„Ich habe das Recht nicht belästigt zu werden“

In einer Diskussion oder einem Blogbeitrag, ganz sicher wo bin ich mir nicht mehr, meinte eine Feministin, dass sie das Recht darauf hätte nicht belästigt zu werden.

Sie hielt mir vor, dass es ca 8.000 Vergewaltigungen pro Jahr in Deutschland gäbe. Ich erwiderte, dass auf 42 Millionen Frauen gerechnet ja nur eine relative Zahl sei.

Was mich zu der Frage brachte, ab welcher Zahl von Vergewaltigungen, aber welchem Grad von Sicherheit denn ein gewisses Sicherheitsgefühl vorhanden wäre.

Kann man Null verlangen? Es ist aus meiner Sicht eine Zahl, die nicht erreichbar ist. Selbst wenn man alle Männer täglich in ein feministisch geführtes Privilegienhinterfragungs- und allgemeines „Teach Men not to rape“ Seminar schicken würde, wären noch ein paar Verrückte da, an denen das vollkommen vorbeigehen würde, die vielleicht sogar eher auf Ideen gebracht werden würden.

Sicherheit ist in der heutigen Zeit im wesentlichen etwas, bei dem man die Balance zwischen den Rechten des Einzelnen und dem Schutz der Allgemeinheit finden muss. Man kann jeden Mensch mit einem Mikrochip ausstatten, der seinen Aufenthaltsort weitergibt, seine Biofunktionen überwacht oder ihm eine Stirnbandkamera oder ein Google-Glas mit automatischer Aufzeichnung und Einsichtrecht der Polizei umschnallen. Oder man schafft die lästige Unschuldsvermutung in dem Bereich ab. Aber hat dann eben Unschuldige im Gefängnis und keinen Schutz gegen staatliche Willkür mehr.

So würde sicherlich einiges mehr aufklärbar und anzeigbar sein. Aber es geht eben gleichfalls in den privaten Bereich.

Auf dieser Idee aufbauend hat natürlich jeder das Recht, nicht belästigt zu werden. Aber ob man dieses umsetzen kann ist eben eine andere Frage. Das ist bei anderen Rechten nicht anders: Man hat beispielsweise das Eigentumsrecht. Dennoch gibt es Diebe oder Leute, die einen anderweitig um sein Eigentum bringen wollen.

Demnach muss man sich, wenn man sich über Zahlen aufregt, zunächst die folgenden Fragen stellen:

  • Sind die Zahlen relativ gesehen hoch?
  • Wie könnte man die Zahlen niedriger ausfallen lassen und ist das tatsächlich ein wirksames Mittel bzw. stehen die dafür aufgegebenen Rechte im Verhältnis zu dem, was man dafür bekommt?

Der Radikalfeministische Standpunkt wäre wohl „wenn wir keine Rape Culture mehr sind, wenn das Patriarchat besiegt ist, dann geht es zwischen den Geschlechtern ja nicht mehr um Machtfragen, also muss auch niemand mehr sexualisierte Gewalt ausüben, kurz: Es muss einfach jeder Feminist sein, Problem gelöst.“

Meiner Meinung nach handelt es sich nicht um ein wirksames Mittel. Die Interessenlagen würden nach wie vor so bestehen, dass viele Frauen es zu mühsam finden, so etwas anzuzeigen und demnach würden es einige Männer für eine potentielle Strategie halten.

Man kommt insofern wohl dann nicht an einem Überwachungsstaat vorbei, wenn man massiv absenken will.

Selbermach Samstag 172 (30.01.2016)

Welche Themen interessieren euch, welche Studien fandet ihr besonders interessant in der Woche, welche Neuigkeiten gibt es, die interessant für eine Diskussion wären und was beschäftigt euch gerade?

Welche interessanten Artikel gibt es auf euren Blogs? (Schamlose Eigenwerbung ist gerne gesehen!)

Welche Artikel fandet ihr in anderen Blogs besonders lesenswert?

Welches Thema sollte noch im Blog diskutiert werden?

Für das Flüchtlingsthema gibt es andere Blogs

Ich erinnere auch noch mal an Alles Evolution auf Twitter und auf Facebook.

„Die meisten Frauen haben null Probleme mit Männern und die meisten Männer haben null Probleme mit Frauen“

Tom bespricht unter anderem ein paar Tweets von Robin, die ich auch interessant finde:

Das finde ich sehr verständlich. Die Männer um die 35, die Frauen ein paar Jahre jünger, das ist ja eine durchaus häufige Zeit, gerade für Studierte, zum Kinderbekommen. Und wenn die Beziehungen gut laufen, dann blickt man eben positiv in die Zukunft. Man redet über das Kinderkriegen etc. Das sind schöne Themen, bei denen es auch nicht stört, wenn die Bedienung dazu kommt. Es sind Gespräche, die man auch führen kann, wenn nicht so gute Freunde dabei sind, und man wäre in einer solchen Runde, die positiv in die Zukunft blickt, auch ein ziemlicher Grinch, wenn man dann anführt, dass das alles in Unterhaltsforderungen endet.

Gespräche darüber, ob die Freundin einem ein Kind unterschieben will oder bereits untergeschoben hat, über Unterhalt und wie das auch das eigene Leben zurückschlägt, die führt man mit einem guten Freund, so dass er sie hört, man unterbricht das Gespräch, wenn die Kellnerin kommt, weil es etwas privates ist.

Selbst dann werden es die viele Männer vorziehen, dass man da vage bleibt, eine Unterhaltsberechnung am Tisch werden die wenigsten machen. Sie werden eben feststellen, dass dort vieles ungerecht ist, was ja auch zutrifft, sie werden vielleicht darüber klagen, dass sie ihr Kind kaum sehen. Vielleicht werden sie auch anführen, dass es fair gelaufen ist, und die Frau sich anständig verhält. Auch das kommt ja vor.

Ich kenne einige dieser Geschichten aus dem Freundeskreis, wo die Mutter mit dem Kind weit weg gezogen ist, wo die Frau das Trennungsjahr ausgereizt hat, auch den Fall, dass die Frau „plötzlich“ und „aus Versehen“ schwanger geworden ist, hatte ich im Freundeskreis und es wurde entsprechend diskutiert. Ich vermute mal, dass viele Männer auch schon mal ein Erlebnis hatten, wo ihre Periode überfällig war und man überlegte, was man jetzt macht, wenn sie tatsächlich schwanger ist (in meinen Fällen war sie es nicht) und man eine gewisse Hilflosigkeit fühlt.

Das sind aus meiner Sicht natürlich nicht die Themen, die das Männer-Frauen-Verhältnis beherrschen, dass ist eher die Frage „Will er/sie mich?“ und „warum macht er/sie das so oder so“, also allgemeine Alltagsfragen. Und im allgemeinen Leben sind Kinder bekommen, Haus abzahlen und die Sorgen des täglichen Lebens sicherlich auch für viele im Vordergrund stehend.

Das dürfte mit feminstischen Themen nicht anders sein. Auch dort wird die Diskussion „wenn du mit ihm zusammenziehst, dann erhöhst du dein Vergewaltigungsrisiko, denn die meisten Vergewaltigungen passieren in Beziehungen“ weit weniger eine Rolle spielen als „wie richtet ihr die Wohnung ein“ und „wann macht er dir einen Heiratsantrag?“. Auch der Gender Pay Gap wird selten zwischen Frauen in der Bar diskutiert werden und die Privilegierung gerade des weißen, heterosexuellen Mannes und andere Gesichtspunkte der Intersektionalität werden dort ebenso nicht erörtert werden.

Das MGTOW eher eine Randbewegung ist glaube ich auch. Einige Männer haben sicherlich aufgegeben. Andere haben jetzt gerade die Schnauze voll von Beziehungen. Mir ist aber auch noch keiner begegnet, der sich ausdrücklich auf MGTOW berufen hat.

Tatsächlich glaube ich auch, dass die meisten Leute kein Problem mit dem anderen Geschlecht haben. Man frotzelt gern etwas („Typisch Männer – Typisch Frauen“) und verzweifelt sicherlich auch teilweise an dem anderen Geschlecht, aber da für Heteros an sich ja kaum etwas an dem anderen Geschlecht vorbeiführt, hat man es häufig auch gerne um sich. Auch weil eben spätestens Freunde Partner haben, wird sich das kaum vermeiden lassen.

Das ist auch der Grund, warum ich Gruppentheorien, die als Konflikttheorie bzw Nullsummenspiel aufgebaut sind, also wohl alle wesentlichen feministischen Theorien, für nicht geeignet halte. Sie verkennen, dass die meisten Paare kooperative Spiele spielen wollen, auf einen Kooperationsgewinn aus sind.

Viele Frauen haben Probleme mit bestimmten Männern und viele Männer haben Probleme mit bestimmten Frauen, aber das hindert sie häufig nicht, auf der Suche nach dem nächsten Partner zu sein.

Das alles bedeutet aber nicht, dass es nichts zu verbessern gibt. Tom schreibt dazu:

Ich bin es sehr leid, dass Debatten nur noch von den Extrempositionen geführt werden. Meist sind es irgendwelche verbitterten, die einen Sündenbock für ihr Leid brauchen. Und da taugen Männer wie Frauen, Flüchtlinge wie Nazis.
Ich will Ideen. Unsere Gesellschaft hier ist schon eine verdammt gute, aber man kann die durchaus verbessern. Aber da müssen wir endliche einen Mittelweg finden zwischen einem Einheitsbrei und dem Extremflügelkampf.

Also die Suche danach, was man konstruktiv verbesseren kann. Denn selbst wenn die meisten Menschen mit Menschen des anderen Geschlechts kein Problem haben, kann eben das System Ungerechtigkeiten aufweisen, die auf bestimmte Weise ausgenutzt werden können oder zu bestimmten Verhalten verleiten. ZB im Familienrecht. Und es kann sich auch gleichzeitig lohnen Tendenzen, die eine Verschlechterung bedeuten würden, entgegen zu treten, etwas wenn die „Unschuldsvermutung“ Unwort des Jahres sein soll.

In vielen Fällen muss  man über Probleme reden, die den Worst Case betreffen, weil sich dort Ungerechtigkeiten eben am deutlichsten zeigen bzw zu einem Machtungleichgewicht führen, was eine konstruktivere Lösung verhindert. Das sind eben Fälle wie Unterhalt, Sorgerecht, Umgang etc.

Es ist schön für alle, wenn sich möglichst wenig Leute darüber in Kneipen unterhalten müssen. Aber das macht Diskussionen darüber nicht unnötig.

„Frauen sind wie Kinder, man sollte sie auch so behandeln“

Es ist eine These, die im radikalen Maskulismus oder auch allgemein als Frauenfeindlichkeit ab und zu immer mal wieder auftaucht und die hier gerade von LH formuliert worden ist:

Das ganze Problem ist, dass Ihr so so gerne Frauen/Feministinnen wie gleichberechtigte, erwachsene Menschen sehen wollt. Sie sind es offensichtlich nicht, wie lange muss der Feminismus noch versuchen das Offensichtliche zu beweisen?

Ich schrieb dazu:

Natürlich sind Frauen gleichberechtigte erwachsene Menschen. Und da willst du ernsthaft darüber diskutieren, dass du ein schlimmer Misogynist bist?

Schoppe schrieb etwas umfassender, als Reaktion auf LH:

Das ist tatsächlich ein ganz wesentlicher Unterschied verschiedener Weisen der Kritik am Feminismus. Die eine Kritik, Deine, zielt darauf ab, dass die Idee einer Gleichberechtigung von Frauen und Männern illusionär sei und dass Frauen als vollwertige erwachsene Menschen nicht anerkannt werden können. Die andere Kritik, meine und auch die anderer hier, zielt ganz im Gegensatz dazu darauf ab, dass Feministinnen den richtigen Anspruch auf Gleichberechtigung durch ihre Politik konterkarieren.

Aus meiner Sicht lebst Du mit Deiner Position gleichsam in direkter Nachbarschaft mit Feministinnen wie Wizorek und co. – gleich nebenan, nur dass es zwischen Euren Wohnungen halt keine Türen gibt. Gemeinsam ist Euch aber eine infantilisierende Darstellung von Frauen. Diese Positionen haben überhaupt keine vernünftige Perspektive.

Die Abwertung von Frauen als Kinder ist sicherlich ein einfaches Mittel, um sich besser zu stellen, vermutlich gefällt es deswegen einigen. Es ist aber mit der Realität schwer in Einklang zu bringen. Frauen schneiden im Gegensatz zu Kindern in Intelligenztests und bei der Verteilung nicht schlechter ab. Auch ansonsten herrscht in Beziehungen keineswegs das Machtgefälle, wie man es bei einem Kind als Gegenspieler erwarten würde – im Gegenteil, in den meisten Familien haben die Frauen durchaus viel zu sagen. Man kann übrigens auch kaum eine Theorie wie „Die Frauen beuten uns Männer aus“ mit „Frauen sind wie Kinder“ in Einklang bringen, was mir in radikaleren Kreisen auch eine gern genommene verbundene These zu sein scheint.

Es ist also aus meiner Sicht ein Ausdruck von Frauenfeindlichkeit, der ihnen in der Tat einen niedrigeren Status, eine geringere Wertschätzung als Mensch, zuspricht. Es ist daher auch nicht mit meiner Sichtweise auf die Geschlechter vereinbar. Es ist eher ein Zeichen von einem Radikalismus, den ich zutiefst ablehne.

Die Vorteile der Position einer bürgerlichen Hausfrau reklamieren, ohne die Institution der bürgerlichen Hausfrau anzuerkennen

Schoppe schreibt in einem interessanten Kommentar:

Ich finde Laurie Pennys Position ein grandioses Beispiel. „Du profitierst emotional von mir, ich profitiere aber nicht von Dir – diesen Negativ-Saldo hast Du bitteschön auszugleichen, und zwar mit Geld.“ Das Ganze dann auch noch verallgemeinert auf das Verhältnis von Männern und Frauen generell: Pennys narzisstische Durchgeknalltheit ist m. E. ein Resultat der Tatsache, dass sie Vorteile der Position einer bürgerlichen Hausfrau reklamieren möchte, ohne die Institution der bürgerlichen Hausfrau anzuerkennen. „Allein schon dafür, dass ich – wie auch immer – zu einer Beziehung mit Dir bereit bin, steht mir eine Versorgungsleistung deinerseits zu.“

Das ist für mich auch die beste Definition des heutigen Feminismus: Er ist ein Versuch, die Vorteile der bürgerlichen Hausfrau zu konservieren in einer sozialen Situation, in der die Institution der bürgerlichen Hausfrau sich überlebt hat und dysfunktional geworden ist.

Sie hat sich überlebt, weil einerseits eine hochindustrialisierte Industriegesellschaft es sich gar nicht leisten kann, eine große Gruppe von – womöglich hoch gebildeten – Menschen pauschal vom Arbeitsmarkt auszuschließen, und das auch noch nach dem für diesen Markt weitgehend irrelevanten Kriterium der Geschlechtszugehörigkeit.

Sie hat sich auch deshalb überlebt, weil die Hausarbeit in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch technische Neuerungen deutlich einfacher und unaufwändiger geworden ist, so dass sie in aller Regel kein Full-Time-Job mehr sein muss.

Zudem leben wir weder in großer Ressourcenknappheit noch unter beständiger kriegerischer Bedrohung, und der größte Teil der Arbeit ist körperlich nur begrenzt anstrengend: Eine prinzipielle Arbeitsteilung der Geschlechter ist nun dysfunktional, in der Männer beliebig disponibel sein müssen (im Extremfall auch für das Verheizen auf Schlachtfeldern), um Frauen damit einen halbwegs sicheren häuslichen Bereich freizusperren.
Wie Paare das für sich selbst entscheiden, bleibt ja immer noch ihnen überlassen – aber als allgemeine Institution, gar gesetzlich verankert (insbesondere im Kindschafts- und Unterhaltsrecht), ist diese Arbeitsteilung der Geschlechter nicht mehr zu vertreten.

Der heutige Feminismus ist weitgehend ein Rettungsversuch, schon getrieben von dem heimlichen Wissen, dass das, was gerettet werden soll, überhaupt nicht zu retten ist. Die Rede von der „emotionalen Arbeit“ oder auch die verwandte der „Care-Arbeit“ bestimmt „Arbeit“ auf eine Weise, die eben NICHT über den Arbeitsmarkt vermittelt ist. Es geht nicht darum, sich marktgerecht zu überlegen: „Was kann ich tun, das anderen so nützt, dass sie mich dafür bezahlen?“ Im Gegenteil: „Wie kann ich andere dazu bringen, mich für das zu bezahlen, was ich eh immer schon mache?“

Natürlich betrifft dieses Schema nicht nur das Gerede von Care- oder emotionaler Arbeit. Auch die #ausnahmslos-Kampagne war ja ein bemerkenswert schamloses Beispiel dafür, wie von Seiten heutiger Feministinnen ein erhebliches soziales Problem genutzt wird, um Ansprüche auf öffentlich finanzierte Posten zu lancieren – ohne auch nur zwei Sekunden lang einen Gedanken daran zu verschwenden, wie denn das Problem dadurch ansatzweise gelöst werden könnte. Insgesamt habe ich immer ein sehr unwirkliches Gefühl, wenn Netz-Feministinnen wie Jasna Strick oder Yasmina Banaszczuk mit einem Gestus des Beleidigtseins einfordern, für ihre Arbeit bezahlt zu werden. Anne Wizorek, immerhin, bekommt das bemerkenswert gut hin.

Möglicherweise lässt sich das weitgehend für die Gender-Studies verallgemeinern. Auch deren öffentliche Verteidigungen lassen jedenfalls mit großer Regelmäßigkeit die Frage aus, welche Leistungen diese Studien denn eigentlich bisher erbracht haben, sondern fordern schlicht Unterstützung ein – weil die Gegner schließlich skrupellose Reaktionäre seien.

Auch in dieser Fiktion, Frauen seien einer allgemeinen gesellschaftlichen Feindschaft ausgeliefert, hält sich der Anspruch der bürgerlichen Hausfrau, vor den Unbillen der Welt geschützt zu werden. Anstatt zu fragen, ob nicht Männer ähnlichen Schwierigkeiten ausgesetzt sind, wird jegliche Unannehmlichkeit als Ausdruck von spezifisch frauenfeindlichen, diskriminierenden Strukturen interpretiert. Dabei macht es, wie in dem berühmten Hollaback-Video, auch keinen Unterschied, ob ein Mann eine Frau ernsthaft belästigt oder ihr nur einen guten Tag wünscht.

Im Anspruch auf Safe Spaces hält sich so der Anspruch auf einen häuslichen Bereich, der vor den Härten der Welt geschützt ist. Anstatt sich um einen öffentlichen Raum zu bemühen, der für ÄLLE Beteiligten sicher ist, geht es hier sichere Bereiche, die für einige Privilegierte abgesperrt sind.

Die Frauenquote wirkt nicht anders. Auch hier geht es darum, dass eine Frau im Wettbewerb besonderen Schutz erhält – und auch hier profitieren nur sehr wenige Privilegierte. Das Gerede vom Gender-Pay-Gap mündet ebenso in einem solchen Schutz-Anspruch. Ein geringeres Verdienst wird nicht etwa als Resultat ungünstiger Entscheidungen vieler Frauen am Arbeitsmarkt betrachtet (etwa überproportional für Studiengänge, die weit über Bedarf hinaus ausbilden), sondern als spezifische frauenfeindliche Diskriminierung, die ausgeglichen werden muss.

Auch die Zusammenhänge mit der Ungleichheit von Frauen und Männern im Familienrecht werden dabei natürlich geleugnet. Frauen haben immer noch die Möglichkeit, durch eine Trennung von Kind und Mann auch gegen den ausdrücklichen Willen des Mannes eine Situation zu erzwingen, in der allein die Frau für das Kind sorgt und der Mann für die finanzielle Versorgung von Kind UND Frau zuständig ist.

Natürlich lassen sich die Beispiele fortsetzen, aber ich glaube, es reicht schon. Katastrophal allerdings ist es, dass ausgerechnet Parteien, die sich irgendwie als „links“ verstehen, heute auch rituell feministisch sind. Die Funktion, die von der damit verbundenen Konservierung einer klassischen bürgerlichen Frauenrolle heute erfüllt wird, ist ausgesprochen irrational. Offenbar ist der Glaube wichtig, „Frau“ stünde für ein irgendwie besseres, irgendwie weniger entfremdetes Menschsein, das sich den Marktgesetzen entziehen kann.

Dabei mussten sich für diese Position traditionell nicht nur die bürgerlichen Ehemänner umso stärker dem Markt aussetzen, sondern vor allem auch die große Mehrzahl der Männer UND Frauen, die zwangsläufig zuarbeiteten, damit die bürgerliche Geschlechterordnung überhaupt möglich wurde. Der heutige Feminismus ist daher nicht nur reaktionär, sondern konserviert auch Ausbeutungsverhältnisse – auch Verhältnisse der Ausbeutung von Frauen.

So setzen sich heute auch vor allem liberale Ökonomen wie Piketty oder Stiglitz mit den Härten von Marktprozessen auseinander, mit den Gründen und den Konsequenzen immer größerer Ungleichheit – während linke Parteien sich aus solchen Debatten zurückgezogen haben und statt dessen auf die immense emanzipatorische Bedeutung von Frauenquoten und Unisextoiletten konzentrieren.

Dafür, wie es möglich ist, solch einen reaktionären Blödsinn als progressive Politik zu verkaufen, ist Penny ein tolles Beispiel. Entschuldigung also für den überlangen Kommentar – mir fiel halt viel dazu ein….

Da stecken aus meiner Sicht interessante Gedanken drin:

  • Die Opferhaltung des Feminismus, die auf jeden Bereich ausdehnbar ist: Ihr beutet uns aus, in allen Bereichen, selbst Liebe ist Ausbeutung, selbst Kinder sind Ausbeutung.
  • Die Unfähigkeit im Feminismus, die Perspektive eines männlichen Subjekts einzunehmen und sich zu fragen, was vielleicht aus Sicht von Männern „emotionale Arbeit“ sein könnte
  • Der Rechtfertigungsdrang: „Wir machen bereits genug, es wird uns nur nicht bezahlt“, der hier übersteigert wird, bis nahezu alles Ausgleichspflichtig zugunsten der Frau ist und eine Schuld der Männer besteht
  • Das Arbeiten mit unscharfen Begriffen zur Erreichung dieses Ziels: Emotionale Arbeit kann nahezu alles sein, es ist eine unglaublich flexible Betrachtung, die sich wie Schoppe richtig darstellt, von jeder Wirtschaftlichkeit gelöst hat
  • Die Selbstüberhöhung: Wir machen wichtige Arbeit, die muss entlohnt werden (auch wenn nur wir sie als wichtige Arbeit wahrnehmen)

Zu letzeren gibt es auch einen schönen Comic bei Dogs n Cats, der auf einem tatsächlichen Verhalten von Twitterfeministinnen beruht:

 

feministischer Twitter Streik

feministischer Twitter Streik

Das für die allermeisten Leute ihre Erklärungen und Anschuldigungen schlicht nichts wert sind scheint in dem dortigen Denken gar nicht vorzukommen.

Ich weiß gar nicht ob man den Umweg über die bürgerliche Hausfrau gehen muss. Die Position des Feminismus an sich ist relativ losgelöst davon. Man kann das auch schlicht als „Freiheit zu tun was man will und das darf keine negativen Konsequenzen haben, die Wertigkeit des Tuns soll sich aus der subjektiven Tätigkeit des Handelnden ergeben (solange sie nicht als Privilegierte handelt)“ beschreiben.

Emotionale Arbeit

Im „Selbermach Samstag“ wurde ein wirklich hinreißend dämlicher Tweet von Laurie Penny gepostet und aus diesem entstand eine Diskussion über „emotionale Arbeit“

Die Theorie im Feminismus ist dabei, dass Frauen die emotionale Arbeit in allen Bereichen der Gesellschaft aufgehalst wird, und das meist unbezahlt.

Dass kann bei der Betreuung der Kinder anfangen, beim Herrichten des Heims, beim Pflegen von Verwandten, beim „Dasein“ für Freunde und Bekannte.

Hier ein paar weitere Beispiele aus dem Feminismus:

In einer patriarchischen Gesellschaft fällt emotionale Arbeit tendenziell Frauen zu, und diese Situation ist keine Ausnahme. Es ist anstrengend, eine Umgebung zu ignorieren, in der du überall zu spüren kriegst, dass du nicht dazugehörst. Es ist Aufwand, die kognitive Dissonanz, dass Menschen eine Sache sagen aber eine andere Sache tun, unter einen Hut zu bringen. Wenn also ein Typ sagt „sieh darüber hinweg“, und „sei nicht so sensibel“, dann verlangt er im Klartext, dass Frauen (oder andere ohne Cis- oder männliche Privilegien) seine Arbeit für ihn machen.

In einem Reddit-Kommentar wurde ein Typ als „creepy“ bezeichnet; seine Antwort war, dass alle, die seine Kommentare lesen, annehmen sollen, dass es nicht seine Intention ist, creepy zu sein. Das ist ein Beispiel für den dreisten Anspruch, dass andere die eigene emotionale Arbeit machen sollen: Er sagt, dass er nicht daran arbeiten will, nicht creepy zu klingen (oder sich selbst zu bilden, damit er uncreepy kommunizieren kann). Statt dass eine Person einfach uncreepy schreibt, verlangt er, dass jede Person, die seine Sachen liest, ihren „Creepiness“ Alarm ausschaltet und sich die Arbeit macht, eine uncreepy Interpretation zu finden.

Es wäre eigentlich ein gutes Beispiel für klassische weibliche Unterverantwortlichkeit (Female Hypoagency) und männliche Hyperverantwortlichkeit (Male Hyperagency). Sie muss nur ihre Gefühle äußern und wenn die Unwohlsein ausdrücken, dann muss er eben daran arbeiten, dass sie diese Gefühle in Zukunft nicht mehr hat. Die Verteidigung, dass sie ihn falsch versteht, wird direkt als Aufbürdung von emotionaler Arbeit gesehen.

Oder Laurie Penny über Prostitution:

Frauen haben schon immer Emotionalität und Intimität verkauft. Sehen Sie sich die typischen Frauenjobs an. Und es wird mehr: Wir sollen uns mit unserer ganzen Persönlichkeit unserem Arbeitgeber zur Verfügung stellen. Wir alle verkaufen immer mal wieder Gefühle.(…) Die Sexarbeiterin wird aus der Gesellschaft ausgeschlossen, weil die promiske Frau ausgeschlossen werden muss. Denn sie stellt das Patriarchat infrage. Emotionale Arbeit der Frauen ist in unserer Gesellschaft nur dann gut, wenn sie unbezahlt ist: Männer und Kinder lieben und all diese Liebesdienste an ihnen verrichten.

Frauen, die Prostituierte ablehnen, haben dann wahrscheinlich wieder nur Sexismus internalisiert. Vergessen wird dabei vielleicht auch, dass die emotionale Arbeit selten unbezahlt ist, denn die Frau, die zB die Kinder betreut oder Verwandte pflegt, wird in dieser Zeit häufig finanziell von einem Mann ausgehalten. Sind sie verheiratet geht ihre Nichterwerbstätigkeit auch bei der Rente und auch bei einer Scheidung deutlich zu seinen Lasten.

Anscheinend ist da bei einigen Feministinnen aber bei Beziehungen die Vorstellung verbreitet, dass dort die Frau nur die emotionale Arbeit für den Mann macht, der dabei nichts zurückgibt.

Dazu schrieb Only me:

Die Vorstellung, dass in erster Linie die Frau emotionale Arbeit mit dem Mann hat widerspricht dermaßen konsequent meinen Erfahrungen, dass ich mich jedes Mal frage, wie jemand so was behaupten kann, ohne rot zu werden.

Aber es gibt ja auch die Möglichkeit, dass meine Erfahrungen (Er hört ihr stundenlang zu, streckenweise lediglich aus einer Art Gefühl von Verpflichtung, behält aber seine Sachen für sich, da sie ja eh schon so viel Probleme hat) nicht repräsentativ sind.

Wie ist es denn hier bei den Männern, die eine dauerhafte Partnerin haben? Verbringt ihr mehr Zeit damit, dass sie erzählen ihren Alltag verarbeitet oder damit, dass ihr erzählend euren Alltag verarbeitet?

Und David ergänzte:

keine Sorge, du bist völlig normal. 😉

Ich erlebe das in meinem Bekannten- wie auch Patientenkreis nahezu nie anders. Es wird zumindest hauptsächlich IHR (Arbeits-)Alltag besprochen, fast ausschließlich wiederum IHRE Probleme, Unsicherheiten, Ängste, Sorgen (Vorsicht, hier einen Ausgleich schaffen zu wollen, dürfte meist schwer ins Auge gehen!).

Sollte mann ihr allerdings nicht übel nehmen, sondern schlicht als serienmäßige Grundausstattung akzeptieren.

Die wirkliche “emotionale Arbeit” besteht aber darin, all die Projektionen, plötzlichen Stimmungswechsel, Wutanfälle und sonstiges Drama aufzufangen, auszugleichen, zu erden, sprich: IHRE Emotionen zu regulieren.
Das macht für den Mann, vor allem die weniger Dauerstress-Resistenten, wahrscheinlich durchaus das eine oder andere Jahr des Life expectancy gaps aus.

Habe schon einige Studien und Vorträge gesehen, die dies nahe legen (beziffern kann man es sicher nicht so leicht).

Man kann das schon lernen. “emotionale Arbeit” bleibt es aber allemal.

 

Dass scheint mir auch durchaus ein häufiger Fall zu sein: Der Mann, der darum bemüht ist, dass seine Frau zufrieden ist. Nicht umsonst ist die Zufriedenheit der Frau ein wichtigeres Anzeichen dafür, wie die Beziehung läuft. Er kommt damit zurecht, wenn er gestresst ist, aber wenn die Frau unglücklich ist, dann geht es eben bergab. Männer sind auch eher geneigt in einer Beziehung zuzustimmen als einen langen Streit zu führen. (Natürlich könnte man auch das als Verlagerung der emotionalen Arbeit auf die Frau ansehen, denn sie will ja die Konflikte austragen und klären und der Mann drückt sich davor).

Wie bewertet ihr den Anteil von Männern und Frauen an emotionaler Arbeit?

AfD und männliche und weibliche Wähler

Gerade machte die Mitteilung die Runde (oder kam erst jetzt bei mir an) das die AfD fast nur von Männern gewählt wird:

In einem Artikel in der Welt heißt es:

Die Alternative für Deutschland (AfD) legt in der bundesweiten Wählergunst weiter zu. Auch im Sonntagstrend, den Emnid wöchentlich für die „Bild am Sonntag“ erhebt, kommt die Partei nun erstmals auf zehn Prozent (plus ein Prozentpunkt) und wird damit zur drittstärksten Kraft.

Die AfD findet dabei derzeit fast ausschließlich Zuspruch bei Männern. Während nur zwei Prozent der wahlberechtigten Frauen AfD wählen würden, sind es bei den männlichen Bundesbürgern 17 Prozent.

17% der Männer, da wird mir erst einmal schlecht. Einer Partei, die sich so deutlich am rechten Rand bewegt. Die aus meiner Sicht in keiner Weise fähig ist, tatsächliche Politik zu machen. Was zieht da die Wähler, und da insbesondere die Männer an?

In der Wikipedia heißt es zur Wählerschaft:

Bei der Bundestagswahl 2013 wurde die AfD nach den Ergebnissen einer repräsentativen Wahlstatistik deutlich öfter von Männern als von Frauen gewählt. Den größten Zuspruch hatte die Partei in der Berufsgruppe der Arbeiter erfahren. Zudem wählten viele ehemalige Anhänger von FDP und Linke die AfD. 60 % der AfD-Wähler gaben an, nicht aus Überzeugung, sondern aus Enttäuschung über die anderen Parteien die AfD gewählt zu haben.

Das 60% nur aus Enttäuschung wählen ist ja immerhin schon etwas. Aber ja auch nicht wirklich eine so schlaue Wahl.

Die im Juni 2014 veröffentlichte achte Mitte-Studie der Universität Leipzig zu rechtsextremen Einstellungen in Deutschland befragte 2432 Personen, von denen 52 Personen angaben, sie würden bei einer anstehenden Bundestagswahl AfD wählen. Davon vertraten 26 (50 %) gemäß Einstufungsmuster der Mitte-Studie ausländerfeindliche, 15 (29 %) chauvinistische (überheblich nationalistische) und 7 (13 %) antisemitische Ansichten. Sie lagen bei diesen Einzelpositionen jeweils an zweiter Stelle hinter den Anhängern rechtsextremer Parteien. In einer von der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftungin Auftrag gegebenen und im November 2014 veröffentlichten Umfrage gaben 68 von 1915 Personen an, bei einer anstehenden Bundestagswahl AfD wählen zu wollen. Davon stimmten gemäß Einstufungsmuster der Umfrage überdurchschnittlich viele chauvinistischen (41 %), ausländerfeindlichen (16 %) und den Nationalsozialismus verharmlosenden (14 %) Aussagen zu.[158]

Das sind nicht wirklich viele Personen, keine Ahnung ob das so repräsentativ ist. Es wären insbesondere auch deutlich weniger als die Voraussagen hergeben. ich vermute mal Protestwähler sind zurückhaltender in solchen Umfragen.

Laut einer im Juni 2014 veröffentlichten Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Forsa unterscheidet sich die Anhängerschaft der AfD deutlich von der rechtsextremer Parteien. So stammen AfD-Anhänger eher aus der Ober- und Mittelschicht mit relativ hohem Einkommen und entsprechend hoher Schulbildung. Gemeinsam sei beiden Gruppen ein geringes Vertrauen in die Kompetenz der im Bundestag vertretenen Parteien, eine pessimistische Wirtschaftserwartung und ein überdurchschnittlicher Anteil an Konfessionslosen und Männern. Insbesondere Angestellte und Rentner fänden Gefallen am Kurs der AfD, Selbständige, Beamte und Arbeiter in der Wählerschaft eher weniger. In ihrer Selbsteinschätzung verorten sich 55 % der AfD-Sympathisanten in der politischen Mitte, 28 % rechts und 17 % links.[159]

Wie man als eher linker Mensch AfD wählen kann ist mir ein Rätsel.

Zu Inhalten wird auch etwas gesagt:

Basierend auf einer Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach beschrieb Renate Köcher die AfD im Oktober 2014 als eine Partei, in der sich Wähler sammelten, denen die europäische Integration zu weit gehe und die Zuwanderung teilweise Unbehagen bereite. Die Gemeinschaftswährung und die europäische Ebene würden von AfD-Anhängern kritischer als vom Bevölkerungsdurchschnitt gesehen. Die Anhänger sähen in der EU ein Risiko für den Wohlstand Deutschlands, empfänden sie als schwerfällig und befürchteten, nationale Charakteristika gingen in ihr verloren. Dagegen spielten das Friedensthema und der große gemeinsame Wirtschaftsraum eine geringere Rolle als im Bevölkerungsdurchschnitt. Für AfD-Anhänger sei zudem wichtig, dass die AfD den Konsens der übrigen Parteien durchbreche. Viele sähen eine Partei, die sich deutlich von anderen Parteien unterscheide, Positionen vertrete, die in der Bevölkerung weit verbreitet seien, eine Lücke im Parteienspektrum einnehme und frischen Wind in die Politik bringe. Als Parteiziele sähen die Anhänger, die Zuwanderung zu begrenzen, härtere Asylgesetze anzustreben, den Euro abzuschaffen, die Bedeutung der europäischen Ebene zurückzudrängen und die nationalen Interessen entschiedener zu vertreten. Gleichzeitig sähen sie die AfD aber auch als Anwalt für mehr Bürgerbeteiligung, innere Sicherheit, Reformen, soziale Gerechtigkeit und die Interessen der Wirtschaft und des Mittelstandes. Fast drei Viertel der Anhänger glaubten, die AfD habe die besten Zukunftskonzepte aller Parteien. Nur bei den Unionsparteien sei das Vertrauen der Anhänger in ihre Partei ähnlich groß.

Das die EU eine Verwaltungsreform braucht, dass würde ich ja durchaus unterstreichen. Auch, dass da eine Menge Müll gemacht wird und sie anfällig für Korruption und Postengeschacher ist. Aber ich hätte meine erheblichen Zweifel, dass die AfD da eine vernünftige Reform durchführen kann, dazu sind sie entschieden zu unprofessionell und der Anteil nationaler Ideen dort zu groß

In einer im Oktober 2015 veröffentlichten repräsentativen Umfrage des Institutes Infratest dimap im Auftrag der ARD gaben 6 % der Befragten an, die AfD wählen zu wollen (vgl. Sonntagsumfrage). 95 % der AfD-Anhänger waren unzufrieden mit der Regierung (zufrieden: 5 %); der schlechteste Wert aller abgefragten Parteien. Die Folgen der Zuwanderung wurde von 93 % der AfD-Anhänger als eher nachteilig bewertet (eher Vorteile: 1 %) und 79 % sprachen sich für eine Lockerung der Russland-Sanktionen aus (Sanktionen beibehalten: 21 %).[161] In einer weiteren Umfrage desselben Institutes vom November 2015 sprach sich eine Mehrheit von 93 % für die „Einrichtung von Transitzonen an den Grenzen aus“ (dagegen: 5 %) und 83 % zeigten sehr großes bzw. großes Verständnis für Pegida (wenig/gar kein Verständnis: 12 %). In der Sonntagsfrage gaben 8 % an, die AfD wählen zu wollen (davon: Westdeutschland 7%, Ostdeutschland 12 %).[162] Die Zuwächse der AfD gegenüber der Bundestagswahl 2013 speisen sich insbesondere aus ehemaligen Wählern der Union (950.000 Wähler), der SPD (250.000 Wähler) und der Linkspartei (250.000 Wähler).

Das Flüchtlingsthema scheint die AfD also weiter nach oben zu bringen. Und macht damit gleichzeitig eine große Koalition wahrscheinlicher, denn von den übrigen Parteien wird keine mit der AdF eine Koalition gründen wollen. Die nächste Bundestagswahl kommt aber erst 2017, auch wenn dazwischen noch einige Landtage gewählt werden. Ich vermute mal, dass viele in den Parteien in der Hinsicht mit den Geschehnissen der Silvesternacht eine gute Gelegenheit sehen, wählerwirksame Aktionen zu starten. Dies wiederum dürfte dann eher zu Ungunsten der AdF ausfallen, da es ihnen Protestwähler abgräbt.

Aber man wird sehen, wie es weiter geht. Für die Landtagswahlen dürften ihnen die Wähler noch einige Sitze bescheren. Aber gerade bei Oppositionsparteien ist das nicht unbedingt gut: Werden sie zu normal und können in der praktischen Arbeit nichts erreichen, dann sind die Protestwähler auch enttäuscht.

Deren Leitlinien klingen in Teilen ja durchaus vernünftig. Sie sind entsprechend formuliert, wie man es von politischen Parteien erwartet. Alles klingt sauber.

Ich greife mal die für die Themen des Blogs vielleicht interessanteren Themen heraus:

Die AfD strebt die Gleichberechtigung der Geschlechter an und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin. Die AfD lehnt aber geschlechtsbezogene Quoten im Berufsleben und eine Politik, die auf die Aufhebung der Geschlechteridentitäten zielt, ab. Allein Eignung, Befähigung und Leistung dürfen Entscheidungskriterien sein. Die AfD steht für Chancengleichheit, nicht für Ergebnisgleichheit.

Das dürfte hier auf offene Ohren stoßen und klingt soweit auch nicht schlecht. Allerdings bin ich bei der Umsetzung sehr skeptisch. Ich vermute da eher sehr konservative Vorstellungen von Geschlechterrollen.

5. Wir halten die Meinungsfreiheit – innerhalb der Grenzen einer freiheitlich demokratischen Grundordnung – und somit eine offene Diskussionskultur für eines der wichtigsten Güter der Gesellschaft. Wir wenden uns mit Nachdruck gegen zunehmend verbreitete Tendenzen selbsternannter Gesinnungswächter, Andersdenkende einzuschüchtern oder gesellschaftlich auszugrenzen. Die AfD setzt sich dafür ein, dass auch Religionskritik der Meinungsfreiheit unterliegt. Wir treten dafür ein, dass auch Auffassungen, die abseits vom Meinungskorridor der etablierten Parteien liegen, angemessen in der Berichterstattung der Medien Platz finden. Die Freiheit der Medien darf nie eingeschränkt werden.

Auch dagegen kann man wenig sagen. Leider gibt mir die Überschneidung mit den undifferenzierten „Lügenpresse“ schreiern dann wieder weniger Hoffnung.

14. Nicht nur aus Gründen der Nachhaltigkeit sorgen wir uns um die negative Bevölkerungsentwicklung unseres Landes. Für die Alternative für Deutschland sind eine kinder- und elternfreundliche Familienpolitik, die Förderung der Vereinbarkeit von Kindererziehung, sozialem Leben und Beruf, und die stärkere Förderung von Familien mit Kindern deshalb von entscheidender Bedeutung. Die Alternative für Deutschland möchte junge Menschen ermutigen, eine Familie zu gründen und sie setzt sich für eine familien- und kinderfreundliche Gesetzgebung ein. Die AfD steht für eine eltern- und kinderfreundliche Politik, die Menschen mit Familien – unabhängig von ihrem Lebensentwurf – so gut wie möglich unterstützt. Die Ehe zwischen Mann und Frau ist familienpolitisch wünschenswert. Da wir demographische Nachhaltigkeit ernst nehmen, bejahen wir die Zuwanderung integrationswilliger und integrationsfähiger Einwanderer nach Deutschland

Das scheint mir eine ähnlich vorsichtige Formulierung wie bei #Ausnahmslos. Soll das eine Abkehr von der „Homo-Ehe“ sein oder nur Förderung von Familien?

Ein Parteiprogramm so zu formulieren, dass man zustimmen kann, ist nicht weiter schwierig. Was ich ansonsten von der AfD gehört habe läßt sie für mich nicht wählbar sein.

Zurück aber zum Ausgangsthema: Warum zieht dieses Programm gerade Männer an? Ist es schlicht der Umstand, dass sich Frauen weniger für die EU als komplexes politisches Thema interessieren? Empfinden die Männer die einwandernden Männer eher als intrasexuelle Konkurrenz, weil eben eine Vielzahl Männer ins Land kommen? Wie würden Frauen wählen, wenn 80% der Flüchtlinge Frauen wären? Sind Männer einfach fremdenfeindlicher? Oder sehen sie eher eine finanzielle Bedrohung, während Frauen das anders bewerten? Sind sie eher Protestwähler und Frauen eher nicht? Was macht die Partei gerade für Männer attraktiv?

Ergänzung: Hier eine Besprechung des AfD-Programms