Welche Gründe tauchen in den Studien zum Gender Pay Gap nicht auf, spielen aber eine Rolle?

Vielleicht können wir hier mal zusammen was zusammentragen zu den Gründen, die einen weiteren Gender Pay Gap begründen, die aber mit den klassischen Auswertungen schlecht zu erfassen sind.

Ich fange mal an:

  • Die Jobwahl von Frauen ist häufig bereits auf ein Aussetzen wegen Kindern ausgerichtet, also eher Behörden, die eher Teilzeit gewähren und Aussetzen weniger werten
  • Kriterien wie Nähe der Arbeit  zum Wohnort
  • Frauen suchen öfter Jobs, die weniger Stress mit sich bringen
  • Frauen lehnen eher Beförderungen ab, weil sie wissen, dass sie Überstunden und mehr Wettbewerb/Stress bringen
  • Frauen wählen eher ältere, gut verdienende Partner, die wegen beider Faktoren besser verdienen und häufig in Jobs arbeiten, die weniger auf ein Aussetzen ausgerichtet sind und diese Partner wissen auch noch, dass ihr Aussetzen dort eher Kritik hervorbringen wird so dass alle Faktoren in einer Entscheidung, wessen Aussetzen der Familie mehr finanzielle Mittel erhält auf die Frau hindeuten.

Ich bitte um Ergänzung

65 Gedanken zu “Welche Gründe tauchen in den Studien zum Gender Pay Gap nicht auf, spielen aber eine Rolle?

  1. Der letzte Punkt sind eigentlich zwei. Sie wählen zwar auch gerne gutverdienende, was ein Statussymbol an sich ist und andere Kriterien wie zB Alter (also jünger) und im Extremfall sogar körperlich kleinere Männer als man selbst in den Hintergrund treten läßt. Bei den Gutverdienern ist Teilzeit kaum möglich.

    So wie relative Körpergröße und Ältersein relative Kriterien sind, ist auch Besser Verdienen ein wichtiges Kriterium, womit dann klar ist wer im Zweifelsfalle aussetzt. Das liegt dann einfach am fehlenden Geld.

    Dass es Männer in Teilzeit beim Arbeitgeber eher schwieriger als Frauen haben, wäre streng genommen noch ein weiteres Problem.

    Ganz insgesamt ist der gender pay gap eine Holschuld der Frauen und keine Bringschuld der Gesellschaft. Dieser Punkt wird völlig ignoriert.

  2. Das ist doch sinnlos. Man muss sich nur mal ansehen was Genderama gestern über den ZDF-Fall zitiert hat. Hat sich da irgendein Frauenverband oder irgendein Journalist darüber gefreut das Frauen beim ZDF anscheinend nicht beim Gehalt diskriminiert werden? Die wollen da einfach daran glauben. Wahrscheinlich ist das schon Teil ihrer Identität.

    Das Frauen bis zum Rentenalter durchschnittlich fast 10 Jahre weniger erwerbstätig sind, spielt bei denen doch auch keine Rolle.

    Oder mal mathematisch: Nicht alle Frauen verdienen weniger (Staatsdienst, Tarifverträg). Also wieviele sind es? Jede 2.? Jede 3.? Wenn nur jede 2. weniger verdient, wie ein Mann in gleicher Position, dann müssten diese Frauen nicht 21% weniger verdienen damit der Gender Pay Gap von 21% sich ergibt, sondern 46%. Bei jeder 3. würden diese Frauen sogar 69% weniger verdienen. Aber Chefs stellen trotzdem lieber Männer ein?

    • nochmal Genderama:

      Dazu muss ich sagen, dass ich das Verhältnis zwischen Männern und Frauen in Führungspositionen an meinem Arbeitsplatz als äußerst ausgeglichen empfinde. Und ich könnte mir vorstellen, dass das ZDF ganz anders reagiert hätte, wenn kein Mann auf dem Intendantensessel sitzen würde.

      Moment? Obwohl Raja Lehmke in ihrem eigenen Erleben beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk ebenfalls keinerlei Diskriminierung verzeichnen kann, hält sie an sexistischen Vorurteilen gegenüber Männern fest? Bemerkenswert. Klar ist jedenfalls, dass auch die ZDF-Journalistin, die keine Diskriminierung nachweisen konnte, von Raja Lehmke gefeiert wird: Sie habe „ein wichtiges Zeichen“ gesetzt.

      http://genderama.blogspot.de/2017/02/warum-frauen-weniger-verdienen-als.html

      Bei ihr selbst auf der Arbeit ist alles gendergerecht, wie bei so vielen Frauen die sich über den GPG beschweren, aber andere Frauen werden auf jeden Fall schlechter bezahlt!!!! Weibliche Intuition!?

  3. Ein Punkt wäre das klassische Rollenverständnis. Ich bin eigentlich damit aufgewachsen mit dem Gedanken, dass wenn ich irgendwann mal eine Familie habe, auch der (Haupt-)Ernährer sein werde und habe meine Jobwahl auch auf Hinsicht auf Verdienstmöglichkeiten ausgelegt.

    Man mag meinen, dass sowas heute überwunden sei, aber die Hypergamie findet man in jedem Datingportal. Am klarsten wird das belegt bei den Umfragen ob Mann oder Frau beim ersten Date zahlen sollte.

    • Ein Punkt wäre das klassische Rollenverständnis. Ich bin eigentlich damit aufgewachsen mit dem Gedanken, dass wenn ich irgendwann mal eine Familie habe, auch der (Haupt-)Ernährer sein werde und habe meine Jobwahl auch auf Hinsicht auf Verdienstmöglichkeiten ausgelegt.

      Ein wichtiger Punkt. Ergänzend dazu: Wenn der Mann der „Haupternährer“ ist und der Lebensunterhalt damit zumindest grösstenteils bereits finanziert ist, dann ist der Verdienst der Frau eine willkommene Zugabe. In den Lohnverhandlungen vor der Anstellung kann es sich die Frau leisten, mit ihren Forderungen zurückhaltend zu sein, um ihre Anstellungschance zu erhöhen. Sie kann ausserdem andere Faktoren als der Verdienst stärker gewichten (Arbeitszeiten, Arbeitsweg, soziales Umfeld, work life balance … etc.).

  4. Was mich immer erstaunt, ist die Formel: Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit.

    Weshalb kommt eigentlich niemand auf die Idee: Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit und gleiche Leistung.

    Wenn ich in einem Team arbeite oder noch besser in einem sehr großen Team, dann ist für mir sehr schnell klar, welchen Teammitgliedern ich einen besseren Lohn bezahlen würde als anderen und zwar nicht wegen Sympathiegründen, sondern tatsächlich, weil ich den Eindruck habe, dass die eine Person die Arbeit besser macht als die andere Person oder zumindest den Teil der Arbeit, den ich für wichtig erachte.

    Abgesehen davon: Man sollte einmal innerhalb der Population der Frauen und der Männer einen Vergleich machen, wie hoch der Unterschied der Gehälter zwischen den oberen 50% und den unteren 50% der Personen ist. Ich vermute, auch innerhalb eines Geschlechts wird ein bereinigter Pay Gap von 5-10% vorhanden sein.

    • „Weshalb kommt eigentlich niemand auf die Idee: Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit und gleiche Leistung.“

      Naja, ich finde schon, dass in der Diskussion nicht die physikalische Definition benutzt wird, Arbeit und Leistung mithin gleichgesetzt wird.

      „Ich vermute, auch innerhalb eines Geschlechts wird ein bereinigter Pay Gap von 5-10% vorhanden sein.“

      Genau an dem Punkt zeigt sich ja die Unsinnigkeit der Diskussion. Geschlecht ist einfach keine sinnvolle Kategorie.Sie versuchen es ja mit Diversity, aber merkwürdigerweise hat noch niemand eine Immigrantenquote oä ernsthaft gefordert. Unter anderem weil man jetzt Männer bevorteilen müsste. Dafür aber ist der Genderwahn aber doch nur eine eine umetikettierte Frauenbewegung mit der Berücksichtigung von schwarzen Frauen und Lesben.

    • „Was mich immer erstaunt, ist die Formel: Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit“

      Das sollte Dich auch erstaunen, denn „gleichwertig“ ist ja bereits eine Formel die stillschweigend das „gleiche“ ersetzt hat. Der Parameter wird also neu dahingehend abgesteckt, dass Frau gefälligst den gleichen Lohn bekommen soll wie ein Mann, für Arbeit die sie selbst als gleichwertig empfindet.

  5. Das heißt doch, das Rad neu für die Katz nach Athen tragen.

    Warren Farrells Why men earn more ist von 2005.

    Frau will „bekommen“ nicht an Bedingungen geknüpft haben. Deswegen gibt es schließlich Feminismus: Jeder Frau steht das Paradies zu, EGAL WAS.

      • Hier liegt ein Missverständnis vor. Ich bin der Meinung, dass es bereits sehr viele Eulen in Athen gibt und es nicht lohnt, noch mehr dorthin zu tragen. Umso mehr, als das ornithologische Grundlagenwerk seit 12 Jahren vollkommen unbeachtet vor sich hin staubt.

        Aber für die Vogelfreunde:

        Sehr auf den Punkt: „Wer würde einen anderen, mehr erfüllenden Beruf haben, wenn er im Lotto gewonnen hätte? “
        80% der anwesenden Männer, 15% der Frauen.

        • Der Klassiker halt: Männer identifizieren sich über das was sie machen (aktiv), Frauen über das was sie darstellen (passiv).

          Sicher etwas simplifiziert und in der Realität mit vielen Ausnahmen garniert, aber dennoch eine ewige Weisheit.

    • @nur_so:

      »Frau will „bekommen“ nicht an Bedingungen geknüpft haben. Deswegen gibt es schließlich Feminismus«

      Das ist eine sehr schöne Formulierung, die kommt in meine Aphorismensammlung! 🙂

  6. Die lapidare Teilerklärung „Frauen wählen nun mal oft schlechter bezahlte Berufe“ reicht mir nicht, denn sie bietet ja die Angriffsfläche: „Berufe, die oft von Frauen gewählt werden, werden schlechter bezahlt.“

    Man müsste da schon mal fragen, in welche Richtung der Zusammenhang geht. Warum bezahlen wir eigentlich Friseure, Erzieher, Arzthelfer so scheisse? (Bekommen Müllentsorger mehr als Arzthelfer?) Weil uns die Arbeit nicht viel wert ist, oder weil die dort dominierenden Frauen einfach zufrieden sind mit dem, was sie dort bekommen könnten?

    • Vielleicht hilft es, sich vorzustellen, dass wir nicht einen Arbeitsmarkt haben, sondern ganz viele! Die amtliche Statistik zum Beispiel kennt 72 Berufsgruppen. 50 Prozent aller erwerbstätigen Frauen drängen sich in 6 (!!) Berufsgruppen: Z.B. Verkauf Einzelhandel, Pflege- oder Erziehungsberufe.

      Männer verteilen sich gleichmäßiger auf die Berufsgruppen. Männer sind Manager und Konzernlenker. Gleisbauer. Straßenbauer. Männer holen deinen Müll ab. Beliefern als Lkwfahrer die Geschäfte. Sie bringen dir auch dein Amazonpaket. Männer reinigen die Kanalisation oder Reaktoren in der chemischen Industrie. Männer fördern Öl auf Bohrinseln, Männer konstruieren und fliegen Flugzeuge. Männer sind in der Armee. Männer fahren als Polizisten Streife. usw. usf.

      Männer arbeiten quasi überall! Frauen stehen sich viel mehr selbst in Konkurrenz untereinander. Komisch das sie dann weniger Lohn erhalten….

      • Solange Frauen bei der Berufswahl persönliche Motive höher gewichten als Männer, die eher aufs Gehalt schauen, solange werden Frauen in ihrem schmalen Erwerbskorridor durch die massive Konkurrenz um die Stellen weniger verdienen.

        Fullstop.

      • Arne hat heute auf Genderama eigentlich auf eine Frage von Christian geantwortet, aber ich finde die hier auch sehr passend:

        Besonders fasziniert haben mich aber auch viele verblüffende Erkenntnisse, die Farrell zwischendurch einfügt. Einige Beispiele (Quellenangaben jeweils im Buch):

        – Unverheiratete Frauen, die seit dem Ende ihrer Schulzeit ununterbrochen im Berufsleben standen, verdienten schon 1966 mehr als Männer unter denselben Umständen (S. xxii).

        – Schon 1969 verdienten unverheiratete Professorinnen ohne eigene Veröffentlichungen 145 Prozent von dem, was vergleichbare Professoren verdienten (S. xxii).

        – Im Jahr 2004 (das waren die neuesten verfügbaren Daten als Farrells Buch entstand, das 2005 erschienen ist) erhielten unter den kinderlosen, Vollzeit arbeitenden Singles mit College-Ausbildung Frauen bereits 117 Prozent des Verdienstes von Männern (S. xxii-xxiii).

        – Farrell listet 39 Berufssparten auf, in denen Frauen im Schnitt mindestens fünf Prozent mehr verdienen als Männer (S. 10-13).

        – Unter dem Alter von 40 Jahren hat eine Frau die 15fache Chance zur Führungskraft eines großen Unternehmens aufzurücken als ein gleichaltriger Mann (S. 173). (Quelle ist eine Studie von Korn/Ferry International: Decade of the Executive Woman: Survey of Women in Senior Management Positions in the Fortune 1000 Industrial and 500 Service Companies).

        – Schließlich weist Farrell darauf hin, dass der weitaus größte Teil der Konsumentscheidungen ohnehin von Frauen getroffen wird (in Deutschland 80 Prozent). Ich hätte wesentlich lieber die Entscheidungsgewalt darüber, wofür Geld ausgegeben wird, als nur in der Situation zu sein, das ausgegebene Geld erarbeiten zu müssen. In den USA liegen 60 Prozent alles persönlichen Besitzes in den Händen von Frauen; für das kommende Jahrzehnt geht man von zwei Dritteln aus.

        Alles in allem zeigt Farrell auf, dass der Aspekt „Gehalt und Geschlecht“ sehr viel komplexer ist als die Dauerbeschallung mit „Frauen verdienen für gleiche/gleichwertige Arbeit zwanzig Prozent weniger als Männer“ viele glauben lässt.

        http://genderama.blogspot.de/2017/02/warum-frauen-weniger-verdienen-als.html

        Wenn kinderlose oder junge Frauen durchschnittlich mehr verdienen wie Männer, passt das irgendwie nicht dazu das Frauenberufe schlechter bezahlt werden.

        Ich halte es wie gesagt für sinnvoll diese Behauptung grundsätzlich in Frage zu stellen

        Erzieher:
        Einstiegsgehalt 1700 bis 2300 Euro (Brutto)

        https://www.ausbildung.de/berufe/erzieherin/gehalt/

        Maurer:
        Einstiegsgehalt 1720 bis 1800 Euro (Brutto)

        https://www.ausbildung.de/berufe/maurer/gehalt/

        Krankenpfleger:
        Einstiegsgehalt 2400 bis 2600 Euro (Brutto)

        https://www.ausbildung.de/berufe/krankenpfleger/gehalt/

        Mechatroniker:
        Einstiegsgehalt 1500 bis 1900 Euro (Brutto)

        https://www.ausbildung.de/berufe/kfz-mechatroniker/gehalt/

    • „Warum bezahlen wir eigentlich Friseure, Erzieher, Arzthelfer so scheisse“ Weil das praktisch jeder nach kurzer Einarbeitung machen kann.

        • @Christian

          Das ist der eine Teil der Erklärung – zzgl. dass die BINNENkonkurrenz bei Frauen höher ist, weil es mehr Frauen gibt, die in einem schmalen Spektrum von klassischen „Frauenberufen“, die Frauen eben selber wählen, um einen Arbeitsplatz konkurrieren.

          Wenn 70% aller Tierärzte weiblich, also Tierärztinnen sind, dann konkurrieren um eine Position nicht in erster Linie Männer mit Frauen, sondern Frauen mit anderen Frauen.

          Die feministische Ideologie blendet dieses REALE intrasexuelle Konkurrenzverhältnis jedoch aus – weil es schließlich die erträumte“sisterhood“ ALLER Frauen gibt.
          Also wird auch diese Realität ignoriert und in eine Geschlechterkonkurrenz transformiert, obwohl das irreal ist.

          Der andere Teil der Erklärung ist, bedingt durch den permanenten technologischen Wandel in den Sektoren, in den Männer sich tummeln verschleißt das Wissen dort wesentlich schneller.
          Um auf dem Stand der Technik zu bleiben, müssen die dort arbeitenden sich weiter- und fortbilden.

          Dieser VERSCHLEISS eines einmal erworbenen Wissens und die Anstrengung, auf der Höhe der Zeit zu bleiben wird in das Gehalt ebenfalls mit eingepreist.
          Eine Grundschullehrerin wird mit dem auf der Uni erlerntem Wissen und den dort gelehrten Methoden u.U. in Pension gehen können, bei einem FH-Informatiker ist diese Wahrscheinlichkeit 0,0%.

          Da Frauen zukünftige Erwerbsunterbrechungen (m.E. ebenfalls) bereits in die Studienwahl mit einkalkulieren, erklärt sich auch die Neigung zu Studienfächern und Ausbildungsberufen, die eben diesem Wandel nicht unterliegen.

          Eine mehrjährige Erwerbsunterbrechung des oben genannten FH-Informatikers würde erfordern, dass dieser sich zunächst wieder auf den aktuellen Stand der Technik einzuarbeiten hätte.
          Diese Anstrengung entfällt jedoch für die Grundschullehrerin beim Wiedereintritt ins Berufsleben.

          Insofern macht die weibliche Wahl von „play it safe“ und die Bevorzugung von Stellen im öffentlichen Dienst absolut Sinn.

          Gruß crumar

  7. „Gründen, die einen weiteren Gender Pay Gap begründen, die aber mit den klassischen Auswertungen schlecht zu erfassen sind.“

    Vielleicht off-topic, aber vielen nicht bekannt und wichtig: an unterstellt oft, daß die „klassischen Auswertungen“ auf einigermaßen präzise erfaßbaren Merkmalen der Beschäftigungsverhältnisse basieren. Ganz zentral sind u.a.

    1. die qualitativen Qualifikations- und quantitativen Leistungsanforderungen des Arbeitsplatzes

    2. die tatsächliche Qualifikation und die tatsächliche Leistung des Stelleninhabers

    Genau diese Merkmale sind aber leider „schlecht zu erfassen“!! In den Datenbeständen, namentlich der VSE, sind diese Merkmale ziemlich ungenau erfaßt. Im Endeffekt verursacht dies einen erheblichen Rechenfehler bzw. verhindert eine unollständige Bereinigung des GPG. Ich habe in meiner Seite zum GPG vor kurzem einen einen eigenen Abschnitt hierzu ergänzt: Zusammenfassung: Typische fehlende lohnrelevante Daten

    Davon zu unterscheiden sind Verschwörungstheorien und andere pschologische bzw. soziologische Erklärungsmodelle für das GPG. Diese beziehen sich nicht auf die Beschäftigungsverhältnisse, sondern auf ein beliebig weites Vorfeld, und sind prinzipiell überhaupt nicht quantitativ zu erfassen und damit nicht verwendbar für die Berechnung eines bereinigten GPGs.

  8. Frauen arbeiten kaum bis gar nicht in Berufen der Schwerindustrie und in anderen körperlich sehr anspruchsvollen Bereichen, wo mit großen physikalischen Kräften gearbeitet wird (schwere Gewichte, Hitze, Kälte), die dazu noch mitunter besondere Gefahren für Leib und Leben mit sich bringen können (z. B. dass einem ein mehrere hundert Kilo schweres Gussstück auf den Kopf fallen kann) – die aber im Gegenzug recht hoch vergütet werden.

  9. Es sei Lohn der Preis für Arbeit in Abhängigkeit von Angebot und Nachfrage.

    Ein Industriereinigungsunternehmen sucht Industriekletterer. Wie sieht das Arbeitskräftepotential aus?

    Von 100 Prozent der Männer fallen grob geschätzt 90 Prozent raus. Von 100 Prozent der Frauen vielleicht 98 Prozent.

    Dieses Unternehmen schwerster körperlicher Arbeit konkurriert aber auch mit anderen Unternehmen, die schwere körperliche Tätigkeiten benötigen. Gleisbauer. Ölförderer. Oder Stahlwerke.

    Um die zehn Prozent potentieller Männer und 2 Prozent Frauen herrscht ein Preiskampf. Die Löhne sind dementsprechend für das Qualifikationsniveau (Realschulabschluss) im Vergleich zu „leichteren“ Tätigkeiten hoch!

    Im Vergleich: Erzieher. Arbeitskräftepotential ca. 20 Prozent der Männer und 50 Prozent der Frauen. Das Arbeitskräftepotential ist hoch, der Lohn im Vergleich zur Qualifikation eher gering. Und: Im Zweifel, wenn alles nicht klappt, kann fast jeder Erzieher sein. Industriekletterer eben nicht.

    Der Gender Pay Gap geht von einer Gleichverteilung der Fähigkeiten und Interessen aus, die so überhaupt nicht zwischen den Geschlechtern besteht. Eigentlich nirgendwo zeigen sich die fundamentalen Geschlechterunterschiede so deutlich, wie beim Paygap. Frauen können viele Berufe gar nicht sinnvoll ausführen. Es fehlt die körperliche Leistungsfähigkeit. Die Arbeitgeber stehen um die verbleibenden Männer, von denen auch ein satter Anteil in white collar Jobs geht, in einem viel intensiveren Wettbewerb als das bei sozialen Berufen ist.

    Deshalb verdienen geringer qualifizierte Männer in „typischen Männerberufen“ auch mehr. Es gibt einfach weniger Arbeitsanbieter. Eine Arbeitskräftepotentialanalyse findet bei der Betrachtung des Arbeitsmarktes nie statt. Die absurde und kindlich naive feministische These lautet: Alle können alles machen und daher sollten alle das gleiche verdienen.

    • Der Gender Pay Gap kann je nach Region und auch nach Berufsstruktur zu Ungungsten der Männer ausfallen. Markantestes Beispiel sind Teilzeittätigkeiten mit bis zu 18 h/Woche, bei denen Männer ca 23 % weniger Bruttostundenlohn erhalten.

      • Welche Gründe würdet ihr denn dafür anführen?
        Es kann für Euch ja nicht an irgendeiner Art unfairer Diskriminierung liegen, sondern irgendwas müssen diese Männer in Euren Augen ja tatsächlich falsch machen, so dass sie berechtigterweise weniger Entgelt als die Teilzeitbeschäftigten Frauen erhalten.

  10. Guter Artikel. Bei mir auf der Arbeit verhält es sich recht einfach. Alle Frauen, die Teilzeit arbeiten, haben Lohnsteuerklasse 5. Ihre Aussage lautet immer gleich: Es lohnt sich für mich nicht mehr zu arbeiten. Die Abzüge sind dann einfach zu hoch.
    Markus ( https://der-5-minuten-blog.de )

    • @markus

      „Alle Frauen, die Teilzeit arbeiten, haben Lohnsteuerklasse 5. Ihre Aussage lautet immer gleich: Es lohnt sich für mich nicht mehr zu arbeiten.“

      Was falsch ist, man zahlt als Ehepaar gleich viel Steuern, ob man Steuerklasse III/V oder IV/IV wählt, es regelt nur die Vorschüsse. Und sie vergessen dabei natürlich auch die Rente

      • „man zahlt als Ehepaar gleich viel Steuern, ob man Steuerklasse III/V oder IV/IV wählt“

        Ist das wirklich ganz genau *gleich viel*? Wahrscheinlich zumindest ungefähr gleich. Wie auch immer: die Abgabenlast schnellt in die Höhe, so dass der zweite Verdienst besonders stark von den Abgaben betroffen ist und sich nach Ansicht der Betroffenen einfach nicht mehr lohnt.

        Der @markus hat vollkommen recht: das überlegt man sich zweimal und im Zweifel entscheidet man sich gegen den sich nicht wirklich lohnenden Doppelverdienst.

        Unser Staat müsste das einfach nur anders besteuern und etwa einen Anreiz setzen, durch Verringerung der Steuerlast bei diesen Doppelverdienern, die gar nicht besteuern zB.

        Da ist es natürlich viel bequemer vom „pay gap“ zu faseln und mit billigsten populistischen Pseudolösungen („gleichwertige Arbeit“ uä) abzulenken.

        • „Unser Staat müsste das einfach nur anders besteuern und etwa einen Anreiz setzen, durch Verringerung der Steuerlast bei diesen Doppelverdienern, die gar nicht besteuern zB.“

          Macht er doch bei verheirateten oder verpartnerten:
          Das Einkommen wird zusammengerechnet, dann halbiert, daraus dann die Steuer berechnet und diese dann verdoppelt. Das bewirkt aufgrund der Steuerprogression ein Ersparnis. Das wirkt sich zwar mit höheren Einkommen teilweise geringer aus, aber eine Ersparnis erfolgt trotzdem

          Die gar nicht besteuern wäre natürlich etwas viel.

        • „Die gar nicht besteuern wäre natürlich etwas viel.“

          So viel ist das nicht mal. Es sind ohnehin vor allem die Sozialabgaben, die auf einen zweiten Lohn bei Paaren drücken. Allein die Krankenkasse…. Deshalb wird man in dieser Situation sehr zum „Minijob“ tendieren, um diese Sozialabgaben zu meiden.

      • Der Lohn wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Mehr Jobangebote desto höher der Lohn den man fordern kann, je weniger Jobangebote desto niedriger. Dabei ist zu berücksichtigen, daß einige Berufe, wie z.B. Kindergärtnerin oder Koch auch mit Nichtprofis konkurriert.

        • „Mehr Jobangebote desto höher der Lohn den man fordern kann, je weniger Jobangebote desto niedriger.“

          Naja, so einfach ist es nicht. Vor allem ist es nach oben hin hart gedeckelt, da die Jobangebote immer auch ein Preisetikett tragen.

          Eine Altenpflegerin die 10 Angebote hat und allen mitteilt „ich fange bei dem an, der mir 10.000 EUR im Monat zahlt wird von allen 10 nur Schweigen ernten.

          Ausnahme sind eigentlich nur Jobs, die marktfern z.B. von Aufsichtsräten vergeben werden. Aber selbst da wird eine zu hohe Disparität eher vermieden werden, schafft zuviel Unfrieden in der Vorstandsetage…

    • Ebend. Frauen werden dadurch ein Risiko, der Preis für ihre Arbeit wird dadurch erhöht.
      Das Traurige daran ist, dass die Frauen und Herren der Möchtegern-Sozialverbesserer das in ihrem antikapitalistischen Wahn gar nicht merken und damit nur Nachteile ihrer vermeintlichen Klientel herbeiführen. Was wieder nur zeigt, dass sie nur ihre eigene Macht im Auge haben und ihre „Schützlinge“ nur das zynisch benutzte Mittel zu diesem Zweck sind.

    • In Deutschland macht es die gesetzliche Lage (Elternzeit, „Lohngerechtigkeit“, etc.) für Arbeitgeber extrem unattraktiv, Frauen einzustellen, wenn genügend männliche Alternativen vorhanden sind.

      Für KMU: Absolut. Ein KMU kann es sich nicht leisten, seine Mitarbeiter austauschbar zu halten.

  11. Weitere Punkte: Frauen wählen ihren Beruf eher danach, ob es in ihrer Peer-Group dafür Statuspunkte gibt oder wenigstens keinen Malus oder gar einen Ausschlussgrund.

    Das mit dem Stress würde ich streichen. Typische Frauenberufe können durchaus extrem stressig sein.

      • Das sicherlich auch, aber ich denke Männer schliessen eher nur einzelne Berufsfelder aus während Frauen eher bereits in der Vorauswahl einen engeren Fokus haben.

        M.W. ist die Streubreite der Berufswahl bei Männern deutlich höher denn bei Frauen.

        • @peter

          Ich vermute mal, bei Frauen bildet Status eher aus: Man hilft (Krankenschwester, Altenpflegerin), man arbeitet für wichtige Leute und (theoretisch für die Gerechtigkeit) (ReNo, Jura) man arbeitet mit Leuten, drinnen, nicht schmutzig und nicht zu körperlich (verkäuferin) etc

          Bei Männern ist es eher: Der Beruf gibt Geld, was statusaufbau anderweitig ermöglicht, der Beruf wird als in der Hierarchie hochstehend angesehen (schwierig, mit Macht versehen) der Job hat Aufstiegspotential oder einen wichtigen Titel etc

          (natürlich spielen die Faktoren auch bei den Entscheidungen des anderen Geschlechts eine Rolle, es geht eher um gewichtungen)

        • Das stimmt, Fokussierungen wie „irgendwas mit Menschen“ sorgen dann auch für eine Vorauswahl.

          „Nicht schmutzig/nicht zu körperlich“ halte ich gar nicht mal für das entscheidende Kriterium.

          Altenpflegerin z.B. ist ein schmutziger Job und trotz allerlei Hilfsmittel auch körperlich anstrengend.

          Dennoch gibt Altenpflegerin für eine Frau mehr Statuspunkte/weniger Malus denn z.B. Fernmeldetechnikerin.

    • @peter

      „Das mit dem Stress würde ich streichen. Typische Frauenberufe können durchaus extrem stressig sein.“

      Stimmt, das ist schlecht formuliert. Natürlich sind da auch viele Berufe stressig, etwa Krankenschwester. Ich glaube Wettbewerbssituationen und Risiko schrecken Frauen eher von Berufen ab. Diesen Konkurrenzdruck untereinander wollte ich irgendwie unter Stress zusammenfassen.

      • Frauen bevorzugen meines Wissens andere Streßbewältigungsstrategien als Männer. Frauen tendieren eher zu „tend and befriend“, während Männer eher zu „fight or flight“ tendieren. Was natürlich nicht heißt, dass nicht auch die jeweils andere Strategie beherrscht und bisweilen angewendet wird, es geht eher um Neigungen.

        Der Streß in der Kita ist eben ein anderer als der Streß in der Vorstandsetage. Es geht dabei um Qualität, und nicht um Quantität.

  12. Mangelnde Diversität! (haha)

    Durch Konzentration auf weniger Berufe entsteht in diesen Berufen ein Überangebot was zu niedrigen Löhnen führt.

  13. Pingback: Wozu ist dieser Gender Pay Gap eigentlich gut? « man tau

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  15. Einerseits erstaunlich, andererseits aber nachvollziehbar, dass beim BMFSFJ, dem BPW usf niemand drauf kommt, wenn es schon hier in 60 Kommentaren nicht genannt wird: all die Jobs die Männer machen, sind produktiv (und innovativ) und spülen Geld in die Kassen. Auch dem Staat!

    All die jobs, die frauen machen, muss man aber aus dem bezahlen, was man vorher erarbeitet und gespart hat. Ausserdem kann man diesen Jobs in der Regel keinen so eindeutigen Anteil am Gewinn nachweisen, was wiederum mit den geringeren Anforderungen und der dadurch logischerweise größeren Austauschbarkeit zusammen hängt (Sekretärin Putzfrau Küchenhilfe).

    Wenn also eine Tischlerin einen Tisch für 1000 Euro macht und der Chef den für 2000 wieder verkaufen kann, ist da vielleicht auch noch ein bisschen Luft nach oben was den Lohn der Tischler angeht. Erst recht wenn ein Ingenieur ein neues Verfahren entwickelt, Tische für 500eus herzustellen.

    Eine Krankenschwester dagegen kostet in der Stunde einen gewissen Festbetrag, den das Krankenhaus anschließend der KK mit einem bekannten und fest vereinbarten Aufschlag in Rechnung stellt. Der mögliche Gewinn für das Krankenhaus ist nach oben gedeckelt, wo sollen höhere Löhne da herkommen? Natürlich nur aus einer Erhöhung der KK-Prämien, also von der Allgemeinheit; genauer gesagt von den Produktiven (zu den Unproduktiven).

    Im Kindergarten, beim discounter, im Krankenhaus und in der Grundschule sind eben keinerlei plötzliche Gewinnsprünge möglich(erwartbar), wie es das in produzierenden/produktiven Bereichen an der Tagesordnung ist! Nochmal: Wo sollen da höhere Löhne herkommen?

    Sicher spielen auch eine Menge anderer Effekte mit rein, aber DAS und insbesondere die intersexuelle Konkurrenzsituation in weniger als 10 Berufsfeldern, wird vom Ministerium schon lange geflissentlich ignoriert.

    Oder vielleicht auch echt nicht gesehen?

    Bin schon gespannt, wie die wieder gucken, wenn demnächst jemand bei der Prüfung von „Lohngerechtigkeit“ mal drauf kommt ^^

  16. Unter dem Titel „GENDER PAY GAP – die geschlechtsspezifische Lohnlücke und ihre Ursachen“ hat auch das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut zu dieser Frage beigetragen.

    Klicke, um auf p_wsi_pb_7_2016.pdf zuzugreifen

    Gibt es bereits Kritik an den Berechnungsmethoden der einzelnen Prozentwerte für den Gender Pay Gap?

    Weitere Daten liefert der Forschungsbereich „Genderforschung und Gleichstellung“.

    http://www.boeckler.de/wsi_43708.htm

    • „Gibt es bereits Kritik an den Berechnungsmethoden der einzelnen Prozentwerte für den Gender Pay Gap?“

      Klar, sei langem. Dieses Papier bezieht sich ja i.w. auf die VSE-Daten, bei denen fehlende wesentliche lohnrelevante Daten, das angeblich bereinigte GPG ist keineswegs vollständig bereinigt.

      „Weitere Daten liefert der Forschungsbereich Genderforschung und Gleichstellung“.

      Wer’s glaubt, wird seelig. Der dort genannte WSI-Datenbestand ist minderwertig und praktisch unbrauchbar für präzise GPG-Berechnungen.

  17. Einen aktuellen Hinweis muss ich direkt nachlegen.

    Es geht um eine „[n]eue Studie zum Gender Pension Gap – korrigierte Fassung vom 2.2.“ mit dem Titel „Frauen liegen bei den Renten weit zurück – Angleichung in Zukunft vor allem durch sinkende Rentenansprüche bei Männern[.]“

    http://www.boeckler.de/14_107123.htm

  18. Pingback: Der Gender Pay Gap | stapelchipsblog

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