Selbermach Mittwoch

Bitte Kommentare bündeln, wenn sie nur aus einzelnen Tweets und kurzem Kommentar bestehen und man sehr viele davon plant.

Zwischen einem Kommentar, der nur einen Link oder einen Tweet ohne Besprechung des dort gesagten enthält, sollten mindestens 5 Kommentare anderer liegen, damit noch eine Diskussion erfolgen kann.

Elmar, die muslimische Brüderschaft und warum alle anderen mal wieder alles falsch machen

Elmar meint, dass die Manosphäre in einem desolaten Zustand ist und von der „Muslim Brotherhood“ lernen sollte. Mal schauen, was er da hat:

Die manosphäre ist im Vergleich zu 2015 nur noch ein Schatten ihrer selbst. Viele blogs sind inaktiv, es gibt kaum neue Ideen, höchstens Wiederholungen, der Zustrom neuer Aktivisten liegt bei Null. Was tun?

Es kommen und gehen in solchen Bereichen immer Blogs. Das ist ein relativ normaler Zustand. Und natürlich hat sich in diesem Zeitraum auch die gesamte Diskussion geändert: Das erstarken der Intersektionalen Theorien hat dazu geführt, dass viele Themen von dem Geschlechterthema weg zu Rassismus gewandert ist. Dann dazu noch das Thema Corona, dass ohnehin alle anderen Debatten überlagert.

Natürlich hat sich seit 2015 auch sonst noch einiges verändert und es sind natürlich auch neue Ideen hinzugekommen. Das berühmte Video von Jordan Peterson mit Cathy Newman fand zB im Januar 2018 statt, in den USA ist ein Kampf um Critical Race Theory und intersektionale Theorien im vollen Gange, die großen Konzerne wie Netflix und Amazon oder Google sind voll auf den Zug aufgesprungen und versuchen woke Inhalte zu produzieren. Im Gegenzug sind immer mehr Leute genervt davon und es finden sich Leute, die gegen diese Entwicklung stehen und entsprechend tätig sind. Die Debatte findet in Deutschland noch sehr eingeschränkt statt, aber auch hier geschieht einiges. Die Bild scheint sich zu einer Art Fox News entwicklen zu wollen, die Welt hat eine breite Riege von Journalisten, die sich gegen die Intersektionalen Theorien stellen, in der Jugend gewinnen als Gegengewicht zu den linken Theorien auch liberale Tendenzen an Bedeutung, was man daran sieht, dass viele jüngere Wähler FDP gewählt haben.

Die Debatte ist sicherlich nicht auf Blogs beschränkt, sie findet heute eben auch viel auf anderen sozialen Medien statt, von Twitter bis zu Youtube.

Dabei ist es eine Wesensart der intersektionalen Theorien, dass die keine Diskussionen führen will, weil das bereits der Gegenseite Raum gibt, was natürlich auch dazu führt, dass man eher in Blasen lebt als wirklich miteinander zu diskutieren.

Elmar sieht eine Lösung anscheinend darin von der muslimischen Brotherhood und deren Erfolgelementen zu lernen:

Learning from the Muslim Brotherhood

The purpose of Political Islam is to have the world submit to the Sharia. And how well is Political Islam doing? It is winning this great civilizational game due to the organization of the Muslim Brotherhood. Here is an analysis of their strengths.

The advantages of the Muslim Brotherhood:

  • Great moraleHaben wir nicht – wozu auch? Ist ja sowieso alles Biologie und die, die anderer Meinung sind, werden ausgegrenzt und beschimpft, und die Erleuchteten müssen sehen, wie sie individuell damit im Angesicht der Frauen, die sie kennen, klar kommen.

Ich glaube ich bin so ziemlich der einzige, dem man vorwerfen kann, dass alles Biologie ist und das halte sogar ich für eine ziemliche Übertreibung der Wichtigkeit meines Blogs. Und wo wird jemand ausgegrenzt und beschimpft der andere Meinungen hat? Gerade Elmars Artikel greife ich vergleichsweise häufig auf, natürlich kritisch, aber dennoch mit Link auf seine Seite. Er kann das natürlich nutzen um andere mit guten Gegenargumenten zu überzeugen.
Den Satz „die Erleuchteten müssen sehen, wie sie individuell damit im Angesicht der Frauen, die sie kennen, klar kommen.“ verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Hat jemand eine Ahnung, was Elmar damit sagen will? Ist er der Erleuchtete und hat Probleme mit Frauen? Oder meint er die, für die alles Biologie ist und er meint, dass die deswegen nicht mit Frauen zurechtkommen?

Natürlich hat aber eine Glaubensgemeinschaft, dazu noch eine radikale, eine andere Möglichkeit „great Morale“ (gute Stimmung?) aufzubauen als eine Gruppe von Bloggern, von denen viele ihren Blog anonym betreiben und betreiben wollen.  Mir geht es hier auch eher darum, dass eine Diskussion stattfindet und verschiedene Leute ihre Ansichten darstellen können, ich will (anders als Religionsgemeinschaften) gar keine gute Stimmung im dem Sinne, dass alle inhaltlich einer Meinung sind und in dieser Gemeinschaft aufgehen. Mir wäre es eher sehr lieb, wenn wir ein paar diskutierfreudige Feministen hier hätten, die ihre Theorien verteidigen und auch wirklich Ahnung von der Thematik haben. Aber diese Kombination ist schwer zu einer Diskussion zu bekommen.

  • Long term planning – decades, generationsDer Horizont der blogger mit dem größen Durchhaltewillen geht kaum über die click-Zahlen der nächsten Woche hinaus. Es gibt keine Pläne, Männlichkeit zu analysieren, zu stärken oder gegen toxische Weiblichkeit systematisch Allianzen zu schmieden und zu exekutieren. Die meisten Männer, die engagiert sind, suchen nur nach ein wenig Besserung für ihr eigenes Leben und lehnen jede weitergehende Verantwortung ab.

Das ist auch wieder so ein Verständnisproblem bzw. ein ganz anderer Ansatz: Elmar scheint einen gewissen Essentialismus der Männlichkeit zu vertreten und der Meinung zu sein, dass er etwas entwickeln kann, was dann andere Männer als „stärkere Männlichkeit“ so übernehmen.

Während ich davon ausgehe, dass a) Männer und Männlichkeit vollkommen okay ist und b) ich mich nicht in einem Kampf Männer gegen Frauen oder „Gute Männlichkeit“ gegen „toxische Weiblichkeit“ sehe. Ich habe gar kein Interesse an solcher Identitätspolitik und halte sie für keine Lösung. Ich möchte niemanden eine Männlichkeit vorgeben und es ist für mich vollkommen okay, wenn ein Mann nicht „männlich“ sein will. Es stört mich weitaus eher, wenn jemand seine Vorstellungen davon, was eine „richtige Männlichkeit“ ist, sei sie härter oder weicher, anderen aufdrücken möchte. Das ist eben auch das schöne an den biologischen Theorien: Sie gehen von Häufungen aus, von Normalverteilungen.

Ich habe auch keine Verantwortung für andere Männer und deren Verhalten, gerade das wäre weitaus eher ein Punkt, den ich, ob er von Elmar oder vom Feminismus her kommt, für stark kritikwürdig halte.

Die Frage nach einer „Langzeitplanung“ ist vielleicht auch etwas die Diskussion der „Aktiven“ vs „die Bloggenden“. Ich finde es gut, wenn ein Vaterverein oder eine andere tatsächliche Lobbygruppe eine Langzeitplanung hat und etwa daran arbeitet ein gutes Verhältnis zu Politikern aufzubauen, Fördergelder zu bekommen, dadurch mehr Möglichkeiten in der Lobbyarbeit zu haben etc.

  • Rapid response to problemsEs gibt keine übergeordnete, etablierte  Struktur, und daher gibt es auch keine Organisation, die eine schnelle, weil koordinierte Reaktion auf Probleme erlauben würde. Und individuelles engagement kann ebenfalls nicht stattfinden, weil Informationen zu irgendwelchen Problemen nicht systematische verteilt werden – weder zentral, noch dezentral über blogs oder soziale Medien.

Ich habe auch kein Interesse daran, mich in eine übergeordnete Struktur einzubinden. Aber schnelle Reaktionen gibt es in den Blogs durchaus zu neuen Themen. Kommt etwas auf, dann wird man es üblicherweise am nächsten Tag bei Genderama lesen und die Chancen sind nicht schlecht in einem der anderem Blogs oder diesem an einem der nächsten Tage einen Beitrag dazu zu finden. Dazu findet eine Diskussion üblicherweise zu größeren Themen sehr schnell zumindest in den Selbermachbeiträgen statt.

Auch auf den Netzwerken wie Twitter und Facebook oder auch Youtube erfolgt häufig sehr schnell eine Reaktion, auch wenn diese nicht unbedingt Teil dessen sind, was man die „Manosphäre“ nennen würde, sie werden eben unter liberalen oder anderen Gesichtspunkten diskutiert.

  • Plan and work in groups. Groups always defeat individuals.In der manosphäre gilt: TEAM = Toll, Ein Anderer Macht’s. Vor allem hat bei uns dieselbe Gehirnwäsche stattgefunden, die im Moment auch den Widerstand lähmt: Die meisten Männer glauben, daß sie die moralische Pflicht hätten, jeden zu verdammen, der mit ihren eigenen Vorstellungen von Moral nicht übereinstimmt. Zugleich sind sie zu doof, zu bemerken, daß moralische Koinzidenz das falsche Kriterium für den Start  sozialer Kooperation ist. Da haben die Eliten und ihre Medien, gestützt von den Frauen, mal wieder ganze Arbeit geleistet.

Elmar, nur weil die Leute dich nicht als ihren großen Anführer akzeptieren und andere Ideen weitaus überzeugender finden, ist das nicht das Ende jeder Zusammenarbeit.

Zusammenarbeit in Blogs erfolgt, weil sie sehr freiheitliche Medien sind, anders als in Zeitungsredaktionen oder Glaubensgemeinschaften. Blogs arbeiten zusammen, in dem sie Themen des anderen aufgreifen, verlinken, kommentieren. Und das passiert natürlich auch hier.

Das Schöne an einer Glaubensgemeinschaft ist, dass sie schon gemeinsame Werte und Vorschriften hat, die durch eine göttliche Autorität errichtet werden. Das vereinfacht eine Arbeit als Gruppe. Und natürlich kann man Differenzen zurückstellen und dennoch an einem gemeinsamen Ziel arbeiten. Aber man muss es auch nicht auf Teufel komm raus.  Und das schon gar nicht, wenn man, wie bereits oben dargestellt, andere Ziele hat. Natürlich hat man es einfacher, wenn man ein Ziel wie „Verbreitung des Islams“ hat. Das lässt sich leichter fördern als „Verbreitung individueller Freiheiten so zu sein, wie man will und Bekämpfung von Identitätstheorien“. Das führt schnell zum Paradoxon der Toleranz: Die Toleranten lassen die Intoleranten zu. Die Intoleranten haben eher gemeinsame Ziele bzw ein klareres, welches sie schneller umsetzen können.

  • Have concise plansDer Maskulismus hat es in 20 Jahren weder geschafft, ein eigenes Verständnis linker Politik zu formulieren, noch hat er eine Theorie der Geschlechterrollen entwickelt, obwohl der Feminismus in seinem epischen Versagen dieses Feld weit offengelassen hat. Und es beschwert sich noch nicht mal jemand darüber. Niemand scheint etwas zu vermissen.

Klar gibt es Theorien von Geschlechterrollen, insbesondere auch in der evolutionären Biologie. Sie gefallen nur eben nicht jeden und sie sind weniger starr und es gibt kein „richtig“ oder „falsch“, sondern eher Normalverteilungen und Leute, die eher so oder so leben wollen. Wobei gleichzeitig nicht jeder Weg zu Leben die gleichen Vor- und Nachteile, zb in der Partnerwahl hat.

„Individuelle Freiheiten schützen“ ist ein guter Plan. Er ist nicht immer so attraktiv wie Identitätstheorien, insbesondere solche, die einen selbst in der (Opfer-)Hierarchie hoch ansiedeln oder einem einen Halt und Sinn geben.

  • Do not quit or accept failurePeter Scholl-Latour sagte mal: „Um eine Revolution zu machen, braucht man Schläger, Gauner und Banditen.“. Wir haben Männer, die sich jeweils vor dem nächsten Schritt nach allen Seiten absichern, ob sie auch nicht irgendwie stören oder irgendwo Bedenken gegen ihre Anliegen aufkommen könnten – jetzt und in Zukunft.

Ich will ja auch gar keine blutige Revolution, ich will keine Schläger, Gauner und Banditen. Ich bin nicht in einem Krieg, jedenfalls nicht in einem, dem ich mit Gewalt führen möchte.

Die Idee, dass evolutionäre bzw biologische Theorien nicht stören und auf dieses Nichtstören stark abgesichert sind, ist allerdings sehr naiv. Gerade aus der Ecke der entsprechenden Wissenschaft über die Geschlechterunterschiede kommen wohl die größten Kritiker, die am meisten angefeindet werden. Jordan Peterson, Sad Gaad etc sind nun nicht gerade dafür bekannt, dass sie „nicht stören“ wollen.

Und ich vermute mal, dass ich mich schon mit mehr Feministinnen angelegt habe und dort eher als „Gegner“ bekannt bin als Elmar.

  • Well-funded. Muslims are very generous.Auf dem Männerkongress, der alle zwei Jahre mal in Nürnberg stattfindet, gibt es regelmäßig Andeutungen von Großzügigkeit. Und vermutlich wird es auch dabei bleiben, solange wir uns auf blogs beschränken. Interessanterweise bekommt man die dominantesten online-Aktivisten und Kommentatoren nie zu sehen. Ob da nicht mal wieder eine Verschwörungstheorie fällig ist? Oder: NEIN – lieber nicht. In den letzten zwei Jahren sind alle meine Verschwörungstheorien wahr geworden.

Ich sollte wirklich auch einen Patron-Account aufmachen 😉

Da sind wir denke ich wirklich wieder bei den Aktiven und den Bloggenden. Weil ich blogge muss sich niemand anderes beschränkt fühlen. Er kann so aktiv sein, wie er will. Ich bremse ihn nicht und mein Blog auch nicht. Richtig ist, dass ich nicht plane auf einem Kongress aufzutauchen und mich dort als Christian Schmidt vorzustellen.  Ich möchte es weder meinen Kollegen noch meiner Familie antun das sie bedroht werden oder in eine rechte Ecke gestellt werden etc.

Was allerdings die Verschwörung sein soll erschließt sich mir nicht. Noch einmal: Wenn Blogger nur bloggen, dann schaden sie damit niemanden und behindern auch keinen Kongress.

  • Bold and aggressiveMan stelle sich an dieser Stelle mein herzhaftes Lachen vor … zusammen mit ein paar deftigen Verbalinjurien.

Ob man in der Hinsicht sein will, wie die islamische Bruderschaft stelle ich mal dahin.

  • Find creative solutions to problemsAuch hier ist die allgmeine Einstellung, mit dem Alltagsverständnis etwas Substanzielles verstehen, ändern und innovativ sein zu können. Überall sonst beruhen im Vergleich Innovationen auf Grundlagenforschungen, nur die Männer meinen, sie können eine neue Kultur erfinden, nachdem sie erschöpft von der täglichen Erwerbsarbeit, um ihre Familien zu finanzieren oder ihre Unterhaltsansprüche zu bezahlen, mit Bier im Sessel hocken, und über die beste Strategie lesen, irgendwelche gammeligen Frauen aufzureißen.Echt jetzt? Muß ich dazu wirklich was sagen oder ist bereits klar geworden, was ich meine?

Elmars Idee der Grundlagenforschung ist eh faszinierend. Er meint irgendwie, dass er einen Großteil der bereits geleisteten Grundlagenforschung in der Biologie, evolutionären Psychologie etc ausblenden kann und da mit seinen meist sehr vagen Darstellung tatsächlich Forschung betreibt.

Er greift auch sonst wenig aus der Debatte und aus den gängigen Theorien aus. Er meint anscheinend einen (seinen) freien Ansatz vertreten zu können, der frei ist von jeder wissenschaftlichen Grundlage.

Er versteht vielleicht auch gar nicht, dass die meisten Männer keine neue Kultur entwickeln wollen und das nur sein Traum ist. Er versteht vielleicht auch nicht, dass eine Familie etwas sehr schönes ist und ein gemütliches Feierabend Bier nichts verkehrtes ist.

If we are to defeat Political Islam, we must study the Muslim Brotherhood’s strategic planning and operations, adapt them for our own needs, and devise our own long-term plans that seek victory.

Tja … goldene Worte … aber wir Männer machen uns Sorgen darüber, ob wir vielleicht islamophob und deshalb irgendwie rechts sein könnten. Ich hingegen sage: Wir sind bei weitem nicht islamophob genug, weil wir  Aufklärung und Humanismus nicht ernst nehmen!

Viel Glück dabei Elmar. Ich bin gespannt, ob du eine tatkräftige Gruppe zusammenstellen kannst, die es tatsächlich mal richtig angeht. Oder ob es eher bei deinem Artikel bleibt.

Mache doch da einfach deine Grundlagenforschung, ziehe Leute dazu, die von deinen Ansätzen überzeugt sind etc. Keiner hindert dich.

Ende des newsletters

Es ist kein Wunder, daß wir Männer nichts zustande bringen, da wir einander nach wir vor mißtrauen und vor allem die reichweitenstarken blogger von eigener Geltungssucht getrieben sind.

So wird das nichts.

Elmar und der Vorwurf der Geltungssucht. Hat schon etwas amüsantes.