Der Text dazu
Viele Väter möchten mehr Zeit für ihre Familie haben und sich aktiv an der Erziehung ihrer Kinder beteiligen. Männer für eine aktive Vaterschaft zu gewinnen und sie darin zu unterstützen, sich die Familien- und Sorgearbeit partnerschaftlich zu teilen, gehören deshalb zu den wichtigsten familienpolitischen Zielen der Landesregierung. Beim Fachkongress „Bewegte Zeiten für Väter“ werden gemeinsam die unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und diskutiert.
Der Kongress bietet neben Keynotes zu Zukunftstrends in Familie und Arbeitswelt sowie zu Perspektiven aus Kinder- und Vatersicht auch Workshops zu gelingender Partnerschaft, Arbeit der Zukunft, Vätern und Vereinbarkeitswünschen und Netzwerken für Väter. Darüber hinaus geben Themeninseln wichtige inhaltliche Impulse für die Arbeit und ermöglichen viel Raum für Diskussionen, Austausch und Vernetzung.
Dazu auch:
Das Publikum war angenehm gemischt, es waren viele Verantwortliche öffentlicher und kirchlicher Träger und Sozialverbände gekommen. Ich hatte vor, die Zuhörer_innen durch die Schilderung verschiedener Missstände zum Nachdenken zu bewegen. Doch das musste ich gar nicht tun. Von Anfang an entspann sich eine lebhafte Debatte zu den Aspekten Frauenförderung, leaky pipelines, vermeintlichen Meritokratien oder Lohngleichheit.
Doch an einer bestimmten Stelle kippte die Diskussion. Insbesondere zwei Herren im Publikum schienen gar nicht einverstanden mit meiner Darstellung flächendeckender Diskriminierung von Frauen. Ein Zuhörer fand mangels klarer Definition der von mir verwendeten Systembegriffe gar die Debatte an sich quasi unführbar. Im Laufe meines Vortrags unterbrach er, zunehmend aggressiv, mehrfach meine Ausführungen. Am Ende warf er mir „Männer-Bashing“ und eine unterirdische non-verbale Kommunikation vor.
Ein anderer Herr führte ins Feld, dass es nach seiner Erfahrung die Jungen und jungen Männer seien, die Diskriminierung erfahren würden. U.a. seien diese drei Mal häufiger einer Therapie mit Ritalin ausgesetzt als Mädchen und junge Frauen. Ich ging auf seinen individuellen Einwand ein, wollte diesen jedoch nicht als Argument gelten lassen, dass man nicht generell über die flächendeckende Diskriminierung von Frauen sprechen dürfe.
Nach diesen Wortmeldungen war die Atmosphäre im Raum durchaus angespannt. Insbesondere der Zuhörer. der die Frage nach der Trennschärfe der Begriffe aufgebracht hatte, war kaum mehr bereit meinen Ausführungen zu folgen. Zwar verlief der Vortrag in der Folge einigermaßen geordnet, die Vehemenz der männlichen Wortmeldungen gab mir dennoch sehr zu denken.
Denn es ist kein Einzelfall, dass in Debatten um Gender, Diskriminierung oder Gleichstellung Männer zum Teil recht heftig agitieren. Hier scheint der Diskurs an Glaubenssätzen und tief sitzenden Überzeugungen zu rütteln. Und nicht wenige Männer reagieren mit Aggression und Zurückweisung.
Mir ist es wichtig, dass ich verstehe, was genau sie so irritiert. Denn dass etwa Jungen in einigen Bereichen inzwischen von den Mädchen und jungen Frauen abgehängt wurden, oder gar als Verlierer gelten, ist ja nicht von der Hand zu weisen.
Dennoch gibt es da die Unwilligkeit oder Unfähigkeit zur Wahrnehmung eines diskriminierenden Systems. Statt dessen drehen viele Männer den Spieß um und begeben sich selbst in die vermeintliche Opferolle. Mir ist noch nicht ganz klar, woher genau eine solche Reaktanz stammt. Ich will sie aber auch nicht einfach abtun oder übergehen, denn dahinter steckt unter Umständen eine Menge Angst und Unbehagen.
Gleichzeitig wehre ich mich gegen die Aggression, die da beinahe stets mitschwingt. Für viele Männer scheint Angriff die beste Verteidigung. Und wenn gar nichts mehr hilft, sprechen einige vom „Genderwahn“
Ich habe noch nicht den ganzen Beitrag gehört, dazu ist er sehr lang, aber eine Stelle, etwa um die 59 Minute, fand ich beim reinhören interessant: Da wurde über „maternal Gatekeeping“ gesprochen und Frauen, die Männer daran hindern würden, dass sie Verantwortung übernehmen würden. Sofort wurde Widerstand laut: Das seien ganz vereinzelte Fälle und es wäre überhaupt schlecht davon zu reden, weil so etwas die Männer von der Verantwortung frei sprechen würde und als Entschuldigung missbraucht werden würde.
Aber ob nicht doch auch Frauen vielleicht an diesen klassischen Rollen festhalten würden?
Nein!! Das wären dann ja nur Entschuldigungen und darüber sollte man lieber ganz schweigen.
Das macht aus meiner Sicht mal wieder deutlich, warum diese Ideologien so schädlich sind: Sie sind so unglaublich einseitig. Feste Geschlechterrollen dürften nur bestehen, um Frauen zu entlasten, aber niemals um ihnen selbst eine Verantwortung zuzuweisen. Allenfalls dürfte wohl angemerkt werden, dass das einige Frauen machen, ganz vereinzelt, ansonsten sind eben einfach nur die faulen Männer schuld.