Ich finde den Begriff der Konfliktsoziologie interessant:
Konfliktsoziologie oder Soziologie des sozialen Konflikts wird einerseits als eine theoretische Perspektive auf die Gesellschaft,[1] andererseits als eine Teildisziplin der Soziologie[2] verstanden. Unabhängig von dieser Zuordnung wird der soziale Konflikt als ein zentrales Element des gesellschaftlichen Zusammenlebens und als eine Triebkraft des sozialen Wandels begriffen.
Als multidisziplinärer und theorieübergreifender Begriff bezeichnet der soziale Konflikt einen Grundtatbestand des Sozialen und findet sich folglich in den meisten sozialwissenschaftlichen Theorieansätzen[3] und Disziplinen wieder, auch wenn manche soziologische Schulen ihn als weniger zentral für die soziale Gesellung bewerten. Seine Erforschung steht unter der Fragestellung nach seinen gesellschaftlichen Ursachen und Folgen.
Soziale Konflikte können unterschiedliche Gegenstände haben; häufig treten sie als Verteilungs-, Macht- und Anerkennungskonflikte auf. Manifestationen des sozialen Konflikts sind Kampf, Streit, Klassismus, Agon und Konkurrenz, Streik und industrieller Konflikt, Klassenkampf und Rebellion, schließlich Krieg und Bürgerkrieg.
Im übertragenen Sinn wird sozialer Konflikt auch als Synonym für Gegensatz schlechthin, für Widerspruch oder Antagonismus verwendet.
Darunter dürften alle feministischen Theorien fallen, weil sie eben einen Verteilungskampf zwischen Männern und Frauen propagieren, oder eben im intersektionalen Feminismus zwischen einer Vielzahl weiterer Gruppen. (Kommunismus wäre auch eine Konflikttheorie, da eben zwischen den gesellschaftlichen Klassen).
Konflikttheorien haben aus meiner Sicht den entscheidenden Nachteil:
Sie wählen einen sehr engen Frame unter dem alle Interaktionen bewertet werden. Sie scheinen häufig von einem Nullsummespiel auszugehen, also einem Spiel im Sinne der Spieltheorie, bei dem ein Gewinn für die eine Seite immer auch ein Verlust für die andere Seite ist. Nimmt man diesen sehr engen Frame, dann stellt sich alles als Machtkampf dar, was vielleicht unter dem Frame einer Zusammenarbeit oder einer kooperativen Theorie ein Gewinn für beide sein kann.
Beispielsweise geht der Kommunismus davon aus, dass es eine Verteilung von Ressourcen gibt und derjenige der mehr hat, sie quasi dem anderen Weg genommen hat. Dabei kann es sein, dass es in einem System, welches besonderen Reichtum einzelner Personen erlaubt für beide bessere Bedingungen gibt, die sie ohne das System nicht hätten. Einfach weil ein derartiges System eine bessere Wirtschaft erlaubt, die dann eine Win-Win-Situation für Arbeitnehmer und Arbeitgeber darstellen kann.
Ebenso ist es beim Feminismus. Dort ist man anscheinend nach dem einfachem Prinzip vorgegangen, dass man
- Gebiete heraussucht, mit denen man „Macht“ verbindet
- schaut, welches Geschlecht in diesen Bereichen häufiger vertreten ist
Im ersten Punkt ist dann eben „Politik“ und „Positionen, die viel Geld bringen und bei denen man Leuten etwas zu sagen hat“ herausgekommen. Eine Gegenkontrolle, etwa darauf, dass in der Politik Frauen als Wählerinnen macht haben oder das solche Positionen eben nicht nur viel Geld bringen, sondern auch viel Stress und hohe Arbeitszeiten und erhebliche Bereitschaft Risiken in einer Konkurrenz einzugehen und den Beruf zum absoluten Mittelpunkt der Karriere zu machen, wurden hingegen nicht überprüft.
Ebenso wenig wurde bei der Frage, wer welche Ressourcen eher erhält, nicht daran gedacht, dass in einer (zumindest sehr reichen) Gesellschaft Freizeit und Zeit mit den eigenen Kindern oder die Möglichkeit am Erwerbseinkommen eines Partners zu partizipieren, ebenfalls eine gewisse Form von Wert darstellen kann, der verteilt wird.
Die Konflikttheorien machen aus meiner Sicht wenig Sinn, weil sie etwas herausgreifen, nämlich den Konflikt, gleichzeitig aber potentielle Vorteile und Kooperationsgewinne ausblenden. Sie sind insoweit nicht in der Lage ein vollständiges Bild der Lage zu bilden und können daher auch nur auf unzureichende Modelle zurückgreifen.
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