Selbermach Samstag

Welche Themen interessieren euch, welche Studien fandet ihr besonders interessant in der Woche, welche Neuigkeiten gibt es, die interessant für eine Diskussion wären und was beschäftigt euch gerade?

Welche interessanten Artikel gibt es auf euren Blogs? (Schamlose Eigenwerbung ist gerne gesehen!)

Welche Artikel fandet ihr in anderen Blogs besonders lesenswert?

Welches Thema sollte noch im Blog diskutiert werden?

Für das Flüchtlingsthema oder für Israel etc gibt es andere Blogs

Zwischen einem Kommentar, der nur einen Link oder einen Tweet ohne Besprechung des dort gesagten enthält, sollten mindestens 5 Kommentare anderer liegen, damit noch eine Diskussion erfolgen kann.

Ich erinnere auch noch mal an Alles Evolution auf Twitter und auf Facebook.

Wer mal einen Gastartikel schreiben möchte, auch gerne einen feministischen oder sonst zu hier geäußerten Ansichten kritischen, der ist dazu herzlich eingeladen

Es wäre nett, wenn ihr Artikel auf den sozialen Netzwerken verbreiten würdet.

Der Skeptikerverein GWUP und die Streitigkeiten über die woken Theorien

Die GWUP ist ein „Skeptikerverein“ der gerade ein Problem damit hat, wie man mit woken Theorien umgeht.

Erst einmal zum Verein aus der Wikipedia:

Die GWUP sieht ihre Hauptaufgabe in der kritischen Betrachtung von Theorien und Behauptungen aus Bereichen wie Verschwörungstheorien,[7] Parawissenschaften, Esoterik, Aberglaube und Alternativmedizin.[8] Sie strebt Aufklärung im Sinne der Volksbildung und des Verbraucherschutzes an.[2] Die GWUP stellt die Bedeutung wissenschaftlichen Vorgehens und kritischen Denkens für gesellschaftliche Herausforderungen heraus.[9] Neben einer theoretischen Auseinandersetzung werden auch einzelne Personen wie Wünschelrutengänger, Telekinetiker, „Energetisierer“, alternative Heilkundler und Astrologen kritisiert und ihre Fähigkeiten empirisch überprüft.

Erklärtes Ziel ist die Förderung der Wissenschaften einschließlich ihrer Methoden. Wissenschaftliche Methoden sollen verbreitet, verständlich gemacht und auf Parawissenschaften, Pseudowissenschaften sowie verwandte Überzeugungssysteme angewendet werden. Dies umfasst auch die Information der Öffentlichkeit über den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand hinsichtlich parawissenschaftlicher Behauptungen.[10]

Themengebiete, mit denen sich die GWUP verstärkt beschäftigt, sind Gesundheit, Komplementär- und Alternativmedizin, dabei insbesondere Homöopathie. Kritische Beachtung sei im Gesundheitsbereich besonders angebracht, weil durch Glaube an nicht nachgewiesene Zusammenhänge wirkungsvollere Therapien unterblieben.[11][12] Hinzu kommt die Auseinandersetzung mit Okkultismus, Spiritismus, Esoterik oder Ideologien, wie sie z. B. der Anthroposophie zugrunde liegen; des Weiteren werden Themen aus den Bereichen Glaube bzw. Aberglaube sowie Kreationismus betrachtet, wobei Religion selbst kein Thema ist[13]. Im Rahmen eines jährlichen Prognosechecks stehen Astrologie, Prophezeiungen und Vorhersagen im Fokus. Weitere Themenfelder sind Verschwörungstheorien, Paratechnologien, Alternative Medizin, Psychotechniken, Prä-Astronautik, UFOs, aber auch einzelne Fragestellungen etwa zum Turiner Grabtuch, NLP, Heilpraktiker.[8]

In Deutschland engagiert sich die Gesellschaft auch schulpolitisch. So protestierte sie 2012 gegen einen Schulversuch in Hamburg, bei dem Elemente aus der Waldorfpädagogik eingesetzt werden sollten.[14][15] Der offene Brief des GWUP Wissenschaftsrates forderte, „statt esoterischer Lehren ohne Wenn und Aber eine aufgeklärte, moderne und wissenschaftliche Weltsicht ins Zentrum der Schulbildung zu stellen.“[15] 2016 startete die von der GWUP unterstützte Initiative Informationsnetzwerk Homöopathie (INH),[16] in der sich Homöopathie-Kritiker organisieren.[17]

Jetzt kann man darüber streiten, ob eine Auseinandersetzung mit den femistischen Theorien, gerade den woken Theorien also dem „praktischen Intersektionalismus“ nicht sehr gut unter den Themenbereich passen würde, denn das Patriarchat und die Herrschaft bestimmter Gruppen wie etwa die Weißen, die Männer etc ist ja eigentlich eine große Verschwörungstheorie und die Vorgehensweise ist in den meisten Fällen höchst unwissenschaftlich.

Dagegen steht, dass man politische Meinungen eigentlich ja weniger untersucht, sondern eher „realere Positionen“.

Nun aber zur Diskussion, die hier in einem Artikel dargestellt wird:

Flügelkämpfe, Putschvorwürfe, prominente Mitglieder gehen: In der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) tobt ein heftiger Richtungsstreit. „Haben die deutschen Skeptiker den Verstand verloren?“, fragte auf seiner Blogseite im Netz unlängst Edzard Ernst, ehemaliger Professor der University von Exeter, einer der bekanntesten Kritiker alternativer Heilverfahren.
Die GWUP ist bekannt für die Aufklärung über sogenannte Alternativmedizin wie Homöopathie, über Astrologie, Okkultismus, Parapsychologie oder Verschwörungstheorien. Seit einiger Zeit gab es allerdings Bestrebungen in Teilen der Organisation – unter Mitgliedern wie auch Vorstandsmitgliedern -, das Feld auszuweiten. Das gefiel nicht allen. Erste Verwerfungen waren bereits vor zwei Jahren zu spüren: Artikel im GWUP-Magazin Skeptiker hatten zu heftiger Kritik geführt. Es ging um eine umstrittene Verhaltenstherapie (ABA) bei Autismus sowie um Faktenchecks zur Kernenergie: Den Autoren, die Therapie wie Kernkraft eher positiv beurteilten, wurde „Lobbyarbeit“ vorgeworfen.
Schwerere Erschütterungen lösten Anfang 2023 dann Youtube-Videos aus. Nikil Mukerji, Vorsitzender des Wissenschaftsrates – ein Gremium, das dafür sorgt, dass die Aktivitäten der GWUP wissenschaftlichen Standards genügen -, diskutierte mit Sinan Kurtulus auf dessen Youtube-Kanal „Sinans Woche“ das Thema „Wokeness“.

Das dürfte dieses Video hier sein:

Dort wurde unter anderem der Grievance Studies Hoax besprochen und die „Critical Studies“ kritisch besprochen.

Es ging um die „Critical Studies“, etwa die Critical Race Theory, Post-Colonial Studies, Gender und Queer Studies, die sie sich mit verschiedenen Formen von Diskriminierung beschäftigen. Mukerjis Fazit: Das postmoderne Denken hinter diesen Studien macht weite Teile des Feldes aus wissenschaftlicher Sicht problematisch. Gemeinsam mit dem Youtuber Matthias A. Narr starteten Kurtulus und Mukerji einen eigenen Video-Kanal: „The Boys of Reason“. Themen unter anderem: Identitätspolitik, Diversity-Training und Cancel Culture. Und es wurde dort für die GWUP geworben. Zum großen Unmut einiger Mitglieder.

Die „Boys of Reason“ habe ich noch gar nicht so wahrgenommen. Hier der Link

Mehr als 30 Mitglieder kritisierten in einem Brief an den Vorstand erneut die ABA- und Atomkraft-Texte, insbesondere aber die Videos. Der Brief schloss mit einer Warnung: Die Gruppe wisse nicht, „ob in der GWUP noch Platz für uns ist.“ Physiker Florian Aigner, prominenter Aktivist der Organisation und einer der Unterzeichner, erklärte später auf X: „Es gab Bestrebungen, sich auch gegen ‚woke Ideologien‘ zu positionieren“ und „‚critical studies‘ anzugreifen“. Das habe bei vielen Mitgliedern die Angst ausgelöst, „die GWUP könnte in eine merkwürdige Alt-Right-Richtung abdriften“.

Gerade Physiker als Gruppe scheinen mir anfällig für woke Ideen zu sein, dass kann aber auch eine subjektive Wahrnehmung sein. Aber interessant, dass sie diese Videos, die sie ja erst einmal nicht betreffen so angehen. Nicht verwunderlich, wenn sie die „woken Theorien“ für richtig halten. Oder zumindest – ggfs auch als Feld und Festung Strategie – alle Kritik daran für „Alt-Right“.

Es seien zwar oft differenzierte Sichtweisen eingebracht worden, sagte Holm Hümmler, Physiker, Sachbuchautor und prominentes GWUP-Mitglied, der SZ. Der Gesamteindruck nach außen sei jedoch gewesen, man richte sich „grundsätzlich gegen Diversität, Inklusion und Rücksichtnahme auf Minderheiten“.

Das ist das ewige Schreckgespenst der woken Theorien: Wer gegen uns ist, der ist gegen Diversität, Inklusion und Rücksichtnahme auf Minderheiten. Das ist aber eben kein zutreffendes Argument und gerade eine Skeptikerbewegung sollte sich da nicht so leicht in diese Falle locken lassen.

Um zu verstehen, worum es in dem Streit überhaupt geht, müssen einige Begriffe erklärt werden: „Woke“ bedeutete ursprünglich Wachsamkeit gegenüber Rassismus in den USA; heute geht es um alle Formen der Unterdrückung. Rassismus und Sexismus prägen „woken“ Überzeugungen nach die Strukturen der westlichen Gesellschaften zutiefst. Die „Critical Studies“ liefern hier den Unterbau. Rechte Republikaner und die Alt-Right-Bewegung in den USA verwenden den Begriff in verächtlichem Ton etwa in der Debatte um Minderheiten-Förderprogramme.
In Europa benutzen Rechte die Bezeichnung auf abfällige Weise zum Beispiel in Bezug auf gendergerechte Sprache. Kritik kommt aber auch von links, weil nicht mehr Individuen und die universellen Menschenrechte im Zentrum stehen. Prominente Kritiker sind etwa die Philosophin Susan Neiman vom Einstein-Forum in Potsdam und der Linguist John McWhorter von der Columbia University.

Das ist eine sehr schlechte Darstellung des Problems. Ich hatte für woke schon einmal diese Definition zitiert:

Sammelbegriff für Personen, die von sozialer Gerechtigkeit eingenommen sind und sich selbst als moralisch hochstehende Retter betrachten, aber die Irrationalität ihrer Forderungen und die Probleme, die sie verursachen, absichtlich ignorieren. Diese Personen gewähren bestimmten Minderheiten eine Sonderbehandlung in der Hoffnung, den Rassismus zu beenden und psychische Krankheiten als Norm zu verewigen.

Mir gefällt an der Darstellung oben im Artikel insbesondere diese Lagerbildung nicht. Auf der einen Seite „Alt-Right“ auf der anderen Seite „woke“ und irgendwie noch ein paar Linke, die Kritik üben, wobei nicht genau darauf eingegangen wird, was da nun im Raum steht.

Intern, teils aber auch öffentlich war von „feindlicher Übernahme“, von „Putsch“ die Rede.
Bei einem Treffen von Holm Hümmler mit dem Vorstand und in der internen Mailingliste ging der Streit über den Umgang mit „Wokeness“ und Kernenergie weiter, dann kam der Eklat. Amardeo Sarma, Gründer der GWUP und langjähriger Vorsitzender, kündigte vor der Mitgliederversammlung im Mai 2023 an, nicht mehr zur Vorstandswahl anzutreten, um einen „Generationenwechsel“ zu ermöglichen.
Auf der Versammlung kandidierte dann überraschend Hümmler mit der Forderung, er wolle seine „alte GWUP“ zurück, und besiegte knapp den von Sarma vorgeschlagenen Kandidaten. Einige Mitglieder hatten vorab von Hümmlers Kandidatur gewusst, sich offenbar darauf vorbereitet und erneut schwere Vorwürfen gegen Mukerji, Kurtulus und den Wissenschaftsrat vorgebracht. Das wiederum wurde von vielen als massiver Affront wahrgenommen. Intern, teils aber auch öffentlich war von „feindlicher Übernahme“, von „Putsch“ die Rede. In einer Stellungnahme des Wissenschaftsrats, die der SZ vorliegt, hieß es, Hümmler und andere hätten nur aufgrund von „gezielter Täuschung“ gewonnen, der Vorstand müsste zurücktreten.

Ich habe dazu mal ein Interview bei Bartocast gehört, bei dem sie darstellen, dass es kein „geplanter Putsch“ war, aber es wurde auch deutlich, dass man jede Kritik an den „woken Theorien“ damit ablehnt, dass man sie in das „Alt Right“ Lager einordnet und da sehr einseitig ist. Ich habe mich bei der – aus meiner Sicht bestehenden – Unredlichkeit der Argumentation beim Hören im Auto etwas aufgeregt. Aber gut, ich bin da ja auch kein Maßstab.

Was ich sogar verstehen würde wäre, wenn man es darauf beschränken würde, dass man in der GWUP keine politischen Themen möchte, weil diese zu emotional sind, und insoweit sich lieber auf die „alten Themen“ beschränken müsste. Dann sollte man sich aber eine Positionierung als Vorstand sparen.

Sonst kommen natürlich Reaktionen und man rückt das Thema noch mehr in die Diskussion

Hümmler weist die Vorwürfe zurück. In den zwei Wochen nach Sarmas Entscheidung sei wenig Zeit gewesen, um eigene Kandidaturen und ein gemeinsames Vorgehen zu planen, sagte er der SZ. Man wollte den Konflikt zudem nicht an die Öffentlichkeit tragen. Die „massive Empörungskampagne“ der Gegenseite sei für ihn „unvorstellbar“ gewesen.
Ruhiger wurde es danach in der GWUP nicht. Im Oktober veranstaltete eine Regionalgruppe und das Kortizes Institut für populärwissenschaftlichen Diskurs einen Vortrag in Nürnberg: „Das WOKE-Phänomen – Frontalangriff auf die Werte von Wissenschaft und Aufklärung?“ Andreas Edmüller, Privatdozent für Philosophie an der Universität München, wollte darin Probleme der „Wokeness“ am Beispiel der Pläne der neuseeländischen Regierung aufzeigen, das traditionelle „Wissen der Maori“ (Mātauranga Māori) ins Schulcurriculum aufzunehmen, auch in die naturwissenschaftlichen Fächer. Die Forderung neuseeländischer Professoren, es dort nicht gleichwertig zu lehren, da es keine Wissenschaft, sondern ein Komplex von Erfahrungswissen, Religion und Traditionen sei, löste einen Proteststurm aus. Für Edmüller ein Beispiel dafür, wie richtige Ziele wie das Ende der Diskriminierung der Maori auf falschem, „wokem“ Weg angegangen würden.

Dazu habe ich hier etwas gefunden. Hümmler scheint Edmüller scharf angegangen zu sein, dieser hat dann dem Wissenschaftsrat der GWUP gefragt, ob an seinem Vortrag etwas falsch oder unwissenschaftlich oder gar rechts war, was diese verneinten.

Wenn man „Wissen der Maori“ aufnimmt, welches wohl im wesentlichen spirituelles Wissen war, dann ist das auch schwer zu begründen.

Das hier habe ich auch noch zu dem Vortrag gefunden:

Das WOKE-Phänomen umfasst zahlreiche Reizthemen: Cancel Culture, Gendersprache, Identitätspolitik, Gleichberechtigung, kulturelle Aneignung, Inklusion, Diversität, Antirassismus, Dominanz alter weißer Männer …

Das WOKE-Phänomen polarisiert: Viele Anliegen sind berechtigt, der angestrebte Weg zur Umsetzung aber höchst umstritten. Das liegt daran, dass dieser Weg gegen fundamentale Werte des Menschheitsprojektes Aufklärung verstößt: Das wissenschaftliche Weltbild und dessen Methodik, das individualistische und säkulare Verständnis von Moral und Gerechtigkeit.

Das WOKE-Phänomen steht für einen Irrweg: Es gibt exzellente Argumente gegen die geistigen Grundlagen des WOKE-Phänomens: Es handelt sich um ein auf philosophischen Treibsand erbautes Kartenhaus.

Im Vortrag wird sich der Referent auf die Fragwürdigkeit der Prämissen und Kernüberzeugungen des WOKE-Phänomens konzentrieren und zeigen, dass sie den berechtigten Anliegen in mehr als einer Hinsicht schaden. Anders ausgedrückt: Wir haben allen Grund dafür, am Projekt Aufklärung festzuhalten und es konsequent weiter zu verfolgen.

Das klingt nach einem Vortrag, der ganz interessant ist. Ich werde mich mal noch weiter umhören. Anscheinend braucht dieser Blog einen gewissen Anschluss an den „Kritischen Teil“ der GWUP.

 

Hümmler reagierte umgehend auf X: Die GWUP sollte „ideologische Kampfbegriffe wie ‚Woke-Phänomen‘, ‚WOKE‘ in Großbuchstaben oder ‚Wokismus‘ vermeiden, die unsere Außendarstellung in die Nähe neurechter Narrative bringen“. Darauf antwortete ein anderes Vorstandsmitglied, André Sebastiani, ebenfalls auf X: „Der GWUP-Vorsitzende zeigt klar seine Absicht, den freien Diskurs innerhalb unserer Organisation zu beschränken, um eine wissenschaftsfeindliche Ideologie – Wokeness – zu schützen.“ Das stehe im Widerspruch zum Grundgedanken der GWUP. Sebastiani sieht hier eine Strategie der Vorstandsmehrheit: „Der Diskurs sollte vergiftet werden, indem Woke-Kritik pauschal als rechts gebrandmarkt wird“, sagte er der SZ.

„Pauschal als Rechts brandmarken“ war auch mein Eindruck aus dem Interview. Das war alles ziemlich unredlich. Interessanterweise scheint sich Sebastiani für den Vorstand der GWUP zu bewerben:

Mal sehen was da passiert.

„Natürlich darf die neuseeländische Debatte Gegenstand für Untersuchungen durch die GWUP sein“, sagt dagegen Hümmler. Aber man sollte es doch den neuseeländischen Skeptikern überlassen, die den Kontext besser verstehen dürften. Tatsächlich haben Neuseelands Skeptiker sich bereits zum „Wissen der Maori“ geäußert: kritisch.

Das ist ja ein Scheinargument. Warum sollte man es den neuseeländischen Skeptikern überlassen? Es werden ja sonst auch ausländische Diskurse aufgegriffen. Er will das Thema eben loswerden.

Befeuert wurde der Streit in der Gesellschaft Ende 2023 durch die Streichung zweier Vorträge für die GWUP-Konferenz „SkepKon“ im Mai durch die Vorstandsmehrheit. Betroffen waren die Vorschläge von Cornelius Courts von der Uniklinik Köln und Till Randolf Amelung, Transmann und Publizist – beide haben einen Ruf als „Woke“-Kritiker. Die Vorstandsmehrheit entfernte sie von der Vorschlagsliste des zuständigen Komitees. Den Forensiker Courts, weil er angeblich andere Mitglieder beleidigt habe, Amelung aufgrund von Tweets, die mit seinem Vortrag nichts zu tun hatten.

Dazu etwas hier:

Unter den ausgewählten Referenten waren auch Cornelius Courts (Professor für Forensik) und Till Randolf Amelung (Publizist und Experte für Geschlechterforschung) Diese beiden Referenten sind nun jedoch durch einen Vorstandsbeschluss aus dem Programm entfernt worden. Der Antrag dafür kam vom GWUP-Vorsitzenden Holm Hümmler.

Der Vorgang ist in der Geschichte der GWUP beispiellos und verdeutlicht einmal mehr, dass eine Mehrheit um Holm Hümmler im Vorstand nicht bereit ist, abweichende Meinungen im Verein zu tolerieren.

Im ersten SkepGes-Video kommt mit GWUP-Mitglied Till Randolf Amelung einer der Betroffenen zu Wort. Im Gespräch mit André Sebastiani nimmt er ausführlich zu den Vorwürfen Stellung, er würde der Satanic-Panic-Verschwörungstheorie anhängen. Außerdem erläutert er seine Position zum Selbstbestimmungsgesetz, zu dem er im Bundestag als Experte angehört wurde. Das Gesetz soll trans-, intergeschlechtlichen und nichtbinären Personen erleichtern, ihren Geschlechtseintrag ändern zu lassen.

Courts wurde wohl zumindest auch ausgeladen, weil er Mitglied in dem Netzwerk Wissenschaftsfreiheit ist, was nach Ansicht des Vorstandes wohl ein Rechter Think Tank ist (wenn ich es richtig verstanden habe). Dort hat man sich, siehe Link, gegen die linke Cancel Culture ausgesprochen.

Till Randolf Amelung ist ein Trans Mann, der sich aber immer wieder gegen den radikalen Transaktivismus und die intersektionalen Theorien ausgesprochen hat.

So geht es aus dem Protokoll einer Vorstandssitzung hervor. Hümmler erklärt dagegen, der Vorstand habe auch eigene Schwerpunkte setzen wollen, für die das Komitee keinen Platz gelassen hatte. „Die entfallenen Referenten hatten sich allerdings mit ihrem vorherigen Verhalten auch nicht unbedingt als Aushängeschilder auf unserer wichtigsten Vereinsveranstaltung empfohlen“, sagte er der SZ. Seine Gegner sprechen dagegen von autokratischen Entscheidungen und „Cancel Culture“.

Es gibt wenig Hinweise auf eine ernsthafte Bereitschaft, aufeinander zuzugehen.

Das ist in der Tat nicht zu erwarten. Hümmler und seine Gruppe ist da sehr undiplomatisch und gießt eifrig Öl ins Feuer. Ich halte seine Position inhaltlich für sehr schwierig vertretbar und für einen Skeptikerverein unwürdig.

Im Februar schockierten dann GWUP-Gründer Amardeo Sarma und Edzard Ernst die Mitglieder mit dem Ende ihres Engagements. „Die GWUP ist nicht mehr die rationale, wissenschaftsorientierte Organisation, die viele von uns […] gegründet haben“, erklärte Sarma auf X. „Die Atmosphäre unter der neuen Vorstandsmehrheit ist zunehmend giftig und unerträglich geworden.“ Hümmler dagegen sieht die Verantwortung dafür bei einer kleinen Gruppe von Akteuren, „die sich mit maß- und haltlosen Behauptungen gegenseitig immer mehr aufstacheln und den Vorstand zur Ursache allen Übels in der Welt erklären“. André Sebastiani und Nikil Mukerji aus dem Wissenschaftsrat sehen das anders: Letztlich sei es immer darum gegangen, den Willen der Vorstandsmehrheit durchzusetzen. Auch der Austausch auf der Mailingliste und die Vorstandsprotokolle, die der SZ vorliegen, bieten wenig Hinweise auf eine ernsthafte Bereitschaft, aufeinander zuzugehen.
Wird die GWUP in Zukunft also darauf verzichten, bestimmte Fachgebiete zu prüfen? Hümmler hat wiederholt betont, hier keine Vorschriften zu machen. Wenn aber jemand versuchen würde, „den Verein für eine politische Agenda zu vereinnahmen“, würde er widersprechen, schrieb er in einer internen Mail. Aus Sebastianis Sicht politisiert Hümmler dagegen selbst den Verein, „indem er gegen sachliche Kritik an Critical Studies und Wokeness mit politischer Rhetorik polemisiert.“

In der Tat: Wenn er nicht will, dass politische Positionen nicht diskutiert werden, dann muss er sich eben zurückhalten. Er kann nicht den Eindruck erwecken, dass er bestimmte politische Positionen nicht diskutieren will, weil er ihnen anhängt und sie für unangreifbar hält.

Klarheit über die Zukunft des Vereins wird die Mitgliederversammlung im Mai bringen. Ulrich Berger, Mitglied im Wissenschaftsrat, wird dort wohl Hümmlers Abwahl beantragen. Der hat inzwischen selbst Neuwahlen angekündigt. Dann wird auch Sebastiani für den Vorsitz antreten.
Wie die Wahl auch ausgehen wird – eine Versöhnung wird es wohl nicht geben. „Wenn nicht mehr sichergestellt ist, dass die GWUP nicht zum ‚anti-woken‘ Propagandaverein verkommt“, sagte Hümmler der SZ, „wird mit Sicherheit ein großer Teil des jüngeren Aktivenstammes den Verein verlassen, ebenso die bislang noch verbliebenen medienpräsenten Multiplikatoren“.

Finde ich durchaus interessant. Mal sehen wer austritt und mal sehen, wer dafür nachkommt, wenn es so weit kommen sollte. Ein Skeptikerverband, der sich die woken Theorien vornimmt, klingt jedenfalls interessant.

Sollte Hümmler aber wiedergewählt werden, sieht der Kreis um Sebastiani für die GWUP keine Zukunft mehr. Es gibt bereits Überlegungen, dann eine eigene Gesellschaft zu gründen, in der keine Themen ausgeschlossen werden sollen. „Für die Wissenschaft ist der freie Diskurs essenziell“, sagt Nikil Mukerji. „Wie sollen sich sonst die besten Argumente durchsetzen?“ Die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften wird im Mai erneut vor einer Richtungswahl stehen – und diesmal wird sie endgültig sein.

Also so oder so eine Spaltung. Mal sehen, was passiert.

Siehe auch: