlagen. Es ist einfach, haben sie gedacht. Was seit Jahrtausenden gewirkt hat, um die Uschen in Schach zu halten, ist Gewalt. Das mögen sie nicht, wir sind die mit dem lauteren Organ. Und den Muskeln. Warum sollte falsch sein, was sich so bewährt hat.
Tatsächlich ist „The Handmaid’s Tale weitaus eher eine Frauenfantasie als eine männliche. Das Leben dort würde nämlich den meisten Männern gar nicht gefallen. In der Handlung geht es um eine Frau, die von einem totalitären christlichen Regime wegen ihrer Gebährfähigkeit einem gesellschaftlich hochgestellten Mann zugeordnet wird, der aber nur in Anwesenheit seiner Frau einen ganz ritualisierten Besamungsbeischlaf mit ihr haben darf, der so ausgerichtet wird, dass er gerade keinen Spass hat, was von der Ehefrau genau überwacht wird. Der Alphamann will sie dann nicht wegen ihres Körpers, sondern wegen ihres Geistes und sie hat auch noch eine Affaire mit dem Chauffeur, die die Ehefrau arrangiert, damit endlich Nachwuchs kommt. Also das alte „Alle Männer wollen sie irgendwie und sie steht zwischen hoher Status und Lust in einer Welt, die allgemein voller Probleme ist“, welches auch schon „Fifty Shades of Grey“ und „Twilight“ und viele andere auf Frauen ausgerichtete Romane als Inhalt hatte. Die Ehefrau hat dabei durchaus erhebliche Rechte im Haus und der Ehemann muss sich an ihre Regeln halten und kann nicht einfach wilden und guten Sex mit Offred, der Maid haben. Natürlich gibt es auch genug männliche Rebeln gegen das Regime, die oft genug getötet werden.
Wer meint, dass Männer sich so die Welt vorstellen, hat entweder das Buch nicht gelesen oder keine Ahnung von Männern.
Aber auch ansonsten gibt es in den allermeisten Beziehungen keine Gewalt, und wenn es Gewalt gibt, dann geht sie zu 50% von Frauen aus.
Der Backlash ist gut organisiert. Er betrifft Frauen und Homosexuelle, was für die Anhänger der alten Ordnung an subversiv anarchischer Bedrohung dasselbe ist.
Gut, dass heterosexuelle Männer keinerlei Anfeindungen ausgesetzt sind. Außer pausenlos als Übeltäter für alles benannt zu werden.
Das Verweisen der nicht Normkonformen auf ihre Plätze läuft! Eine neue Partei propagiert vehement die traditionellen Werte, sprich: Frau zu Hause. Mann macht Geld.
Also anscheinend ein Anti-AfD Artikel. Wogegen grundsätzlich nichts spricht: Ich finde deren Geschlechterbild auch erheblich zu konservativ. Die Frage ist nur, warum sie es dann auf einmal nur den Männern anlastet.
Immerhin haben 10% der Frauen die AfD (Männer: 16%) gewählt und 36% der Frauen (Männer:30%) die Union, die auch teilweise ein konservatives Geschlechterbild hat.
Was sich spätestens bei der Scheidung als schlechte Idee erweist.
Da würde ich ihr beim gegenwärtigen Scheidungsrecht zustimmen. Erstaunlicherweise zieht sie dieses strikte und für Männer ungünstige Eherecht allerdings in ihre Analyse ansonsten nicht ein.
Diverse europäische Länder planen die Erschwerung von Abtreibungen.
Erst einmal scheinen welche das Abtreibungsrecht erleichtert zu haben. Und natürlich gibt es auch durchaus konservative Frauen, die gegen Abtreibungen sind. Hintergrund ist häufig Religiösität und nicht „Männlichkeit“ und die Betonung der Familie, die keineswegs nur Interessen der Männer beinhaltet.
Verbieten Homosexualität. Ja nun.
Auch das ist nicht einfach nur Männlichkeit. Auch Frauen können gerade in konservativen Ländern starke Probleme mit Homosexualität haben.
Vermutlich aus Liebe zum Kind. Obwohl – würden Männer sich wirklich für Babys interessieren, blieben sie zu Hause und würden sie wickeln. Wären sie an Nachwuchs interessiert, würden männliche Politiker sicherstellen, dass Hebammen gut bezahlt würden, Krippen und Kindergärten flächendeckend angeboten und Alleinerziehende finanziell besser unterstützt werden.
Wir haben übrigens eine Bundeskanzlerin. Und die zuständigen Ministerium scheinen mir auch durchaus mit Frauen besetzt zu sein.
Aber natürlich kann man an Kindern interessiert sein und dennoch eine Arbeitsteilung betreiben, bei der einer der beiden mehr Erwerbsarbeit erledigt. Denn Geld fällt bei aller Liebe zum Kind nicht einfach vom Himmel. Und auch die Frauen, die das Kind betreuen, wollen üblicherweise gerne einen guten Lebensstil, abgesichert durch einen verdienenden Mann.
Es geht nicht um die Liebe des Mannes zum ungeborenen oder geborenen Kind, es geht um Macht. Um Bestimmung und die große Schmach, dass Frauen es wagen, das Geschenk des Lebens, das der Mann in sie legte, einfach zu verweigern.
Mal wieder ein sehr logischer Schluß: Wenn es Männer nicht um Macht gehen würde, dann würden sie eben nur auf die von ihr geschilderte Weise handeln können, also ist es belegt und bewiesen. Wer wollte da eine tiefergehende Begründung verlangen?
Weltweit nehmen Vergewaltigung, Brutalität und Morde an Frauen und Homosexuellen zu.
Tatsächlich ist wohl eher das Gegenteil der Fall. Die Welt wird immer friedlicher.
Jede Frau, die sich zum Beispiel aus dem (auch nicht zwingend sicheren) Innenraum wagt, weiß, dass Gewalt verbal beginnt. Ich habe für jede Verständnis, die Angst vor dumpfer Bepöbelung im Netz hat, die sich nic Jht in der Presse sezieren und erniedrigen lassen will. Sondern schweigt. So wie viele Frauen aus Angst um ihr Leben, aus Angst vor Gewalt zu allen Zeiten geschwiegen haben. Wenn eine Frau auf Gewalt aufmerksam macht, wenn sie fordert, beschreibt, anklagt, werden tausend Stimmen ihre Worte relativieren. Wenn sie zu laut ist, wird sie niedergebrüllt. Wenn sie zurückschreit, ist sie hysterisch. Wenn sie tot ist, herrscht endlich eine Ruhe. Oder sie lässt sich einfrieren. Um in hundert Jahren nochmal nachzusehen, wie der Stand so ist.
Ich vermute mal, dass Sybille Berg da hauptsächlich über sich schreibt: Da weißt sie ganz berechtigt darauf hin, dass alle Männer Schweine sind und eine Gefahr für alle Frauen, alles eine reine Abbildung der Wirklichkeit, und da widersprechen ihr doch tatsächlich Leute und sie darf sich nur in allen großen Medien darüber ausheulen, wie ihr dadurch der Mund verboten wird.
Das die meisten Frauen solche Gewalt gar nicht erleben und sich deswegen in ihrem täglichen Leben auch nicht bedroht sehen, dass wäre für sie wahrscheinlich unvorstellbar. Das gerade auch Frauen im Internet gerne mobben, ausgrenzen oder über andere Frauen lästern, wie es einige Statistiken zeigen, würde wohl auch nicht in ihr Bild passen.
Im Moment scheint die erfreuliche Entwicklung, Frauen und Homosexuelle als Lebewesen wahrzunehmen, zu stagnieren. Der Krieg gegen die Demokratie ist immer ein Krieg gegen Frauen und Minderheiten.
Und insbesondere gegen Männer. Denn Männer sind meist weitaus eher die Opfer aller gewalttätigen Auseinandersetzungen.
Aber nun kommt die gute Nachricht: Wir sind viele. Viele Männer und Frauen, die sich zur Wehr setzen. Die genug haben von Hass, Diskriminierung und den Zerstörungsversuchen aller humanistischen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte.
Höher hätte sie es wahrscheinlich nicht aufhängen können. Der Kampf der Frauen und der Minderheiten (und einiger Allys) gegen Hass, Diskriminierung und die „Zerstörungsversuche aller humanistischen Errungenschaften der letzen Jahrzehnte“. Warum eigentlich nicht gleich der letzten Jahrhunderte?
Bis Frauen über ebenso viel Kapital wie Männer verfügen, wird es dauern.
Ehe Homosexuelle die gleichen Rechte wie Heterosexuelle haben werden, ehe sie anerkannt genauso viel Mist bauen können wie heterosexuelle Männer, wird es noch eine Weile benötigen. In der Zwischenzeit hilft es nur zusammenzuhalten.
Die Allianz von Frauen mit Homosexuellen wird denke ich schwieriger als Sybille Berg sich das so vorstellt. Denn Homosexuelle dürften einen anderen Blick auf Frauen haben, durchaus auch die Vorteile sehen, die die diese haben und die Nachteile bei den Männern ebenso wahrnehmen.
Sich zu vernetzen, um sich Stärke und Gehör zu verschaffen. Um sich gegen den albernen Backlash-Versuch verängstigter Männer in der Politik zu wehren. Das kann Spaß machen. Und die Welt wirklich verändern.
Ein ganz klar benannter Plan. Zusammenhalten gegen diese widerlichen Hetero-Männer. Aber mit Spass.
Etwas leichtsinnig von ihr einen so grandiosen Plan zu verraten, jetzt kann sich das mächtige Patriarchat darauf einstellen.
Frauen und Schwule zusammen, dass sei Frau Berg noch zur Erweiterung ihres Planes mitgegeben, haben übrigens die Mehrheit der Wähler. Frauen alleine auch. Wenn sie die Politik ändern wollen, dann müssten eben mehr Frauen politisch aktiv werden, ebenso wie diese machtgeilen Männer, um Wählerstimmen werben und dann können sie die ganzen Männer aus dem Parlament bekommen.
Aber das ist als Plan ja nicht so raffiniert wie der obige.
Gefällt mir:
Like Wird geladen …