Kesha, Dr. Luke und Vergewaltigung

Gerade macht wieder ein Fall, in dem es um Vergewaltigung geht, und bei dem vieles unklar ist, die Runde:

Der Spiegel fasst es kurz zusammen:

Es geht um Geld, Sex und schmutzige Vorwürfe. Seit 2014 streitet sich Popstar Kesha vor Gericht mit ihrem Produzenten Lukasz Gottwald, bekannt als „Dr. Luke“.

Die Sängerin möchte ihren Vertrag mit Sony auflösen, der sie zu sechs Alben mit Gottwald verpflichtet. Kesha behauptet, sie könne „nicht mit so einem Monster“ arbeiten. Gottwald habe sie vergewaltigt. Ende voriger Woche schmetterte ein New Yorker Gericht ihren Antrag auf einstweilige Verfügung ab. Der Streit geht in die nächste Runde.

„Ich hatte nie Sex mit ihr“

Jetzt meldete sich Gottwald via Twitter mit einem klaren Statement zu Wort. Er bestreitet die Vorwürfe. „Ich habe Kesha nicht vergewaltigt, und ich hatte nie Sex mit ihr“, schrieb der zweifache Vater. „Kesha und ich waren jahrelang Freunde, sie war für mich wie eine kleine Schwester.“

Bereits zuvor hatten Gottwalds Anwälte Kesha perfides Kalkül vorgeworfen. Die Sängerin verbreite „komplette Lügen, die vorgebracht worden sind, um die Neuverhandlung eines Vertrags und Geld zu erpressen“, hieß es.

Wenn ich es richtig gelesen habe, dann hat ihr Sony bereits mitgeteilt, dass sie sie nicht aus dem Vertragt entlassen, dass sie aber für die Dauer des Vertrages keinen Kontakt mit „Dr. Luke“ haben müsse, es könne alles über andere Personen geregelt werden. Das hat sie abgelehnt, was eben gut dazu passt, dass sie eigentlich aus dem Vertrag raus möchte.

Es gab wohl schon einige Zeit vorher einen Prozess, bei dem die Mutter Dr. Luke vorgeworfen hat, dass sie für die Bulimie der Tochter verantwortlich ist, weil er ihr gesagt hat, dass sie für das Showgeschäft schlanker sein muss und damals bereits ging es wohl auch um sexuelle Handlungen. Damals hat sie allerdings unter Eid ausgesagt, dass da nichts passiert ist:

Sie sagt jetzt, dass sie das damals nur gesagt hat, weil ihr gedroht worden ist, dass man sonst sie und ihre Familie fertig macht und sie nie wieder ein Bein auf den Boden bekommen.

Sie hat jetzt bei Gericht beantragt, das sie aus dem Vertrag rauskommt und das Gericht hat das abgewiesen.
Aus meiner Sicht bei bescheidenden Kenntnissen des Falls vollkommen zurecht: Sie kann anscheinend nichts beweisen und selbst wenn, dann bedeutet das nicht, dass Sony sich das zurechnen lassen muss und auf den Vertrag verzichten muss.

Ich finde allerdings den Fall auch nicht eindeutig: Ich kann mir vorstellen, dass ein hoch angesehener Produzent eine Art „Bewerbungscoach“ praktiziert. Ich kann mir auch vorstellen, dass sich genug Mädchen/Frauen darauf einlassen. Ich kann mir auch vorstellen, dass sie in irgendeiner Form dazu gedrängt werden. Und das man es dann irgendwie abhakt oder zumindest denkt, dass man jetzt das Schwein durchaus zur Verantwortung ziehen kann.

Ich kann mir auch vorstellen, dass man darauf gesetzt hat, dass er da schon irgendwie klein beigibt, obwohl nichts passiert ist, einfach weil es so ein brisantes Thema ist, das er es loswerden will.

Das ganze wird noch aufgebauscht, weil weibliche Stars sich soldidarisieren:

Swift schenkte ihr spontan 250.000 Dollar. Lady Gaga und Kelly Clarkson sendeten Solidaritätsadressen.

Im Blog „Lenny Letter“ meldete sich nun US-Schauspielerin Lena Dunham („Girls“) zu Wort – mit einem eindringlichen Essay: „Ich fühlte mich krank, als ich das Ergebnis vor Gericht mitbekam“, schrieb die 29-Jährige. Es gehe um viel mehr als allein um Kesha.

Mangelnder Schutz vor Peinigern

„Der Fall Kesha zeigt die Art und Weise, wie das amerikanische Rechtssystem Frauen verletzt.“ Die Justiz scheitere daran, Frauen vor Männern zu schützen, die aus ihrer Sicht Vergewaltiger sind.

Zugleich attackierte Dunham den Musikriesen Sony, der hinter Gottwald steht. „Tatsache ist, Kesha wird nie ein ärztliches Attest haben. Sie wird nie ein Videoband haben, das uns zeigt, wie Gottwald sie bedrohte und beschämte.“

Kesha werde nie beweisen können, über ihre Aussage hinaus, dass sie sich unsicher fühle, wenn sie mit Gottwald arbeiten müsse. Dennoch sei ihr nicht verständlich, schrieb Dunham, dass Sony auf der Kooperation von Kesha und Gottwald bestehe.

Und Dunham machte klar, dass die Unterstützerinnen von Kesha sehr sicher sind in ihrer Haltung. Sie hätten keine Angst davor, ihren Job und ihren Ruf zu verlieren.

Was dabei immer vergessen wird: Er kann auch kein Video vorlegen, dass er sich vorbildlich verhalten hat, er wird also auch auf ewig mit dem Vorwurf leben müssen, da es kaum endgültig aufzuklären ist. Aber hier kommt natürlich der Gedanke, dass eine Frau darüber niemals lügen würde und sich jeder mit ihr solidarisieren muss, zum tragen.