Selbermach Samstag 184 (30.04.2016)

Welche Themen interessieren euch, welche Studien fandet ihr besonders interessant in der Woche, welche Neuigkeiten gibt es, die interessant für eine Diskussion wären und was beschäftigt euch gerade?

Welche interessanten Artikel gibt es auf euren Blogs? (Schamlose Eigenwerbung ist gerne gesehen!)

Welche Artikel fandet ihr in anderen Blogs besonders lesenswert?

Welches Thema sollte noch im Blog diskutiert werden?

Für das Flüchtlingsthema gibt es andere Blogs

Ich erinnere auch noch mal an Alles Evolution aufTwitter und auf Facebook.

Frauen, Risikobereitschaft und der Gender Pay Gap

Die Süddeutsche berichtet über eine interessantes Experiment. Männer und Frauen sollten bestimmte Labyrinthaufgaben lösen und erhielten dafür Geld. Wie viel sie erhielten hing auch davon ab, was sie dort leisteten und welches Modell sie wählten.

Aus dem Text:

Fast 900 Teilnehmer haben sie über ein Marktforschungsinstitut rekrutiert, alle saßen bei sich daheim am Rechner, alle bekamen denselben Job: das Lösen von Labyrinth-Aufgaben. Für jedes richtige Ergebnis wird ein kleiner Betrag ausgezahlt. Wie viel Geld die Probanden am Ende verdienten, konnten diese nicht nur über ihre Leistung, sondern auch über Vertragsverhandlungen mitbestimmen. „Wir haben sozusagen Arbeitgeber gespielt – allerdings hatten alle die gleichen Wahlmöglichkeiten.“

Zum Beispiel sollten sich die Teilnehmer für eine Schwierigkeits-Stufe entscheiden und zwischen einem simplen Stücklohn, einem Bonus oder einem Risikoaufschlag entscheiden. Wer auf Nummer sicher setzte, bekam 50 Cent pro Labyrinth, wer sich für das Bonus-Modell entschied, einen Euro. Allerdings nur, wenn eine bestimmte Anzahl erreicht wurde oder der Teilnehmer es unter die besten 30 Prozent schaffte. Andernfalls sank die Bezahlung auf 20 Cent pro Aufgabe. „Das lässt sich mit den Leistungsboni oder Prämien für die besten Mitarbeiter vergleichen, die in einer Reihe Unternehmen gängig sind“, sagt die VWL-Professorin.

Das Ergebnis beschreibt die Süddeutsche wie folgt:

Das deutliche Ergebnis hat auch die Forscherinnen überrascht: Mit 23 Prozent liegt der Bezahlungsunterschied sogar noch über der Lohnlücke, die sich im realen Leben zwischen den Geschlechtern auftut.

„Schuld ist der Risikoaufschlag“, sagt Beblo. Die Frauen hätten viel seltener auf den Leistungsbonus gesetzt, was sich finanziell negativ auswirkte. „Zudem haben die Männer auch tatsächlich mehr geleistet – nämlich immer, wenn es wirklich um etwas ging.“

Das der Bezahlungsunterschied hier bei 23% lag sagt nicht so viel aus, da die Modelle und die angesetzten Unterschiede ja nicht per se dem Markt entsprechen. Aber das sie in einer deutlichen Höhe ausfallen sagt dennoch einiges aus. Die Männer setzten häufiger auf den Leistungsbonus und haben auch noch tatsächlich mehr geleistet. Das ist verständlich, weil die Risikostrategie ja auch genau dies erfordert. Wenn man sie wählt, dann muss man auch bereit sein, etwas zu leisten.

Ich habe leider die konkrete Studie nicht gefunden, finde aber zumindest diesen Auszug durchaus interessant. Dass Männer in vielen Bereichen risikoaffiner sind als Frauen war hier schon häufiger Thema, zB:

Es kommen eine Vielzahl weiterer Faktoren dazu, beispielsweise Statusaufbau, die Bedeutung für andere Bereich des Lebens, etwa Partnerwahl etc. Auch hatten die Teilnehmer keine Auswahl, was sonstige Faktoren angeht, etwa Spiele mit einem sozialeren Bezug oder besseren Arbeitszeiten.

Wie nun die von der Süddeutschen wiedergegebene Wertung:

Verdienen Frauen also zu Recht weniger? Sind Männer einfach härter am Verhandlungstisch, bessere Arbeiter? „Das kann man so nicht sagen“, sagt die Ökonomin. Zwar gebe es in der Studie keine Diskriminierung von außen: „Männer und Frauen bringen aber ihr Leben mit ins Experiment, Verhaltensweisen, ihre Erfahrungen – und die sind natürlich nicht diskriminierungsfrei.“

Das ist erst einmal eine interessante Wertung. Man könnte zumindest festhalten: In dieser Studie ja. Natürlich stellt sich die Frage, inwieweit sie übertragbar ist. Aber wenn es an bestimmten Faktoren aus dem Leben der Männer und Frauen liegt, dann können Männer natürlich dennoch die besseren Arbeiter sein und Frauen zu Recht weniger verdienen. Denn dem Arbeitgeber kann es recht egal sein, warum sie weniger arbeiten, er betrachtet erst einmal nur, was der jeweilige Arbeiter leistet und externe Faktoren kann er dabei nicht beeinflussen. Wenn Frauen wegen ihrer Erziehung oder der Geschlechterrollen weniger leisten, dann verdienen sie bei wirtschaftlicher Kalkulation erst einmal auch nur ein geringeres Gehalt.

Tatsächlich würde ich vermuten, dass die geringe Bereitschaft Risiken einzugehen, eher mit biologischen Faktoren zusammenhängt, wie auch der oben verlinkte Artikel nahelegt.

Fefe, der den Artikel auch besprochen hat, sagt dazu:

Selbst wenn man Diskriminierung objektiv ausschließt, ist das Patriarchat trotzdem Schuld und die Frauen weiterhin unterdrückt.

Wie wohl das Ergebnis gewesen wäre, wenn das Experiment von männlichen Forschern durchgeführt worden wäre?

Dann hätte man es vermutlich schlicht deswegen abgetan.

Bundesverfassungsgericht zu Kachelmann und Dinkel und Äußerungen nach Freispruch

Das Bundesverfassungsgericht hat in dem Fall Kachelmann gegen Dinkel entschieden:

Die Meinungsfreiheit umfasst auch die Freiheit, ein Geschehen subjektiv und sogar emotionalisiert darzustellen, insbesondere als Erwiderung auf einen unmittelbar vorangegangenen Angriff auf die Ehre, der gleichfalls in emotionalisierender Weise erfolgt ist. Dies hat die 3. Kammer des Ersten Senats des Bundesverfassungsgerichts in einem heute veröffentlichten Beschluss entschieden. Damit gab sie der Verfassungsbeschwerde einer Beschwerdeführerin statt, die sich gegen eine zivilgerichtliche Unterlassungsverurteilung gewandt hatte.

Sachverhalt:

Der Kläger des Ausgangsverfahrens war mit der Beschwerdeführerin liiert, bis sie ihn Anfang des Jahres 2010 wegen Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung anzeigte. Im darauf folgenden Strafprozess vor dem Landgericht wurde der Kläger freigesprochen, da ihm eine Straftat nicht nachgewiesen werden konnte. Am Tag des Freispruchs sowie am Tag darauf äußerten sich die Anwälte des Klägers in Fernsehsendungen über die Beschwerdeführerin. Etwa eine Woche nach der Verkündung des freisprechenden Urteils erschien zudem ein Interview mit dem Kläger, in dem er über die Beschwerdeführerin sprach. Daraufhin gab auch die Beschwerdeführerin ein Interview, das eine Woche nach der Veröffentlichung des Interviews mit dem Kläger erschien.

In der Folgezeit begehrte der Kläger von der Beschwerdeführerin die Unterlassung mehrerer Äußerungen, die sie im Rahmen dieses Interviews getätigt hatte. Das Landgericht verurteilte die Beschwerdeführerin antragsgemäß. Die Berufung zum Oberlandesgericht und die Nichtzulassungsbeschwerde zum Bundesgerichtshof blieben ohne Erfolg.

Mit der Verfassungsbeschwerde wendet sich die Beschwerdeführerin gegen alle drei Entscheidungen und rügt im Wesentlichen die Verletzung ihrer Meinungsfreiheit (Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG).

Wesentliche Erwägungen der Kammer:

Die angegriffenen Entscheidungen verletzen die Beschwerdeführerin in ihrer Meinungsfreiheit aus Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG.

  1. Die Urteile des Landgerichts und des Oberlandesgerichts berühren den Schutzbereich der Meinungsfreiheit der Beschwerdeführerin. Die Einordnung der Äußerungen als Werturteile und Tatsachenbehauptungen ist verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden. Die Tatsachenbehauptungen sind nicht erwiesen unwahr. Im Strafverfahren konnte nicht geklärt werden, ob die Angaben der Beschwerdeführerin oder die des Klägers der Wahrheit entsprechen. Nach dem Freispruch des Klägers stellen sich deshalb die verschiedenen Wahrnehmungen als subjektive Bewertungen eines nicht aufklärbaren Geschehens dar, die nicht als Tatsachenbehauptungen, sondern als Meinungen zu behandeln sind.
  2. Die angegriffenen Entscheidungen verletzen die Meinungsfreiheit der Beschwerdeführerin. Die Untersagung der streitgegenständlichen Äußerungen bewegt sich nicht mehr im fachgerichtlichen Wertungsrahmen.
  3. a) Das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung ist als subjektive Freiheit des unmittelbaren Ausdrucks der menschlichen Persönlichkeit ein grundlegendes Menschenrecht. Sie umfasst nicht zuletzt die Freiheit, die persönliche Wahrnehmung von Ungerechtigkeiten in subjektiver Emotionalität in die Welt zu tragen. Dabei kann insbesondere bei Vorliegen eines unmittelbar vorangegangenen Angriffs auf die Ehre eine diesem Angriff entsprechende, ähnlich wirkende Erwiderung gerechtfertigt sein. Wer im öffentlichen Meinungskampf zu einem abwertenden Urteil Anlass gegeben hat, muss eine scharfe Reaktion auch dann hinnehmen, wenn sie das persönliche Ansehen mindert.
  4. b) Die angegriffenen Entscheidungen genügen diesen verfassungsrechtlichen Maßstäben nicht. Zwar haben die Gerichte zutreffend einerseits das große Informationsinteresse der Öffentlichkeit und andererseits den Freispruch berücksichtigt, der dazu führt, dass die schweren Vorwürfe, die Gegenstand des Strafverfahrens waren, nicht unbegrenzt wiederholt werden dürfen. Auch haben sie berücksichtigt, wieweit die Äußerungen sich auf öffentliche Angelegenheiten bezogen.

Indem die Gerichte davon ausgingen, dass sich die Beschwerdeführerin auf eine sachliche Wiedergabe der wesentlichen Fakten zu beschränken habe, und hierfür auf das öffentliche Informationsinteresse abstellen, verkennen sie die durch Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG auch unabhängig von einem solchen Interesse geschützte Freiheit, ein Geschehen subjektiv und sogar emotionalisiert zu bewerten. Zugleich übersieht diese Sichtweise das öffentliche Interesse an einer Diskussion der Konsequenzen und Härten, die ein rechtsstaatliches Strafprozessrecht aus Sicht möglicher Opfer haben kann. Zu Gunsten der Beschwerdeführerin war in die Abwägung zudem einzustellen, dass sie sich in unmittelbarer zeitlicher Nähe zu dem (noch nicht rechtskräftigen) Freispruch äußerte und lediglich wiederholte, was der Öffentlichkeit aufgrund der umfänglichen Berichterstattung zu dem Strafverfahren bereits bekannt war. Die Gerichte haben überdies das vorangegangene Verhalten des Klägers nicht in der gebotenen Weise berücksichtigt. Der Beschwerdeführerin steht ein „Recht auf Gegenschlag“ zu und dabei ist sie nicht auf eine sachliche, am Interview des Klägers orientierte Erwiderung beschränkt, weil auch der Kläger und seine Anwälte sich nicht sachlich, sondern gleichfalls in emotionalisierender Weise äußerten. Der Kläger, der auf diese Weise an die Öffentlichkeit trat, muss eine entsprechende Reaktion der Beschwerdeführerin hinnehmen.

Eine Stärkung der Meinungsfreiheit, gleichzeitig, zumindest in solchen prominenten Fällen auch ein Rückschlag für Freigesprochene. Allerdings auch ein sehr spezieller Fall, den man nicht verallgemeinern kann.

Virtue Signalling

Ein Begriff, der wunderbar zu der Theorie, dass in der menschlichen Gesellschaft das Signalisieren positiver Eigenschaften aus evolutionären Gründen sehr wichtig ist, passt, ist das „Virtue Signalling“, also das Signalisieren, dass man Tugendhaft und Gut im Sinne bestimmter Werte ist (die in der Subgruppe, für die das Signalling bestimmt ist als Gut gelten ohne damit moralisch von jedem als Gut empfunden zu werden).

Für die Grundlagen verweise ich auf diese Artikel:

Virtue Signalling dient dabei darzustellen, dass man die „richtigen Werte“ verkörpert, was natürlich für Gruppenzugehörigkeit und andere Bereiche sehr wichtig sein kann.

Das „urban dictionary“ definiert den Begriff wie folgt:

Saying you love or hate something to show off what a virtuous person you are, instead of actually trying to fix the problem.
Jane: „Wow! I hate Fox News! They’re so evil and they hate women!“
John: „Why don’t you actually do something instead of just virtue signalling about it?“
Jane: „OMG that would be WAAAAAAY too much work“ *goes back to shitposting on twitter*

oder:

To take a conspicuous but essentially useless action ostensibly to support a good cause but actually to show off how much more moral you are than everybody else.
Fred: I see George has changed his profile picture to show his support for refugees.
Barbara: Has he donated money or time? Is he giving English lessons? Is he making a room available?
Fred: No, no, he’s just virtue signalling.

Und in einem anderen Artikel stellt der „Erfinder“ der Phrase folgendes dar:

To my astonishment and delight, the phrase ‘virtue signalling’ has become part of the English language. I coined the phrase in an article here in The Spectator (18 April) in which I described the way in which many people say or write things to indicate that they are virtuous. Sometimes it is quite subtle. By saying that they hate theDaily Mail or Ukip, they are really telling you that they are admirably non-racist, left-wing or open-minded. One of the crucial aspects of virtue signalling is that it does not require actually doing anything virtuous. It does not involve delivering lunches to elderly neighbours or staying together with a spouse for the sake of the children. It takes no effort or sacrifice at all.

Since April, I have watched with pleasure and then incredulity how the phrase has leapt from appearing in a single article into the everyday language of political discourse. One of the first journalists to pick up on the phrase was Liz Jones in the Mail on Sunday on 3 May. Not long after, Libby Purves used it in the Times (11 May). Janan Ganesh in the Financial Times (20 July) wrote about Labour party leaders for whom ‘Europeanism is just a virtue-signalling gesture like wearing a charity ribbon’. Two days later, Helen Lewis used it in the New Statesman, saying ‘a lot of what happens on Facebook, as with Twitter, is “virtue signalling” — showing off how right on you are’.

Natürlich geht das in allen Bereichen: Auch wer in passenden Kreisen deutlich macht, dass er Flüchtlinge oder Ausländer hasst betreibt in Bezug auf diese Gruppen „Virtue signalling“. Die radikale intersektionale Feministin mag deutlich machen, dass sie alle weißen Feministinnen verabscheut, der radikale Maskulist, dass er niemals auch nur irgendeine Form von Feminismus akzeptieren wird.

Kurz gesagt kann man darunter also alle Signale an die (erweiterte) In-Group verstehen, die dazu dienen, einen als überzeugt von für diese wichtige und dort als moralisch richtig angesehene Werte darstellen und somit den eigenen Wert zu erhöhen.

Natürlich kann die Abgrenzung schwierig sein. Es kann durchaus angezeigt sein, dass man Zusammengehörigkeit darstellt, deutlich macht, dass man etwas verurteilt oder eine bestimmte Position bezieht. Dass man gut darsteht kann auch einfach ein Nebeneffekt einer tatsächlich guten Tat sein oder das Ganze insgesamt eine „Mischkalkulation“.

Die enorme Bedeutung des eigenen Rufs auch in evolutionärer Hinsicht ist bei einer Spezies, die kommunizieren kann, leicht erkennbar. Es wäre also verständlich, wenn wir gerne entsprechendes Signalisieren wollen und Gelegenheiten dafür nutzen. Das vielleicht gerade dann, wenn wir unsere Gruppenzugehörigkeit als gefährdet ansehen oder für angreifbar halten – das wird auch der Mechanismus sein, der dazu führt, dass bei vielen Schwulenhassern herauskommt, dass sie selbst schwul sind. Sie signalisieren mit ihrer Ablehnung der Homosexualität eben ihre Tugendhaftigkeit, zB in religiösen Kreisen. Das Phänomen könnte auch gut bei männlichen Feministen greifen, die dann eben besonders signalisieren müssen, dass sie (toxische) Männlichkeit ablehnen und bei radikalen Maskulisten, die besonders deutlich machen müssen, dass sie Frauen verachten und sie abweisen (und nicht etwa andersherum).

Ich denke es ist ein Konzept, dass häufig einschlägig sein könnte.

Die Bedeutungslosigkeit der Intersektionalität in vielen Geschlechterfragen

Intersektionalität ist bekanntlich die gegenwärtig am meisten gehypte Richtung im Feminismus. Es geht darum, dass man in allen Bereichen, in denen es Unterschiede gibt, eine Gruppe benennt, die diskriminiert wird und eine die privilegiert wird und dann in diesem binären Schema entsprechend die Schuld zuweist.

Dabei sollen insbesondere alle Diskriminierungen sich gegenseitig beeinflussen.

Entlang der Intersektionalität verlaufen dann auch die Grabenkämpfe im Feminismus und es geht üblicherweise darum, dass „weiße Feministen“ diese nicht beachtet haben und damit eben schlecht sind.

Tatsächlich ausgeführt, warum nun beispielsweise in der Geschlechterdiskussion dies so wichtig ist, wird allerdings meist nicht.

Es erfolgen allenfalls vage Aussagen, dass eben beispielsweise schwarze Frauen anders von Sexismus betroffen sind, weil sie gleichzeitig einem Rassismus ausgesetzt sind. Und das es deswegen unglaublich wichtig wäre, deren Perspektive einzubringen.

Tatsächlich ist das denke ich in den wenigsten Bereichen der Fall:

Unterstellt feministische Positionen wären richtig, dann würden schwarze Frauen üblicherweise trotz einer eventuell weitergehenden Diskriminierung von einer Verbesserung der Lage im allgemeinen profitieren.

  • Wenn zB der Gender Pay Gap wie ihn die Feministinnen annehmen, reduziert werden würde, dann würden auch schwarze Frauen wesentlich mehr verdienen, selbst wenn sie aus rassistischen Gründen noch weniger verdienen würden.
  • Wenn die von Feministinnen angenommene Rape Culture reduziert werden würde, dann würden auch schwarze Frauen darunter weniger leiden

Es mag einige Fälle geben, bei denen man mit einer besonderen Einbeziehung der Lage „mehrfach diskriminierter Frauen“ die Sache besser machen kann, aber in der Regel würden sie bereits dadurch profitieren, dass sie in einem Bereich weniger diskriminiert sind. Durch die Grabenkämpfe ist also letztendlich nichts erreicht. Außer natürlich ein „Virtue Signalling“ das man diese Gruppe besonders beachtet und damit besser in der entsprechenden Ideologie ist.

Lustigerweise geht es immer mehr in die Richtung weiße Feministinnen fast schon so wie Männer zu behandeln: Shut. The. Fuck. Up. and listen!

Oder in der etwas deutlicheren Version:

Hier taucht vereinzelt noch das Element auf, dass die jeweiligen eben rassistische Elemente übernehmen, etwas kulturelle Aneignung, aber auch das ist ja leicht von den eigentlichen Problemen in der Geschlechterdebatte zu klären.

Anscheinend hat man auch noch einen eigenen Begriff geschaffen: Misogynoir

Misogynoir is a term referring to misogyny directed towards Black women, where race and gender both play roles in bias. It was coined by queer Black feminist scholar Moya Bailey, who created the term to address misogyny directed toward black women in American visual and popular culture. Trudy of Gradient Lair, a womanist blog about Black women and art, media, social media, socio-politics and culture, has also been credited in developing the lexical definition of the term.[1][2]

The concept is grounded in the theory of intersectionality which analyzes how various social identities such as race, gender, class, and sexual orientation interrelate in systems of oppression.

Da heißt es dann weiter:

On a more broader scale, misogynoir is also characterized by the tropes projected onto Black women by all members of society. Some of these common stereotypes are the „Strong Black Woman“ or the „HyperSexual Jezebel“. In her article “4 Tired Tropes That Perfectly Explain What Misogynoir Is – And How You Can Stop It, author Kisiena Boom breaks down the most common tropes and why they are damaging. For example, while the „Strong Black Woman“ stereotype seems to be a compliment it ignores the racialized physical and mental trauma that Black women have had to endure. Perpetuating the idea that Black women can handle anything justifies the situations Black women are forced into such as the „mammy“ role for white families, the head of household as Black men are lost to the prison-industrial complex, and sexual abuse. This justification eliminates the need and desire to rectify the real problems. Furthermore, this trope forces Black women to bury their issues and put on a „strong“ face for all of those who expect it.

Auch hier kann man die Punkte aus meiner Sicht durchaus einzeln behandeln. Zumal es einen gewissen Humor hat, wenn die „Starke schwarze Frau“ nun als Nachteil dargestellt wird, wo doch sonst Frauen als schwach angesehen werden. Aber naja, diesen Doppeldenk ist man ja durchaus gewohnt.

Die tatsächliche Notwendigkeit alles miteinander zu vermengen und den kleinsten gemeinsamen Nenner zu suchen erschließt sich mir nicht. Es würde meist deutlich einfacher sein, einfache Sexismus und Rassismus zu trennen oder als verschiedene Aspekte anzusprechen. Vielleicht kennt ja hier jemand Beispiele

„Maskulisten: Pöbeln für die Männlichkeit“

Die Süddeutsche hatte ja angekündigt, dass sie mit Maskulisten geredet hat. Anscheinend handelte es sich dabei um jemanden aus dem Gelben Forum und (immerhin) um Arne.

Das alles wurde unter der sehr neutralen Überschrift „Pöbeln für die Männlichkeit“ in einen Artikel gegossen.

Der erste Seite ist dabei eine Darstellung eines radikalen Vertreters des Gelben Forums, eines Werner Stahls, der als „Scheidungsopfer“ zum Maskulismus fand. Seine Position:

Stahl ist ein besonders radikaler Vertreter der selbsternannten Männerrechtler. Sie sind überzeugt, dass die „Diktatur des Genderismus“ Männer systematisch unterdrücke. Die Bewegung ist vor knapp 50 Jahren in den USA entstanden, initiiert von Vätern, die sich beim Sorge- und Scheidungsrecht benachteiligt fühlten. In den Siebzigerjahren formierten sich auch in Deutschland Maskulisten. Sie halten Männer für systematisch benachteiligt, bekommen im Gegensatz zu Feministinnen aber kaum öffentliche und mediale Aufmerksamkeit. Deshalb organisieren sie sich vor allem im Internet und tauschen sich in Blogs, Foren und sozialen Netzwerken aus. Insbesondere radikale Männerrechtler verbinden ihre Forderungen häufig mit antifeministischen oder frauenfeindlichen Thesen.

 Dann folgt eine Darstellung von Arne:

Zuerst ist Hoffmann überrascht, dass die SZ ihm zuhören will. Das sei ja „wie Glasnost“, nachdem die Leitmedien jahrzehntelang nur mit Feministinnen gesprochen hätten. Dann erklärt er, worum es ihm geht: „Es gibt zwei Themen, die mir persönlich besonders am Herzen liegen: die Benachteiligung von Jungen in der Schule und Männer als Opfer häuslicher Gewalt.“ Mit seinem Blog Genderama und zahlreichen Büchern mit Titeln wie „Rettet unsere Söhne. Wie den Jungs die Zukunft verbaut wird und was wir dagegen tun können“ will Hoffmann zur Stimme der Männer werden, die für ihre Rechte kämpfen.

Für ihn seien Feministinnen nicht der Feind, er komme sogar selbst aus der Szene: „Ich habe eine Geisteswissenschaft studiert, da ist man fast zwangsläufig Feminist“, sagt er. „Konfliktgeladen“ sei das Verhältnis aber schon. Als Frauen im Zuge der „Aufschrei“-Debatte ihre Erfahrungen mit Sexismus öffentlich machten, sei es ihm und anderen Männerrechtlern „extrem auf die Eier gegangen“, dass es „automatisch zur Seite gewischt wurde“, wenn sie über weiblichen Sexismus gesprochen hätten.

Dann kommt noch Kemper zu Wort, der die übliche Kritik an Arne als rechts darlegt und Arne darf entsprechend darstellen, dass er das nicht so sieht.

Es wird der Streit zwischen gemäßigteren und radikalen Maskulisten dargestellt. Das Ende ist:

Die Abneigung beruht auf Gegenseitigkeit. Das „gelbe Forum“ wirft Hoffmann und anderen Gemäßigten vor, mit ihrer politischen Überzeugung die Ziele der Männerrechtler zu sabotieren: „Ein Linker ist ein geistiger Krüppel und als solcher nicht nur vollständig kampfunfähig, sondern auch bestrebt, diese Kampfunfähigkeit auf andere auszudehnen„, ist dort zu lesen.

Werner Stahl sieht das ähnlich. Hoffmann ist für ihn „genauso schlimm wie die ganzen Feminazis und dieser Fotzenknecht Kemper“. Kurz nachdem er das sagt, steigt er in seinen schwarzen Audi und fährt davon. Neben dem Starnberger Nummernschild steht auf einem roten Aufkleber: „Ich bremse auch für Frauen.“

Immerhin trotz der Überschrift eine Darstellung der auch gemäßigten Szene, sogar eine Verlinkung von Arne.

Auf mehr konnte man wohl auch nicht hoffen. Würde mich interessieren, ob Arne einen Anstieg in den Suchbegriffen bemerkt.

Dann bietet die SZ noch ein Forum, in dem man Diskriminierung von Männern darstellen soll und gefragt wird, ob es eine Männerbewegung braucht. Beide Artikel waren, wenn ich das richtig gesehen habe, nur sehr kurz auf der Startseite der SZ, so dass die Aufmerksamkeit wahrscheinlich geringer ist als bei den Feminismusartikeln.

Könnte sich aber lohnen, da im Forum was anzuführen, es ist zu vermuten, dass es sonst heißt, dass ja keiner was gesagt hat. Wer also einen Account bei der SZ hat…

Ergänzung:

 Arne hatte auch schon was dazu geschrieben

Lucas Schoppe mit einer wunderbaren Erwiderung auf den Artikels

Der FrontberichterstatterFrontberichterstatterFrontberichterstatter schrieb auch einen Brief an die SZ

Der Nirvana Trugschluss (Nirvana Fallacy)

Resolute Nuss weigert auf einen interessanten Trugschluss hin, die „Nirvana Fallacy“.
Dazu heißt es in der Wikipedia:

The nirvana fallacy is a name given to the informal fallacy of comparing actual things with unrealistic, idealized alternatives. It can also refer to the tendency to assume that there is a perfect solution to a particular problem. A closely related concept is the perfect solution fallacy.

By creating a false dichotomy that presents one option which is obviously advantageous—while at the same time being completely implausible—a person using the nirvana fallacy can attack any opposing idea because it is imperfect. Under this fallacy, the choice is not between real world solutions; it is, rather, a choice between one realistic achievable possibility and another unrealistic solution that could in some way be „better“.

Es geht also darum, dass man einem realen Zustand eine irreale, idealisierte Alternative gegenüberstellt und damit dann einen Gegensatz aufbaut.

Die eigentlich nicht zu realisierende Version wird als möglich dargestellt und damit die Schlechtigkeit der anderen Lösung belegt, die zwangsläufig dahinter zurückbleibt.
Dies scheint mir etwas zu sein, was man dem Feminismus (und vielen Ideologien) sehr häufig vorhalten kann.

Im Feminismus ist es zB eine Utopie,

  • dass mit dem Überwinden der Rape Culture plötzlich keinerlei sexuelle Gewalt vorkommen wird und die Vergewaltigungen ein Ding der Vergangenheit sind.
  • dass man sozial eine perfekte Welt erschaffen kann, in der niemand mehr irgendetwas sein muss und alle sich einfach nur lieb haben
  • dass man alles biologische hinter sich lassen kann und jeder alles sein kann, was er will

Beispielsweise wurde mir tatsächlich bei Diskussionen zu „#imzugpassiert“ vorgehalten, dass jeder einzelne Fall ein Fall zuviel ist, dass also in der idealisierten Alternative keinerlei blöde Sprüche oder Belästigungen mehr vorkommen.

Dies klar zu benennen und auf den entsprechenden Fehlschluss hinzuweisen scheint mir durchaus ein guter Weg zu sein, mit dem man zeigen kann, dass „der Kaiser nackt ist“.

Resolute Nuss schrieb in dem Kommentar:

Das ist wieder diese typische Vorstellung von “nur wenn alles schön zu 50% aufgeteilt ist leben wir in einer gerechten Gesellschaft”. Davon abgesehen wird ignoriert, dass viele der Dingen die Männer jahrzehntelang vorgemacht haben nicht einfach so vom Patriarchat festgellegt wurden, sondern einen praktischen Hintergrund haben. Die meisten Entscheidungen haben Vor- und Nachteile und man kann eben nicht alles haben. Aber Feminismus wird hier so dargestellt als ob er jeden die Eierlegende Wollmilchsau Nachhause liefert würde. Karriere und Familie für alle und am Ende dann sind auch alle zufrieden. Sieht für mich sehr stark nach dem Nirvanatrugschluss (Nirvana fallacy) aus. Davon abgesehen, dass es der typischen idologische Einstellung folgt nach der nur alle so denken müssen wie man selbst um eine bessere Welt zu erschaffen. Männern und Frauen die sich lieber auf eine Sache konzentrieren verstehen eben nicht wie gut es für sie ist.

Dabei bricht diese ganze Theorie auch schon damit zusammen. Man kann niemanden dazu zwingen diesen Weg zu gehen und für die Arbeitgeber lohnt es sich damit immer auch Leute einzustellen die sich auf ihre Karriere konzentrieren wollen. Selbst Arbeitgeber gezwungen würde jeden gegen den Willen frei zugeben sobald ein Kind da ist wäre das nicht umzusetzen. Dann stellt man eben eher Leute ein die Single sind und in nächster Zeit keine Famile planen. Also selbst in dem Fall wird man Karriere Menschen immer noch bevorugen. Am Ende sind eben immer die Menschen ganz oben die bereit dafür sind andere Aspekte daür zu opfern oder zumindest deutlich unterzuordnen.

Im Prinzip wird an der Stelle vom Feministen versucht hohe Ambitionen mit wenig Aufwand und Risiko in Einklang zu bringen. Das dies nicht geht spielt keine Rolle und hält schon gar nicht davon ab den Staat dahin zu drängen. Im Bestenfall wird jemand anders den Preis dafür zahlen entweder der Staat selbst oder sogar wieder Frauen. Vor ein paar Monaten wurde tatsächlich gefordert, dass man während der Periode frei bekommen soll. Sicher sehr praktisch für viele Damen, nur dass dies dann ein Grund sein kann warum ein Arbeitgeber lieber Männer einstellt wird dabei wieder natürlich nicht berücksichtigt.

Da hat er meiner Meinung nach recht. Es werden im Feminismus beständig die Konsequenzen bestimmten Verhaltens ausgeblendet und statt dessen ein Idealzustand entworfen, in dem man aus ideologischen Gründen keine Konsequenzen haben darf.

Alex ergänzte darunter:

Sieht für mich sehr stark nach dem Nirvanatrugschluss (Nirvana fallacy) aus.”

Oder einfach: Utopie. Der Oberphilosoph denkt sich die perfekte Ordung aus, nach der alles läuft. Eine Ideologie beschreibt den paradisischen Zustand, der eintreten wird, wenn alle den Vorschriften Folge leisten. Nur so kann man dem Jammertal der Existenz (dem Sansara oder dem Patriarchat) entkommen bzw. dem göttlichen Zorn für das Verharren in der gottlosen Ordnung.

“Aber Feminismus wird hier so dargestellt als ob er jeden die Eierlegende Wollmilchsau Nachhause liefert würde.”

Im Rahmen des Feminismus wird doch tatsächlich alles versprochen, gar nicht selten sogar Straffreiheit (kein Gefängnis für Frauen).

“Man kann niemanden dazu zwingen diesen Weg zu gehen ….”

Doch kann man. Das wurde regelmässig von den verschiedensten Staaten versucht. Die Erfahrung zeigt, dass die utopischen Ideale auch tatsächlich durchgesetzt werden, von den Gläubigen, sobald sie die Macht und die Mittel dazu haben.
Dabei spielt die Absurdität der Vorstellungen, die Utopie zu erreichen, offenbar keine Rolle für den Erfolg der Umsetzung solcher Ideen.

“Sicher sehr praktisch für viele Damen, nur dass dies dann ein Grund sein kann warum ein Arbeitgeber lieber Männer einstellt wird dabei wieder natürlich nicht berücksichtigt.”

So läuft das immer. Die vermeintlichen Vorteile sind so teuer erkauft, dass am Ende wieder ideologisches Futter draus gemacht wird. Der Feminismus arbeitet de facto auf jegliche Benachteiligung von Frauen hin. Und das macht auch Sinn für ihn, denn dann kann er wieder auftrumpfen und den universellen Sündenbock verantwortlich machen, das “Patriarchat”.
Wenn es irgendwas gibt, was wirklich diesem “Patriarchat” nahe kommt, dann ist es der Feminismus selbst. Er redet also beständig und ausschliesslich über sich selbst…

 

Das ist in der Tat ein weiterer Vorteil: Bei einem idealen Zustand, der nie erreicht werden kann, kann man auch nie wirklich wiederlegt werden. Genau wie beim Kommunismus ist es nie ein Fehler des Systems, sondern ein Fehler des konkreten Ereignisses und weil sich die Leute nicht genug eingesetzt haben.

Weil der Idealzustand feststeht und dessen Unerreichbarkeit nie eingestanden wird, kann ein Rückschlag nur daran liegen, dass die Kräfte dagegen zu stark waren und man sich mehr anstrengen muss.