Selbermach Mittwoch

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„Gegen toxische Männlichkeit: Weshalb es so wichtig ist, sich als Mann für Frauenrechte einzusetzen, auch, wenn das für einen selbst unangenehm werden kann“

Ein Artikel zur toxischen Männlichkeit und was Männer dagegen tun müssen:

Wenn es um die Rechte von Frauen geht, haben wir als Gesellschaft noch ein weites Stück vor uns. Laut Weltwirtschaftsforum dauert es nach aktuellem Stand noch 136 Jahre, bis wir Geschlechtergleichberechtigung erreichen und das hat vor allem einen Grund: Diejenigen, die die meisten Privilegien genießen, sind nach wie vor zu untätig. Vor allem heterosexuelle Cis-Männer müssen deshalb anfangen, aktiver ihr eigenes Verhalten zu hinterfragen  – auch wenn das mal unangenehm werden kann.

Wieder mal ein Artikel, der Männer in die Verantwortung nimmt. Und daran wird auch wieder der große Vor-/Nachteil der Privilegientheorie deutlich. Dadurch, dass man etwas als Privileg der Männer darstellt sind diese natürlich sprachlich in der Verantwortung die Privilegien abzubauen.

Aber wie hier schon oft behandelt ist es eben nicht per se ein Privileg lange im Büro zu sein oder der Hauptverdiener zu sein und Frauen wollen diese „Privilegien“ auch nicht.

Das Frauen selbst etwas machen müssten, dass sie ihre Leben und ihre Partnerwahl umstellen müssten kommt in der Privilegientheorie nicht vor. Es wäre der Gedanke, dass man Privilegien nicht hat, sondern sich erarbeitet. Mit allen Nachteilen, die damit verbunden sind.

Toxische Männlichkeit: Hetero-Cis-Männer, warum seid ihr so still?

Kürzlich war ich mit einem Freund für Drinks verabredet. Es war ein lustiger Abend, der sich ab einem gewissen Punkt überraschenderweise in eine flirty Richtung entwickelte. Ich stimmte später also zu, mit ihm nach Hause zu gehen und stimmte dem Sex zu, der darauf folgte. Ich stimmte allerdings nicht den Schmerzen zu, die ich währenddessen hatte. Denn mein Bitten, vorsichtiger zu sein und langsamer zu machen, ignorierte er. Auch die Tatsache, dass ich weinte, schien ihn nicht zu stören. In den darauffolgenden Tagen tat mir alles weh. Vorsorglich nahm ich Mittel gegen Blasenentzündungen sowie vaginale Infektionen und versuchte die Scherben zusammenzukleben, die mal mein Vertrauen gewesen waren. Obwohl ich ihn ausdrücklich darum gebeten hatte, sich nie wieder bei mir zu melden, schrieb er mir. Der Drang mir zu versichern, dass er kein schlechter Mensch sei, war anscheinend wichtiger, als mein Bedürfnis in Ruhe gelassen zu werden. Seinen Wunsch auf Absolution gewährte ich ihm nicht. Und nachdem ich ihm noch einmal wie einem Kleinkind ganz genau erklären musste, weshalb wir keine Freunde mehr sein können, blockierte ich ihn überall und schloss das Kapitel für mich ab. 

Warum sind wir still? Warum bist du nicht weitaus früher gegangen? Kolumnenschreiberinnen bringen echt immer wieder Beispiele bei denen ich mir denke, dass sie gar nicht merken, wie sie sich darstellen in dem Versuch gute Beispiele für ihre Kolumne zu finden. Klar: Er ist ein Arschloch, wenn er das alles ignoriert. Aber ich als Hetero-Cis-Mann bin nicht dabei wenn er mit dir Sex hat und kann also nichts daran ändern.
Und anscheinend gab es ja auch einiges an Mißverständnissen, denn er wollte ja am nächsten Tag deutlich machen, dass er kein schlechter Mensch ist. Eine Möglichkeit ist, dass er harten Sex mag und sie ihm egal war. Eine andere Möglichkeit ist, dass er das vorher schon so gemacht hat und andere Frauen es gut fanden, weil sie harten Sex mögen oder nichts gesagt haben, obwohl sie es nicht gut fanden. Hetero-Cis-Frauen, warum seid ihr so still? (wenn sie Verantwortung verteilt, dann kann ich das ja auch machen)
Zwar ist das eine sehr persönliche Geschichte aus meinem Privatleben, sie ist aber nichts Besonderes. Sie ist sogar etwas ganz Alltägliches. Und ich kann mich noch glücklich schätzen. Immerhin wurde mir nicht wiederholt von meinem Partner gegen den Schwangerschaftsbauch getreten, damit ich mein Baby verliere, ich wurde auch nicht gegen meinen Willen zu Hause festgehalten und ich lebe noch. Viele Frauen haben weniger Glück. Wenig Dinge im Leben sind gewiss, der nächste Missbrauchsskandal und der nächste Femizid sind es allerdings schon. Das sollte uns alle traurig und wütend machen, es sollte uns empören. Doch das tut es nur teilweise. Während sich Frauen und die queere Community für die Gleichstellung aller Geschlechter einsetzen, ist es um eine Gruppe immer besonders ruhig, wenn es um Sexismus und Frauenhass geht: Hetero-Cis-Männer, warum seid ihr immer noch so still?
Eine Möglichkeit ist, weil alle diese Fälle sehr selten sind und wir sie nicht begehen. Und weil ihr auch nur eine Form des Nichtstillseins akzeptieren würdet: Wir sollen uns zu einer Gruppenschuld bekennen, die so nicht besteht.
Aber natürlich setzen sich Frauen und die queere Community auch nicht „für die Gleichstellung der Geschlechter“ ein, zumindest nicht, wenn man darunter die feministischen Frauen versteht. Sie klagen über Beeinträchtigungen, die nicht vorliegen und ignorieren jedes Problem für Männer, auch etwa toxische Weiblichkeit, wenn man es so bezeichnen will.
Man könnte hier schrecklich Sachen für Männer aufführen, von dem Unterjubeln eines Kindes, von Entfremdung der Kinder, vom Mißbrauch mit dem Mißbrauch oder von schlichter Ausnutzung oder weiblichen Psychoterror oder dem Erfolgsdruck, der auf Männern lastet. Man könnte genauso anführen, dass das die Frauen traurig machen sollte etc. Aber das lädt dann ja eher zum Baden in Männertränen ein.

Wir brauchen für eine gleichberechtigte Gesellschaft alle Männer an unserer Seite, vor allem die, die bisher in Machtpositionen waren und es immer noch sind. Wir brauchen die Stimmen, derer, die auf dieser Welt die meisten Privilegien genießen. Doch genau die schweigen sich zum großen Teil aus.

Das ist eben der klassische Denkfehler. Männer sind nicht in der Verantwortung oder in den Machtpositionen. Bestimmte Männer sicherlich, aber nicht Männer an sich. Männer genießen keine Privilegien per se, sie sind auch am untersten Rand der Gesellschaft überrepräsentiert. Und natürlich ist genießen auch ein stark verschleierndes Wort für 60+ Stundenwochen im Büro und beständige Verfügbarkeit, wenn etwas eilig ist oder auch nur auf einer niedrigeren Ebene für Arbeiten in der Kontischicht im Stahlwerk mit allen Wochenend und Nachtzuschlägen die da anfallen.

 

Das toxischte an toxischer Männlichkeit ist die Verweigerung, sich mit den eignen Privilegien auseinanderzusetzen. Einerseits ist der Wunsch, die Augen zu verschließen, irgendwie nachvollziehbar. Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich eventuell mit seinem eigenen Fehlverhalten oder dem von Freunden auseinandersetzen muss, ist groß. Einsehen zu müssen, dass man sich Frauen nicht immer fair gegenüber verhalten oder sogar körperliche Grenzen überschritten hat, ist mit Sicherheit unangenehm. Es kann aber nicht so schmerzhaft sein, wie das, was Mädchen und Frauen tagtäglich widerfährt. Deshalb muss man andererseits ganz klar sagen: Verantwortung für vergangenes und künftiges Verhalten zu übernehmen, kann keine Verhandlungssache sein.
Gott, was für eine selbstverliebte Opferhaltung. Die eigenen Privilegien der Männer. Als ob die meisten Frauen tauschen wollten. Als ob Männer etwas daran machen könnten, dass andere Männer (aber auch andere Frauen) Grenzen überschreiten.
„Deshalb muss man andererseits ganz klar sagen: Verantwortung für vergangenes und künftiges Verhalten zu übernehmen, kann keine Verhandlungssache sein. “
Wie eigentlich?
Dabei ist es nicht damit getan, zu sagen, dass man natürlich dafür ist, dass Frauen dieselben Rechte haben sollen wie Männer, wenn man das nicht auch lebt. Ich kenne genügend Männer, die zum feministischen Kampftag auf Demos gehen und zu Hause selbstverständlich ihren Partnerinnen die Verantwortung für Care- und Hausarbeit übertragen.
Die Autorin, 1991 geboren,  hingegen scheint kinderlos zu sein und schlägt sich als freie Autorin durch. Dafür teilt sie anderen Leuten mit wie sie gefälligst die Arbeit in der Ehe aufteilen sollen und legt auch gleich fest, wer „überträgt“ also anscheinend entscheidet. Sie mag aber „The Real Housewives of Beverly Hills“. Schade, dass sie nicht ihr Studium in einem technischen Bereich durchgezogen hat und knallhart in die Wirtschaft gegangen ist.
Kann es sein, dass sie den Gender Pay Gap mitverursacht und Männer so an der Macht hält (obwohl dieser üblicherweise erst in der Gruppe der Mütter auftritt, sie ist eigentlich „privilegiert“)
Anerzogene Denk- und Verhaltensweisen lassen sich nicht von heute auf morgen ablegen. Frauenhass ist tief in unserer Gesellschaft verwurzelt. Wir alle haben ihn eingeimpft bekommen – Männer ebenso wie Frauen. Deshalb sollten wir auch alle ein Interesse daran haben, ihn zu bekämpfen, ohne mit Verkaufsargumenten aufwarten zu müssen. Natürlich leiden Männer ebenfalls unter dem Patriarchat und toxischen Männlichkeitskonstrukten, aber Menschlichkeit und ein Gerechtigkeitssinn sollten ausreichen, um sich auch als Mann aktiv für Frauenrechte einsetzen zu wollen. Warum braucht es Überzeugungsarbeit oder erst eine eigene Tochter, um zu verstehen, dass Frauenrechte Menschenrechte sind und dass diese Rechte nicht eingehalten werden?
Sie meint, dass sie sich für Frauenrechte einsetzt, aber tatsächlich hält sie Männer an der Macht.
Und wenn man wirklich die Benachteiligung von Frauen abbauen würde, dann würde das vielen Frauen evtl gar nicht so gut gefallen. Wir bräuchten wahrscheinlich mehr Ganztagsschulen und Kindergärten, weniger aussetzen, weniger Partnerwahl nach Status etc.
Mein Freund, der im Nachhinein wohl doch nicht mein Freund war, macht deutlich, wie wichtig es ist, dass vor allem heterosexuelle Cis-Männer anfangen, sich aktiv mit ihren Privilegien auseinandersetzen. Denn auch unter einer New Balance tragenden, überteuerten Kaffee trinkenden Neuköllner Hipster-Fassade kann der Glaube verborgen sein, dass ein Mann das Recht hat, sich von einer Frau zu nehmen, was er will. Vielleicht hat ihn das ebenso überrascht wie mich. Die richtige Reaktion war in jedem Fall nicht, dass er mich davon überzeugen wollte, dass er kein schlechter Mensch ist. Richtig wäre gewesen, sich einzugestehen, dass er in dieser Nacht – und vielleicht bereits Nächten zuvor – die emotionalen und körperlichen Grenzen einer Frau überschritten hat und dazu zu stehen. Damit muss er leben, ich muss es schließlich auch.
Die männlichen Feministen sind halt die schlimmsten, dass ist ja bekannt. Aber der Glaube, dass man sich von einer Frau nehmen kann, was man will, ist aus meiner Sicht nicht sehr verbreitet. Im Gegenteil, viele Männer sind in der Hinsicht eher sehr unsicher und wahrscheinlich sogar übervorsichtig. Das ändert nichts daran, dass Vorfälle passieren. Das ergibt sich bereits aus der Anzahl von Menschen.
Toxische Männlichkeit, Alltagssexismus und Privilegien – es gibt eine Menge aufzuarbeiten
Nur wenn man beginnt sein Verhalten ehrlich zu reflektieren, kann man in Zukunft verhindern, Frauen zu diskriminieren, sexistisch zu handeln oder sich körperlich über den Willen einer Frau hinwegzusetzen. Aber es sind nicht nur die offensichtlich problematischen Verhaltensweisen, die es aufzudecken gilt, es ist ebenso wichtig, den Alltagssexismus zu erkennen, der so normal ist, dass er kaum der Rede wert erscheint. Beispielsweise eine Frau zu belächeln, weil sie zum Pilates geht, sie als zu emotional zu bezeichnen und ihre Bedürfnisse herunterzuspielen oder sie aufgrund der Kleidung, die sie trägt, zu verurteilen. Wer toxische Maskulinität und den eigenen internalisiertes Sexismus überkommen will, muss anfangen sich aktiv weiterzubilden, zuzuhören, Fragen zu stellen und vor allem das eigene Ego zurückzustellen. Sich für Frauenrechte einzusetzen, bedeutet außerdem auf diskriminierendes Verhalten aufmerksam zu machen, auch im eigenen Freundeskreis oder der Familie. Denn wer wegguckt und still bleibt und sei es nur aus der Angst heraus, das Falsche zu sagen, macht sich mitschuldig. Es ist nämlich genau dieses Schweigen, das dazu beiträgt, dass diskriminierende Strukturen bestehen bleiben.
Die alte Leier. Wäre interessant wie sie den Freund dann dargestellt hat im Freundeskreis, ob sie alle anderen Frauen gewarnt hat und Anzeige erstattet hat. Ode wie sie allen Frauen sagt, dass sie gefälligst einen Kindergärtner heiraten sollen und nicht den Abteilungsleiter.