Toxische Affenmännlichkeit und genderfluide Tiere
Auf Bento bespricht man einen Dialog aus einer Talkshow:
Lanz: Und was würden Sie Angela Merkel jetzt optisch raten? Mir fällt immer auf, also Frauen, Frauen verändern sich ja so optisch in der Politik, dass du sie irgendwann ja gar nicht mehr als Frauen wahrnimmst.
Spreng: Also das kann ich jetzt nicht bestätigen.
Lanz: Das sagen auch Frauen in der Politik.
Spreng: Ich will da auch nicht drüber diskutieren. Entschuldigung, also über diesen speziellen Aspekt, dass ich sie nicht mehr als Frau wahrnehme. Natürlich ist sie eine Frau und viele Frauen fühlen sich von ihr repräsentiert.
Lanz: Das ist nicht mein Punkt. Es geht um die Wahrnehmung. Es geht um die Frage: Wie weit musst du dich zurücknehmen, um in diesem Männerbetrieb irgendwie dich da durchzusetzen. Das ist der Punkt.
Spreng: Ja, aber sie war ja nie die klassische Frau, sagen wir mal wie Frau Schwesig von der SPD, sondern sie war immer eine sehr kühle, rationale Frau, die sehr kühl und zurückgenommen Politik gemacht hat und diese angeblich weibliche Emotionalität gab es ja bei ihr nie, die man sonst vielen Frauen zuspricht. Insofern hat sie sich in dieser Beziehung, glaub ich, nicht verändert.
Lanz: Wobei ich oft denke, da gibt es auch noch eine andere Seite. Sie soll privat einen tollen Humor haben. Die Kanzlerin soll jemand sein, der sehr warmherzig ist. All das sind ja Dinge, die sich so vordergründig erst einmal nicht transportieren.
Lanz wollte – vermute ich mal – über die These diskutieren, das Frauen als Frauen nicht erfolgreich sein könne, dass Weiblichkeit als Erfolgshindernis in diesem Patriarchat aufgebaut wird, dass man aber auch nicht zu männlich sein darf, weil man dann bei den Frauen nicht mehr als Ihresgleichen wahrgenommen wird. Er wollte also eine Zwickmühle für Frauen aufbauen, die man durchaus auch schon anderweitig gehört hat:
Eine Frau muss weiblich und sexy sein, sonst wird sie als hässlich wahrgenommen und als hart und lesbisch angesehen, aber wenn sie als zu weiblich angesehen wird, dann spricht man ihr die Kompetenz ab.
Das meine ich auch schon in diversen Artikeln gelesen zu haben. Hier hat es nicht geklappt und es wäre interessant zu analysieren warum. Liegt es daran, dass er ihr das Frau sein abgesprochen hat, was am konkreten Fall zu weit geht? Geht es darum, dass er Gegensätze aufgebaut hat, die beide negative Stereotype über Frauen enthalten? Oder darum, dass er Anforderungen an „Frausein“ aufstellt?
Bento schreibt:
Eine Frau hat also nach Ansicht von Lanz und Spreng Emotionen zu zeigen und immer zu lächeln, sonst agiert sie nicht klassisch weiblich? Man kann ja über die Frage diskutieren, wie von Männern geprägte Berufsfelder funktionieren und wie Frauen sich darin fühlen.
Aber: Wie wäre es, mit ihnen selbst darüber zu diskutieren?
Ganz abgesehen davon: Wie die äußere Erscheinung einer Frau hier zum Thema gemacht wird, ist erschreckend. Der einzige Mehrwert aus dieser Runde: Es zeigt, mit was für Absurditäten sich Frauen im Job immer noch auseinandersetzen – und welche Diskussionen sie sich gefallen lassen müssen.Ob es um Angela Merkel geht oder irgendeine unbekannte andere Frau – Verhaltensweisen von Menschen sind unterschiedlich. Die Weiblichkeit einer Frau in Frage zu stellen, weil sie bei Pressekonferenzen nicht in Tränen ausbricht, ist weltfremd und erklärt wohl auch, warum überhaupt so wenige Frauen Lust haben, sich im Politikbetrieb zu engagieren.
Hier scheint mir der wesentliche Kritikpunkt zu sein, dass er es als Anfordernis an Merkel besprochen hat. Hätte er es als Druck dargestellt, der ungerechtfertigerweise auf Merkel ausgeübt wird, dann wäre er mit sonst gleichen Inhalt vielleicht besser weggekommen.