Was ist der gemeinsame Plan?

Leser Beweis schrieb in einem Kommentar:

Was ist denn eigentlich die Manosphäre? Ich bin ja schon eine gewisse Zeit dabei, habe aber keine schlüssige Erklärung gefunden.

Dazu aus der englischen Wikipedia:

The manosphere is a collection of websites, blogs, and online forums promoting masculinity, strong opposition to feminism, and misogyny. Communities within the manosphere include men’s rights activists, incels (involuntary celibates), Men Going Their Own Way (MGTOW), pick-up artists (PUA), and fathers‘ rights groups.

The manosphere overlaps with the far-right and alt-right communities. It has also been associated with online harassment and has been implicated in radicalizing men into misogynist beliefs and the glorification of violence against women.[8] Some sources have associated manosphere-based radicalization with mass shootings motivated by misogyny.[

Und aus der deutschen:

Manosphere (deutsch Mannosphäre) ist ein loses, vorwiegend antifeministisches Netzwerk. Es umfasst Internetforen und Blogs, in denen verschiedene Ziele verfolgt werden, etwa Selbstoptimierung und hegemoniale Männlichkeit oder dominantes Verführen (Pick-Up Artists) und das Kontrollieren weiblicher Sexualität. Gemein ist der Manosphere eine frauenfeindliche Einstellung, von relativ mildem Sexismus bis extremem Hass.

Der Ausdruck entstand aus dem englischen man (‚Mann‘) und sphere (‚Bereich‘), verbunden durch den Fugenlaut „o“.

Lässt man den Hass, der natürlich für so etwas pauschal unterstellt werden muss, mal weg wären dann wären es Blogs, Webseiten und Foren zu Geschlechterthemen unter Berücksichtigung der Interessen von Männern.

Meist erlebe ich Leute, die sich mehr oder minder empört oder frech gegen die feministische Komplett-Übernahme der Welt wenden. Die Feministen treiben eine Sau nach der nächsten durchs Dorf und die Männer hecheln erstaunt und eingeschnappt hinterher. So wie ich auch.

Es gibt ja durchaus die Formulierung eigener Positionen, Väterrechtsverbände beispielsweise stellen sich stark hinter das Wechselmodell, das gemeinsame Sorgerecht von Anfang an, Neuregelungen des Unterhalts etc. Im Pickup, wenn man das dazu rechnet, gibt es eigene und sehr ausgereifte Theorien zum Flirten, im Antifeministischen Bereich gibt es Aufklärungen für die Gründe des Gender Pay Gaps, es werden Studien zitiert, die deutlich machen, dass die feministischen Theorien falsch sind etc.

Natürlich haben die Feministen einen besseren Stand, weil sie die einfachere Geschichte haben. Einer Frau in Not muss man eben helfen.

Was sollte denn so eine Manosphäre als Prämissen oder Stoßrichtung haben?

Ich denke es wird viele verschiedene Ansichten geben und damit auch viele „Unterbewegungen“. Aber eine schöne Aufstellung:

Frauen an den Herd?

Aus meiner Sicht: Nein. Wer in sehr strikter Arbeitsteilung leben will und die Partnerin dazu findet, der soll das machen, aber mein Ding wäre es nicht.

Echte Gleichstellung auch in den Nachteilen?

Mir geht es weniger um Gleichstellung (Equality of outcome) als um Gleichberechtigung (Equality of opportunity) und eine Loslösung von dem Grundsatz, dass ein Unterschied, der nachteilig für Frauen in einem bestimmten abgegrenzten Bereich ist eine Diskriminierung belegt. Und hin zu einer Betrachtung, dass Männer und Frauen im Schnitt eben andere Vorstellungen haben und sich daraus auch Unterschiede ergeben.

Gesellschaftliche Akzeptanz von Mannsein?

Ein Ende der Verteufelung von Mannsein wäre schon toll, am besten mit einem Ende der Identitätspolitik, die Männer als schlecht und Frauen als gut darstellt.

Gleichwertige Beteiligung am Prägen des Nachwuchses?

Ich brauche für mich gar keine generelle Regel, das Leben sollte offen sein für Absprachen zwischen den Personen nach deren Vorstellungen.

Eine männerorientiere Konvention als Ausgleich zur Instanbul-Konvention?

Eine Reform der Istanbul Konvention dahingehend, dass sie geschlechtsneutral formuliert wird und der Aspekt, dass die Geschlechterrollen schuld sind und man ein Gendermainstreaming vornehmen muss, herausgenommen wird, wäre aus meiner Sicht schon wichtig.

Das hätte auch den Vorteil, dass Statistiken zu beiden Geschlechtern erhoben werden müssten und dadurch ein einseitiges Bild vermieden werden würde.

Soll Feminismus in die Schranken gewiesen, möglicherweise sogar abgeschafft werden?

Feminismus im Sinne von Gleichberechtigung sicherlich nicht. Feminismus in Form einer Identitätstheorie, die schlicht aus Unterschieden eine Diskriminierung herleitet sicherlich schon. Wenn hier objektivere Maßstäbe eingerichtet werden würden, die keines der Geschlechter priorisiert und tatsächlich Gründe ermittelt dafür, dass es zu Unterschieden kommt, statt einfach bestimmte Machtverhältnisse zu unterstellen, dann wäre das nicht verkehrt.

Oder soll den herrschsüchtigen, habgierigen und missgünstigen Feministen einfach nur jedes mal verbal was auf die immer gieriger werdenden Finger gegeben werden?

Sie brauchen dringend verbal eines auf die Finger. Bzw Diskussionen, die ihnen ihre Fehler in den Theorien aufzeigen.

Was ich ständig erlebe ist, dass Männer viel inklusiver sind, weil sie eine gemeinsame Welt der Männer, Frauen, und Kinder wollen und sich damit konfrontiert sehen, dass der Feminismus als gesellschaftliche Querschnittaufgabe das Projekt verfolgt, Männer zunehmend überflüssig zu machen jenseits der gefährlichen und widerlichen Aufgaben, die noch kein Roboter erfüllen kann.

Es gibt sicherlich auch Männer, die den Geschlechterkrieg herbeireden und Frauen als den Gegner ansehen, den man „besiegen“ muss. Aber die meisten Männer haben daran denke ich kein Interesse (ebenso wenig wie die meisten Frauen).

Feministinnen wollen Männer ja auch nicht überflüssig machen, es schwankt etwas zwischen einem gewünschten Dom-Sub Verhältnis (Die Feministin als Dom, die dem Mann den Mund verbieten kann und auf seine Funktion, ihr zuzustimmen und andere Männer auf den rechten Pfad zu bringen, verweißt), der Auffassung, dass alle guten Positionen gleich mit Frauen besetzt sein sollten und echtem Männerhass

Wenn man diesem Bestreben nun entgegenwirken will, kann eine halbwegs gemeinsame Zielrichtung schon sehr hilfreich sein. Aber für die gibt es keinen Konsens, der über die Diskussionsgruppen in verschiedenen Blogs hinaus geht. Manche finden Pickup gut und möchten eigentlich keine Kinder, keine feste Familie. Andere wollen hingegen im Grunde nur das. Dritte hatten mal eine Familie und wünschen sie sich wieder zurück, wenn auch anders. Das sind komplett unterschiedliche Gemengelagen.

Ja, durchaus weniger klar, weil eben kein großes Unterdrückungsnarrativ in dem gleichen Ausmaß vorhanden ist wie im Feminismus.

Das macht es sicherlich schwieriger. Wobei es sicherlich Überschneidungen gibt. Man kann zB Pickup gut finden aber dennoch Männern ihre feste Familie gönnen und dort bessere Regelungen für Väter haben wollen oder Vaterrechtler sein und gleichzeitig etwa die auch nicht auf Väter bezogenen Auswüchse des radikalen Feminismus kritisieren.
Hier wäre es sicherlich interessant einmal herauszuarbeiten auf was sich die Leute einigen können.

(…)
Die Feministen haben natürlich mit üppigen männergenerierten Fördermitteln einen breiten gesellschaftlichen Konsens generiert: Noch mehr Frauenrechte, noch mehr Frauenförderung, noch mehr Frauenmindestquoten, umfassende Entscheidungshoheit von Frauen, Monopol über das Schicksal des Nachwuchses, Verschwinden der Männer aus Sprache, aus Gesetzestexten etc. Was können Männer dagegen stellen als Plan?

Was auch viele Frauen dagegen stellen: Individuelle Freiheiten und der Wunsch mit einem Partner zusammenzuleben ohne das man sich gegenseitig abwerten muss. Es wird immer vergessen, dass genug Frauen auch den gegenwärtigen Feminismus keineswegs mögen, durchaus dagegen sind, dass Männer nicht mehr befördert werden können oder zu reinen Ja-Sagern werden etc.

Oder machen sie es einfach mürrisch mit, wie Mutter es ihnen seinerzeit beigebracht und befohlen hat? Und in den Blogs kotzen sie sich darüber aus mit einem mickrigen emanzipatorischen Restwillen, einem zarten Aufbäumen im faktischen Matriarchat, über das die gut bezahlten Stokowskis nur müde schmunzeln.

Ist Stokowski gut bezahlt? Würde mich ja durchaus interessieren, was sie bekommt. Schreibt sie neben den Kolumnen noch etwas anderes  und kann man dann davon leben? Das wäre erstaunlich.

Das Leben der meisten Leute verläuft nach wie vor relativ (relativ) unberührt von intersektionalen Theorien. Wir sind nicht in den USA, wo durch die Rassenproblematik und diesbezügliche Schulungen die Sache sicherlich aufgeheizter ist.

Sich in einem Blog auszukotzen ist sicherlich nicht der aktivste Weg. Aber wie ich schon in anderen Diskussionen gesagt habe: Ich denke, dass es Plätze zum „Auskotzen“ und Ideen entwickeln und aufnehmen geben muss und das sie Kristalisationspunkte darstellen. Wer heute Kritik an „woken“ Theorien finden will, der hat wenig Probleme damit. Viele Konzerne merken denke ich auch, dass zwar in ihren Kreisen viele woke Personen vorhanden sind, dass aber woke Produkte sich nicht sehr gut verkaufen.

Ein Beispiel wäre die „woke“ Star wars Triologie, die eben nicht klappte und ein erhebliche Investition gefährdete. Man steuert inzwischen mit Serien, die sich weitgehend davon lösen, gegen. Der diesbezügliche Kulturkampf ist also im vollen Gange. Eine Spaltung der Gesellschaft gerade in den USA mit seinem Zweiparteiensystem ist schon deutlich eingetreten. Es entwickelt sich also vieles. Mal sehen wohin es führt.