Laurie Penny, die „Fuck Zone“ und „gute Männer sind wie Einhörner“

Laurie Penny hat einen Anti-Valentins-Rant verfasst, den ich in Auszügen sehr interessant finde:

It’s not that I didn’t get upset and frustrated. There were times when I badly wanted a partner, and for much of that time, I felt like I had to choose between having one and being my best self. That self, the self that was dedicated to writing, travelling and doing politics, that had many outside interests and more intense friendships, was not something men seemed to value or desire—at least not in that way. I don’t mean to suggest that I don’t also have gigantic, awkward flaws that make me largely unbearable to be with—just that boys rarely stuck around long enough to find that out. Plenty of them were perfectly happy to sleep with me, but after a little while, when I became a real person to them, when it became more than just sex, they turned mean or walked away.

Finde ich vor dem Hintergrund erstaunlich, dass sie erkennbar nur von sich selbst ausgeht und in keiner Weise darüber nachdenkt, wie sie wohl auf Männer wirkt und was diese an ihr interessant finden könnten. Das Männer ihren Erfolg und ihre politischen Interessen nicht interessant finden ist wenig verwunderlich, wenn sie Aussagen wie

Romantic love is a systemic lie designed to manipulate women into lifelong emotional labour. But I still get butterflies sometimes.

macht oder wenn sie es als Zumutung und zum Schweigen bringen empfindet, wenn man aus Rücksicht auf die Männer nicht mehr sagen darf, dass Männer nun einmal Frauen unterdrücken

These days, before we talk about misogyny, women are increasingly being asked to modify our language so we don’t hurt men’s feelings. Don’t say, “Men oppress women” – that’s sexism, as bad as any sexism women ever have to handle, possibly worse. Instead, say, “Some men oppress women.” Whatever you do, don’t generalise. That’s something men do. Not all men – just somemen.
This type of semantic squabbling is a very effective way of getting women to shut up. After all, most of us grew up learning that being a good girl was all about putting other people’s feelings ahead of our own. We aren’t supposed to say what we think if there’s a chance it might upset somebody else or, worse, make them angry. So we stifle our speech with apologies, caveats and soothing sounds. We reassure our friends and loved ones that “you’re not one of those men who hate women”.
Welcher Mann sehnt sich bei einer derartigen Frau nicht nach einer langen Beziehung?
Es scheint also als würde Laurie weniger in die Friendzone und eher in die Fuckzone kommen. Dazu schrieb ich mal:

Häufig kann es aber genau so gut sein, dass gerade in der Konstellation Mann-Frau auch hier die Attraction nicht hinreichend hoch ist. Er kann sich vorstellen, mit ihr zu schlafen, aber er will sich nicht dauerhaft an sie binden und dafür andere Frauen aufgeben. Sie ist sozusagen schön genug für Sex, aber nicht schön genug für eine Beziehung. Eine andere Variante ist: Sie wäre zwar gut genug aussehend für eine Beziehung, aber ihre Art und Persönlichkeit sind nicht nach seinem Geschmack, so dass er zwar kurze Zeit Sex mit ihr haben kann, ansonsten aber an ihr nicht interessiert ist.

Wer zu häufig in der Fuckzone landet, der sollte gerade als Frau die Auswahl seiner Männer beachten: Es spricht dann einiges dafür, dass die jeweilige Frau zu hoch rangeht oder zu nervig ist für die Klasse der Männer, die sie auswählt. Wenn man gut aussieht, dann ist es eben ein Persönlichkeitsproblem, also quasi im Komfortbereich zu verorten.

Da scheint mir bei Laurie Penny auf jedenfalls die Persönlichkeit ein größeres Problem zu sein, je nach dem welche Männer sie sich aussucht könnte auch Schönheit ein Problem sein.

Laurie Penny

Laurie Penny

 Sie scheint nicht die eigentlich hinreichend bekannte Tatsache zu verstehen, dass Männer Casual Sex aufgrund des stärkeren Sexualtriebs so ziemlich mit jeder für sie einigermaßen passablen Frau haben und das nichts weiter über daraus hinausgehendes Interesse aussagt. Sie scheint auch darunter zu leiden, dass die Männer sie nur für Sex benutzen und darüber hinaus kein weitergehendes Interesse an ihr haben. Sie scheint sich aber nicht bewußt zu machen, warum die Männer es nicht mit ihr aushalten, bis sie „ihre eigentlichen Charakterfehler erkennen können“. Sie scheint also schlicht keinerlei Reflextionsvermögen diesbezüglich zu haben oder aber ihre innere mentale Barriere ist zu stark um sich das bewußt machen zu können.

Auch diese Stelle fand ich interessant:

Nothing frustrates me so much as watching young women at the start of their lives wasting years in succession on lacklustre, unappreciative, boring child-men who were only ever looking for a magic girl to show off to their friends, a girl who would in private be both surrogate mother and sex partner. I’ve been that girl. It’s no fun being that girl. That girl doesn’t get to have the kind of adventures you really ought to be having in your teens and twenties. It’s not that her dreams and plans don’t matter, but they always matter slightly less than the boy’s, because that’s what boys are taught to expect—that their girlfriend is there to play a supporting role in their life.

Das klingt als wolle sie gleichzeitig „echte Männer“, was ich bei Feministinnen immer lustig finde. Gleichzeitig scheint mir hier auch eine gewisse intrasexuelle Konkurrenz durchzuschimmern: Diese „Magischen Mädchen, mit denen man bei seinen Freunden angeben kann“ dürften ja üblicherweise hübsch sein. Es ist eine gewisse Form von „diese anderen Frauen biedern sich bei den Jungs an, indem sie sie umsorgen und für Sex zur Verfügung stehen, statt unabhängig und abenteuerlustig zu sein wie ich“.

Wie wenig sie den Partnermarkt versteht zeigt sich dann auch daran, dass sie meint, dass Männer die Frauen nur als mit „einer Unterstützungsrolle ausgestattet“ ansehen. Die meisten Männer dürften eher sehr bemüht um eine Freundin sein und ihre Beziehung als durchaus sehr wesentlich ansehen.

Dazu passt auch diese Stelle:

Today, whatever else we are, women are still taught that we have failed if we are not loved by men. I’ve lost count of the men who seem to believe that the trump card they hold in any debate is “but you’re unattractive”. “But I wouldn’t date you.” How we feel about them doesn’t matter. Young women are meant to prioritise men’s romantic approval, and young men often struggle to imagine a world in which we might have other priorities.

Mir scheint, sie ist wirklich unfähig eine andere Perspektive als die eigene, geschweige denn eine männliche Perspektive, einzunehmen. Für sie ist es wahrscheinlich unvorstellbar, dass beide Geschlechter regelmäßig danach bewertet werden, wie attraktiv sie für das andere Geschlecht sind und das Beleidigungen üblicherweise gerade den Partnerwert betreffen. Natürlich hören auch Männer häufig, dass sie „keine abbekommen würden“, sie werden als „Wichser“ bezeichnet, sie fühlen sich schlecht, wenn ihre Freunde Freundinnen haben und sie nicht. Und natürlich ist „du bist unattraktive“ oder „ich würde keine Beziehung mit dir wollen“ eine gern genommene Beleidigung, weil sie eben gerade wenn sie von Männern kommt, die mit nahezu jeder Frau schlafen würden, den Partnerwert nachhaltig abspricht. Frauen können damit weitaus weniger beleidigen, weil es ihr Default-Zustand ist: Sie wollen per se nicht mit den meisten Männern schlafen. Ein Mann muss erst besonders gut aussehen oder sich besonders um sie bemüht haben, damit dies der Fall ist. Es ist der Grund, warum man in Bars und Clubs „Ladies Nights“ hat und keine „Boys Nights“: Wenn man Frauen einen Grund gibt in den Klub zu kommen, dann hat man damit den Männern einen Grund gegeben, in den Klub zu kommen. Ihre Vorstellung, dass es dabei dann darum geht, dass Männer Frauen „romantisch bestätigen“, ist aus dieser Sicht eher lebensfremd.

Ich kann mir aber vorstellen, dass es ein wunderbarer Selbstschutz ist: Männer beuten einen in einer Beziehung eben nur aus, sie erwarten, dass sie der Mittelpunkt sind, andere Frauen sind doof genug, das zu machen, aber Laurie eben nicht! Sie lässt sich nicht von den Männern unterdrücken und erlebt lieber Abenteuer!

Vielleicht ist Laurie Penny also auch Feministin, weil sie einfach nicht damit zurecht kommt, dass sie bei Männern nicht ankommt und verarbeitet das auf diese Weise.

Sie führt weiter aus:

“In patriarchal culture,” as bell hooks observes in All About Love: New Visions, “men are especially inclined to see love as something they should receive without expending effort. More often than not they do not want to do the work that love demands.”

Es ist lustig, dass sie sich oben davon freisagt, dass man als Frau Arbeit in die Liebe stecken sollte und anscheinend nicht bereit ist, dafür etwas zu tun und gleichzeitig den Männern vorhält, dass sie ihrerseits nichts tun.

Es erscheint mir angesichts dessen, dass üblicherweise der Mann in der Beziehungsanbahnung weitaus mehr machen muss als die Frau, auch eine typisch unrealistische Verfälschung der tatsächlichen Abläufe. Und auch in einer Beziehung sind es häufig genug die Männer, die versuchen müssen ihre Frau glücklich zu bekommen: Wie gut eine Beziehung läuft bewertet sich eben danach, wie glücklich die Frau ist (A happy wife, a happy life„). Das sich die Männer dabei nicht um Laurie bemühen kann durchaus sein.

Laurie meckert weiter:

 Even the very best and sweetest of men have too often been raised with the expectation that once a woman is in their lives romantically, they will no longer have to do most of the basic chores involved in taking care of themselves. When I’ve spoken critically about this monolithic ideal of romantic love in the past, most of the pushback I’ve received has been from men, some of it violent, and no wonder. Men usually have far more to gain from this sort of traditional arrangement. Men are allowed to think of romantic love as a feeling, an experience, a gift that they expect to be given as a reward for being their awesome selves. That sounds like a great deal to me. I wouldn’t want that challenged.

Puuuh, was für eine verschrobene Sicht. Da sagt sie den Männer Sätze wie

Romantic love is a systemic lie designed to manipulate women into lifelong emotional labour. But I still get butterflies sometimes.

und die widersprechen ihr auch noch! Unvorstellbar, wirklich, die arme Laurie. Dabei ist es doch ganz klar, dass Männer sonst gar nichts machen, sondern sich selbst als Belohnung für alles sehen, während die Frau ackert.

Ich bin weit eher geneigt, dass viele Frauen das Prinzip, dass sie die Belohnung sind, insbesondere ihre gute Laune, weitaus eher umsetzen können als viele Männer

Women, by contrast, learn from an early age that love is work. That in order to be loved, we will need to work hard, and if we want to stay loved we will need to work harder. We take care of people, soothe hurt feelings, organise chaotic lives and care for men who never learned to care for themselves, regardless of whether or not we’re constitutionally suited for such work. We do this because we are told that if we don’t, we will die alone and nobody will find us until an army of cats has eaten all the skin off our faces.

Hier scheint sie die Vorstellung der aufopfernden bürgerlichen Hausfrau, die selbstlos für die Familie werkelt zu beschwören. Immer nur „Care Arbeit“ leistend ohne jemals etwas zurückzubekommen. Und der Mann ist der Pascha im Haus. Und jede Frau die das nicht macht bekommt eben Angst damit gemacht, dass sie einsam stirbt und ihre Katzen sie auffressen.

Natürlich kann man da auch das gegenteilige Bild malen: Der Mann, der sich totarbeitet, damit die Familie gut leben kann, dessen Frau zuhause sitzt und wie Peggy Bundy Fernsehn schaut und Bonbons ist. Man kann dagegen auch das Bild des Mannes stellen, der ganz unter dem Pantoffel seiner Frau steht.

Little boys are told they should “get” girlfriends, but they are not encouraged to seriously consider their future roles as boyfriends and husbands. Coupledom, for men, is not supposed to involve a surrendering of the self, as it is for women. Young men do not worry about how they will achieve a “work-life balance”, nor does the “life” aspect of that equation translate to “partnership and childcare”. When commentators speak of women’s “work-life balance”, they’re not talking about how much time a woman will have, at the end of the day, to work on her memoirs, or travel the world, or spend time with her friends. “Life”, for women, is envisioned as a long trajectory towards marriage. “Life”, for men, is meant to be bigger than that.

Ach, die alte Darstellung, dass es Frauen schwerer haben, weil sie nicht einfach nur auf Arbeit festgelegt sind, sondern eine Wahl haben.

No wonder single girls are stigmatised, expected at every turn to expected to explain their life choices. No wonder spinsterhood is supposed to be the worst fate that can befall a woman. “Spinster” is still an insult, whereas young men get to be fun-loving bachelors, players and studs. There would be serious social consequences if we collectively refused to do the emotional management that being a wife or girlfriend usually involves—so it’s important that we’re bullied into it, made to feel like we’re unworthy and unloveable unless we’re somebody’s girl. Today, we’re even expected to deliver the girlfriend experience in the workplace, as “affective labour”—the daily slog of keeping people happy—becomes a necessary part of the low-waged, customer-facing, service-level jobs in which women and girls are over-represented.

Ist das eigentlich ein „ich bin Single und das darf mir keiner vorwerfen, warum sind alle so gemein zu mir“? Frauen werden bei ihr also in die Beziehung geprügelt, wo sie ausgebeutet werden. Und nur sie widersetzt sich heroisch. Das Frauen einfach so eine Beziehung wollen und das Männer auch genug in diesen machen, dass wird einfach ausgeblendet.

That’s an ideological reason to be single. Now here’s a practical one. The truth is that most men in their teens and twenties have not yet learned to treat women like human beings, and some never do. It’s not entirely their fault. It’s how this culture trains them to behave, and in spite of it all, there are a few decent, kind and progressive young men out there who are looking for truly equal partnerships with women.

 Nein, im Feminismus hassen wir Männer nicht, wir beklagen nur, dass sie Frauen eben nicht als Menschen behandeln können und wir sagen sogar, dass es nicht vollständig ihre Schuld ist. Wir gestehen sogar zu, dass es ein paar ganz wenige Männer gibt, die nicht ganz schlecht sind. Wie kann man nur immer wieder behaupten, der Feminismus habe etwas gegen Männer? Wir halten euch nur vor, dass ihr eben scheiße seid, weil ihr es seid, aber ihr könnt euch ja bessern. Ich wundere mich ja wirklich, warum Männer keine Beziehung mit ihr wollen.

The trouble is that there aren’t enough of them for all the brilliant, beautiful, fiercely compassionate women and girls out there who could really do with someone like that in their lives. Those men are like unicorns. If you meet one, that’s great. You might think you’ve met one already—I’ve often thought so—but evidence and experience suggest that a great many unicorns are, in fact, just horses with unconvincing horns. If you don’t manage to catch a real unicorn, it doesn’t mean there’s anything wrong with you. Either way, you should have a plan B.

„Der Grund warum ich Single bin ist, dass es einfach kaum gute Männer gibt, das kann man mir doch wirklich nicht vorwerfen! Wie Einhörner sind sie, quasi nicht existent. Wirklich, es liegt an den Männern! Nicht daran, dass mich keiner gut genug für etwas ernsteres findet“

Ich finde mit Laurie Penny gewinnt die These, dass Feminismus ein Kampfmittel der intrasexuellen Konkurrenz unter Frauen ist, durchaus an Gewicht.