„Weshalb ich mich dafür schämen muss, eine Feministin zu sein“

Ein interessanter Text, indem sich eine Feministin um Abgrenzung und Kritik am radikalen Feminismus bemüht.

Ausgangspunkt ist eine Debatte anhand eines Bildes, dass sich damit befasst, dass man Frauen gefälligst nur ansprechen sollte, wenn diese das ausdrücklich wollen, alles andere sei sexuelle Belästigung. Sie diskutiert mit den dortigen Feministinnen und kommt dabei zu dem Ergebnis:

mir wurde klar, mit diesen Frauen lässt sich nicht diskutieren. In ihren Köpfen existiert ein Feindbild und dies ist der Mann. Dabei verkennen sie jedoch das echte Problem. Dieses Problem nennt sich Sexismus. Die Frau wird sich nie aus ihrer Position erheben können, solange sie selbst sexistisch ist. Und wenn eine Frau behauptet, es gäbe keinen Sexismus gegenüber Männern und dass sich Männer am Feminismusdiskurs nicht beteiligten dürfen, nur weil sie ein Mann sind, dann muss ich leider feststellen: Frauen, ihr seid keine Feministinnen.

Eine berechtigte Kritik, mit der sie sich aber gleichzeitig schon weit vom gegenwärtigen modernen intersektionalen Feminismus und seiner klaren Einteilung in Unterdrückte ohne Macht und Täter mit instituioneller Macht entfernt.

Wer immer noch glaubt, Männer denken immer nur an das Eine und sprächen Frauen stets nur an, um sie zu objektifizieren (und ja, es gibt einige pick-up artists, die dies tun), hat etwas Grundlegendes über Feminismus nicht verstanden. Feminismus bedeutet nicht, Männer zu hassen. Feminismus bedeutet, Rollenklischees zu überwinden. Wer Männern bestimmte Verhaltensweisen zuschreibt und sie aufgrund ihres Geschlechtes vom Diskurs ausschließt, der ist diskriminierend.

Das wäre ja noch ein Feminismus bei dem man durchaus mitgehen könnte.

Dies durfte ich selbst erleben, als ich es wagte, es als völlig unproblematisch zu sehen, beim einvernehmlichen sexuellen Akt und auf Verlangen der Frau, dieser Frau Sperma ins Gesicht zu spritzen. Als ein guter Freund mir beipflichtete, wurde dieser von den anwesenden Damen in Stücke gerissen. Laut ihnen sei dies die klassische Meinung eines Mannes, der nichts von Sexismus verstünde. Als Mann sei es ihm darüber hinaus überhaupt nicht erlaubt, sich dazu zu äußern.

Frauen ins Gesicht zu spritzen ist also immer sexistisch, weil der Akt des ins-Gesicht-Spritzen symbolisch aufgeladen werden kann. Dies ist nicht nur unwissenschaftlich, sondern auch gefährlich. Denn es verlagert den Diskurs auf eine freudianisch angehauchte Symbolisationsebene, deren Repräsentation wenig realistisch ist. Es geht um gesellschaftliche Denkmuster, Rollenverhalten und Klischees, nicht darum, was man einvernehmlich macht, während man erregt ist.

„Das private ist politisch“ würde man ihr da wohl aus dem Feminismus entgegenhalten. Bestimmte Verhaltensweisen transportieren Geschlechterrollen und wenn jeder sie im privaten hinnimmt, dann bleiben eben auch die Rollen. Wobei es ja auch genug Feministinnen gibt, die ihr wohl zustimmen würden, dann aus dem Gesichtspunkt, dass alles andere Slutshaming und auch wieder eine Festschreibung von Rollen ist.

Sexismus erfolgt dort, wo es geschlechtsbezogene Zuschreibungen gibt, die bestimmte Geschlechter definieren sollen. Es erfolgt dort, wo es heißt, Männer müssten mit Autos und Frauen müssten mit Puppen spielen. Es erfolgt dort, wo eine Frau zu Bescheidenheit und Prüderie erzogen wird, mit dem Argument, dass es sich für Frauen halt so gehört. Sexismus erfolgt dort, wo sich Männer ihr Sorgerecht hart erkämpfen müssen, weil man immer noch der Meinung ist, dass sich nur Mütter wirklich gut um ihre Kinder kümmern könnten.

Es wäre ein Verständnis von Feminismus, welches einiges verbessern würde. Denn es werden hier eben Nachteile beider Rollen angesprochen, es sollen insoweit auch „Privilegien“ der Frauen hinterfragt werden. Mit einem Hinterfragen dessen, was man Muss, der festen Rollenzuweisung also, kann ich auch durchaus leben, wenn man gleichzeitig anerkennt, dass es aufgrund der Biologie des Menschen dennoch zu Häufungen in bestimmten Bereichen kommt. Da wäre die Frage, was sie mit einer Erziehung zu „Bescheidenheit und Prüderie“ meint.

Der deutschen Frau stehen heutzutage rechtlich alle Türen offen. Trotzdem verdient sie oftmals weniger Geld und besetzt selten die Toppositionen. Woran liegt das? Am Mann, der sie aus reiner Boshaftigkeit unterdrückt? Oder vielleicht doch nicht nur am Mann, sondern genauso an der Frau, die in der Regel nicht so hart verhandelt wie der Mann, weil sie von der Gesellschaft dazu erzogen wurde, möglichst selten anzuecken? Frauen, die nach mehr Lohn und höheren Positionen verlangen, aber sich trotzdem in ihre Rolle fügen und anerzogenes Rollenverhalten perpetuieren, machen sich mitschuldig. Wenn eine Frau immer noch glaubt, Männer wären aufgrund ihres biologischen Geschlechts besser im Verhandeln als Frauen und sich Frauen besser um Kindererziehung kümmern können und sollten, ist sexistisch und schadet sich selbst.

Einem Teil würde ich zustimmen, einem Teil nicht. In der Tat müsste man für Änderungen wesentlich mehr bei der Frau ansetzen und nicht die Schuld bei dem Mann suchen, wenn man die Änderungen denn tatsächlich will. Gleichzeitig unterscheiden sich Männer und Frauen in bestimmten Eigenheiten auch aus biologischen Gründen, die sich durchaus auch so auswirken können, dass Männer besser verhandeln: Nicht nur sind Männer da in der Regel risikofreudiger, sie sind auch eher bereit einen neuen, entfernteren Job anzunehmen, sie arbeiten eher Vollzeit, sie arbeiten in leistungsorientierteren Berufen, was ihre Verhandlungsposition verbessert. Ihnen ist das Gehalt auch häufig wichtiger, während Frauen andere Kriterien höher bewerten.

Dies bedeutet nicht, dass eine Frau nicht Hausfrau und Mutter werden soll. Doch es bedeutet, dass eine Frau dies nicht werden soll, wenn sie es nur tut, weil es sich so gehört. Jede Frau, die ihre Rolle kritisch hinterfragt und sich letztlich dafür entscheidet Hausfrau, Mutter oder Prostituierte zu werden, ist emanzipiert. Ich habe bereits erwähnt, ich bin eine Feministin. Ich glaube daran, dass Ungleichheiten existieren, die Frauen benachteiligen. Ich glaube jedoch nicht daran, dass es hilft, sich als Frau in die Opferrolle zu begeben und Männer grundsätzlich zu Tätern zu machen. Wir alle sind gleichermaßen daran beteiligt, dass sich deutsche Frauen nicht trauen, bei Gehaltsfragen stärker zu verhandeln oder außerhalb des sozialen Sektors zu arbeiten. Wir alle sind gleichermaßen daran beteiligt, dass Frauen glauben, sie müssten sich in Karrieresachen zurücknehmen und die Kindererziehung alleine stemmen.

Sie glaubt noch an die Diskriminierung, aber sie ist gleichzeitig bereit zu diskutieren und fordert zum eigenen Handeln auf. Es wäre eine deutlische Verbesserung. Sie scheint zudem auch nicht an einer klaren Schuldzuweisung an Männer interessiert zu sein.

Denn immer noch ist das Bild der Hausfrau und Mutter weit verbreitet und als normal angesehen, während ein Hausmann dafür eher belächelt wird – und zwar nicht nur von Männern, sondern auch von Frauen. Wir fordern von Männern, dass sie groß, stark und super männlich sind. Wir kritisieren, dass Playboy und Hollywood ein stereotypes Bild der Frau präsentieren und gleichzeitig hängt ein Magic Mike Poster an unserer Wand – oder wir himmeln einen Christian Grey an, der ein hypermaskuliner, creepy stalker ist. Solange wir also stereotype Männer begehren, werden wir selbst nie etwas anderes als ein Klischee sein können.

Das ist ein Punkt, auf den ich ja auch immer wieder gerne Hinweise. Feministinnen sehen in Männlichkeit das Böse. Sehr viele Frauen machen es gleichzeitig zur Grundlage ihrer Partnerwahl.

Es ist anfangs sicherlich nicht leicht, aus diesen Denkmustern heraus zu kommen, doch es ist möglich. Wir müssen bei uns selbst beginnen und aufhören, die Schuld auf andere zu schieben. Die Pseudofeministinnen, die immer nur laut schreien und auf ihr Feindbild Mann oder Hausfrau zielen, werden nie etwas anderes erhalten als Ablehnung. Etwas, was die Feminismusbewegung sicherlich nicht gebrauchen kann. Wir brauchen Unterstützung. Nicht nur von den Frauen, sondern auch von allen anderen Geschlechtern. Lasst sie uns ins Boot holen. Wir haben hier genügend Platz.

Hat natürlich etwas von „No real scotsmen“, aber dennoch bleibt erst einmal eine positive Grundaussage, nämlich die des Miteinander und des anerkennen, das man selbst zu bestimmten Zuständen beiträgt und nicht nur die andere Seite schuld ist.